Beim BVB diskutieren sie in diesen Tagen in erster Linie die Zukunft der beiden Dortmunder Ikonen Marco Reus und Mats Hummels. Die Verträge der beiden Routiniers hatten ein Enddatum im Sommer 2023. Reus hat sein Arbeitspapier inzwischen zu reduzierten Bezügen um ein Jahr verlängert. Die Zukunft von Hummels bei den Schwarzgelben ist derzeit noch offen. Eine Entscheidung hat der Spieler offenkundig noch nicht getroffen. Der Klub hat sein Interesse an einer Verlängerung der Zusammenarbeit schon vor einiger Zeit bekundet. Ein Abgang von Hummels nach der laufenden Saison erscheint daher nicht unwahrscheinlich.
Abgesehen davon, dass ich persönlich es grundsätzlich lieber gesehen hätte, wenn Hummels an der Strobelallee verlängert hätte und Reus am Ende der Spielzeit gegangen wäre, einfach weil Hummels aus meiner Sicht sportlich noch deutlich wertvoller und auch ehrgeiziger erscheint als Reus, bringen einen diese Diskussionen rund um die alternden Kicker, die auf der Zukunft nach einem gelungenen Karriereende sind, auf ein ganz anderes Thema: Warum sollte der BVB im Sommer eigentlich nicht Thomas Müller vom FC Bayern München verpflichten?
Müller wird in München derzeit nicht mehr so häufig in der Startelf berücksichtigt, wie er es gerne sehen würde. Seine Situation an der Isar ist der der beiden alternden BVB-Stars also gar nicht so unähnlich. Auch Müller steht derzeit vor der Frage, ob er seinem Verein in einer neuen, deutlich kleineren Rolle die Treue hält, oder aber ob er noch einmal eine neue sportliche Herausforderung sucht.
Zwar läuft Müllers Vertrag bei den Bayern noch über den Sommer hinaus, doch einen unzufriedenen Star, dessen persönliche Situation auch in den Medien weiterhin für viel Unruhe sorgen könnte, werden sich der Rekordmeister kaum länger leisten wollen, als unbedingt nötig. Müller hätte also sicherlich die Möglichkeit zur neuen Spielzeit im August woanders anzuheuern, wenn es das denn möchte.
Und in ihm brennt, da kann man sich in seinem Falle absolut sicher sein, auch noch das notwendige Feuer, um in Zukunft großes zu erreichen. Was spräche also dagegen, dass er seinen Karriereherbst in Dortmund verbringt, außer ein paar anfangs ungewohnte Empfindungen bei den Fans?
Fest steht, Müller ist ein absoluter Siegertyp, ein Spieler mit Unmengen an Erfahrung, Charakter und Führungsstärke. Genau daran hapert es bei den Schwarzgelben seit Jahren. Ähnlich wie Niklas Süle im vergangenen Sommer, könnte Müller in ein paar Wochen von einen Top-Team der Bundeliga zum anderen wechseln.
Beim BVB hätte er vermutlich wieder deutlich mehr Spielzeit als aktuell bei den Bayern, er könnte in einem jungen, aufstrebenden Kader ein absoluter Leader sein und zum Abschluss seiner Karriere noch einmal versuchen außerhalb seiner sportlichen Heimat Erfolge einzufahren. Ihm traue ich sportlich jedenfalls noch einiges mehr zu als einem Marco Reus, dessen Leistungen, auch durch sein immenses Verletzungspech, im BVB-Kader seit Jahren nachlassen und der auch in seiner Rolle als Kapitän umstritten ist. Reus ist eben, im Gegensatz zu Müller, kein echter Teamleader.
Ihn in Dortmund zu halten war eine emotionale, aber durchaus nachvollziehbare Entscheidung. Eine solche zu treffen ist gut für die Atmosphäre in der Stadt und im Kader. Dankbarkeit erlebt man im Profifußball selten. Sportlich vorteilhafter aber wäre sicherlich eine Verpflichtung von Thomas Müller für den BVB.
Aber dazu müssten in Dortmund wohl einige über ihren Schatten springen. Man darf gespannt sein, ob sich die Beteiligten, ähnlich wie im Fall Süle, am Ende trauen werden einen solchen Schritt zu gehen. Ein großes Risiko gingen beide Seiten dabei sicherlich nicht ein.
Der BVB und auch Müller könnten von einer zukünftigen Zusammenarbeit bei einer rationalen Betrachtungsweise nur profitieren, so gewöhnungsbedürftig das auf der emotionalen Seite vielleicht auch anfangs noch wirken möge.