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„Unter Chlorhähnchenhysterikern“
Der Kommentar in „Jungle World“ gehört zu den eher simpel gestrickten Beispielen der Infoschlacht um das TTIP. Das sogn. Chlorhähnchen wird hier als symbolisches Beispiel für das Abwatschen der Kritiker des TTIP benutzt…
Wer etwas sachlicher in die Problematik des Freihandelsabkommens einsteigen will, dem empfehle ich folgenden Beitrag von Report München:
@Nansy ist ein bisschen schlicht der Artikel in der JW, aber durchaus treffend. Wir alle sind bekanntlich allerschwersten Gesundheitsgefahren ausgesetzt, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 52 Wochen im Jahr, etc. Trotzdem werden wir alle älter, um einiges älter als unsere Vorfahren. Auch Epidemien suchen unser Land eher selten heim, jedenfalls solche, die auch die Leserschaft der Ruhrbarone merklich dezimieren würde. Oder schlimmer noch: gar am kommentieren hindern würde. Also her mit den Chlorhühnchen!!!
Ich persönlich würde natürlich nie ein Chlorhühnchen kaufen, man weiß ja nie…..
Na ja, der „Artikel“ ist ja auch ein spöttischer Kommentar und hat gar nicht den Anspruch sich thematisch intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Und bei dem ganzen Theater, dass um die Chlorhühnchen gemacht wurde, darf man sich nicht wundern, dass sich auch die Kritiker der Kritiker darauf fokussieren.
Frau Strasser vom Netzwerk Campact hat im Interview mit der taz folgendes gesagt: „Aber für uns ist das berühmte Chlorhühnchen lediglich ein Symbol.“
Frage: Wofür?
„Die Hühnchen werden doch nur deshalb mit Chlor desinfiziert, weil die Tiere in den Massenanlagen so schlecht gehalten werden, dass ihr Fleisch eine regelrechte Keimbombe ist. Beim Freihandelsabkommen geht es im Bereich Agrar darum, dass die US-Landwirtschaft in viel stärkerem Maße industrialisiert ist als die europäische. Bäuerliche Landwirtschaft würde hier noch schwieriger werden, wenn die EU ihren Markt weiter öffnet“
So so, das Chlohühnchen ist ein Symbol: industrialisierte (böse) Us-Landwirtschaft gegen bäuerliche (gute) europäische Landwirtschaft. Ich lebe ja quasi auf dem mehr oder weniger platten Land. Ganz hier in der Nähe, kann man die „bäuerliche“ Landwirtschaft bewundern: Tausende auf engstem Raum gehaltene Hühner. Betrieben wird das ganze von einem (trara:) Bauern, der ansonsten ganz viel „bäuerliche Landwirtschaft“ betreibt.
Was an der europäischen ( deutschen) Massentierhaltung (Fleischindustrie) verteidigenswert sein soll, weiß ich noch immer nicht. Um es mit Frau Strassers Worten zu sagen: Die Tiere werden in der Massentierhaltung so schlecht gehalten, dass sie ständig krank werden und deshalb mit Antibiotika vollgepumpt werden (2011: 1734 Tonnen). Mittlerweile dürfen Antibiotika ja nur noch zur Krankheitsbekämpfung eingesetzt werden. Die Zeiten, in denen das Zeug als „Leistungsförderer“ dem Futter beigemischt wurde, ist aber noch nicht so lange her.
Frau Strasser ist im übrigen der Meinung, dass das Chlorhühnchen nach wie vor zur Mobilisierung hervorragend geeignet ist:
„Dieser Aufreger ist damit nicht tot. Das Chlorhühnchen bleibt perfekt zur Mobilisierung. Jeder denkt sofort mit und hat es auf der Zunge. Ich glaube, dass die Leute weiter die Intuition haben, dass etwas ganz dramatisch nicht in Ordnung ist, wenn man sein Essen mit Chlor desinfizieren muss.“
Ich fühle mich verkackscheißert, wenn ich soetwas lesen muss. Die Leute, die weiter die Intuition haben, „dass etwas ganz dramatisch nicht in Ordnung ist“, sind wahrscheinlich die gleichen, die besonders jetzt zur Grillzeit, die Supermärkte stürmen und massenhaft diese antibiotikaverseuchten Tiere in sich hineinstopfen. Je billiger umso besser.
Es mag ja sein, dass es gute Gründe gibt das TTIP zu kritisieren, solange aber so argumentiert wird, gibt es auch gute Gründe die Kritiker zu kritisieren. Ich verweise auch nochmal auf die ekligen (Campact)Videos.
https://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=wu&dig=2014%2F06%2F12%2Fa0236&cHash=ad82dce7cdaa19de9231a5681d30899e
https://www.ruhrbarone.de/der-absturz-des-chlorhuehnchens/80535
Nahrungsmittel von echten Bauern sind echt teuer. Weniger und dafür teurer Essen heisst also die Parole. Täte vielen gut, machen aber nur wenige mit. Also bleibt es bei der industriellen Landwirtschaft, egal ob mit oder ohne Chlorhühnchen.