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ZU: Fast jedes fünfte Kind lebt von Hartz-IV…Kölnische Rundschau
Wie paßt das zu der immer wieder gelesenen und gestern abend noch gehörten Behauptung, daß es UNS in Deutschland noch nie so gut ging, wie heute?
HELMUT, die Kellergeschosse unserer Gesellschaft werden von den Wirtschaftslobbyisten nur sehr ungern besucht. Die meisten wissen gar nicht davon und wollen das auch nicht. Die Mehrzahl der Medienkonsumenten sind auf diesem Gebiet der Mehrzahl der Medienproduzenten sehr ähnlich. So kann die systematische Verdrängung und Verblödung, auch Volksverdummung genannt, gerade auf diesem Gebiet besonders unhinterfragt fortschreiten.
Arnold, kürzlich ist Allensbach mit einer Studie an die Öffentlichkeit gegangen, in der sie zum Schluß kommen, daß wir Angst haben, obwohl es uns gut geht, quasi eine wissenschaftlich untermauerte "wir jammern auf hohem Niveau"-Aussage. Natürlich im weltfremden Der Spiegel erschienen, weil das zum elitären grünen linksliberalismus paßt.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/allensbach-studie-deutschland-hat-angst-a-1111132.html
Ich glaube, daß die ihre Aussagen mache, ohne zu wissen, wie viele Familien mit ihren Kindern von sozialleistungen leben müssen. Die befragen offenbar nur in Freundeskreisen.
Auf jeden Fall zählen die die Bevölkerungsschicht nicht zu "UNS" dazu.
Dann muß man sich natürlich nicht wundern, wenn es einfach keine Erklärung für den raschen anstieg der Protestwähler gibt, die sich zur AFD wenden. Da kommen die nie drauf.
Wer mit offenen Augen durch die Strassen unserer Region geht, muss schon sehr viel ignorieren, wenn er Armut nicht wahrnimmt.
Die Gesellschaft teilt sich, Arbeit bringt oft kaum mehr Geld als Sozialleistungen.
Dass selbst die Studenten immer mehr auf den Öffentlichen Dienst als Arbeitgeber setzen, zeigt, dass ich mir ernsthafte Sorgen um meine Rente machen muss. Wer 1+1 addieren kann, sieht dass wir falsche Priortäten setzen.
Ich habe keine German Angst, sehe uns aber zu weniig zukunftsorientiert. Wir leben aus dem Bestand
@ke: Volle Zustimmung! Ein Blick in die eigene Familie und den Freundeskreis reicht eigentlich um die sich stetig weiter öffnende Schere in unserer Gesellschaft von Jahr zu Jahr immer deutlicher sehen zu können. Wenn man sich auf der Wohlstandsseite der Schere befindet ignoriert man das aber erfahrungsgemäß ganz gerne. Zumindest so lange, bis man selber einmal betroffen ist…
Mein Beruf als SoL hat mir viele Einblicke in Familien gegeben, die von Sozialleistungen lebten. Wenn ich mich an deren Gefühlslage zurückerinnere, gehörte Angst nicht zu deren Hauptsorge. Wovor sollten die auch noch Angst haben? Ich denke schon, dass die Umfragen nicht falsch liegen, denn es geht bei Ängsten doch eher um etwas, was den Menschen in der Zukunft droht. Die Leute, denen es noch gut geht, haben Angst, dass sich das ändert, das Gutgehen.
In MeckPom sagten kurz vor der Wahl 80% der Befragten, dass es ihnen gut oder gar sehr gut ginge. Ich bezweifle einfach mal, dass die 20%, die das nicht so sahen, ausschließlich AfD gewählt haben.
Die Hartz IV Zahlen stehen nicht im Widerspruch zur Allensbachstudie, sondern ergänzen sich im Gegenteil ganz gut. Der vermeintliche Widerspruch zwischen "Uns geht es gut" und "fast jedes 5. Kind in NRW lebt von Hartz IV" zeigt aber, dass zum einen sozioökonomische Ungleichheit nicht der gaußschen Normalverteilung gehorcht und zum anderen, dass auch in der jetzigen konjunkturellen Boomphase ein Teil der Bevölkerung abgehängt bleibt.
@ Thomas Weigle # 6
Armut macht nur den Nicht Armen Angst? Ist Armut jetzt eine Garantie für ein angstfreies Leben? Warum haben dann die Reichen soviel Angst vor der Armut?
@Thomas, ich denke eher, daß diejenigen "Angst", oder besser formuliert, "Sorgen" haben, die noch etwas verlieren KÖNNTEN. Und das sind recht viele Leute. Ich kenne nicht die Statistik über den Nichtwähleranteil bei Arbeitslosen, aber der dürfte sehr hoch sein. Wer längere Zeit arbeitslos war, hat oft schon resigniert, verspricht sich auch durch Wahlen nichts. Aber außer den Meinungsforschern kennt jeder in den sozial schwächeren Wohnviertel etliche Leute (etliche!!!), die von Sozialhilfe leben.
Man kennt sie! Aber häufig werden diese Leute von denen, die noch Haus und neuen Mittelklassewagen besitzen, ausgegrenzt, wobei das nicht immer von deren Seite ausgeht. Denn, wer kein Geld hat, kann den Umgang mit denen, die sich viel leisten können, nach einiger Zeit oft nicht ertragen, so daß es auch zu einer Form von Selbstisolation kommen kann. Als ich Ende der Siebziger arbeitslos war, habe ich genügend Gesprächssituationen erlebt, an die ich mich jetzt noch negativ erinnere.
Manch einer von denen ist dann allerdings später, als ich wieder verdient habe, in die gleiche Situation geraten wie ich vorher. Ich kenne also beide Seiten.
@Helmut Das meine ich ja, dass diejenigen, die noch was zu verlieren haben, Angst davor haben. Meine Erfahrung damals waren, dass z.T. ein Abfinden mit der Armut herrschte oder aber,wie ich es auch in der hiesigen PdL erlebte: Zorn, Unmut, Widerstand gegen H4, aber Angst nicht. Wenn ich unten angekommen bin, habe ich doch keine Angst mehr vom unten ankommen.
Das Problem sehe ich nicht so sehr im 'unten ankommen', sondern in der hohen Wahrscheinlichkeit dann dort womöglich auch nicht mehr wegzukommen. Ordentlich und fair bezahlte Tätigkeiten sind inzwischen für viele Leute leider zur absoluten Mangelware geworden.
Es geht immer noch tiefer, Thomas. Bis zur kompletten Selbstzerstörung. Und es wird nicht oben sondern unten weiter gekürzt.
Ja,Robin, früher, in der rheinischen Republik war Arbeitslosigkeit etwas, was vorüberging, s.a. den Beitrag von @Helmut#9. Hinzu kam, dass weitgehend ordentliche Löhne für Männer gezahlt wurden, während viele Frauen in sog. Leichtlohngruppen tarifiert waren. Das Problem ungleicher Bezahlung bei gleicher Arbeit ist bis heute vielfach geblieben, ergänzt durch empörende Minilöhne, die so in der alten BRD nicht existierten.
1.
Tagtägliches Erleben, mittlerweile aber auch zahlreiche einschlägige Gutachten zeigen, daß für die Mehrheitsgesellschaft -rd. 75 %?- seit langem und mit steigender Tendenz -auch unter den Jugendlichen (!!)- der Begriff "soziale Gerechtigkeit " gar keine, zumindest nicht mehr eine prioritäre Bedeutung hat.
2.
Für die Mehrheitsgesellschaft sind die Menschen in sog. prekären Verhältnissen, sind Menschen in den sog. sozial-schwachen und bildungsfernen Schichten "bestenfalls/schlechtestenfalls" eine zu "bedenkende Größe", wenn es ihnen gelingt, durch ihr Verhalten -gewaltsamen- Proteste, Plünderungen, Zunahme der Diebstähle , aber auch die Wahl rechtsextremer Parteien- das eigene Wohlbefinden zu stören.
"Wir", die Mehrheitsgesellschaft ,leben ansonsten ohne sorgenfrei, problemlos und ohne Gewissenbisse mit diesen am Rande der Gesellschaft lebenden Menschen.
3.
Anzunehmen, daß das zu 1. und 2. Festgestellte nicht zutreffen könnte für die Kinder dieser am Rande der Gesellschaft lebenden Menschen, daß die Mehrheitsgesellschaft zumindest auf die Kinder bezogen vom sozialen Gewissen getrieben alles versucht, dieses Kinderelend mindestens spürbar für die Kinder zu minimieren, irrt, und zwar gewaltig.
4.
"Ich".
Bestenfalls/schlechtenfalls "wir" in der Gemeinschaft mit "unsers-gleichen",
"Wir" – eine Gemeinscht des Miteinander- existiert nicht.
5.
Solidarität in der Gemeinschaft?
Verantwortung des Stärkeren für den Schwächeren?
Mitleid, z.B. mit Kindern, die dazu verurteilt sind, nie ihre Fähigkeiten für sich und für die Gesellschaftg nutzen zu können?
Wer das und Ähnliches erwägt, bedenkt, (selbst-)kritisch hinterfragt, wird durch die Mehrheitsgesellschaft als "Gutmensch diskreditiert, wobei die Verwendung dieses Begriffes zu Zwecke der Diskreditirung "an sich und für sich" schon alles über den moralischen Zustand der Mehrheitsgesellschaft in Deutschland sagt.
Fazit:
Ist es nicht verfehlt, vornehmlich den Staat, die Politik, die Parteien ob der wachsende Verelendung, ob der zunehmenden Seggregration sozial-benachteiligter Menschen – der alteingesessenen und der zu uns geflüchteten-zu kritisieren, wenn die diesen Staat tragende Gesellschaft, wenn die Gesellschaft, von der letztendlich die Politik bestimmt und getragen wird, wenn ihre Parteien -es sind ja nicht die des Staates, sondern die der Gesellschaft- (nicht zuletzt auch in und mit ihren Medien) so ist wie oben umschrieben?
Der Staat spiegelt die politische Verfaßtheit der Gesellschaft wieder, nicht zuletzt dann, wenn es um soziale Gerechtigkeit geht, um Verantwortung der Starken für die Schwachen, um Solidarität und insofern vor allem auch darum, gravierenden wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Benachteiligungen von Kindern bis hin zu spür- und sichtbarer Verarmung und Verelendung nachdrücklich und nachhaltig zu begegnen?
Die Gesellschaft scheint dazu derzeit nicht fähig, nicht willens zu sein.
Und die Gesellschaft….? Das sind wir!
PS
Wenn die für mich unsägliche AFD, die ich als Partei -nicht bezogen auf alle ihre Wähler- völkisch, rassistisch und in ihrer Gesinnung (teil-) faschistisch nenne, die Gesellschaft aufzurütteln vermögen sollte, daß sich diese über den Tag hinaus wieder darauf besinnt, daß zu ihrem Wesenskern nicht nur das Wollen eines demokratichen Rechtstaates, sondern auch das eines Sozialstaates zählen, daß es Gesellschaft und Staat essentiell nicht nur um innere und äußere Sicherheit , sondern gleichermaßen um soziale Gerechtigkeit geht, daß diese großartige Idee von einer sozial geerechten Gesellschaft diese trägt und mtbestimmt,, daß die Starken sich -selbstverständlich- den Schwachen verpflichtet und verbunden fühlen, dann hätte die AFD etwas bewirkt, an Etwas mitgewirkt, was für mich revolutionär wäre, jedenfalls mit Blick auf das, was derzeit ist.
Ich befürchte -mit oder ohne AFD-, daß ich als "Gutmensch" insofern einer Utopie anhänge.
Leider, leider, leider, und das vor allem mit Blick auf die von der Mehrheitsgesellschaft offenkundig "abgeschriebenen Kinder" aus den sozial-schwachen und bildungsfernen Schichten der Bevölkerung und von den auch dieserhalb mitleidlosen "Ich's" unter uns.
Empfehlung:
Wer sich konkret mit der Kinderarmut, mit gravierenden Benachteiligungen von Kindern -auch in seiner Region, in seiner Stadt- näher befassen will, um faktengestützt in der Gesellschaft gegen diese eklatante soziale Ungerechtigkeit angehen zu können, der kommt problemlos an entsprechende Daten heran, die die Bertelsmann Stiftung in ihrer jüngsten Studie ermittelt und zusammengestellt hat; über: http://www.bertelsmann-stifung.de
@14: Ich mag diese Sozialforschung nicht, da sie aus meiner Sicht zu oft nur offensichtliches beschreibt und oft auch Verfahren nutzt, die Schwächen haben.
Wer sich engagieren will, kann einfach in den nächsten Sportverein etc. gehen und sich engagieren. Die Schulen brauchen auch oft ehrenamtliche Unterstützung. Wenn Erwachsene sich kümmern, kommen die Kids auch. Leider haben wir trotz hoher Arbeitslosigkeit, Frühverrentung etc. nur wenig Menschen, die Zeit für solche Tätigkeiten haben.
So blöd ist keiner und opfert seine Zeit, während er doch mit dem Fläschchen im Liegenstuhl liegen kann.
Wer den Standard von Schulen in anderen Ländern sieht, merkt auch schnell, wie wenig unsere Gesellschaft in Bildung etc. investiert. Die 50er Jahre grüßen gerne und zeigen, dass schon Generationen dasselbe Klo genutzt haben. So baut man keine Gesellschaft auf, die für die Globalisierung gerüstet ist.
Der Oberschicht jenseits des öffentlichen Dienstes kann dies egal sein. Die Ausbildung wird notfalls privat finanziert und wenn alles die Ruhr herunter geht, wandert man aus. Ärzte, Ingenieure etc. werden weltweit gesucht und finden sofort einen Job. Der Lagerarbeiter hat diese Chance nicht. Die Gleichstellungsbeauftragte vermutlich auch nicht.
Aktuell zeigt sich, dass wir in D und auch die EU das Thema Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftssicherung komplett ignorieren. Die Entwicklung werden wir sehen.
In NRW bleibt ja schon kein Kind zurück, weil sich alle nicht mehr vorwärts bewegen.
kE
Die Bertelsmann Studie, auf die ich hingewiesen habe, liefert Fakten, die man kennen sollte, wenn man faktengestützt zu diskutieren beabsichtigt.
Wenn Sie sich 'mal die Mühe machen, diese Studie von A bis Z zu lesen, werden Sie, da bin ich mir sicher, ähnlich wie ich bezogen auf die hier diskutiere Problematik über mehr Faktenwissen verfügen als bisher, was ja nicht zwangsläufig dazu führen muß, daß man seine diesbezügliche politische Grundauffassung kritisch prüft oder gar in Frage zu stellen bereit sein könnte..
Aber,
und jetzt meine ich nicht Sie persönlich:
Ich mußte in jüngster Zeit immer öfter von einer zunehmend "postfaktischen Zeit" lesen, u.a. im Zusammenhang mit der AFD, mit Trump, mit diversen Praktiken in den Medien, aber auch -und das macht mich besorgt- bezogen auf den politischen Willensbildungsprozeß durch jedermann, dh. im Sinne von "postfaktisch", daß nicht mehr die Fakten interessieren, auch dann nicht, wenn sie nicht im geringsten angezweifelt werden können, sondern daß "das Gefühlte" entscheidend ist, daß es darauf ankommt, was der Einzelne emotional als richtig oder falsch empfindet -ggfls. wider alle Fakten.
Ich bin mir nicht sicher, ob es hinreichend "faktengestützt" (!!) als belegt angesehen werden, daß grundsätzlich von einem solchen "postfaktischen Zustand" gesprochen werden kann oder ob die Wahrnehmung eines solchen "postfaktischen Zustandes" nicht selbst "postfaktisch" zu nennen ist.
Für mich ist jedenfalls die Zustandsbeschreibung "postfaktisch" mehr und mehr Anlaß zu versuchen, im persönlichen Gespräch, in der politischen Diskussion "Postfaktisches" zu erkennen, um dieses dann auch unmißverständlich aufzuzeigen; machnmal mit Erfolg , dh. mit Einsicht unter den Protagonisten, "postfaktisch" gedacht und argumentiiert zu haben. Das klappt allerdings nie bei Anhängern der AFD.
Daß Menschen offenkundig dazu "veranlagt" sind, oftmals (oder immer?) Fakten zu leugnen, wider alle Fakten zu argumentieren, Fakten objektiv falsch zu relativieren versuchen, wurde kürzlich mittels einer Studie seitens einer US-Uni nachgewiesen. Und jeder Fußball-Fan weiß, daß er immer wieder -oder gar im Prinzip ?- dazu neigt, wider alle Fakten das Spiel seiner Mannschaft im nachhinein als das "bessere" im Verhältnis zum Spiel des Konkurrenten einzustufen, auch dann, wenn alle Fakten Gegenteiliges belegen. "Man" negiert dann einfach solche Fakten, man leugnet sie, man umgeht ihre Wahrnehmung, indem man völlig andere Betrachtungen in die Diskussion einbringt, nämlich solche, die der eigenen Wahrnehmung dienlich erscheinen. Als Fußball-Fan fällt es auch mir manchmal schwer, zuzugestehen, daß ich "postfaktisch" agiere und zu argumentieren versuche; so gut/so schlecht. Wenn das allerdings über den letztendlich von Emotionen lebenden, von Emotionen (mit)getragenen Fußballsport hinaus ins (gesellschafts-) Politische geht, dann besteht, jedenfalls für mich, noch mehr Anlaß als bisher, darüber (selbst-)kritisch nachzudenken und diesen sog. postfaktischen Zustand der "politischen Gesellschaft" zu reflektieren.