Der M1 wird die Apple-Kultur verändern

MacIntosh Classic mit Tintenstrahldrucker Stylewriter Foto: AlejandroLinaresGarcia Lizenz: CC BY-SA 4.0

Im Januar 1992 kaufte ich meinen ersten Mac: Einen Classic mit einem Acht-Zoll schwarzweiß Monitor. Sein 68.000er Prozessor hatte eine Leistung von acht Megahertz. Es war derselbe Prozessor, der bis dahin meinen ersten Computer angetrieben hatte, einen Ende 1987 erworbenen Atari1040st. Bis ich 1994 auf den Apple LC umstieg, der einen 68030er mit 16 Megahertz hatte, kam ich also mit einem, Prozessor aus, der 1984 zum ersten Mal verbaut wurde. Macs, zumindest die halbwegs bezahlbaren, waren vergleichsweise langsam. Sicher, ihr Betriebssysteme waren, meistens, besser und stabiler als die der PCs, sie sahen, meistens, besser aus und sie ließen sich, immer, gut und teuer gebraucht verkaufen.

Daran änderte sich wenig, auch wenn Apple mehrmals die Prozessorlinie wechselte. Auch die gemeinsam mit Motorola und IBM entwickelten PowerPC-Prozessoren waren, gemessen am Preis, langsam. Nach dem 2005 vollzogenen Wechsel zu Intel lagen wir wenigstens nicht mehr ganz weit hinter den Rechnern anderer Marken. Aber ein bezahlbarer Mac, wir reden natürlich von Preisen, die Apple für bezahlbar hielt, war nie ein schneller Computer.

Das hatte Auswirkungen auf das Bewusstsein der Apple-Community, zu der ich mich seit fast 30 Jahren, natürlich mit der dazugehörigen religiösen Inbrunst, zählen darf. Wir waren nicht die Schnellstem aber als uns Steve Jobs im wohl besten Apple-Werbespot aller Zeiten erklärte, wir wären die kreativen Rebellen, glaubten wir ihm das gerne. Es entsprach unserem Selbstbild.

Wir waren stolz darauf, dass auf dem Vorläufer von OSX, NextStep, das Word Wide Web entwickelt wurde, dass die Welt verändernde Programme wie Page Maker und Photoshop zuerst auf dem Mac liefen und überhörten den Hohn den Oculus-VR-Gründer Palmer Luckey über uns und unsere Computer ausgoss, als er sagte, die Grafikleistungen der Macs sei zu niedrig für Virtual Reality. Beim Rennen um den schnellsten Rechner waren wir nicht dabei, unsere Macs waren wunderschön, aber etwas langsam. Unserer Liebe, und die meisten von uns lieben ihre Rechner, tat das natürlich keinen Abbruch.

Das ändert sich nun. Mit dem M1 hat Apple einen Chip, der unsere Computer schneller macht als die der anderen Hersteller. Die Presse überschlägt sich vor Begeisterung über das neue MacBookAir. „My first thought while using the M1-powered MacBook Air, surprisingly enough, was that it felt like an iPad Pro. It’s shockingly responsive, as if it’s awaiting your next command like an over-eager puppy. “ schreibt Devindra Hardawar auf Engadget. Die FAZ wählt für die Überschrift eines Artikels über das neue MacBookAir nur das Wort „Potzblitz“, die Welt schreibt „Das MacBook Air hat das MacBook Pro sowohl im Single Core Score als auch im Multi Core Score um fast das Doppelte geschlagen.“

Freunde, die Apple bislang eher albern fanden, überlegen sich nun, umzusteigen. Die Leistung des M1 – und die bald kommenden anderen ARM-Prozessoren werden noch schneller sein – überzeugt sie. Apple ist beim Geschwindigkeitsrennen dabei, unsere künftigen, und viele von uns werden bald umsteigen, Macs werden nicht nur schön sein und ein herausragendes Betriebssysteme haben, sondern auch noch schnell sein. Das fühlt sich gut an, vor allem nach all den Jahrzehnten, in denen unsere Rechner nicht oben mitspielten. Dass wird die Mac-Community verändern. Künftig werden wir nicht nur den besten, sondern auch den schnellsten Rechner haben. Aber keine Sorge, unsere liebenswerte Arroganz und Überheblichkeit wird bleiben.

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