Für den BVB hat sich heute Vormittag eine günstige Gelegenheit ergeben, seine seit Sommer 2017 ins Trudeln geratene Entwicklung kurzfristig endlich wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Der FC Chelsea aus London hat sich überraschend vom FIFA-Welttrainer des Jahres 2021, Thomas Tuchel, getrennt, der dadurch jetzt urplötzlich wieder auf dem Markt verfügbar wäre, um seine 2017 unsanft unterbrochene Aufgabe die Dortmunder zu einem europäischen Top-Verein zu formen zu einem glücklichen Ende führen könnte.
Als Thomas Tuchel nach dem DFB-Pokal-Sieg 2017 in Dortmund ‚vom Hof gejagt‘ wurde, da war das persönliche Verhältnis des Erfolgstrainers zu Klub-Boss Aki Watzke in der Krise. Nach dem Bombenattentat im April hatten sich der Coach und sein Boss dem Vernehmen nach heftig überworfen. Sportlich lief es damals gut. Die Mannschaft der Borussia war auch in den beiden Jahren nach Trainerlegende Jürgen Klopp im Kreise der europäischen Spitzenmannschaften und befand sich in einem Aufbauprozess, dessen Ende noch nicht zu erahnen war.
Tuchel galt seinerzeit als junger, aufstrebender Trainer, der eine starke Persönlichkeit hat und über jede Mange Fachwissen verfügt. Er fühlte sich in Dortmund nach eigener Angabe auch sehr wohl und war vom ‚Gelb‘ der Südtribüne regelrecht ‚angefichst‘, wie er damals in einem Talkshowauftritt offenbarte. Die idealen Voraussetzungen also, um mit dem BVB noch viel mehr zu erreichen.
Leider machten offensichtlich gekränkte Eitelkeiten und scheinbar unnachgiebige Charaktere eine weitere Zusammenarbeit beider Parteien damals unmöglich. Tuchels Erfolgsweg ging danach eindrucksvoll weiter. Er trainierte Paris SG und Chelsea, war mit seinen Teams stets ganz vorne dabei. Zuletzt gewann er 2021 mit den Londonern sogar die Königsklasse auf europäischer Ebene.
Und in Dortmund? Meint man es gut mit den Schwarzgelben, dann stagnierte der Klub seit Tuchels Abgang. Realistischer betrachtet muss man zugeben, dass der Verein sich eher weiter von der nationalen und internationalen Spitze entfernt hat.
Klar, der DFB-Pokalsieg 2021 unter Interimscoach Edin Terzic war ein schönes Trostpflaster für alle, die es mit den Schwarzgelben halten. Aber ansonsten konnten die Übungsleiter Peter Bosz, Peter Stöger, Lucien Favre und Marco Rose die Borussia nicht näher an die Bayern heranführen. Im Gegenteil! Zuletzt war der Meisterschaftskampf öde, der BVB scheiterte in der Champions League-Vorrunde. Die Mannschaft des Revierklubs entwickelte sich kaum weiter, Spieler kamen und gingen meist schnell wieder. Es wurde immer schwerer hier einen echten Plan zu erkennen, wie er einst unter Klopp und Tuchel noch erkennbar war.
Wäre es nicht schön, wenn wir die vergangenen fünf, extrem wechselhaften Jahre einfach streichen könnten und Thomas Tuchel könnte seine 2017 unsanft unterbrochene Mission an diesem Punkt fortsetzen? Im Vergleich zu Edin Terzic ist Tuchel eben lange schon kein Cheftrainer-Lehrling mehr, sondern verfügt auch aus seiner Zeit in Paris und London über jede Menge Erfahrung auf höchstem Niveau. Die kann der unerfahrene Terzic natürlich noch nicht haben. Das könnte sich im Laufe der nächsten Monate noch bitter rächen.
Es mag unpopulär sein in diesen Tagen etwas kritisches über den aktuellen Fan-Liebling Edin Terzic zu schreiben. Von der Vernunft her, und ohne die Sache zu emotional zu betrachten, wäre eine Rückkehr von Trainer Thomas Tuchel nach Dortmund aber sicherlich die vernünftigste Aktion, die die Verantwortlichen in Dortmund jetzt durchführen könnten.
Wenn alle damals Beteiligten ihre persönlichen Vorbehalte endlich überwinden könnten, wäre der frühere Mainzer-Coach im Klubinteresse sicherlich die aktuell erfolgversprechendste Besetzung der Dortmunder Trainerbank.
Robin,
Deine Erwägung ist naheliegend.
Ich würde sie jedoch, wäre ich im BVB “ Verantwortungsträger“ , nicht aufgreifen. Derzeit, so scheint mir, ist Terzic auf gutem Weg, eine erfolgreiche Mannschaft aufzubauen und zu leiten. Es wäre für mich viel zu riskant, diesen Prozess jetzt abzubrechen und mit Tuchel neu zu beginnen.
Der „gute Weg“ kann am Ende der Spielzeit 2022/2023 wieder auf einem Champ.lig-Platz enden -und evtl. im Gegensatz zur vergangenen Spielzeit auch über das seinerzeit frühe Ende in der Champ.lig und im Pokal weitergehen. Ein Anfang ist gemacht.
Robin,
da wir uns bekanntlich in unseren Erwartungen/Ansprüchen an den BVB unterscheiden -sh. „Konkurrenz zum FCB im Kampf um die Meisterschaft“, könnte das ein Grund dafür sein, daß wir in Sachen BVB-Trainer Tuchel statt Terzic unterschiedliche Meinungen haben.
Der BVB wird sie auch nicht aufgreifen, Walter! Dessen bin ich mir völlig bewusst. Das Zeitfenster dafür einen Mann von der Klasse Tuchels bekommen zu können wird jedoch nur sehr klein sein. Deshalb wollte ich die Diskussion über dieses Blog hier zumindest mal anschieben. Ich finde es halt sehr schade, dass sich der BVB seit Tuchels Abschied aus Dortmund 2017 in keinster Weise näher an die Spitze heranentwickelt hat und stattdessen im Wettbewerb mit den anderen ‚Großen‘ inzwischen soweit zurückgefallen ist, dass er mit einem relativen Nobody auf der Trainerbank antritt und im Sturm einen Notnagel aufbieten muss. Das ist (aus unterschiedlichen Gründen) sehr schade und weit weg von den Ansprüchen, den der Verein noch vor rund fünf Jahren an sich selber hatte, als man sich in der europäischen Spitze etablieren wollte….. Und daran ändert eben auch leider die Tatsache nichts, dass Terzic ein netter Kerl zu sein scheint.
Welche Meriten hatte Klopp denn, als er zum BNB kam? Die Vereinsführung braucht auch Mut, den Ruhrbarone offensichtlich nicht haben.
@Ralf Manderscheidt: Ihr Vergleich mit dem BVB von 2008, als man Klopp holte, hinkt leider total. Damals war der Verein im grauen Mittelfeld der Bundesliga, hatte vergleichsweise wenig Geld und musste nicht sofort liefern. Klopp brauchte ja auch ein paar Jahre um mit dem BVB zu wachsen. Die Zeit hat man in Dortmund inzwischen längst nicht mehr. Das hat ja zuletzt auch die Trennung von Marco Rose gezeigt. Das ist grundsätzlich logisch, zumal man ja vor ein paar Jahren auch schon weiter war (mit der Hochzeit zwischen 2011 und 2017). Die Ansprüche sind inzwischen deutlich höher als 2008. Das sollten sie zumindest meiner Meinung nach auch sein. Vergleicht man die Situation von 2008 nämlich mit der von jetzt, so wie sie, dann hat man diesen Rückfall der letzten Jahre, den ich oben ja auch moniert habe, ja scheinbar schon längst akzeptiert. Das mag ich nicht tun. Ich hoffe doch stark, dass wir mit dem BVB in Kürze nicht wirklich wieder auf dem Stand von 2008 anfangen müssen und die vergangenen 14 Jahre damit dann leider vergeblich gewesen wären….
Diese Gedankenspiele hätten dann eine minimale Chance, wenn Watzke gefeuert würde, dies sehe ich aber z.Zt. nicht.
@Robert Müser: Richtig. Zumindest zurücktreten wollte er ja angeblich schon einmal. Wer weiß…. 😉
@Rolf Manderscheidt Klopp hatte aus einem mittelmäßigen Zweitligisten einen angesehenen Bundesligisten gemacht. Das ist mehr „Merite“ als rinen Pokalsieg mit den Münchener Bauern zu holen. Unvergessen ist mir auch sein Verhalten als die SGE in allerletzter Sekunde 2003 die Mainzer noch vom 3.Platz verdrängte. Dafür machte er einzig seine Elf verantwortlich,die „nur“ 4:1 in Braunschweig gewann.Chancen hatten die Mainzer genug,um doppelt so hoch zu gewinnen. Die Bilder aus Braunschweig,wo die Mainzer auf das Ergebnis aus FFM warteten und Klopp seine tieftraurige Mannschaft tröstete, waren großes Kino.
@Robin Patzwaldt: Jede Mannschaft braucht Zeit, um zusammenzuwachsen. Und jeder Trainer braucht Zeit, um die Mannschaft zu formen. Wer diese Zeit nicht investiert, verliert.
Und Rose ist ein Blender. Sein Fussball ist total langweilig und vorhersehbar. Und Tuchel ist an Arroganz oder Selbstherrlichkeit kaum zu überbieten. Es war ein Fehler, die beiden zu holen – und alle können froh sein, dass sie Geschichte sind.
was für ein Unsinn, tauchen halt sich nicht länger als 2 oder 3 Jahre bei einem Verein
Watzke zurück treten?? Seid ihr noch ganz sauber? Wer hat den BVB denn aus der Scheiße geholt und groß gemacht!? Watzke muß Chef bleiben
@Mattek-73:
„Wer hat den BVB denn aus der Scheiße geholt und groß gemacht!?“
Hieß der nicht Rauball? 😉
Robin ich bin voll auf deiner Seite und würde Tuchel auch sofort zurück holen.
Wohin die Entwicklung mit Terzic geht, sieht man allzu gut. Rose war schon eine Katastrophe. Es tut mir zwar Leid für Edin, aber er ist vollkommen unfähig den BVB wieder zu einem Spitzenteam zu machen. Diejenigen, die Terzic hier in Schutz nehmen, werden selbst bald froh sein, wenn er abgelöst wird. Dortmund spielt so einen schlechten Fußball, wie schon lange nicht mehr. Da kann man Terzic noch so lange Zeit geben, er ist nicht fähig das zu ändern. Wenn Sammer, Kehl und Watzke auch nur den Hauch von Vernunft haben, werden sie alles daran setzen und Tuchel zurückholen. Mit Terzic jedenfalls wird der BVB weiter abstürzen.
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