Welches Potenzial im BVB steckt, das haben die Dortmunder am Sonntag eindrucksvoll bewiesen. Mit 6:0 (3:0) fegten die Schwarzgelben den VfL Wolfsburg aus dem Westfalenstadion und schlossen die am Samstag durch das 2:1 der Bayern in Bremen in der Tabelle gerissene Lücke von vier auf wieder nur einen Punkt. Drei Spieltage vor Saisonende 2022/23 ist das Meisterschaftsrennen in der Bundesliga damit nach wie vor offen.
Da fragt man sich als BVB-Fan ja schon zum wiederholten Male, warum das nicht immer so geht. Klar, es können nicht immer solche Kantersiege gelingen. Aber auch in Puncto Leidenschaft und Entschlossenheit wirkten die Dortmunder zuletzt ja nicht immer so 100%ig bei der Sache. Die Folge waren bittere Rückschläge auf Schalke (2:2), in Stuttgart (3:3), oder zuletzt in Bochum (1:1). Rückschläge, die am Ende die Meisterschaft 2023 kosten könnten. An Spiele aus der ersten Saisonhälfte, wie das kuriose 2:3 daheim gegen Bremen, wollen wir hier lieber einmal direkt den Mantel des Schweigens legen.
Da tröstet es nur wenig, dass auch die schier übermächtigen Bayern eine Saison voller Pleiten, Pech und Pannen abliefern. Wie leicht wäre es in diesem Jahr möglich gewesen, die Münchener zum ersten Mal seit 2012 an der Spitze der Liga abzulösen? Noch muss man die Spielzeit nicht zu früh abhaken, was aber einzig der Schwäche der Bayern geschuldet ist und nicht etwa der eigenen Stärke.
Es deutet in diesen Tagen vieles darauf hin, dass es am Ende wieder die Profis vom Rekordmeister sein werden, die die Meisterschale in den Himmel recken dürfen. Das Schlussprogramm der Bayern, die noch zu Hause auf Schalke und Leipzig treffen, bevor ihre Runde auswärts beim 1. FC Köln endet, erscheint machbar. Drei Siege, und die Bayern wären zum elften Mal in Serie Meister. Ausrutscher scheinen möglich, aber in Anbetracht des Restprogramms sind sie doch eher unwahrscheinlich. Und dann? Dann kann der BVB eh nichts machen.
Beim Blick auf die drei finalen Spiele der Saison für die Dortmunder, erscheint es ohnehin unwahrscheinlich, dass die Schwarzgelben alle ihre drei Duelle gewinnen. Und das dürfte die Grundvoraussetzung sein, wenn sie noch Meister werden wollen. Daheim im Westschlager gegen die ‚andere Borussia‘ aus Mönchengladbach, in Augsburg (wo der BVB in den vergangenen Jahren häufig Probleme hatte) und zum Finale im Westfalenstadion gegen die formstarken Mainzer, das sind schon Aufgaben, die nicht ohne Stolperpotenzial sind. Erst recht nicht, wenn man die Inkonstanz der Borussen in den letzten Wochen im Hinterkopf hat und den von jetzt an stetig steigenden Druck im Saisonfinale mit hinzunimmt.
Es wundert daher nicht, dass die große Mehrheit der Leute eher an die Münchener glaubt, als an das zuletzt so wankelmütige Team aus dem Ruhrgebiet, das zwar ein immenses Potenzial hat, auf der anderen Seite aber eben auch immer wieder für eine Blamage gut ist.
Und eines ist für mich jetzt schon klar: Sollte es mit der ersten Meisterschaft des BVB nach der Ära Klopp in diesem Frühjahr nichts werden, dann liegt das nicht etwa an der bitteren Fehlentscheidung von Schiedsrichter Sascha Stegemann neulich in Bochum, die den Borussen einen klaren Elfmeter verwehrte, und damit den verdienten sieg kostete. Dann liegt das an der Mannschaft des BVB selber. Nie war es in den vergangenen Jahren so leicht die Münchener in der Tabelle zu überflügeln. Da sind sich eigentlich alle einig.
Gelingt es den Westfalen auch in dieser Saison am Ende nicht den langersehnten Titel zu uns hier in den Westen zu holen, sollten sie sich an die eigene Nase fassen, und den Grund dafür nicht im Bereich der Verschwörungstheorien suchen, wie ich das in den vergangenen Tagen in meinem eigenen Freundes- und Bekanntenkreis, aber auch in den einschlägigen BVB-Fanforen etc. schon viel zu häufig gehört und gelesen habe.
[…] Der BVB sollte sich nicht als Opfer einer Verschwörung sehen, wenn es in diesem Jahr mit der Meiste… […]