Der kommende Online-Wahlkampf in NRW

Sollte es zu Neuwahlen in NRW kommen, werden die Parteien stark aufs Internet setzen. Eher aus Not als aus Begeisterung.

Lange nichts mehr gehört vom Blog der SPD-NRW. Der letzte Beitrag stammt aus November 2010. Das Blog der CDU NRW  ist immerhin vor ein paar Tagen aus dem Winterschlaf erwacht.  Auch bei Grüns war er schon einmal spannender: Der letzte Eintrag ist fast zwei Wochen alt. Das wird sich bald ändern. In wenigen Tagen werden die Parteien das sagenumwobene Web 2.0 wieder für sich entdecken. All die verlassenen Blogs und die verstummten Twitteraccounts werden wieder präsent sein. Denn im Wahlkampf wollen sie sich alle als Internetaffin darstellen. Nicht weil sie an diesen Kommunikationsweg glauben – sonst hätten sie ihn auch in den vergangenen Monaten genutzt –  sondern weil die Parteien in NRW nach den vielen Wahlkämpfen der vergangenen Jahre kaum noch Geld haben. Bloggen und twittern ist billig, das machen ein paar Jusos und Jungunionisten nebenbei.

Sie werden es so wenig originell tun wie in den letzten Wahlkämpfen. Sie werden nicht in Dialoge treten, sondern vor allem das Internet als einen Distributionskanal nutzen. Und klar, ganz viel wird auch auf Facebook laufen. Dass das alles nur etwas bringt, wenn man es dauerhaft nutzt, wenn man  in einen offenen Dialog mit den Bürgern tritt anstatt sie im Wahlkampf mit Parolen zuzumüllen, haben sie nicht begriffen.  Das haben die Monate seit der letzten Wahl gezeigt.

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Kirchharz
13 Jahre zuvor

Richtig.

Mir
Mir
13 Jahre zuvor

Was ist gegen diesen Kommunikatiosweg einzuwenden, sie müssen ihr Programm an den Bürger bringen, hiermit ist ein Weg mehr. Die Slogans an den Wahlplakaten waren auch noch nie origineller oder besser.

CB
CB
13 Jahre zuvor

ja, diesen denkreflex hatte ich auch schon mal – mE sind aber zeit- und geldknappheit (leider) noch immer keine hinreichenden argumente für einen intensiven (und guten) online-wahlkampf. es würde wohl tatsächlich digital ein wenig vor sich hinplätschern, bis dann am ende die tv-formate (spots! townhalls! duell!) übernehmen. eine ähnliche situation gab es im übrigen auch 2005, als eigentlich die blogs vor der tür standen – die politik sie aber nicht hereingelassen hat (vgl. diesen alten text zum thema).

kettensprenger
kettensprenger
13 Jahre zuvor

Es gibt auch in NRW mehr als 5 Parteien. Und abgesehen von Rehtsradikalen bzw. Rechtspopulisten sollte sich jeder Wähler die Alternativen anschauen. Viele Wähler tun das bereits.

Per 15. März 2011 sind die 10 besucherstärksten Homepages Deutscher Parteien:

1. Piratenpartei (piratenpartei.de, Rang 2.147)
2. Grüne (gruene.de, Rang 5.345)
3. SPD (spd.de, Rang 6.026)
4. CDU (cdu.de, Rang 8.089)
5. NPD (npd.de, Rang 8.891)
6. Die Linke (die-linke.de, Rang 9.040)
7. CSU (csu.de, Rang 9.930)
8. ddp (ddp-partei.de, Rang 14.740)
9. pro-NRW (pro-nrw.net, Rang 18.804)
10. FDP (liberale.de, Rang 20.568)

Grundlage ist das alexa-Ranking (alexa.com), das u.a. aus der Zahl der Besucher, der Zahl der Seiten pro Besucher und der Verweildauer berechnet wird. In die Rangliste einbezogen wurden alle Parteien, die beim Bundeswahlleiter registriert sind und seit der Wiedervereinigung an Landtags- oder Bundestagswahlen teilgenommen haben. Die genauen Rangzahlen ändern sich täglich, aber wer die Homepages bei alexa.com eingibt, kann nachprüfen, daß die Reihenfolge stimmt.

Benjamin Jopen
13 Jahre zuvor

Werte Ruhrbarone,
euer Eintrag war polemisch gemeint und nimmt es nicht so genau – geschenkt. Trotzdem möchte ich dem suggerierten Eindruck entgegentreten, die GRÜNEN NRW würden ihre Profile nur zu Wahlkampfzeiten nutzen. Das ist schlicht und einfach unwahr.

Wir twittern und facebooken (und im Gegensatz zu Euch mit handgepflegten Inhalten und nicht einfach per RSS-Feed) regelmäßig (täglich), im Videobereich haben wir auch ein offenes Format – in dem die UserInnen Themen und Fragen bestimmen – zusammen mit unserer Facebook-Gemeinschaft entwickelt. Ausserdem suggeriert ihr, das Web 2.0 bestünde nur aus Blogs und Twittern. Das ist stark verkürzt, wie ihr bestimmt wisst. Interaktion, Partizipation, Kooperation und Klassifikation zeichnen die Elemente des Web 2.0 auf und das lässt sich auch auf der „normalen“ Parteiseite umsetzen, so wie wir es versuchen (Wortwolken, Kommentierbarkeiten, asynchroner Inhalt, etc.). Ausserdem bieten wir als einzige mir bekannte Partei in Deutschland einen „Social Media Newsroom“.
Das alles hat bei uns nichts mit Wahlkämpfen zu tun.

Unser Blog verfolgt allerdings eine andere Strategie, er ist als AutorInnen-Blog konzipiert. Wir haben dabei die Hoheit über die Inhalte in die Hände von Basismitgliedern, Kommunalos, Abgeordneten und auch einfach nur SympathisantInnen gelegt. Wir wollen hier natürlich regelmäßige spannende Inhalte haben, können dies aber letztendlich auch nicht beeinflussen. Deshalb gibt es ab und an Dürreperioden im Blog.

In diesem Sinne einen schönen Abend
Ben
(Mitarbeiter von Bündnis 90/Die Grünen NRW)

Frank (frontmotor)
13 Jahre zuvor

Bei der CDU dürfte es umgekehrt laufen: Den Bundesumweltminister Röttgen sieht man in Berlin immer seltener. Dröge Themen wie E10 und Atomausstieg können ihn nur noch selten hervorlocken, seitdem er auf NRW abonniert ist.

Ich glaube deshalb, dass Ihr den Röttgen im Wahlkampf live haben werdet und er sich dafür einen Avatar für seinen Ministernebenjob basteln lassen wird..

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[…] Der kommende Online-Wahlkampf in NRW (Ruhrbarone) – Die Parteien werden bei einem potentiell möglichen Wahlkampf wohl auf das Internet setzen. Nicht aus Begeisterung, sondern aus Not. […]

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