Eine Trendanalyse des Berliner Instituts Wahlkreisprognose zeigt, warum die FDP vor einer düsteren Zukunft steht.
Zwei Gründe sind entscheidend dafür, dass eine Partei bei Wahlen über den Kreis ihrer engsten Anhänger hinaus Stimmen gewinnt: Wird sie im Rahmen eines erwünschten Bündnisses gebraucht, kann sie von den Unterstützern ihres möglichen Partners gewählt werden, um ihn an der Macht zu halten. Solche „Leihstimmen“ erhielten die Liberalen zum Teil während der schwarz-gelben Koalition unter Kanzler Helmut Kohl (CDU): So mancher Christdemokrat gab der FDP damals seine Stimme, um eine Fortführung der Zusammenarbeit im Bund abzusichern.
Besser ist es, wenn eine Partei Stimmen erhält, weil sie mit ihrem Programm überzeugt und die Wähler glauben, dass es Themen gibt, in denen sie eine hohe Kompetenz hat, dass ihr Können und Wissen wichtig ist, um das Land voranzubringen.
Nach zwei Jahren als Teil der Ampel, der aus SPD, Grünen und FDP bestehenden Bundesregierung, traut der FDP kaum noch jemand zu, Probleme besser lösen zu können als die anderen Parteien. Das geht zumindest aus einer Trendanalysen der Berliner Instituts Wahlkreisprognose hervor, die diesem Blog vorliegt:
Keiner Partei trauen demnach die Wähler so wenig zu wie der FDP. Freundlich ausgedrückt, ist die Kompetenzvermutung überschaubar. Selbst in ihren Kernbereichen wie Wirtschaft- und Finanzpolitik ist sie weit abgeschlagen. Der naheliegende Schluss: Die Wähler wissen nicht mehr, warum sie die FDP wählen sollen.
Das sind keine guten Voraussetzungen für die Liberalen, bei den Landtagswahlen am 8. Oktober in Bayern und Hessen über die Fünf-Prozent-Hürde zu kommen. In Bayern liegt die FDP stabil unter 5 Prozent, in Hessen steht ihr Wiedereinzug ins Landesparlament auf der Kippe. Und auch in Brandenburg, Sachsen und Thüringen, den drei Ländern in denen im kommenden Jahr gewählt wird, liegt sie unter 5 Prozent. Optimistisch kann die FDP nur auf die Europawahl 2024 blicken: Dort gibt es keine Fünf-Prozent-Hürde.