Als BVB-Trainer Edin Terzic kurz vor dem Start in die Bundesliga-Spielzeit 2023/24 meinte, die Borussia wolle versuchen an die insgesamt starke erste Jahreshälfte 2023 anzuschließen, da wollte er in erster Linie den Frust über die verpasste Meisterschaft im großen Finale vom 27. Mai vergessen machen. Und in der Tat verbesserten sich die Dortmunder nach extrem schwachem Saisonstart nach der WM-Pause ja noch von Platz sechs bis an die Spitze. Doch zum so sehnlichst herbeigesehnten Titel und der Feier am Borsigplatz langte es nach einem bitteren 2:2 am letzten Spieltag im Heimspiel gegen Mainz bekanntlich eben nicht mehr.
Diese bitteren Erinnerungen an den geplatzten Traum wollte Terzic möglichst erfolgreich aus den Köpfen aller im Umfeld verdrängen, als es im August in die neue Runde ging. Ein durchaus nachvollziehbarer Ansatz, das Positive in den Vordergrund zu stellen. Es muss ja weitergehen, das Team muss für einen neuen Anlauf motiviert und eingestellt werden. Nach dem Remis am Freitag gegen Aufsteiger Heidenheim lautet das Fazit vor der ersten Länderspielpause, die jetzt ins Haus steht, in Dortmund jedoch: Der BVB scheint nach einem mageren Sieg und zwei enttäuschenden Unentschieden zum Auftakt in die Saison 2023/24 eher an die unberechenbaren Zeiten und vielen Rückschläge anzuknüpfen, die es in der vergangenen Rückrunde ja durchaus auch gab, und welche letztendlich den Titel genauso gekostet haben, wie der Albtraum gegen Mainz.
Genannt seien hier nur die bitteren Unentschieden in Schalke (2:2), Stuttgart (3:3) und Bochum (1:1)… Weiter muss man da gar nicht im Gedächtnis kramen. Es lag eben längst nicht nur am letzten Spieltag gegen Mainz. Jetzt stellt man fest: Der Vizemeister scheint sich auch in den vergangenen Monaten in keiner Weise weiterentwickelt zu haben, leistet sich jetzt schon seit Jahren (in unschöner Regelmäßigkeit) zu viele Ausrutscher gegen vermeintlich ‚Kleine‘, und wirkt eines Titels zu häufig schlicht nicht würdig.
Als ich mich gestern nach dem Schlusspfiff im Westfalenstadion selber vom gerade Gesehenen noch leicht geschockt einmal in den sozialen Netzwerken umschaute, da fiel mir direkt auf Facebook ein Beitrag des Journalisten Marc Schulte auf, den viele sicherlich durch seine Auftritte als Moderator der WDR-Lokalzeit kennen. Dieser stellte mit Blick auf den von ihm geschätzten Klub, selber offenkundig noch schwer enttäuscht von seiner Borussia, die aus meiner Sicht entscheidenden Fragen:
„Wie oft noch reihenweise eigene Topchancen liegenlassen? Wie oft noch den Gegner zum Toreschießen einladen? Wie oft noch einen völlig überforderten Gegner ins Spiel zurückholen? Wie oft noch diese zwei Gesichter in einem Spiel? Wie oft noch das Glück herausfordern? Wie oft noch so dilettantisch, überheblich und halbherzig? Irgendwann muss da doch mal eine Entwicklung stattfinden…?!“
Ehrlich gesagt, genau diese Fragen habe ich mir während der Begegnung gegen den Aufsteiger aus Heidenheim auch allesamt gestellt.
Der BVB schafft es jetzt schon seit Jahren nicht diese sich ständig wiederholenden Schwächen abzustellen oder zumindest zu reduzieren. Auch nicht unter dem bei den Fans so beliebten Trainer Edin Terzic. Die persönliche Art des Coaches mag in Dortmund sehr gut ankommen, seine Vergangenheit als Fan auf den Tribünen des Westfalenstadions mag ebenfalls für ihn sprechen, doch am Ende wird eben auf dem Platz knallhart abgerechnet. Und dort ist es einfach seit Monaten zu wenig, was da kommt.
Auch unter Coach Terzic gelingt es den Borussen einfach zu selten mal einen wirklich überzeugender Auftritt abzuliefern. Zwar ist nach drei Spieltagen der neuen Saison und einem mageren 1:0-Sieg daraus sportlich natürlich noch nichts verloren, doch wäre bei einem Auftaktprogramm bestehend aus den Duellen mit Köln (1:0), Bochum (1:1) und Heidenheim (2:2) von einem selbsternannten Titelanwärter sicherlich mehr zu erwarten gewesen als magere fünf Punkte. Und mehr als vier magere Tore durfte man sich in den drei Auftritten als BVB-Fan von der so prominent besetzten Offensive wohl auch erhoffen.
Selbst die durch die Verpflichtung von Nationalspieler Niclas Füllkrug am Donnerstag entstandene kleine Euphoriewelle in Dortmund, ebbte durch den zumindest in der zweiten Hälfte peinlichen Auftritt gegen Heidenheim schon am Freitag direkt wieder ab. Füllkrug selber kann da, das sei hier ausdrücklich betont, am allerwenigsten dafür, der hat bisher ja noch nicht einmal vernünftig zusammen mit der Mannschaft trainieren können. Vom Rest des Kaders, und auch vom Trainer, hätten sie in Dortmund aber allesamt garantiert mehr erwartet, als bisher gezeigt. Das Pfeifkonzert am Ende des Spiels gegen Heidenheim sprach ja Bände… Und letztendlich ist der Trainer der Verantwortliche für das Auftreten der Mannschaft.
Nur mal am Rande für den Hinterkopf erwähnt: Es gibt da aktuell noch einen Julian Nagelsmann auf dem Trainermarkt, den sich viele sehr gut auf der Trainerbank der Schwarzgelben vorstellen könnten… 😉