Der DFB sollte nach dem Rücktritt von Oliver Bierhoff die Chance auf einen echten Neuanfang nutzen!

Ist der Deutsche Fußball am Ende? Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Es war eine Nachricht, die am Montagabend für viel Aufsehen in Fußballdeutschland sorgte. DFB-Direktor Oliver Bierhoff zog aus dem abermals schwachen Auftreten der DFB-Elf bei einem großen Turnier die Konsequenzen und trat nach 18 Jahren in Diensten des Verbandes von sich aus zurück.

Unmittelbar nach dem Ausscheiden bei der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2002 in Katar hatte er dafür noch keine Gründe gesehen, wirkte in ersten Statements sehr unkritisch seinem eigenen Anteil am Scheitern Deutschlands gegenüber.

In den Tagen danach rückte der Manager jedoch immer mehr in den Fokus der Diskussionen. Zuletzt war sogar öffentlich über seine Entmachtung spekuliert worden. Dieser kam Bierhoff nun durch seinen Rückzug zuvor. So behält er die Deutungshoheit an der Geschichte. Ein respektabler, aber eben kein wirklich ehrenvoller Abschied.

Umso überraschender, mit welch salbungsvollen Worten der Abgang Bierhoffs von einigen prominenten Zeitgenossen der Fußballszene jetzt gesehen wird. Bundestrainer Hansi Flick wird beispielweise mit folgenden Worten zitiert: „Wir hatten als gemeinsames Ziel das Projekt EM 2024 in Deutschland. Dabei stand für Oliver immer und ausschließlich das Wohl der Nationalmannschaft, des DFB und des deutschen Fußballs im Mittelpunkt.“

Ex-Nationalspiele Per Mertesacker meinte: „Er hat viel mehr gemacht als viele wahrscheinlich denken. Er war einer, der immer versucht hat, alle Spieler zu integrieren, zu helfen, dabei zu sein. Er hat viel vorangetrieben, auch mit der neuen Akademie. Ich finde es sehr traurig.“

Sogar Ex-Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) mischte sich via Twitter in die laufende Debatte ein, indem er schrieb: „Der deutsche Fußball hat Oliver Bierhoff sehr viel zu verdanken. Pflichtbewusst und unprätentiös hielt er den Laden zusammen. Im Scheinwerferlicht standen die anderen. Sein geradliniges Beispiel sollte auch anderen Vorbild sein.“

Da muss man sich als langjähriger Beobachter der Entwicklungen beim DFB schon sehr wundern. Kaum kritische Gedanken zu Bierhoff, obwohl dieser in den vergangenen Jahren für unzählige Negativschlagzeilen sorgte. Auch hier im Blog der Ruhrbarone haben wir immer wieder über Bierhoffs Arbeit diskutiert. Häufig mit einem kritischen Unterton.

Zwar hat der Ex-Nationalspieler Bierhoff zweifelsohne auch Verdienste um den deutschen Fußball, seit er als Funktionär aktiv war, doch überwiegen im Rückblick die Aspekte und Entwicklungen, die viele Fans am aktuellen Zustand der Nationalmannschaft und den DFB kritisieren.

Insbesondere nach dem Gewinn des WM-Titels 2014 in Brasilien hat Bierhoff zweifelsohne viele Fehler gemacht, vermittelte teilweise den Eindruck, dass er von einem Fettnapf in den nächsten wankte. Den Fans fiel es immer schwerer sich mit ‚Der Mannschaft‘ zu identifizieren. Länderspiele waren auch vor Corona kaum noch ausverkauft, der DFB musste in kleinere Stadien wechseln. Öffentliche Trainingseinheiten wurden  eine Rarität, häufig war auch das Krisenmanagement unter Bierhoff mangelhaft. Die Errichtung der DFB-Akademie in Frankfurt, Bierhoffs Steckenpferd, ging ebenfalls alles andere als glatt über die Bühne.

Schon vor dem Turnier in Katar konnte man daher  gut und gerne auf die Idee kommen, dass es auf Bierhoffs Position zu einem Neuanfang kommen sollte. Nach dem peinlichen Vorrunden-Aus in Katar erst recht. Wenn ein Neuanfang, dann jetzt!

Logisch, dass Bierhoff, der den bereits nach dem frühen Scheitern bei der WM in Russland 2018 vollmundig angekündigten, aber nie wirklich umgesetzten Neuanfang, zu verantworten hat, bei vielen in der Kritik stand. Die schwindende Identifikation der Fußballfans hatte zu großen Teilen eben auch mit der Person Bierhoff zu tun. Zu viel Kommerz und zu viel elitäres Gehabe auf der einen, aber wenig zu wenig Fan-Nähe und Identifikation mit dem Team auf der anderen Seite. Viel schlimmer kann eine Bilanz eines Fußballfunktionärs nicht ausfallen.

Jetzt ist der Weg endlich für einen echten, kritischen Neuanfang frei. Der DFB sollte ihn nutzen. Ob in der Person von Mathias Sammer, wie aktuell vielerorts spekuliert wird, oder aber in Person eines anderen kritischen Begleiter der Entwicklungen der vergangenen Jahre, wird sich in den kommenden Tagen zeigen.

Für Freunde eines echten Sinneswandels beim Verband dürfte dies, so oder so, allemal erfolgversprechender sein als ein abermals nur angedeuteter Kurswechsel mit Bierhoff in der Verantwortung.

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Walter Stach
Walter Stach
2 Jahre zuvor

Robin,
„zurückgetreten“ oder „zurück getreten worden?
Egal?
Ja meine ich.

Und „salbungsvolle“ Worte zum Abgang……
Gehört dazu, wenn Prominente gehen müssen -Minister, Unternehmensvorstände pp.
Kommemtar dazu?
Überflüssig meine ich. .

Und wer wird auf Bierhoff folgen?
Und was wird mit Flick?l

Für mich mittlerweile belanglos,
Ich habe den Eindruck, dass das für viele Fußball-Fans hierzulande gilt.

Mir scheint , daß das mediale Getöse um „die Mannschaft“, um Bierhoff, um Flick, um die Gesamtführung des DFB jenseits der emotionalen Verfaßtheit viele Fußball-Fans stattfindet -der meisten?

Walter Stach
Walter Stach
2 Jahre zuvor

Echter Neuanfang….?

Robin,
der soll wie jetzt bekannt geworden nicht ohne, sondern mit Flick stattfinden.
Na, dann ‚mal los.

Ich denke nicht weiter darüber nach, weil es mir grundsätzlich egal ist.

Nicht egal ist mir der Verlauf der WM- Viertelfinalspiele am Wochenende. Nach den bisher guten/sehr guten Leistungen aller 8 beteiligen Mannschaften werden sich vermutlich sehr viele Fußball-Fans so wie ich auf diese Begegnungen freuen -unabhängig vom Ausgang der Spiele. . Niederlande-Argentinien, Frankreich-England, Brasilien-Kroatien, Marokko-Portugal = großartige Paarungen, die besten Fußball versprechen. Robin, freue Dich drauf!!!!

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