Es ist schon etwas her: 2018 schaltete die AfD in Hamburg eine Plattform frei, über die Eltern und Schüler Lehrer melden sollten, die„linke Ideologieprogramme an Hamburger Schulen“ verbreiteten. Die Lehrergewerkschaft GEW warf damals der AfD vor, sich Nazi-Methoden zu bedienen.Das störte die AfD in Baden-Württemberg nicht, auch sie schaltete eine entsprechende Petzseite frei.
Was damals für große Aufregung sorgte, ist mittlerweile zum Trend geworden. Denunziationsportale boomen: Bei der Antonio-Amadeu-Stiftung kann man zum Beispiel über die vom Staat geförderte „Meldestelle Antifeminismus“ Menschen verpetzen, die sagen, dass Transfrauen biologisch Männer sind, wie Judith Rahner, die Initiatorin des Portals in der Zeit im Gespräch mit der ehemaligen Familienministerin Kristina Schröder klarstellte:
Schröder: Laut Ihren Definitionen ist man schon transfeindlich, wenn man das Dogma ablehnt, wonach Transfrauen Frauen seien. Wenn man also sagt: Transfrauen sind Menschen, die sich auf der Ebene ihrer Identität als Frauen verstehen, sie bleiben aber biologisch Männer.
Rahner: Ja, das ist ja auch eine transfeindliche Position, weil Sie diesen Menschen damit ihre Identität absprechen.
Mittlerweile sind auch andere Organisationen auf den Zug aufgesprungen: Die schon immer sehr Deutsche Umwelthilfe unterstützt ein Portal, auf dem man Orte melden kann, an denen laute Motorradfahrer gesehen wurden, bei Greenpeace kann man Händler und Gastronomen verpetzen, die gegen die Mehrweg-Angebots-Pflicht verstoßen. Damit wird man dann sogar zur „Meldeheld*in“. Weitere Angebote für Denunzianten werden folgen und es ist nur eine Frage der Zeit, bis Rechtsradikale sich daran erinnern, dass sie ja diejenigen waren, die diesen Trend ursprünglich gesetzt haben.
Viele mögen es nun einmal, Menschen anzuschwärzen die ihm nicht passen. Und das aller widerlichste ist, dass die Denunzianten sich dabei auch noch gut fühlen.