Die Trainersuche beim FC Bayern München verlief in den vergangenen Wochen und Monaten ungewöhnlich holprig, ja fast schon unprofessionell wirkend. Am Ende präsentierte der Rekordmeister mit Vincent Kompany jetzt einen Namen, den wohl noch vor Wochen niemand ernsthaft als Nachfolger von Thomas Tuchel in Erwägung gezogen hätte.
Muss das für die sportliche Zukunft des FC Bayern etwas Schlechtes bedeuten? Nein, natürlich nicht. Die Liste der Coaches, die überraschend erfolgreich in einem für sie neuen Klub gearbeitet haben ist lang. Und dennoch wirft die Entscheidung erst einmal kein gutes Licht auf den (ehemaligen) Vorzeigeklub der Republik: Die Bayern kochen aktuell offenkundig auch nur mit Wasser!
Ich beobachte die Fußball-Bundesliga schon seit den 1970er-Jahren relativ intensiv. In großen Teilen dieser Zeitspanne beschäftigten die Münchener einen der, wenn nicht sogar den namhaftesten Coach der Bundesliga. Diese Zeiten sind offenkundig, zumindest erst einmal, vorbei.
Nachdem die Bayern zuletzt mit Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel zwei der allgemein anerkanntesten Übungsleiter beschäftigten, und innerhalb kürzester Zeit ‚verbrannten‘, tat sich der Verein in den vergangenen Wochen schwer einen ‚großen Namen‘ als Nachfolger für Thomas Tuchel, den der Verein Ausgang des Winters zum Saisonende von seinen Aufgaben entbunden hatte, zu finden.
Die Liste der der öffentlich diskutierten Absagen war lang und für die Bayern ungewöhnlich peinlich. Am Ende unterschrieb jetzt also Vincent Kompany, der ehemalige Bundesligaprofi, der zuletzt in England einen Absteiger trainiert hatte, an der Isar einen Vertrag für die kommende Saison. Ist er nun die E-,F-,G- oder H-Lösung. Wer kann das schon konkret sagen?
Das Gelächter und die Schadenfreude waren republikweit jedenfalls kaum zu überhören. Es scheint, als hätten die Bayern ihre große Anziehungskraft, auch aufgrund ihres teilweise ziemlich unwürdigen Umgangs mit den deutschen Top-Trainern Nagelsmann und Tuchel, erst einmal verloren.
Natürlich muss das für die sportliche Zukunft des erfolgsverwöhnten Ensembles aus dem Freistaat nichts heißen. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass der bis dahin unerfahrene Trainer Xabi Alonso das bis zu seiner Verpflichtung chronisch erfolglose Team von Bayer 04 Leverkusen (‚Vizekusen‘) innerhalb kürzester Zeit zum Doublesieger formen würde? Solche Trainer-Blitz-Karrieren sind also möglich.
Aber dass sich ausgerechnet der langjährige Seriensieger aus München in eine solche Situation begibt, wie sie zuletzt eigentlich immer nur die von den Münchenern häufig belächelte Konkurrenz aus Dortmund und/oder Leverkusen notgedrungen ausprobierte, wo man mit Alonso bzw. Edin Terzic zuletzt ebenfalls auf unerfahrene Trainertalente setzte, das ist zumindest ungewöhnlich für die vergangenen Jahrzehnte. Ich kann mich an eine vergleichbare Situation in München eigentlich gar nicht erinnern. Bayern geht da ein ziemlich großes Risiko ein.
Aber ist es auf der anderen Seite nicht genau das, was sich der Fußball-Fan, der es nicht mit den Bayern hält, schon lange gewünscht hat? Der Branchenriese, er ist offensichtlich ein Stück weit wieder auf ‚Normalmaß‘ zurückgeschrumpft. Eigentlich keine schlechte Entwicklung für die Bundesliga.