Der BVB sollte lieber Taten als Worte für sich sprechen lassen

Sebastian Kehl. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Am Samstag steigt das von Millionen Fans mit Spannung erwartete Duell zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München im Westfalenstadion. Wie in jedem Jahr ist hier auch das mediale Getöse im Vorfeld des Spiels größer als bei anderen Begegnungen.

Die vergangenen Vergleiche zwischen den Kontrahenten gingen in aus Dortmunder Sicht unschöner Weise regelmäßig an den FC Bayern München. Verbale ‚Aufplusterungen‘ der Schwarzgelben im Vorfeld dieser Vergleiche fielen ihnen zuletzt immer wieder auf die Füße. Gelernt scheint man bei der Borussia daraus bisher trotzdem nicht zu haben.

Der Saisonstart 2023/24 der Dortmunder Profikicker war eher durchwachsen. Zwar ist der BVB in Liga und DFB-Pokal bisher noch immer ungeschlagen, musste sich bis Anfang November nur in der Champions League gegen Paris der Übermacht des Gegners beugen, und zeigte auch am Mittwoch beim 1:0 gegen die TSG Hoffenheim eine solide Leistung, der rechte Glanz mochte bei den Auftritten der Dortmunder bisher aber nur allzu selten aufkommen. Zu Übermut im Lager der Westfalen besteht also, trotz der gestrigen 1:2-Niederlage der Bayern beim 1. FC Saarbrücken, nach wie vor keinerlei Anlass.

Die Erfahrung zeigt zudem, dass die Bayern nach sportlichen Rückschlägen, im nächsten Auftritt häufig umso dominanter und konzentrierter zurückschlagen. Der BVB sollte vor dem Spiel am Samstag also gewarnt sein. Es wird die bisher beste Saisonleistung von Marco Reus und seinen Mitstreitern vonnöten sein, soll der erste Sieg gegen die Bayern in der Liga seit 2018 am Samstag tatsächlich gelingen. Volle Konzentration auf die zu erwartende Herausforderung ist also angesagt.

Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt zudem, dass es für den BVB klüger ist, nicht schon im Vorfeld von möglichen sportlichen Erfolgen zu sprechen. Das ist den Borussen nicht nur vor dem vergeigten Meisterschaftsfinale 2022/23 gegen den FSV Mainz 05 (2:2) nicht gut bekommen. Auch gegen die Münchener, speziell auswärts an der Isar,  kassierte der BVB zuletzt bittere Klatschen, nachdem man sich im Vorfeld eines Duells mit dem Rekordmeister von der Isar auf Augenhöhe wähnte, und öffentlich häufig und offenkundig gerne darüber sprach.

Vor diesem Hintergrund fragt man sich, warum BVB Sportdirektor Sebastian Kehl heute überall mit unnötig offensiven Worten wie „Es ist mal wieder Zeit“ oder „Wir wollen jede Gelegenheit nutzen, sie in direkten Duellen zu schlagen. Besonders zu Hause“ zitiert wird? Dies sind zum einen Plattitüden, zum anderen sind solch offensive Statements unnötig, können sie hinterher doch gegen einen verwendet werden und die Grundlage für reichlich Schadenfreude beim Gegner bilden.

Es stünde den Dortmundern nach den Erfahrungen der Vergangenheit deutlich besser zu Gesicht, wenn sie in diesen Stunden hart und konzentriert arbeiten und die Bayern dann mit eine beeindruckenden Leistung konfrontieren würden, statt das mediale Getöse im Vorfeld unnötig aufzublasen um dann am Ende wieder als kleinlauter Verlierer den Rasen zu verlassen. Vom Reden ist jedenfalls noch keiner Meister geworden.

Erst im Vorjahr holte Coach Terzic am Ende der Spielzeit seine Kampfansage, die er vor Saisonstart über die BVB-Kanäle in die Welt gepustet hatte, wieder unschön ein.

Zu empfehlen wäre den Dortmundern vielmehr eine Taktik nach dem Motto: Erst siegen, dann darüber sprechen!

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