Der Beschluss des Bundesverfassungsgerichts, die Verabschiedung des Heizungsgesetzes zu stoppen, ist für die Ampel ein Menetekel: Nichts gelingt ihr. Das von der Lobbytruppe Agora-Energiewende vorgedachte Gesetz musste nach Bürgerprotesten geflickt werden und sollte unter Missachtung der Rechte des Parlaments durchgedrückt werden und scheiterte nun am Votum Karlsruhes. Die von Kanzler Scholz ausgerufene Zeitenwende ist nicht mehr als ein Wort: Die Hilfe für die Ukraine ist so dürftig, dass ihre Gegenoffensive zu scheitern droht. Die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr ist in Zeiten der größten Bedrohung seit Jahrzehnten nicht einmal auf dem Papier vorhanden. Die angekündigte Energiewende ist ein Rohrkrepierer: Der CO2-Ausstoß steigt ebenso wie die Energiepreise.
Es war im vergangenen Wahlkampf ein Werbespruch der Grünen, aber er brachte auf den Punkt, was sich die meisten Menschen wünschen: „Züge, Schulen, Internet – Ein Land, das einfach funktioniert“. Nicht erwähnt wurden bezahlbare Wohnungen, eine gesicherte und preiswerte Energieversorgung und Wohlstand. Letzterer galt als Selbstverständlichkeit, erst langsam wird den Bürger klar, dass dem nicht so ist. Deutschland ist wieder der wachstumsschwache „Kranke Mann Europas“ und die längst eingesetzten Deindustrialisierung wird dafür sorgen, dass sich daran auf absehbare Zeit auch nichts ändert. Es funktioniert nichts und die Menschen wissen das.
Nicht alles ist die Schuld der Ampelkoalition. Karsten Linnemann, der stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU, schreibt in seinem Buch „Die ticken doch nicht richtig!“ von einem Treffen mit Angela Merkel im Jahr 2016: „Ich wollte von der damaligen Bundeskanzlerin wissen, wie sie die heftige Aneinanderreihung von Krisen eigentlich mental durchhält. Angela Merkel antwortete, dass sie sich vor allem im Heute bewegen müsse. Die nächsten Politikergenerationen müssten die kommenden Herausforderungen angehen.“ Nach 16 Jahren ist eine Menge liegen geblieben. Unter Merkel gab es, in Zusammenarbeit mit SPD und FDP, nur eine Mischung aus Krisenmanagement und Zeitgeistpolitik: Sie erkannte die gefühlte grüne Hegemonie an, stieg aus der Kernkraft aus, schaffte die Wehrpflicht ab, entkernte die Bundeswehr und öffnete die Grenzen.
Die Ampel, vor allem die Grünen, wollen gestalten. Nicht alles ist falsch: Die viel geschmähte feministische Außenpolitik von Annalena Baerbock ist im Kern richtig, denn wie es in einem Land um die Frauenrechte bestellt ist, ist ein Marker für die Freiheit und den Zivilisationsgrad einer Gesellschaft.
Auf anderen Feldern scheitern die Grünen allerdings: Die ideologiegetriebene Wirtschafts- und Energiepolitik ruiniert das Land und überfordert die Menschen. Die Grünen haben sich verschätzt: Ihre empfundene kulturelle und mediale Hegemonie entspricht nicht den Ansichten der Mehrheit. Die will weder massive Wohlstandsverluste hinnehmen noch glaubt sie, dass es Frauen mit Penis gibt. Das anstehende Selbstbestimmungsrecht ist die nächste Klippe, auf welche die Ampel zusteuert.
Die Ampel trat als Fortschrittskoalition an. Aber darüber, was Fortschritt ist, wie wir künftig leben wollen, herrscht zwischen SPD, FDP und Grünen keine Einigkeit. Und die Menschen haben ohnehin keine Lust auf pathetisches Wortgeklingel: Sie wollen, dass die Probleme des Landes gelöst werden. Sie möchten in einem Land leben, „das einfach funktioniert“. Eine Politik, die wie schon unter Merkel, ständig den Ausnahmezustand ausruft, um ihre Politik als alternativlos darzustellen, hat keine Mehrheit.
Der Ampel bläst der Wind ins Gesicht: Die Bürger tragen ihre Politik nicht mit, sie ist zerstritten, keines ihrer Projekte gelingt und die Lebensverhältnisse im Land verschlechtern sich zusehends. Ihr einziges Pfund besteht darin, dass niemand glaubt, die Union würde es besser machen. Damit kann man sich an der Macht halten, aber mehr auch nicht.
Die FDP mag überfordert sein, aber nicht die Bevölkerung!
„Die Deutschen befürworten Klimaschutz-Maßnahmen viel stärker, als sie es sich gegenseitig zutrauen. Das ist eine von vielen Erkenntnissen aus dem Sozialen Nachhaltigkeitsbarometer 2023 mit 6.500 repräsentativ Befragten.
Ob ein Zustimmungswert bei einer wichtigen gesellschaftlichen Frage bei 59 Prozent oder bei 32 Prozent liegt, ist nicht ganz unerheblich. Aber exakt so groß ist zum Beispiel die Wahrnehmungskluft beim Thema Windkraft. Während die Deutschen im Mittel nur 32 Prozent ihrer Mitmenschen zutrauen, dass sie mit dem Ausbau der Windkraft im eigenen Wohnumfeld einverstanden sind, kommt man bei direkter Befragung auf 59 Prozent Zustimmung in der Bevölkerung.
Bei anderen Klimaschutzmaßnahmen ist eine ähnliche Kluft zwischen geschätzter und tatsächlicher Befürwortung vorhanden.
https://www.mdr.de/wissen/falsche-einschaetzung-einstellung-klimaschutz-100.html
@CTemt: Sobald es den Wert der eigenen Immobilie schmälert wird protestiert: Gegen Windräder, Schulen, Bahntrassen und Flüchtlingsunterkünfte. Und ganz nebenbei: Man sagt bei solchen Umfragen auch gerne das von dem man glaubt, es wäre sozial gewünscht. BTW: Massive Wohlstandsverluste wird kaum jemand mittragen. Aber vielleicht liege ich ja falsch und die Grünen liegen 2025 über 50 Prozent. Sieht im Moment nicht danach aus.
Ich finde all dies passt sehr gut zu den Grünen und Teile der hart linken SPD.
Wenn man moralisch meint die Oberhand zu haben, dann setzt man sich auch über die Demokratie hinweg. Das kennen wir von den Moslem Brüdern in Kairo oder von Erdogan in Ankara.
Das ist das tolle an der Moral. Man hat immer Recht. Ich brauche nur ein Positionspapier der Böll Stiftung und dann habe ich Recht.
Wenn man einen hart linken promovierten Literaturwissenschaftler zum Wirtschaftsminister macht, und sich von Baerbock, deren gesamte Karriere von der Böll Stiftung geführt wurde , die Welt erklären lassen möchte, so passieren sehr teure Dinge.
Yuri Bezmenov hatte Recht.
Ich denke es ist ein guter Moment hier den Vortrag , auf Englisch, von Yuri Bezmenov zu posten.
Yuri Bezmenov: Psychological Warfare Subversion & Control of Western Society.
Für die Ampel ist dieses Urteil ein Tiefpunkt.
Ob es ein Wendepunkt für unsere Demokratie ist, bleibt abzuwarten. Es ist dies schließlich nicht das erstemal, daß ein Gesetz vom Parlament abgenickt werden soll. Es ist nur das erste mal, daß ein Parlamentarier (ausgerechnet aus Berlin) sich auf die Hinterbeine stellt und dagegen wehrt als Stimmvieh behandelt zu werden.
Die mutmaßlich grottige Qualität des Gesetzestextes spielte für das Urteil keine Rolle. Hierbei liegt aber in vielen Bundesländern und beim Bund viel im Argen. Jurisprudenz wird wie im angelsächsischen Raum mehr und mehr zur Geheimwissenschaft, weil Gesetzgebung und Kasuistik zunehmend die Nachvollziehbarkeit geltenden Rechts in Frage stellen.
„Die FDP mag überfordert sein, aber nicht die Bevölkerung!“
Es gibt für jede Zeit verbale Marker der Gedankenlosigkeit, heute ist dies ein „die FDP ist an allem Schuld“.
In den 70’ern sang Rudi Carrell, daß die SPD nichts für den nassen Sommer kann. Heute wäre ein Liedchen für die FDP und heiße Sommer nicht verkehrt.
Die mdr-Umfrage ist glaubwürdiger als die repräsentative Männer-prügeln-gerne-Frauen-und betrinken-sich-regelmäßiß-bis-zur-Besinnungslosigkeit-Umfrage der Funkegruppe. Immerhin konnte ein Mensch mit Medienkompetenz bei letzterer lernen, „Stichprobe“ und „repräsentativ“ verwendet bei Umfraaagen keine seriöse Einrichtung mehr in einem Satz.
Trotz dieser Schlamperei, kann erstere Umfrage eine gewisse Glaubwürdigkeit für sich in Anspruch nehmen. Wobei die relative wirtschafltiche Sorglosigkeit schon überrascht.
Es dürfte aber auch stimmen, was Stefan Laurin schreibt. Rechnet man dem Bürger vor, was konkret der Klimaschutz ihn kosten wird, sähe das Umfrageergebnis wohl sehr viel anders aus.
Die Fernflüge der Klebenbleiber sind dabei nur die Kirsche auf dem Kosakenzipfel. Die Einsparungen im Kulturbetrieb wären das Zitronencremebällchen. Die Einschränkungen beim Jahresurlaub der Rest dieses Desserts. Zum Hauptgericht Pommes, Schnitzel, Salat, also den Immobilien- und Wohnkosten, Arbeitslosigkeit und Waren des täglichen Bedarfs, sind wir dabei noch gar nicht vorgedrungen.
@Wolfram Obermanns: Der bisherige Tiefpunkt. Warten wir mal ab was da noch kommt.
Man könnte aber auch mal fragen, ob ein mit hinreichend Personal ausgestatteter Bundestagsabgeordneter sich nicht auch über das Wochenende hinweg mal eine fundierte Meinung bilden könnte.
Da arbeitet ja der Bürgermeister von Hinterposemuckel härter.
@Peter Pasetti: Man kann Bundestagsabgeordneten sicher viel vorwerfen, aber ganz bestimmt keine Faulheit – dem Bürgermeister von Hinterposemuckel übrigens auch nicht. Da das Gesetz eh erst am 1.1.2024 in Kraft treten soll, gab es keinen sachlichen Grund, das Parlament unter Druck zu setzen.
@CTemt: Diese Umfrage hätte man in 4 Jahren machen müssen. Der Finanzminister hat gestern angekündigt, dass ab jetzt wieder die Zeit der Einsparungen im Bundeshaushalt beginnt. Ist ja auch verständlich. Irgendwie muss der Staat das Geld wieder einspielen. Man muss bloß mal überschlagen was die Energiewende kostet, weil sie ja subventioniert wird. Wärmepumpe inklusive Dämmung für Haus und Dach kosten locker 100.000 €. Der Staat will 50.000 € dazugeben. 50.000 € x 500.000 Häuser. das macht 25 Milliarden! Euro. Auch Windkraft wird massiv subventioniert, weil sie zu wenig Gewinn abwirft. Vor allem muss man abwarten, wie sich die Mieten durch die teuren Umbauten entwickeln werden. So doof sind die Leute dann auch wieder nicht. Die werden irgendwann mitbekommen warum alles teurer wird. Wahrscheinlich wollte man deswegen das Gesetz so schnell durchdrücken.
@CTemt: Eine Meinungsforscherin sagte mal sinngemäß: Die Deutschen sind total umweltbewußt; bis sie an die Kasse kommen.
Bezog sich auf den kauf von Fleisch aus „artgemäßer Tierhaltung“, kann man aber auf jedwedes Thema mit moralinsaurem Hintergrund übertragen. Oder, wie Oma sagte:“Mit de Mull sän se all Helden.“
@ Peter Pasetti: Erfrischend, wie selbstverständlich von einem Politiker und seine MA Wochenendarbeit gefordert wird. Und es geht auch nicht darum, sich eine Meinung zu bilden,sondern eine Gesetzesvorlage zu prüfen, die buchstäblich jeden Bürger direkt betrifft.Da werden Lebenspläne verändert oder verhindert. Da werden Bürgern, die den Empfehlungen der Politik gefolgt sind in Sachen Altersvorsorge und Heizung die Immobilien an einem Tag entwertet, die Altersvorge vernichtet, die Zukunft geraubt. Mehr AfD -Werbung geht nicht.
In einem Gesetz zählt jedes Wort; allein die Zeichensetzung kann sinnverändernd sein. Da sollte man sich schon Zeit nehmen dürfen, um als MdB eine Tiefenprüfung vorzunehmen. Da kommen Sie mit einem Wochende und Ihrem Bureaupersonal nicht mit zurecht. Da müssen Juristen und sachkundige Fachleute aus verschiedenen Branchen befragt werden.
@ Stefan Laurin und Wolfgang Obermanns.
Ein Tiefpunkt mehr, na und? D wird doch schon seit Jahren nach dem Motto regiert: Lieber besch…… regieren als gar nicht. Egal, wie weit man unten ist, es geht immer noch ein wenig tiefer…
wir bekommen gerade vorgeführt was Olaf Scholz vor einigen Monaten meinte, als er von einem „neue Deutschlandtempo“ sprach: wir erleben einen Robert Habeck, der mit seinem Heizungsgesetz voll auf die Tube drückt, sich aber alle paar Meter auf den Pickel legt und einfach nicht vorwärts kommt, obwohl doch der größte Teil der dieses Rennen um die Rettung der Welt begleitenden Medien auf Grün geschaltet ist.
Das einzige was jetzt noch fehlt ist Jürgen Tritin, der dem Bundesverfassungsericht eine Kampgne mit der Bildzeitung unterstellt, aber noch ist nicht alle Tage Abend…