Der Rücktritt von Marco Reus als Mannschaftskapitän des BVB offenbart die Defizite im Kader

Marco Reus (rechts).Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Gestern war es dann endlich auch offiziell soweit. Marco Reus hat sein Amt als BVB-Kapitän nach fünf Jahren zur Verfügung gestellt.

Nach Ansicht vieler Fans in Dortmund war diese Entscheidung längst überfällig. Reus war in den vergangenen Jahren nie der Anführer, der er hätte sein sollen. Die Gründe dafür waren und sind vielfältig.

Zum einen machten Marco Reus immer wieder gesundheitliche Probleme einen Strich durch die Rechnung. Zum anderen war er in Bezug auf seine Persönlichkeit aber auch nie der Leader, den eine echte Spitzenmannschaft braucht. Das mag, und viele Stimmen legen das nahe, intern nicht so gewesen sein, doch spätestens in Sachen Außenwirkung war Reus von Anfang an eine klare Fehlbesetzung als Kapitän des BVB.

Natürlich muss ein Spieler, der die Binde am Arm trägt, nicht nur ein großer Redner sein, was Reus nie war, und in den Medien gut rüberkommen. Doch bei Reus haperte es immer wieder gerade auch daran. Nach sportlichen Rückschlägen wirkten seine Erklärungsansätze häufig platt, wenn nicht sogar unangenehm inhaltslos. Ein gewisser Fremdschäm-Faktor ging mit seinen öffentlichen Statements regelmäßig einher.

Ein kurzer Vergleich mit Anführern anerkannter europäischer Spitzenmannschaften, und auch mit BVB-Kapitänen der Vergangenheit, offenbarte zuletzt rasch das Defizit der Borussia. In einer Reihe mit Michael Zorc, Stefan Reuter, Sebastian Kehl oder auch Mats Hummels passten Marco Reus und auch Vorgänger Marcel Schmelzer halt nicht.

Kein Wunder also, dass die Jahre von 2016 bis 2018 (Schmelzer) und 2018 bis 2023 (Reus) auch sportlich eher magere Jahre bei den Schwarzgelben waren. Zumindest im Vergleich mit der jeweiligen Ausbeute ihrer vom eigenen Anhang besonders geschätzten Vorgänger. Die Wahl der beiden für das Kapitänsamt der Borussia verdeutlicht schon, dass es Jahre waren, in den in Dortmund echte Führungspersönlichkeiten im Kader vergleichsweise rar gesät waren.

Doch mit dem freiwilligen Rückzug von Reus ist es jetzt auch längst noch nicht getan. Da sollten sich die Verantwortlichen in Dortmund nicht täuschen. Inzwischen ist der Kader in Dortmund nämlich so arm an echten Identifikationsfiguren und Führungspersönlichkeiten, dass es Coach Edin Terzic schwer fallen dürfte, einen besser geeigneten Nachfolger für die neue Saison zu finden.

Gregor Kobel gilt als ein aussichtsreicher Kandidat. Nur ist dieser als Torwart natürlich aufgrund seiner Position im Spiel eher weniger geeignet. Auch die Namen von Nico Schlotterbeck und Niklas Süle werden in diesem Zusammenhang genannt. Jedoch sind die beiden, wie auch Kobel, erst kurzzeitig im Klub. Reicht inzwischen tatsächlich schon ein Jahr, um als Dortmunder Leader von allen Seiten anerkannt zu sein? Zweifel bleiben auch hier.

Emre Can und Julian Brandt werden ebenfalls genannt, wenn es um die mögliche Reus-Nachfolge geht. Aber direkt aufdrängen tun sich die beiden aus der Sicht eines langjährigen Beobachters wohl auch nicht. Bliebe eigentlich nur Mats Hummels, doch dessen sportliche Glanzzeiten sind bekanntlich längst vorbei. Auch Abwehrspezialist Hummels dürfte sich, wie Reus, zukünftig häufig zu Spielbeginn nur auf der Reservebank der Dortmunder wiederfinden. Wirklich aufdrängen tut sich hier niemand.

Keine schöne Situation, in die die Dortmunder Kaderplaner den Verein gebracht haben.

 

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