Der BVB ist noch nicht der Gewinner, aber Thomas Tuchel jetzt schon der Verlierer der Saison

Thomas Tuchel, hier noch als Dortmund-Coach. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Der Jubel in Dortmund war am Samstag gleich doppelt groß. Zunächst verlor der FC Bayern München in der Fußball-Bundesliga auswärts gegen Mainz mit 1:3, was dem BVB die in seinem Heimspiel die unerwartete Chance zur Tabellenführung ermöglichte, und dann setzte sich die Borussia am Abend im Westfalenstadion tatsächlich gegen Eintracht Frankfurt mit 4:0 durch und eroberte dadurch am 29. Spieltag Platz eins zurück, den man bei der 2:4-Pleite in München vor wenigen Wochen bei Tuchels-Bayern-Premiere verloren hatte. Damit ist die Chance auf eine Meisterschaft der Schwarzgelben, trotz einer bisher insgesamt durchwachsenen Saison, so groß wie seit Jahren schon nicht mehr.

Doch während in Dortmund längst noch nicht feststeht, ob der BVB am Ende der Saison 2022/23 tatsächlich etwas zu feiern haben wird, oder ob nicht schon am kommenden Wochenende auswärts beim VfL Bochum der nächste Rückschlag folgt, steht der große Verlierer der Spielzeit jetzt schon fest: Es wird Thomas Tuchel sein!

Als sich der FC Bayern Ende März von seinem Trainer Julian Nagelsmann trennte, da sah CEO Oliver Kahn die Saisonziele des Klubs akut gefährdet. Obwohl die Münchener zu diesem Zeitpunkt noch die Chance auf drei Titel hatte, war das Vertrauen in Trainer Nagelsmann nach über Wochen hinweg schwankende Leistungen der Bayern bei der Vereinsführung offenbar dermaßen erschüttert, dass sich der Verein zu einem Trainerwechsel entschied.

Ex-BVB-Coach Thomas Tuchel sollte das schlingernde Schiff von der Isar stabilisieren. Jetzt, keinen Monat später, steht fest, dass genau das Gegenteil eingetreten ist. Dem Aus im DFB-Pokal gegen Freiburg (1:2) folgte das Scheitern in der UEFA Champions League gegen Machester City (0:3 und 1:1). Und auch in der Liga droht den Münchenern der erhoffte Titel jetzt abhanden zu kommen. Der ungeliebte Konkurrent aus Dortmund, über den Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sich in dieser Woche noch öffentlich lustig gemacht hatte, ist am Branchenprimus vorerst wieder vorbeigezogen und gibt sich in diesen Tagen ungewohnt optimistisch, im Mai den ersten Meistertitel seit 2012 ins Ruhrgebiet holen zu können.

Viel übler hätte der Auftakt für Hoffnungsträger Tuchel nicht laufen können. Wie groß sein eigener Anteil am Misserfolg ist, wäre im Detail zu diskutieren. Allzu groß dürfte er nach allgemeiner Einschätzung aber wohl nicht sein. Tuchel scheint die Mission in München unterschätzt zu haben, so ratlos wie er nach der Pleite von Mainz wirkte. Der Scherbenhaufen, der ihm übergeben wurde, hatte offenkundig ein unerwartet großes Ausmaß.

Natürlich haben die Bayern noch immer eine reelle Chance auf den Meistertitel. Dieser BVB war in den vergangenen Wochen selber viel zu unbeständig, um sich nun als Favorit fühlen zu dürfen. Und doch steht jetzt schon fest, dass Tuchel der große Verlierer dieser Geschichte sein wird. Denn eine ‚schnöde‘ Meisterschaft, es wäre die elfte hintereinander, dürfte in München am Ende niemanden wirklich begeistern. Dieser Titel ist bei den Bayern das ‚Mindestziel‘. Um mehr geht es bei den Bayern jetzt nicht mehr. Und selbst dieses Minimum droht unter Tuchel jetzt abhanden zu kommen. Das hätte unter Nagelsmann kaum schlechter laufen können. Bitter für Tuchel!

Aber wie sagt der Volksmund so schön: ‚Augen auf bei der Berufswahl!‘ 😉

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