Der französische Simmel

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Der französische Schriftsteller Marc Levy ist ein Phänomen. Seine Romane haben sich bisher weltweit mehr als 17 Millionen mal verkauft. Ob in Europa, Australien, Asien oder in den Vereinigten Staaten – veröffentlicht Levy einen neuen Roman, wird er sofort zum Bestseller. Sogar in Saudi-Arabien lieben die Leser die Geschichten des jüdischen Autors. Und dennoch – oder gerade deshalb? – wird Levy von der Literaturkritik nicht beachtet. Wie geht er damit um? Eine Annäherung.

Marc Levy ist eigentlich ein ausgesprochen umgänglicher Gesprächspartner. Stellt man ihm jedoch die Frage, ob es ihm etwas ausmache, dass die Literaturkritik seine Romane konsequent ignoriert, reagiert er ungehalten. »Die sogenannten Intellektuellen sind Idioten «, sagt der in New York lebende französische Bestsellerautor aufgebracht. »Ich weiß selbst, dass ich nicht der neue Marcel Proust bin. Aber auch ich mache viele Menschen mit meinen Büchern glücklich. Das sollten die Herren vom Feuilleton niemals vergessen.« Nach einigen Sekunden des Schweigens lächelt Levy dann schon wieder versöhnlich und sagt, dass er sich manchmal vorkomme wie der Anfang des Jahres verstorbene Erfolgsschriftsteller Johannes Mario Simmel. Auch der wurde von der Kritik geschmäht, während eine riesige Leserschaft ihn geradezu verehrte.

MILLIONENAUFLAGEN Der Vergleich mit Simmel liegt durchaus nahe. Wie dieser veröffentlicht Levy mit geradezu unheimlicher Regelmäßigkeit einen Bestseller nach dem anderen. Nicht nur in Frankreich, auch in England, den USA, Asien und Deutschland stehen seine Liebesschmöker auf Spitzenplätzen in den Büchercharts. Mittlerweile liegt die Gesamtauflage seiner Werke bei mehr als 17 Millionen verkauften Exemplaren. Dass er dessen ungeachtet in den Literaturbeilagen allenfalls als ein Beispiel für niveaulose Unterhaltungsliteratur erwähnt wird, »daran habe ich mich bis heute nicht gewöhnt «. Umso mehr freut sich der 1961 in Boulogne-Billancourt geborene Verlegersohn über die zahlreichen Zuschriften seiner Leser. »Viele bedanken sich bei mir dafür, dass meine Bücher sie aufmuntern, wenn es ihnen schlecht geht.« Levy möchte den Lesern, so versteht er seinen Auftrag als Schriftsteller, eine Auszeit vom Alltag schenken. Aber die Leser helfen auch ihm. Immer wenn er eine Schreibblockade hat, alles in Frage stellt und mit der Schriftstellerei am liebsten aufhören möchte, wirft er einen Blick in seine Mailbox. »Dann weiß ich wieder, warum ich mich jeden Tag an den Schreibtisch setze und mir Geschichten ausdenke.«

SPÄT BERUFEN Dass er einmal Autor werden würde, daran hatte Levy, bis er fast vierzig Jahre alt war, nie auch nur einen Gedanken verschwendet. Der gelernte Baumeister betrieb mit zwei Freunden ein Architekturbüro in Paris. Trotz großer Erfolge aber begann ihn seine Arbeit immer mehr zu langweilen. »Mir hatte in all den Jahren etwas gefehlt. Ich wollte in gewisser Weise etwas Bleibendes schaffen. « 1998 entstand, hauptsächlich an arbeitsfreien Wochenenden, Levys erster Roman. Seine Schwester Lorraine, eine Filmregisseurin, machte ihm Mut, das Manuskript einem Verlag zu schicken. Nur acht Tage später kam der Anruf des Verlegers, der das Buch nur zu gerne veröffentlichen wollte. Unter dem Titel Solange du da bist wurde der Debütroman millionenfach verkauft und 2005 mit Reese Witherspoon und Mark Ruffalo in den Hauptrollen verfilmt. Solange du da bist erzählt die Geschichte eines Mannes, der in seinem Badezimmerschrank den Geist einer Komapatientin vorfindet und sich Hals über Kopf in die Kranke verliebt. Wie alle Bücher von Levy weist auch dieser Roman nur selten vielschichtige erzählerische Einfälle auf. Im Mittelpunkt aller seiner Geschichten stehen stets zwei Liebende, die erst nach allerlei Schwierigkeiten zueinanderfinden. »Das ist es, was seine Leser so sehr an Marcs Büchern lieben«, weiß Levys deutscher Agent. »Seine Romane haben einen unglaublich hohen Wiedererkennungswert. «

CÉCILIA SARKOZY Bis heute, sagt Marc Levy, habe er es nicht bereut, Schriftsteller geworden zu sein. Das Einzige, was ihn als Autor störe, sei, auf Lesereisen die immer gleichen Fragen beantworten zu müssen. Vor allem belustigt es ihn, dass er seit drei Jahren überall danach gefragt wird, ob er dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy tatsächlich die Frau ausgespannt hat, wie zahlreiche Medien damals zu berichten wussten. »Ich sollte es auf Band aufnehmen und es jedem Journalisten vor dem Interview vorspielen: Ich hatte keinen Sex mit Cécilia Sarkozy«, sagt der Autor lachend und lehnt sich in seinem Stuhl zurück.

Im November kommt eine weitere Verfilmung eines seiner Bücher in die Kinos: Wenn wir zusammen sind. Regisseurin ist Marcs Schwester Lorraine. Die beiden werden den Film in Berlin präsentieren. Wahrscheinlich wird Levy auch dann wieder genervt werden von Fragen über sein Verhältnis zur Literaturkritik – oder zu Cécilia Sarkozy.

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nida
nida
15 Jahre zuvor

Danke fur die Information

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