Fronleichnam, oder wie wir als Rotzbengel in krasser Fehlübersetzung der Vorsilbe zu formulieren pflegten: Happy Kadaver. Wie auch immer: es gibt auch welche, die sind schon tot, bevor sie ihre in Aussicht gestellten Wunderwirkungen auch nur im Ansatz entfalten können. Der nette Herr Rösler zum Beispiel kann da ein Lied von singen. „Wir werden liefern“, sprach der Herr und meinte damit: „Ich werde liefern.“ Irgendetwas in der Art einer wundersamen Brotvermehrung, zeitgemäß verpackt als Paket namens Steuersenkung. Der nette Herr Rösler kommt mit einem Steuersenkungspaket. Ja, das wäre es doch gewesen!
Die Auferstehung zum Greifen nah. Herr Rösler seine Osterbotschaft. Zu Fronleichnam, was theologisch insofern überhaupt kein Problem darstellt, weil doch Fronleichnam – wie wir wissen – nichts anders ist als der um ein paar Wochen verzögerte Gründonnerstag. Das letzte Abendmahl, noch ein einziges Mal lecker Essen gehen. Eine Riesenparty, die wir freilich nicht in der Karwoche feiern könnten, weil da schlicht keine Partytime war. Karfreitagsruhe – auch für die Grünen! Wobei der Gründonnerstag jedoch nichts mit den Grünen zu tun hat, sondern mit dem Grönen. Das heißt so viel wie Rumknatschen – siehe hierzu auch: Grönemeyer – im Sinne von Greinen.
Um nicht den Faden zu verlieren: jetzt also, an Fronleichnam, wäre der rechte Zeitpunkt gewesen, um so richtig Party zu machen. Die Katholiken gehen auf die Straße und machen Demo, da hätte doch der nette Herr Rösler nur allzu gut Geschenke an die geschundenen Leistungsträger verteilen können. Und dann das! Am Dienstag werden die Steuersenkungspläne nach und nach publik, am Mittwoch werden sie kurz durchgekaut, und am Donnerstag sind sie schon tot. Armer Herr Rösler! Fronleichnam, happy Kadaver.
Allein schon die Presse. Nichts da: besser schlechte Presse als gar keine Presse. Der nette Herr Rösler muss „liefern“. Und was liefert er? Schlagzeilen wie diese: „Steuern senken heißt FDP sanieren“ (Süddeutsche Zeitung). „Ungeliebtes teuergeschenk“ (Tagesspiegel). Oder in der nun wirklich nicht feindlichen Welt: „Die Steuersenkung ist Merkels Geschenk an Rösler“. Mist alles! Und noch schlimmer: Kontra gibt es nicht nur von der Presse, sondern auch von den Ministerpräsidenten.
Von den roten sowieso, auch von dem einen grünen. Das war klar, wäre aber nicht das größte Problem gewesen. Zwar wäre schon dann nichts aus der wundersamen Brotvermehrung geworden, weil Steuersenkungen im Bundesrat zustimmungspflichtig sind, Schwarz-Gelb dort aber längst keine Mehrheit mehr hat. Der nette Herr Rösler hätte sagen können: „Sehet her, Ihr Leistungstragenden Mittelschichten! Rote und Grüne hindern mich, Euch Euer sauer verdientes Brot zu lassen.“
Auch solch eine Lieferung hätte reichen können, um Röslers angeschlagene FDP über die Fünfprozenthürde zu hieven. Doch nun gibt es auch Gegenwind aus schwarzen Landen. „CDU-Länderchefs protestieren gegen Steuersenkungen“ (Die Zeit). „Unions-Länderchefs revoltieren gegen schwarz-gelbe Steuerpläne“ (Der Spiegel). Und mit der Einzelkämpfer-Nummer „Tapfere FDP allein gegen alle für Steuersenkungen“ hat man in letzter Zeit nicht die allerbesten Erfahrungen gemacht. Das liberale Lieblingsprojekt scheint diesmal gestorben zu sein, bevor es richtig unters Volk gebracht werden konnte.
Ein verzweifelter Versuch pränataler Reanimierung: vielleicht kann man ja mal bei den Roten anklopfen. Allein schon aus Rache für diese ständigen schwarz-grünen Flirtereien. „Liberale werben bei SPD für rasche Steuersenkung“ („Der Spiegel“). Verzweiflung pur. Dabei hätte alles so schön werden können. Tags zuvor hatte Spiegel Online noch einen „Unionsstrategen“ zu den Steuersenkungsplänen folgendermaßen zitiert: „Dann hat auch der Neue im Bunde die Möglichkeit, da ein bisschen reinzuwachsen.“ Er meinte den netten Herrn Rösler, den Armen.
Das annus mirabilis des quirligen Philipp begann als Westerwelle auf standby geschaltet wurde. Lange musste er auf der Auswechselbank schmoren. Jetzt ist er der Tiger. Der Anführer der Initiative FDP, der Stefan Effenberg der Politik. Er will nach der schlechtesten Hinrunde der Vereinsgeschichte sein Team in den endgültigen Abstieg führen. Fans halten ihn für die Seele des Vereins und unterstützen den lächelnden Revoluzzer. Doch Vorsicht, Effenberg hat gewaltig eins auf die Nuss bekommen. So kehrt denn Philipps politikübende Rasselbande zur bewährten Strategie zurück. Steuersenkung. GRANDIOS.
Das Ganze nennt der Zwangssteuerzahler „LEGALISIERTE WIRTSCHAFTKRIMINALITÄT“.
[…] Geschenk für die Kirche" Emotionen: 87* | 1* In Blogs gefunden: Des netten Herrn Röslers Versuch der Lieferung RuhrbaroneLiberale werben bei SPD für rasche Steuersenkung Der Spiegel Verzweiflung pur Dabei hätte […]
[…] sich gut. Findet doch in dem Jahr die Bundestagswahl statt.“ Das passt gut. Außerdem hatte der nette Herr Rösler versprochen zu liefern, und nun scheint es – nach enormen Ladehemmungen – doch noch zu […]