Trainerverpflichtungen bestimmen schlagzeilentechnisch offenbar bisher diese Länderspielpause in der Bundesliga. In der Vorwoche die Vorstellung von Jürgen Klopp in Liverpool, heute Mittag folgt dann die Präsentation von ‚Tiger‘ Stefan Effenberg im ostwestfälischen Paderborn. Zugegeben, das Ereignis ist ein paar Stufen kleiner, doch auch nicht weniger spannend.
Wenn der 47-jährige Ex-Profi nun den Bundesligaabsteiger in der westfälischen Provinz übernimmt, dann ist ihm und seinem Club die Aufmerksamkeit in Fußballdeutschland zumindest sicher.
Viel wurde in den letzten 24 Stunden über Effenberg geschrieben und spekuliert. Passt er in das beschauliche Paderborn? Kann er seine teilweise extrem exzentrische Persönlichkeit soweit drosseln, dass er als echtes Vorbild für eine Mannschaft fungieren kann? Die Meinungen gehen auseinander. Einige sehen ihn am Beginn einer großen Trainerkarriere, andere befürchten ein rasches Scheitern.
Ein Aspekt kam mir in der bisherigen Betrachtung aber noch deutlich zu kurz. Und das ist die Sicht des SC Paderborn. Der Club scheint mir hier als eine Art Paradebeispiel dafür zu dienen, wie sprunghaft Vereinsverantwortliche sein können, wenn es um die Besetzung des Postens ihres Cheftrainers geht.
Im Sommer erst, als der Abgang von Andre Breitenreiter in Richtung Gelsenkirchen in Ostwestfalen endgültig feststand, da wurde Effenbergs Vorgänger Markus Gellhaus voller Überzeugung präsentiert. Und Vereinsboss Wilfried Finke betonte damals bei seiner Vorstellung noch ausdrücklich und ausführlich, warum gerade Gellhaus genau der Richtige für diesen Job sei.
Es ging um Vertrautheit, Erfahrung, Fachkenntnisse und ähnliche Begriffe. Gellhaus sei daher der absolute Wunschkandidat, den man schon lange im Auge gehabt hätte und nun endlich bekommen konnte.
Doch der Wunschtrainer konnte die Erwartungen nicht ansatzweise erfüllen, wirkte wenig charismatisch, fast schüchtern an der Seitenlinie. Paderborn rutschte in die Nähe der Abstiegsränge in Liga 2.
Nun dann die totale Kehrtwende. Alles das was Gellhaus noch verkörperte scheint nun plötzlich keine große Rolle mehr zu spielen. Mit der Verpflichtung von Stefan Effenberg als neuem Cheftrainer bedient der SC Paderborn nun genau die entgegengesetzte Erwartungshaltung.
Der nun erstmals als Cheftrainer tätig werdende Trainer steht noch völlig ohne Berufserfahrung da, arbeitete zuletzt als TV-Experte bei Sky, kennt den SC Paderborn nicht wirklich aus der Nähe und lebt überwiegend von seinem extrovertierten und selbstbewussten Auftreten in der Öffentlichkeit. Also tatsächlich das genaue Gegenteil seines Vorgängers.
Und auch das wird dann ab 12 Uhr vermutlich wieder in den höchsten Tönen gelobt werden, exakt passend begründet werden, warum der neue Cheftrainer nun eben genau diese Beschaffenheit haben sollte.
Der SC Paderborn wird so abermals für jedermann deutlich sichtbar beweisen, dass im Profifußball Funktionäre eben längst nicht so sicher in ihrer jeweiligen Entscheidungsfindung sind, wie sie es nach außen gerne glauben machen möchten. Ganz offensichtlich ist auch die Wahl eines Cheftrainers eben immer ein großes Stück weit reine Glückssache.
Was das für Stefan Effenberg und sein Engagement in Paderborn heißt? Nichts!
Ob Effenberg in Paderborn nun den Grundstein einer großen Trainerkarriere legen wird? Nicht ausgeschlossen. Erst die nächsten Monate werden es zeigen.
Jedenfalls ist die westfälische Fußballprovinz ab heute Mittag dann um einige Schlagzeilen reicher. Zumindest in dieser Beziehung dürfte sich die Effenberg-Verpflichtung für den Verein sicherlich lohnen. Viel Aufmerksamkeit und ein wenig Glanz in der Fußball-Provinz. Alles Weitere scheint dann eben ohnehin auch ein Stück weit Zufall zu sein, wie die letzten Monate in Paderborn ja gezeigt haben. Das beschauliche Paderborn wird so in jedem Fall ein Stück weit spannender. Immerhin! 😉
Paderborn steigt in Liga 3 ab und taucht mit Effe als Hauptfigur und Dolly Buster in einer Soap bei RTL2 oder Tele5 auf, wobei die Werbepausen hauptsächlich mit Möbel- und Kfz-Teile-Werbung gefüllt werden. In 2 Jahren sehen wir alle Beteiligten in einer Sonderausgabe des Dschungelcamp…
@Klaus: Ich fand Effenbergs Eingangsstatement auf der PK heute Mittag recht entlarvend: Wer die Veranstaltung gleich mit den Worten 'Ja, ich bin es wirklich!' beginnt, der hält sich für jedermann sofort erkennbar ganz offensichtlich für zu groß und zu bedeutend für diesen Job an diesem Ort. Schlechter hätte er heute gar nicht anfangen können, finde ich. Wenn er das auch weiterhin durchschimmern lässt, dann kann das eigentlich nicht lange gutgehen, auch wenn der Rest der PK heute aus seiner Sicht dann ganz ok war.
[…] übliche Ansetzung noch bei der Auslosung es hatte vermuten lassen, das war der kürzlich erfolgte Trainerwechsel beim SC Paderborn, als vor wenigen Wochen ‚Tiger‘ Stefan Effenberg das Amt dort […]
[…] einmal mehr irgendwie spannender als das Tagesgeschäft in Liga 1. Der ursprünglich einmal mit so vielen Hoffnungen verpflichtete Trainer Stefan Effenberg beweist dort nämlich aktuell, einmal mehr, dass ein großer Name als Spieler allein für eine […]