Der VfB Stuttgart und Hannover 96 sind drastische Warnungen für den FC Schalke 04

Foto: Michael Kamps
Foto: Michael Kamps

Seit gestern ist sie also endgültig auch schon wieder Geschichte, die Bundesliga-Saison 2015/16. Und, machen wir uns nichts vor, es war, trotz einiger wirklich spektakulärer Ereignisse und Entwicklungen im Verlaufe der 34 Spieltage, insgesamt dann doch wohl keine sonderlich Gute. Dafür gab es allerlei sehr unterschiedliche Gründe. Die Monotonie an der Spitze ist davon wohl der wichtigste.

Insgesamt fällt dem Beobachter dabei auf, dass, sucht man nach Spannung im Ligabetrieb, immer häufiger die ‚kleinen Freuden‘ des Ligaalltags dafür herhalten müssen. Da mischen Teams wie Darmstadt, Mainz, Ingolstadt die Liga für ihre Verhältnisse kräftig auf, da überraschen Traditionsclubs wie Bremen, Frankfurt, Stuttgart und Hannover negativ mit einem sicherlich ebenso überraschenden Abstiegskampf.

Als Fußballfan kann man sich damit gut und gerne über die Monate unterhalten, findet auch dort etliche Gesprächs- und Diskussionsthemen. Doch im Großen und Ganzen wird die Liga eben immer berechenbarer, immer vorhersagbarer.

Dass der FC Bayern München einmal mehr am Ende die Meisterschale in die Höhe recken konnte, das war sicherlich schon von Anfang an so leicht vorhersagbar wie die Tatsache, dass die deutsche Nationalmannschaft letztendlich die EM-Qualifikation erfolgreich bestreiten würde.

Und auch im nächsten Frühjahr stehen die Chancen auf einen weiteren Titel für die Kicker von der Isar erneut mehr als gut. Eine Tatsache, die wohl auch BVB-Kapitän Mats Hummels bewusst sein dürfte, und seinen Wechsel zum ärgsten Konkurrenten entscheidend mit angefeuert haben dürfte.

Dass dabei dann aber auch die Meisterfeier im Stadion den Charme einer durchgestylten Theateraufführung hatte, auch das sollte dem ein oder anderen dabei nicht verborgen geblieben sein. Da herrschte bei der spontanen Klassenerhalts-Feier des SV Werder Bremen vermutlich eine wesentlich ausgelassenere Stimmung als beim x-ten Durchlauf der schon zum gewohnten Ritual verkommenen Schalenübergabe im Süden.

Da hilft aber auch kein Jammern. Das ist inzwischen traurige Gewohnheit für viele Beobachter. Bezeichnend dafür ja auch die Tatsache, dass selbst der Pay-TV-Anbieter ‚Sky‘ die Übertragung rasch ausblendete, Kommentator Fritz von Thurn und Taxis dazu sinngemäß lapidar verkündete ‚Kennt man so ja alles schon…‘. Recht hat er. Eine traurige Tatsache, gelassen ausgesprochen.

Aber nicht nur die Tatsache, dass die ersten vier (!!!) Plätze der Tabelle diesmal bereits vor dem letzten Spieltag fix vergeben waren kann einem als Beobachter den Spaß so ein Stück weit nehmen, auch die zunehmende Entfremdung vieler Fans mit dem Sport des ‚einfachen Mannes‘ bereitet Sorgen.

Mit dem ersten Montagsspiel seit Urzeiten wurde kürzlich ein Tabu gebrochen. Engagierten F ans und auch vielen Dauerkartenbesitzern  wird durch zunehmend weitgestreute Anstoßzeiten ein regelmäßiger Besuch ihres Lieblingsteams erschwert. Für die Zukunft sind Montagsspiele im Fußballoberhaus fest eingeplant. Trotz aller Fanproteste dagegen.

Mit RB Leipzig wird die Bundesliga bald einen kommerziell durchorganisierten Club mehr im Oberhaus begrüßen. Mit dem VfB Stuttgart gibt es dagegen seit Samstag nun, einen großen Traditionsclub weniger auf der großen Bühne. Ein Abstieg, den sich der Verein im Laufe der letzten Jahre allerdings wohl selber eingebrockt hat.

Vergleicht man z.B. die aktuellen Vereinsführungen von Stuttgart und Leipzig direkt miteinander, dann verwundert es nicht wirklich, dass Leipzig die Stuttgarter nun im Oberhaus ersetzen wird. Da scheinen Profis engagierte Laien abzulösen, wenn man nach der Außendarstellung der letzten Jahre geht.

Ähnliches gilt sicherlich auch für Hannover, wo die Vereinsführung über Jahre hinweg für jedermann ersichtlich zeigte, dass man offenbar ohne wirkliches Konzept dazustehen scheint. Diverse Wechsel auf der Sportdirektorenposition und auf der Trainerbank führen auf lange Sicht selten nach oben.

Zwei Abstiege mit Ansage also, wenn man ehrlich in der Analyse ist. Und wohl, neben der guten finanziellen Lage im Club, auch ein Grund mehr dafür, warum Leipzig so schnell nicht wieder absteigen dürfte. Auch wenn dies für viele außerhalb Leipzigs wohl eher noch eine direkte Drohung ist.

Ähnlich konzeptlos wie in Hannover und Stuttgart agierte man zuletzt auch wieder einmal auf Schalke. Auch das Engagement von Coach Breitenreiter geht nun, nach nur einem einzigen Jahr, wieder vorzeitig zu Ende. Dies wurde gestern dann auch offiziell bekannt. In Schalke zieht man nun allerdings immerhin auf einen Europa League-Platz die entsprechenden Konsequenzen, übergibt die sportliche Führung ebenfalls einmal mehr an ein komplett neues Team.

Christian Heidel, der Horst Heldt als Sportvorstand ablöst, gilt allerdings unbestritten als exzellenter Fachmann, hat in Mainz zuletzt 24 Jahre lang kontinuierliche Arbeit geleistet. Mit ihm und dem Trainer seiner Wahl hat man auf Schalke nun eine große Chance auf ruhigere Zeiten. Es wird dabei entscheidend darauf ankommen, dass man diese nun auch zu nutzen versteht.

Nicht das man sonst, in ein paar Jahren, vielleicht tatsächlich auch so endet wie in Hannover und Stuttgart, wo man bis vor einigen Jahren auch immer noch dachte man könne die Lücke zur Ligaspitze in absehbarer Zeit schließen, sich durch ständige Personalrocharden aber tatsächlich immer weiter von dieser entfernte.

Mahnende Negativbeispiele für die Gelsenkirchener also. Ob auch Clemens Tönnies, der mächtige Club-Bos der ‚Knappen‘, das inzwischen begriffen hat?

Es wäre ihm und den unzähligen Anhängern der Königsblauen zu wünschen. Denn der Club braucht endlich Ruhe im Umfeld. Eine Ruhe, die Clubs wie Hannover und Stuttgart zuletzt eben nie hatten. Und wohin sie das geführt hat, das ist seit gestern ja jedermann offensichtlich…

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Robert Müser
Robert Müser
8 Jahre zuvor

Ach, der Ballsportverein aus Gelsendorf …

… wäre nicht dieser Verein,
… wenn er so nicht provinziell agieren würde,
… wie zuletzt Frankfurt oder Hannover,
… gar nicht auszudenken,
… wenn da mal Ruhe einkehren würde.

Auch in der neuen Saison wird m.E.n. wieder Anspruch, Wirklichkeit und sportliche Möglichkeiten komplett auseinanderklaffen,
… so daß es mit dem (aus Sicht der Anhänger längst fälligen) Triple wieder nix wird,
… die Personalrochaden im üblichen Maße beim Übungsleiter durchgeführt werden,
… und auch sonst Ruhe und Kontinuität wieder ein Fremdwort bleiben werden.

Also wie immer …

?

leoluca
leoluca
8 Jahre zuvor

Soviel Text mit vielen Pünktchen für einen Provinzclub von der Emscher. Meine Herrn.

Erinnert mich an Element of Crime: "Finger weg von meiner Paranoia, denn sie ist mir lieb und teuer."

jovan
jovan
8 Jahre zuvor

haha, fußball bei den (geliebten) baronen wieder.
im westen wird fußballgeschichte geschichte und hier esst ihr gelsenkirchener spekulatius.

nur der M S V !!!!

jovan
jovan
8 Jahre zuvor

? auftrag angekommen.

Pommeskind
Pommeskind
8 Jahre zuvor

Ich bin quasi von Geburt an Schalker und wünsche mir seit Jahren nichts sehnlicher, als eine Regenerationsphase in der 2. Liga. Wie damals gegen Meppen. Ohne Knappenkarte und Böklunder-Fanbox und Langnese-Familienblock und Videowürfel etc.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

Man sollte sich nur den quälenden Weg der Betzenberg-Teufel vom Deutschen Meister von vor knapp zwanzig Jahren über einen laaaangsamen Abstieg in Liga 1 bis zu ein wenig Fahrstuhl und seit ein paar Jahren eine zementierte 2. Liga angucken, um jeden Verein vor der 2. Liga und überschwenglichen Direktwiederaufstiegsfantasien zu warnen. Auch der ehemalige "Fahrstuhl-Spezialist" Bochum hängt nun in Liga 2 fest und wird sich mangels finanzieller Möglichkeiten weiter sehr schwer tun.

Robert Müser
Robert Müser
8 Jahre zuvor

@ Pommeskind:
Der Gedanke zur Regeneration in Liga 2 ist sicherlich verlockend, kommt in Zeiten solcher Designerclubs wie "Rote Brause Laipschig" vermutlich zu spät.

Falls dieses Konzept der konstruierten Marketingclubs funktionieren sollte, wird wahrscheinlich dies nicht der letzte Verein dieser Art sein.

Ich sehe die Gefahr, dass alteingesessenene Vereine wie z.B. Schalke unter die Räder dieser Designervereine kommen könnten.

leoluca
leoluca
8 Jahre zuvor

Wie bitte? Schalke in der 2. Liga regenerieren?

Das kann nur einer vorschlagen, der die grausamen 1980er Jahre nicht miterlebt hat. Vereinsinternes Chaos und Stürze im Zwei-Jahres-Rhythmus. Schmalkost auf dem Rasen. Bankrott der einstmals erstklassigen Schalker Jugendarbeit. Die Knappen waren im Jahre 1990/91 quasi pleite und so gut wie ohne Lizenz, und hätte es damals nicht Rudi Assauer mit seinem Geschick und seiner Leidenschaft gegeben, Königsblau würde heute gegen Hamborn 07 oder RWE kicken.

Meine Prognose ist leicht anders: Schalke hat mit diesem Kader aus jungen Talenten und hochklassigen Routiniers das Zeuch zu einer Überraschungsmannschaft an der Ligaspitze, denn mit dem neuen Manager ist nicht nur das Machtvakuum gefüllt, das die Boulevardpresse so liebt, es ist endlich die nötige Mischung aus Konzeptioner und Pragmatiker da, der sich weder von Tönnies noch von den Ultras vorschreiben lassen wird, was zu tun sei. Horst Heldt war einfach zu schwach.

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