Der Regionalverband Ruhr und die Krisen-AGR

Diese Geschichte von dem Ende der Ökomedia GmbH kann man von zwei Seiten betrachten. Man kann schreiben, dass sich die Abfallgesellschaft Ruhr (AGR) von unnötigem Ballst befreit und zielgerichtet auf ihr Kerngeschäft konzentriert. Man kann aber auch schreiben, dass in der Krise die Einschläge langsam näher kommen, nah heran ans Haupthaus. Ein Treffer und alles bricht zusammen.

Wie gesagt, es geht um die Firma Ökomedia. Das ist eine hundertprozentige Tochter der AGR. Die Abfallgesellschaft selbst ist wiederrum eine hundertprozentige Tochter des Regionalverbandes Ruhr (RVR). Der Geschäftsführer der Ökomedia heißt Heinz Struszczynski. Das ist der Pressesprecher der AGR. Ein naher Kontakt ist ja manchmal nützlich. In diesem Fall zum Beispiel für Kredite, die die AGR in die Ökomedia gepumpt hat. Nach den Vorliegenden Unterlagen waren das ein paar hunderttausend Euro, die da mit Werbequatsch verbrannt wurden. Aus den vorliegenden Unterlagen geht hervor, dass schon Ende 2006 eine Bilanzielle Überschuldung von 462.000 Euro bei der AGR-Tochter mit Sitz in Essen gegeben war. Eine Pleite konnte damals nur vermieden werden, weil die AGR ihren Anspruch auf die Kredite  in der Tochterfirma teilweise aufgab. Insgesamt schuldete die Ökomedia des Pressesprechers dem Mutterkonzern zu der Zeit 535.000 Euro.

Das ist aber noch nicht alles. Selbst das laufende Geschäft gab keinen Grund zur Hoffnung. Die Ökomedia schob aus dem laufenden Geschäft einen Verlustvortrag von 613.000 Euro vor sich her. Sicher ist da im Lauf des Jahres 2007 noch ein fettes Brot dazugekommen.

Gut. Irgendwann ging es nicht mehr. Das hat auch die AGR eingesehen und der RVR. Es gab eine Sitzung im Dezember. Die Gesellschafterversammlung der AGR beschloss, die Ökomedia einzustellen. Und zwar unbemerkt von der Öffentlichkeit am 30. April. Die neun Mitarbeiter wurden entlassen, berichtet die Co-Geschäftsführerin Janna Wadle. "Nach der Betriebsstilllegung verfügt die ÖKOMEDIA GmbH über keinerlei Aktivitäten mehr. Über die weitere Vorgehensweise bezüglich des leeren und inaktiven GmbH-Mantels kann und wird später noch entschieden werden." In der Gesellschafterversammlung der AGR gibt Heinz-Dieter Klink (SPD) der Regionaldirektor des RVR den Ton vor.

Ist die Entscheidung richtig? Ich weiß es nicht. Auf der einen Seite ist es gut, wenn die AGR ihre Kommunikationsaufgaben im eigenen Haus erledigt. Welchen Sinn soll eine Verlustbringende Tochterfirma unter Kontrolle eines Pressesprechers auch machen. Und nur die Konzentration auf das Kerngeschäft kann die leckgeschlagene Firma wieder flott machen.

Auf der anderen Seite tun mir die acht Leute leid, die Ihren Job verloren haben. Es gab "betriebsbedingte fristgerechte Kündigungen", sagt Wadle. Aber alle acht hätten "wieder eine adäquate neue Beschäftigung." Was auch immer das heißt. Zählen dazu auch vom Arbeitsamt finanzierte Gehversuche in der Selbstständgkeit oder Parkwächtertätigkeiten in Herten?

Für die AGR bedeutet die Betriebseinstellung jedenfalls den Totalverlust der Kredite. Wieder weit über 500.000 Euro verbrannt unter Verantwortung des Pressesprechers. Wir habens ja.

Warum wurde die Ökomedia eigentlich nicht verkauft?

Und warum wurde die Firma überhaupt gegründet oder von einem Herrn F. gekauft.

Da gehen Großmannträume vor die Hunde. Von Menschen, die glaubten, sie seien Medienmacher.

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