Der längste Tag

Hawker Typhoon mit Luft-Boden-Raketen Foto: United Kingdom Government Lizenz: Public Domain


Von unserem Gastautor Manfred Barnekow über die Rolle der alliierten Luftwaffe am D-Day und der Vernichtung der deutschen Westfront in Frankreich. 

Am frühen Morgen, heute vor 75 Jahren

Oberstleutnant Josef Priller, den alle Pips nannten, zog aus der großen Wolke, in die er und sein Rottenflieger Wodarczyk über Le Havre hineingeflogen waren, es war kurz vor halb neun an diesem 6. Juni 1944; was er sah, war atemberaubend. Tausende von Schiffen aller Größen, sogar Schlachtschiffe lagen bis zum Horizont vor den Stränden, Landungsboote strebten Gischt hinter sich ziehend dorthin, der weiße Sand voller Punkte, die stürmende Menschen waren. Rauch und Explosionen verdunkelten die durch das Wetter ohnehin düstere Szenerie. Priller war Geschwaderkommodore des Jagdgeschwaders 26, eines der herausragenden Verbände der Luftwaffe, das den gesamten Krieg über am Kanal lag und den unmittelbaren Luftkampf mit England führte, erst offensiv in der Luftschlacht 1940, dann zur Verteidigung des französischen Luftraums. Seine Verluste waren hoch, immer weiter gestiegen in den letzten Monaten und so war Priller an diesem Morgen Kommodore ohne Geschwader, denn das Jagdkommando II hatte gegen seinen lautstarken Protest am Vortag alle seine Gruppen ins Hinterland verlegt, um sie zu schonen. Das Bodenpersonal war per Lastwagen dorthin unterwegs, nur Priller und Wodarczyk waren noch eine Nacht in Lille geblieben. Nun hatte derselbe Ia des Jagdkommandos ihn aus dem Bett geholt und zu einem Himmelfahrtskommando an die Strände der Normandie beordert.

Um 8:00 Uhr startete er, im Tiefstflug rasten sie in Richtung Le Havre, ganze Geschwader englischer und amerikanischer Flieger über sich, denen sie nicht auffielen, ehe sie in der Wolkenwand vor der normannischen Hafenstadt verschwunden waren, aus der sie über dem Wasser wieder herauskamen. Priller zögerte nicht, er stürzte sich auf den Strand, der als Sword Beach Geschichte machen sollte, fing in 50m Höhe ab und feuerte nach unten, bis die Munition zur Neige ging. Salven von Schiffsflak begleiteten ihn, nicht ein Splitter traf. Dann zog er hoch, Wodarczyk und er hatten das völlige Unwahrscheinliche geschafft, die vergangene Minute zu überleben. Er schalte den Funk ein und rief mit beißendem Sarkasmus in den Äther: „Das also ist der größte Augenblick in der Geschichte der Luftwaffe“. Prillers Zynismus gab in einem Satz wieder, was entscheidend für das Gelingen der Invasionsschlacht werden sollte, die überlegt erkämpfte und methodisch zur Geltung gebrachte absolute Luftherrschaft der Engländer und Amerikaner.

Prillers Flug war das erste Eingreifen der Luftwaffe an jenem Tag, da die Völker der freien Welt es unter Opferung ihrer Söhne unternahmen, Europa von den Deutschen zu befreien. Es blieb nicht das einzige. Insgesamt flog die deutsche Luftwaffe 170 Einsätze am D-Day, es waren zersplitterte Angriffe gegen einzelne Schiffe bis hin zu einer desperaten Attacke von Ju 87 Stukas, die schon vier Jahre zuvor nur bei eigener Luftüberlegenheit Schrecken zu verbreiten wussten und während der Luftschlacht um England britische Jagdflieger zur Bemerkung vom Entenschießen veranlassten. Nadelstiche konnte man das nennen, wenn überhaupt die Alliierten sie gespürt haben. Sie hatten am selben Tag mehr als 14.000 Einsatzflüge. Sie setzten drei Fallschirmdivisionen ab, bombardierten die Bunker des Atlantikwalls, die Knotenpunkte, den Nachschub, sie zerstörten als Tiefflieger jeden deutschen Antransport mit der Genauigkeit eines Uhrwerks.

Die Wende

Keine sechs Monate zuvor hatte der Luftkrieg über Deutschland ein vollkommen anderes Bild geboten. Die Amerikaner hatte ihre Bomberflotte immer weiter ausgebaut, ihr Rückgrat sollten die schweren Bomber sein, die B-17 Flying Fortress und die B-24 Liberator, die in der Erinnerung weniger Bekanntheit haben, obgleich sie in größerer Anzahl als die B-17 eingesetzt wurden. Point Blanc war der Tarnname einer Gesamtkonzeption, die Churchill und Roosevelt Anfang 1943 festgelegt hatten, amerikanische Tagesangriffe auf Punktziele und britische nächtliche Flächenvernichtungen. Tatsächlich bestand die Einigung mehr in der Theorie, weiterhin waren beide Verbündeten von der Richtigkeit ihrer jeweiligen Idee überzeugt und beschränkten die Gemeinsamkeiten auf das unbedingt Notwendige. Die 8. USAAF war erst im Aufbau, ihre Kommandeure waren überzeugt, die deutsche Industrie und Infrastruktur durch gezieltes Bombardieren wesentlich wirkungsvoller ausschalten zu können, als das Bomber Command mit Harris nächtlichen Städtevernichtungen. Getreu der Devise, der Bomber käme immer durch, bewaffneten sie ihre Festungen mit einer rekordverdächtigen Anzahl an Abwehrgeschützen, hatten mit dem Norden-Bombenzielgerät das beste Zielsystem ihrer Zeit und begannen über Hamburg im Rahmen des Gomorrha Unternehmens erstmals in größerer Zahl industrielle Ziele zu vernichten. Zweierlei lernten sie, tatsächlich konnten sie nachhaltigen Schaden anrichten, die Festungen aber waren keine, sie waren entschlossenem Vorgehen deutscher Jäger nicht gewachsen.

Nicht nur sie lernten es, die deutsche Luftwaffe auf der anderen Seite erkannte Stärke und Schwäche ebenso. Sie reagierte schnell und konsequent. Da die amerikanischen Begleitjäger, die Thunderbolts und Lightnings nur bis Belgien und Holland die Bomber schützen konnten und über Westdeutschland umkehren mussten, stellten die deutschen Tagjäger die Bomber erst danach. Zudem wurden ihre Piloten auf Angriffe gegen Bomber spezialisiert, unter Vernachlässigung der Ausbildung zum Luftkampf bei den jungen Piloten und die Flugzeuge immer stärker bewaffnet. Ihre Kanonen wurden furchterregend für die amerikanischen Besatzungen, besonders schwere Jägerverbände zusätzlich aufgestellt. Die Abschusserfolge stiegen, die US Offensiven auf Schweinfurt und Regensburg brachten derart hohe Verluste, dass die Moral der Flieger massiv zu sinken begann. Die Führung der 8. USAAF sah sich gezwungen, eine Pause einzulegen, die großen Angriffe zurückzufahren und das Konzept zu überdenken.

Wie die Deutschen verstanden sie, rasch zu handeln. Hinter ihnen stand ein schier unerschöpfliches Industriepotential und – das Glück in Form eines Flugzeugs, das zur Unterstützung Großbritanniens entwickelt war, ab 1941 geliefert wurde und bei seinen ersten Einsätzen als höchst durchschnittliches Muster ohne lange Zukunft galt, da der amerikanische Allison Motor in größeren Höhen sich als unstet und leistungsschwach erwies. Die P-51 Mustang. Da die Engländer schon mehrere Hundert von ihnen hatten, begannen sie zu experimentieren, sie bauten den berühmten Rolls-Royce-Merlin Motor ihrer Spitfire ein, dies war die Geburtsstunde des vielleicht bedeutendsten Flugzeuges des 2. Weltkriegs. Merlin und Mustang vereinigten sich zu einer schwer schlagbaren Kombination. Überlegen an Schnelligkeit und Wendigkeit, bot sie eine weitere Möglichkeit, ihr Rumpf ließ den Einbau eines zweiten Tanks zu, ihre Reichweite sich damit verdoppeln, mit Zusatztanks war dieser große Wurf in der Lage, tief nach Deutschland hinein den Begleitschutz zu übernehmen. Die USA begannen den Merlinmotor in Lizenz zu bauen, die Mustang massenweise zu produzieren, mit allen Kapazitäten, über die sie verfügten. Anfang 1944 begann die Ausrüstung der Verbände der USAAF, sehr schnell war sie in einer Größenordnung den Bombern beigegeben, die zahlenmäßig alles, was die Luftwaffe aufzubieten hatte, in den Schatten stellte. Was die Deutschen gerade eben noch stark gemacht hatte, wurde nun ihr Verhängnis. Die schwer bewaffneten Me-109 G6 und Focke Wulf 190 A-8 waren zu langsam geworden, ihre Beweglichkeit stark eingeschränkt, die jungen Piloten hatten das Kämpfen gegen Jäger nicht gelernt, fünf- bis zehnfach überlegen griffen die leicht bewaffneten Mustangs sie an, Göring in seinem stets verlässlichen Dilettantismus tat das übrige, er befahl strikt, den Begleitschutz zu ignorieren und nur die Bomber ins Visier zu nehmen. Zu Hunderten starben die deutschen Jagdflieger, nicht nur die frisch ausgebildeten, auch die Experten, die erfahrenen Verbandsführer, wurden immer weniger. Die Bomber konzentrierten sich in erster Linie auf Ziele, die die Produktionsstätten der Luftwaffe betrafen, tatsächlich jedoch lag das Entscheidende der Angriffsserie weniger bei den Zielen, als beim tödlichen Verschleiß der deutschen Piloten. Als die zahlenmäßige Überlegenheit durch ständigen Nachschub aus der Rüstungslawine der USA immer größer wurde, konnten die Amerikaner einige ihrer Verbände von den Bombern lösen, die einen begannen selbstständig die Deutschen schon im Anflug zu suchen, die anderen machten sich als Tiefflieger über deren Flugplätze her. In weniger als drei Monaten, zwischen März und Mai 1944 gewannen sie die Luftschlacht über Deutschland, schalteten sie die Jäger der Luftwaffe aus. Genau rechtzeitig zur Invasion.

Der Inspekteur der deutschen Jagdflieger, Galland, versuchte mit einer letzten Idee die Verluste etwas auszugleichen. Er hielt seine Jäger zurück, insbesondere die frisch ausgebildeten, um eine Jägerreserve anzusammeln, die geballt nach ihrer Aufstellung gegen einen Großangriff antreten sollte, um die Amerikaner zu überraschen und ihnen so erneut hohe Verluste zufügen zu können. Die Deutschen entwickelten ihre Flugzeuge weiter, sie professionalisierten die Produktion innerhalb des Sklavensystems Speers, was sie Jägerstab nannten und Tausende Zwangsarbeiter, KZ Gefangene und ungarische Juden das Leben kostete. Dies aber konnte erst im Herbst zum Tragen kommen. Ihre einzige wirkliche Möglichkeit hatten sie schon lange vorher versäumt. Sie waren seit 1940 dabei, eine revolutionäre Technik reifen zu lassen, den Strahljäger, sie hatten es anfangs nicht mit dem nötigen Nachdruck betrieben. Hitlers Entscheidung, daraus einen “Blitzbomber” machen zu wollen, verzögerte das Projekt zwar endgültig, war trotzdem nicht entscheidend, da die Triebwerksentwicklung stockte und erst im Herbst die Me 262 wirklich einsatzbereit war. Die Fehler wurden vorher gemacht. Am Morgen des 6. Juni 1944 war den gewaltigen und täglich wachsenden Luftstreitkräften der Alliierten kaum mehr als Gallands Reserveaufbau entgegen zu setzen.

Der längste Tag

Die Alliierten konnten es sich leisten, parallel zu den Luftschlägen auf Deutschland systematisch die französische Infrastruktur zu zerstören. Über Frankreich hatte sie zusätzlich die Jäger mit geringerer Reichweite zur Verfügung. Zwei deutsche Jagdgeschwader standen dem gegenüber, viel zu wenig und mit Verlusten, die unerträglich wurden, weshalb die Rückverlegungsbefehle kamen. Hitlers blinder Glaube, dass Terror nur durch Gegenterror zu brechen wäre, hatte dazu geführt, die Kräfte weiter zu verzetteln, indem er Anfang 1944 Nachtangriffe auf englische Städte fliegen ließ, was die Engländer ironisch den Babyblitz nannten. Ohne auch nur im Ansatz Schäden wie das Bomber Command anrichten zu können, verlor die Luftwaffe bei den Bombern gleichfalls ihren letzten Kern. Während ganz Frankreich unter dem Feuer der westlichen Bomber lag, war England bei Tage für die Deutschen unerreichbar geworden. Nur jenen Aufklärern gelang es, die die RAF mit Absicht ab und an durchließ, über Südostengland, wo Pattons Scheinarmee aus Aufblaspanzern hingestellt worden war. Südwestengland dagegen war für die Deutschen ein weißer Fleck. Dort, wo Hunderttausende in Lagern auf die Einschiffung warteten, wo 6000 Schiffe aller Art zusammengezogen wurden, hatten sie, kaum mehr als 100 km entfernt, keinerlei Einblick. Es war die Voraussetzung dafür, sie möglichst lange in dem Glauben zu lassen, die eigentliche Invasion würde am Pas-de-Calais erfolgen.

Der deutsche Führungsaufbau war letztlich unklar. Die Heeresgruppe, die Frankreich verteidigen sollte, unterstand Rommel, bestand aus der starken 15. Armee unter dem kriegserfahrenen General von Salmuth am Kanal und der wesentlich schwächeren 7. Armee unter General Dollmann in der Normandie, der seit dem Frankreichfeldzug nie mehr ein Kriegskommando geführt hatte. Rommel selber wusste seit Afrika welche Folgen alliierte Luftüberlegenheit für die Bewegungen der eigenen Truppe hatten. Daraus resultierte seine Idee des längsten Tages, der Überzeugung, dass der Kampf an den Stränden am ersten Tag über Sieg oder Niederlage entschiede, da aus der Bewegung wegen der alliierten Luftmacht keine Kampfmöglichkeit mehr bestehen würde. Er hatte vornherein in seiner Planung die eigenen Flieger abgeschrieben. Die Zerstörung seines Schienennetzes, der er zusehen konnte, festigte diese Haltung. Ihm allerdings vorgesetzt war der OB West, Feldmarschall von Rundstedt, der, von Hitler 1941 im Osten abgesetzt, nur eigene Luftüberlegenheit kannte und glaubte bei der Invasion den Feind ausmanövrieren zu können, wie einst im Frühjahr 1940. Damit verfolgten die beiden entscheidenden Befehlshaber der Deutschen unterschiedliche Ansätze.

Es sollte noch schlimmer kommen, am D-Day hatte Dollmann seine Divisionskommandeure zu einem Kriegsspiel geladen, jene, die schon zuvor losgefahren waren, waren nicht auf ihrem Posten, Rommel besuchte seine Gattin bei Stuttgart, weil er das Wetter für zu schlecht für eine Invasion hielt, Rundstedt verweigerte die vorzeitige Alarmierung trotz aufgefangener Funksprüche, nur Salmuth reagierte, aber bei ihm fand keine Invasion statt. Ungeachtet des deutschen Chaos, ihrer gewaltigen Flotte, die alles übertraf, was je eine Landung versucht hatte, der absoluten Überlegenheit auf allen Gebieten, gelang das Unternehmen Eisenhowers Verbänden nur knapp. Vor den Landungen bombardierten die Amerikaner die Bunkerlinien der deutschen Widerstandnester. Dies gelang besonders gut im Landungsabschnitt Utah auf der Halbinsel Cotentin, wo der deutsche Widerstand nach kurzem Gefecht gegen die Landungstruppen zusammenbrach, besser gelang es den Verteidigern, sich in den Abschnitten Juno, Gold und Sword zu schützen, angeschlagen konnten sie sich einige Zeit halten und Briten wie Kanadiern schmerzhafte Verluste zufügen. Dazwischen und damit entscheidend für die Verbindung war der amerikanische Landungsstreifen, der den Codenamen Omaha Beach erhalten hatte. Wohl höchstens 300 bis 400 Deutsche mit Artillerie, Mörsern und Maschinengewehren erwarteten zehntausende Angreifer. Die Bombardierung ihrer Bunker schlug fehl, aufgrund von Navigationsfehlern erfolgten die Abwürfe zu spät, die Bomben pflügten nur Felder um. Das Desaster ist bekannt, an einigen Punkten bis in den Nachmittag hielten die wenigen Deutschen die Invasion dort auf. Einen fürchterlichen Blutzoll hatten die tapferen Befreier Europas vor Colleville- und Vierville-sur-Mer zu zahlen. 1500 bis 2000 Gefallene, nicht zuletzt, da die Luftunterstützung ausgeblieben war. Zur selben Zeit allerdings wurden die Straßen, die Kreuzungen, die Schienen in der gesamten Normandie zerbombt, Tiefflieger machten Jagd, auf alles, was sich hinter der deutschen Front bewegte. Es gelang den Deutschen nicht, bei Tage Truppen und Panzer zu den Stränden zu bringen. So fiel auch Omaha Beach am Ende. 30 bis 50 Deutsche sollen überlebt haben. Sie bekamen zu keinem Zeitpunkt Unterstützung durch ihre hinter ihnen in Stellung liegenden Divisionen. Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, wie das Unterfangen ohne die erdrückende Beherrschung des Luftraums hätte ausgehen können.

Die Schlacht

Die Invasionsschlacht begann erst an jenem Junimorgen. Sie sollte tatsächlich zwei Monate dauern. Die meisten der jungen Soldaten aus den USA und England hatten keine bis wenig Kriegserfahrung und Nazideutschland bot eine Mischung aus Ostfrontkämpfern und vollkommen fanatisierten, meist sehr jungen SS Soldaten auf, die in der Heckenlandschaft der Normandie ideale Verteidigungsmöglichkeiten fanden. Hinter den Stränden gelang es weder den Amerikanern noch den Engländern ihre Ziele im Zeitplan zu erreichen. Die Schlacht wurde zu einem Abnutzungskrieg.

Galland musste seine Jägerreserve abgeben. Fast alle Verbände der Reichsverteidigung wurden in einem geplanten Verfahren auf mehr oder weniger improvisierte Flugplätze nach Frankreich verlegt. 1800 Maschinen hatten sie nach kurzer Zeit zur Verfügung. Es waren bunte Mischungen aus Jägern, die für den bodengeführten Kampf gegen Bomberverbände ausgebildet waren, oft ohne Erfahrung. Sie mussten nun über Schlachtfeldern antreten, die Reste der Bomberverbände ohne jede Vorerfahrung sollten Schiffe versenken. Nicht weniger als 32.000 Flugzeuge hatten USAAF und RAF zur Verfügung, systematisch darauf vorbereitet. Jägerpatrouillen sicherten die Strände, Tiefflieger unterbanden die deutschen Bewegungen bei Tage. Die RAF hatte mit der Hawker Typhoon ein Flugzeug speziell dafür entwickelt, schwer bewaffnet, selbst mit Raketen. Keine Wehrmachtskolonne war vor ihnen sicher. Am 17. Juli fiel Rommel selbst den Tieffliegern zum Opfer. Mittlere und schwere Bomber griffen die deutschen Linien und strategischen Punkte im Hinterland an. Jagdschutz in gewaltiger Überzahl begleitete sie, stürzte sich auf die wenigen deutschen Jäger, die erneut verboten bekamen, sich zu wehren und nur die Bomber abzuschießen hatten, ehe die Überlebenden auf ihre zerstörten Flugplätze zurückkehrten und sich im Chaos zu den nächsten provisorischen Flugfeldern durchschlagen mussten. Bis Ende Juni hatten die Deutschen ca. 800 Flugzeuge verloren, die Alliierten 1300, mehrheitlich durch Flak, 800 von 1800, 1300 von 32.000. Bis zum Ende der Schlacht verlor der Westen zwar mehr als 4000 Kampfflugzeuge, die Luftwaffe hingegen praktisch alles, was eingesetzt war. Prillers sinnloser Wahnsinnseinsatz in den ersten Stunden symbolisierte bestens den gesamten Auftritt der Luftwaffe in diesem Kampf. Er fügte dem Gegner keinen nennenswerten Schaden zu, während die Jägerreserve für die Reichsverteidigung einfach verschwand. Unter den deutschen Soldaten kursierte bald der geflügelte Spruch: “Wenn Du ein Flugzeug in Tarnfarben siehst, ist es ein Engländer, ist es silbern, ist es ein Amerikaner, siehst Du gar keins, so ist es ein deutsches”.

Amerikaner und Engländer auf der anderen Seite waren in der Luft omnipräsent. Die Verluste beider Seiten in der Invasionsschlacht am Boden hielten sich tatsächlich die Waage. Doch während über den Kanal permanent Nachschub und neue Soldaten auf dem Kriegsschauplatz eintrafen, blieben die deutschen Ausfälle ohne Ersatz. Trotz der Bindung an das Hinterland war es fast unmöglich, Nachschub angemessen nach vorn zu bringen. Abgenutzt wurde nur die deutsche Seite. Bei Tage erstarb jede Truppenverlegung. Rommels Ausgangsüberlegung war richtig gewesen, konsequent drang er noch im Juni bei Hitler vor („die Truppe kämpft allerorts heldenmütig, jedoch der ungleiche Kampf neigt dem Ende entgegen“), diesen zur Kriegsaufgabe zu bewegen, selbstredend völlig vergebens. Mit jedem Tag wurde die Wehrmacht daher schwächer, offensive Operationen waren nahezu ausgeschlossen. Langsam kämpften sich die Verbündeten voran, der erste große Erfolg war die Eroberung der Halbinsel Cotentin mit der Hafenstadt Cherbourg, dann drückten sie die Deutschen nach Süden zurück, die Amerikaner erfolgreicher als die Briten, die lange vor Caen liegen blieben. Mehr als sich an Ort und Stelle festzukrallen, dabei auszubluten, konnte SS und Wehrmacht nicht gelingen. Es war die Konsequenz einer bis dahin unbekannten Luftüberlegenheit. Den Schlusspunkt setzten Massenbombardements von B-17 Bombern auf die deutschen Linien, die dem entscheidenden Durchbruch bei Avranches vorausgingen, als die Deutschen die Eingebrochenen ihrerseits mit einer verzweifelten Gegenoffensive abschneiden wollten, war es RAF, die sie aus der Luft zusammenschlug, dass sie bei Falaise eingekesselt werden konnten. Die Wehrmacht in Frankreich ging unter. Nur zwei Wochen danach zog de Gaulle in Paris ein. Mindestens 14.000 Franzosen, das mag nicht vergessen werden, wurden Opfer der Bomben, zahlten mit ihrem Leben für Frankreichs Freiheit. 16.000 Flieger von Royal Air Force und USAAF starben zwischen dem 06. Juni und der Auflösung des Kessels von Falaise für die Niederringung des schlimmsten Feindes der Menschheit.

Die Befreiung Westeuropas von der Herrschaft der Nazideutschen war wahrhaftig die große Stunde der Luftwaffe. Der alliierten, denn sie war der entscheidende Faktor der Invasionsschlacht.

 

 

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