Am 25. September erschien das Buch „Weil ein #Aufschrei nicht reicht“, von Anne Wizorek im Handel. Trotz einiger wichtiger Fußballspiele und des langen Wochenendes hatte jeder antifeministische Cis-Mann dieses Landes bereits die Zeit es zu studieren.
Spätestens seit dem eigentlich sehr postiven taz-Artikel, in dem am Rande kritisiert wird, dass in einem Satz auch von männlicher „Schuld“ gesprochen“ wird, mit dem Verweis darauf , dass der „moderne Feminismus“ um den es gehen soll, prinzipiell weiter ist, tobt man(n) sich sehr verbissen und zugleich kreativ in diversen Rezensionen, vorwiegend auf der Vertriebsseite amazon aus. Das Buch beinhalte Hetze, würde spalten und sei zudem larmoyant, unsachlich und natürlich missionierend. Derartige „Shitstorms“ sind auf Mainstream-Seiten zwar kein neues, wenn irgendjemand sich anmaßt etwas positives über Feminismus zu schreiben, aber Anne Wizorek ist online mehr Zuspruch gewohnt. Gestern Mittag wurde es ihr zu viel und sie twitterte ein Hilfegesuch: Man solle doch bitte positive Rezensionen schreiben oder als hilfreich bewerten. Seit dem ist unter dem hashtag „Aufschrei“, auf twitter und facebook, hauptsächlich eine Debatte um die moralische Unantasbarkeit dieser Bitte zu finden. Einige neue Amazon-Bewertungen, von der einen, wie auch der anderen Seiten, beinhalten die Aussage, ihre fünf Sterne, respektive ihren einen Stern lediglich zum Ausgleich gegeben zu haben. Wizorek ist genervt. Auf eine der Anschuldigungen erwiderte sie: „Es geht natürlich darum, dass Menschen denen das Buch gefällt das einfach kund tun sollen.“ In ihrem Blog hieß es von Anfang an: „Wenn Ihr helfen möchtet und Euch das Buch gefällt“… Wenn ein Buch über Feminismus noch derartige Diskussionen auszulösen vermag, ist es mit einem #Aufschrei wohl tatsächlich nicht getan. Schade.
„Wir vergeben mit dem FISCHER Taschenbuch Verlag 25 Leseexemplare von „Weil ein #aufschrei nicht reicht“ an Testleser. Beantwortet uns einfach folgende Frage und bewerbt euch somit für eines der Leseexemplare:
Ward ihr auch schon einmal mit Sexismus im Alltag konfrontiert? Was sind eure Meinungen und Erfahrungen?
*Bitte beachtet, dass ihr euch im Gewinnfall zur zeitnahen Teilnahme an der Diskussion in allen Leseabschnitten und zum abschließenden Schreiben einer Rezension bei lovelybooks.de verpflichtet.“
http://www.lovelybooks.de/autor/Anne-Wizorek/Weil-ein-Aufschrei-nicht-reicht-1105520700-t/leserunde/1112068542/
Ist schon erschreckend, mit welchem hanebüchenem Unsinn Verlage heutzutage Kohle zu machen gedenken. Ich liebe wichtige Fußballspiele.
Ich leugne die Existenz von wichtigen Fußballspielen zwar, aber das ist tatsächlich peinlich vom Fischer-Verlag. Wenn die Verantwortlichen das Buch gelesen hätten wüssten sie schließlich, dass jeder mit Sexismus im Alltag konfrontiert ist…
„.. Wenn ein Buch über Feminismus noch derartige Diskussionen auszulösen vermag, ist es mit einem #Aufschrei wohl tatsächlich nicht getan. Schade. “
Mit dieser Argumentation kann man dann aber auch jede Kritik am (z.B.) Salafismus verneinen.
Wir brauchen keinen Feminismus mehr, wir brauchen Humanismus, der BEIDE Geschlechter einbezieht.
Leonie
„trotz…dem langen Wochenende“ – der Dativ ist dem Genitiv sein Tod, wa?! Da reicht auch kein Aufschrei.
Natürlich, überall Sexismus. Frau W. ist genervt. Schade, dass es noch Diskussionen gibt, die „ausgelöst werden“. Ich bin auch genervt – vorrangig von den furchtbar schlechten Beiträgen einzelner „Autoren/-innen“…
„ich leugne die Existenz von wichtigen Fußballspielen“ UNGEHEUERLICH
Ich werde das Buch von Frau Wizorek weder lesen noch bei Amazon bewerten. Allerdings ist mir ihr empörungsbasierter Twitter-Feminismus zutiefst zu wieder. Die gute Frau scheint keine anderen Meinungen zu akzeptieren. Beispielsweise hat sie die Republica aufgefordert Panele eines Bloggers nicht mehr zu akzeptieren (https://twitter.com/marthadear/status/496592554381807616). Wenn sie den Feminismus 2.0 vertreten soll, dann haben die Feministen 1.0 den Kampf verloren.
Für Feminismus gilt, wie für den Islam und die FDP, der prägende Satz von Wolfgang Kubicki,
Diese haben „als Marke generell verschissen“.
Und das liegt allein an den Protagonist*innen. Die „schweigende Mehrheit“ mag ihren jeweiligen *ismus anders sehen, das Gesetz des Handelns bestimmen immer die Aufschreier*innen.
Ich habe den Eindruck, dass es zu kurz gesprungen ist derartige Shitstorms allein dem inhaltlichen Thema zuzuordnen. Das ist sicherlich auch eine Ursache, viel stärker scheint mir aber die Dynamik die Müller (#6) hier angesprochen hat zu wirken: Viele Leute jedweden Geschlechts finden die Argumentations- und Herangehensweise so daneben, dass sie sich nur noch darüber lustig machen, was durch entsprechende Gegenreaktionen dann noch verstärkt (und durch die Unpersönlichkeit des Mediums Internet begünstigt) wird. Das ist nun seinerseits natürlich auch wieder ein Problem, aber halt ein anderes.