Der Karfreitag – der eine Tag im Jahr an dem ganz Deutschland über die FSK lacht

Und dann die Hände zum Himmel, komm, lasst uns – traurig – sein. (Foto von Zachary Olson auf Unsplash)

Es ist Karfreitag und alle Arbeitnehmer in Deutschland freuen sich frei zu haben. Alle Arbeitnehmer? Nein. Für alle Christen im Land ist es ein ernster Feiertag, an dem man dem Leid und Sterben Jesus gedenkt. Somit sind (Stand 2023) 20,3 Millionen Mitglieder in der katholischen Kirche und 18,6 Millionen Mitglieder in der evangelischen Kirche heute ernst und tieftraurig.

Alle Christen? Ich glaube kaum. Zwar bin ich selber nicht mehr katholisch, aber dennoch so aufgewachsen und erst in meinem 27. Lebensjahr aus der Kirche ausgetreten. Aber auch schon zu meinen katholischen Zeiten, in denen ich zur Kirche ging, Messdiener war etc. amüsierte ich mich über die Regeln der verbotenen Filme. Übrigens ebenso meine Eltern die weiterhin sehr aktiv in der christlichen Gemeinde sind. Von unserer Gastautorin Alexandra Ziesché.

Wir lachten alle herzlich über die Verbote von das Leben des Brian und Heidi, welche auch natürlich heute von vielen Plattformen aus den „ 700 verbotenen Filmen an Karfreitag“ rausgekramt werden.

Hintergrund ist, dass die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) sich darum kümmert, dass an den „stillen Feiertagen“, welche einen besonderen Schutz genießen, der „ernste Charakter“ gewahrt bleiben soll.

Das hat „den Zweck, Kinoveranstalter:innen vor kommunalen oder landesrechtlichen Aufsichtsmaßnahmen zu schützen.“

Interessant ist auch, dass Anbieter zwar auswählen können, ob für ihre Filme eine Feiertagsfreigabe geprüft werden soll. „Erfolgt keine Prüfung einer Freigabe für die gesetzlich geschützten stillen Feiertage, ist die Vorführung eines Filmes im Kino an den entsprechenden Feiertagen nicht ausgeschlossen. (…) Kinoveranstalter:innen gehen damit jedoch ein rechtliches Risiko ein.“

Das rechtliche Risiko betrifft Kinos und öffentliche Veranstaltungen. Streamingdienste und unser privates Wohnzimmer bleiben zum Glück davon verschont. Und so ist es in vielen Haushalten schon zum jährlichen Dauergag geworden sich das Leben des Brian (erhielt 1980 keine Feiertagsfreigabe) oder Heidi (erhielt 2001 keine Feiertagsfreigabe) anzuschauen.

Zwar findet man die berühmte Liste der „700 verbotenen Filme“ zwischen 1980 und 2015 nicht mehr auf der Seite der FSK, aber das Internet vergisst sie natürlich nicht.

Und so hat man wieder eine schöne Auswahl an Filmen, mit denen man sich heute wieder über die FSK amüsieren kann.

Ebenso witzig ist, dass die FSK versucht diese Farce ein bisschen herunterzuspielen in dem sie auf ihrer Seite schreibt, dass in den 1950ern ja noch 4267 Filme verboten wurden, während es in den 2010ern nur noch 31 sind. Aber dabei bleibt Verbot doch weiterhin Verbot, oder? 2024 erhielten nur drei von 530 geprüften Kinofilmen keine Feiertagsfreigabe. Aber welche waren diese drei? Auch welche Filme uns 2025 vorenthalten werden kann ich bei meiner Recherche im Netz nicht wiederfinden.

Das Verbot, über welches sich Christen freuen und heute in Ruhe ernsthaft trauern können, betrifft dafür zahlreiche Kinobetreiber sowie alle nicht christlichen oder zumindest weniger christlichen Personen.

Aber in der Regel ist es für die meisten doch ein lustiger Scherz, an dem sich viele darüber amüsieren und jetzt erst recht „New Kids Nitro“ gucken, welcher 2011 keine Freigabe erhielt. Wer denkt, dass dies tatsächlich dem besonderen Schutz und den ernsten Charakter dieses Feiertags fördert, hat nach meinem Verständnis den Schuss nicht gehört.

Es ist schade für die Kinos und wieder etwas, wo man sich über die Nicht-Trennung von Religion und Staat amüsieren oder ärgern kann.

Ebenso ist es mit dem Tanzverbot bei dem jedes Bundesland sich überlegt ob nun öffentliche Tanz- und Sportveranstaltungen stattfinden oder untersagt werden können. Dies betrifft deutlich mehr Menschen. Ich wünsche mir hier öfter einen kleinen Flashmob, wo vielleicht ein kleiner Tanzkurs auf einem öffentlichen Platz abgehalten wird. Man könnte ja auch andächtig einen langsamen Walzer tanzen.

Mein absoluter Fun Fact in der Hinsicht ist, dass gerade im urkatholischen Bayern dieses Tanzverbot immer wieder kippelt. Der Bund für Geistesfreiheit strebt alle paar Jahre Widerstand an und schaffte es 2016, dass ein Tanzverbot verfassungswidrig ist und die Versammlungs- und Weltanschauungsfreiheit verletzt.

Dadurch schaffen sie es in Bayern am heutigen Tage immer wieder „Heidenspaßpartys“ durchzusetzen. Dieses Jahr sind es immerhin 12 Veranstalter.

Ich wünsche ihnen viel Erfolg und freue mich über alle die sich mit Heidi (2001 keine Freigabe), das Leben des Brian (1980 keine Freigabe), Dumm und Dümmer (2013 keine Freigabe) oder Final Destination 5 (2011 keine Freigabe) einen schönen Abend machen.

Allen ernsten Christen wünsche ich einen schönen Tag in andächtiger Ruhe und hoffe für ihr sittliches Empfinden, dass der Fernseher in der Wohnung nebenan nicht zu laut ist.

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