Foto: Flickr/ doergn
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Heute Abend ist es wieder soweit: zum vierten Mal werden in der Bochumer Jahrhunderthalle die Steiger Awards verliehen. Steiger Awards? Was ist das? Ein Orden für verdiente Bergleute? Nein, der „Preis, entstanden aus Privatinitiative und dem Wunsch der kulturellen, sozialen und gesellschaftlichen Förderung der Rhein-Ruhr-Region, wird alljährlich an Persönlichkeiten verliehen, die sich besonders in den Bereichen Toleranz, Charity, Musik, Film, Medien, Sport, Umwelt und das Zusammenwachsen der europäischen Staatengemeinschaften verdient gemacht haben.“ Also ein Preis für ALLES, Mufuprix, Multifunktionspreis. Es fehlt lediglich die Kategorie Kochen, in heutigen Tagen ein gehöriger Lapsus, da jeder kocht, dies am liebsten vor der Kamera und die Fernsehnation hingerissen zuschaut.
Der potthässliche Staubfänger, der von Design her an schwiegermütterliche Weihnachtsgeschenke angelehnt ist, wird in einer Gala-Veranstaltung verliehen. Gala-Veranstaltung bedeutet, dass es eine Moderatorin gibt, Andrea Ballschuh, welche 1991 das Gymnasium Alexander von Humboldt mit dem Abitur abgeschlossen hat und seitdem eine steile Karriere hingelegt hat: „Mein Zittau hat 3 Ecken“, „Ein Tag rund um den Verzicht“ und „quickie – das schnelle Quiz“ stellen die Highlights ihres (MDR)-Fernsehschaffens dar. Damit Fräulein Ballschuh sich nicht einen Wolf moderiert oder die Gala-Veranstaltung nicht zum Quickie verkommt, engagierte Chef Sascha Hellen unter anderem das Ensemble des Musicals Mamma Mia als Show-Einlage. Abba ist gut, Musical ist gut, nur schade, dass es im Ruhrgebiet kein Fernsehballett gibt, das hätte sich bestimmt auch prima bei dieser Veranstaltung gemacht.
Für nur € 175,00 inklusive der sehr kruden Mischung bestehend aus einem Drei-Gänge-Menü (man muss ja was im Magen haben, wenn man 13 Preisträger samt Laudatoren durchstehen soll), Begrüßungscocktail (Club Las Piranjas?), Galabuch (Abi-Zeitung vom Gymnasium Alexander von Humboldt? Starschnitte der Preisträger, die man sich mit güldenem Edding unterschreiben lassen kann) und aller Gebühren (Gebühren? Vergnügungssteuer? Zwangsspende für die „Charity“?). Immerhin haben alle Preisträger ihr persönliches Kommen zugesagt, da gibt man doch gerne mal € 175,00 inkl. aller Gebühren aus, um Persönlichkeiten wie: Edmund Stoiber (Kategorie Europa), Hape Kerkeling (Kategorie Entertainment) Jens Lehmann und Egidius Braun (Kategorie Sport) und Udo Jürgens (Kategorie Musik) zu sehen. Der Untergang des Abendlandes manifestiert sich in den Kategorien Charity und Nachwuchs: Claudia Cardinale sowie Jimi Blue und Wilson Gonzalez Ochsenknecht. Zweimal Idole ihrer Zeit, hier Hauptdarstellerin von Spiel mir das Lied von Tod, dort die hauptamtlichen Söhne von Uwe Ochsenknecht und Darsteller der wilden Kerle. Jimi Blue sagte in einem Interview mit dem SZ-Magazin, dass er mit der Schule aufgehört habe: „ich habe zwar noch einen Privatlehrer, wegen der Bildung, aber sonst ist Schule einfach nichts für mich.“ Na dann. Wenn Jimi Blue nur ein Fitzelchen Bildung aus den Gesprächen mit den Preisträgern oder Laudatoren mitnimmt, hat sich der Abend ja wenigstens für einen gelohnt.
Wat is das denn für eine polemische Vorverurteilung? Wenn man sich mit dem Preis nicht anfreunden kann, muss man ja nicht hingehen. Du liebe Güte.
Was ist denn bitte an Frau Cardinales Charity Engangement auszusetzten? Stoiber hat gute Arbeit in der EU geleistet, Kerkeling ist einer der großen Komiker Deutschlands, Lehmann ist Vorbild für eine neue Generation vor Torhüter und der Vater des modernen Torwartspiels etc. Genau wie die Preisträger der letzten Jahre sieht mir das nach einer guten Wahl aus.
Aber vielleicht sollte der Kommentar ja lustig sein. Is er aber nich.
Sehr schoen, liebe Ulrike Traub :-). Ich hatte schon mal zur Karnevalszeit dazu gepostet. Leider kam Herr Pfaff doch – und wollte sich in einem riesigen Interview in der WAZ auch noch fuer „Demut“ (wortwoertlich!) auszeichnen lassen. Groesse in einer Rolle heisst eben nicht, dass man auch als Privatmensch eine solche hat….
Verehrte Frau Traub,
ich war letztes Jahr Gast der Veranstaltung. Ich war schon auf mancher sogenannten Gala – meist im PR-Umfeld. Die meisten waren ganz gut. Die Gala zum Steiger-Award war eine der besten.
Zwar wurde unser Sitzfleisch arg strapaziert. Auch war das Diner nicht wirklich perfekt. Doch fast jeder Redner hatte an diesem Abend etwas zu sagen, wo sich das zuhören lohnte. Bambi ist dagegen peinlicher Bullshit.
Also mein Tipp. Hingehen. Genießen. Dann urteilen.
@Sanna:
*prust* *loslach*
Dabei hat die Session doch noch gar nicht begonnen!