Deutsch-Israelische Gesellschaft Aachen weist unerträgliche Angriffe gegen Broder zurück

Henryk M. Broder Foto: Sven Teschke, Büdingen Lizenz: GNU ab 1.2

Die Deutsch-Israelische-Gesellschaft Aachen steht uneingeschränkt hinter ihrem Ehrenpreisträger 2011, dem Publizisten Henryk M. Broder. Ein Gastbeitrag der DIG Aachen. 

Sie weist sämtliche Angriffe gegen den Ausgezeichneten  – von welcher Seite auch immer – als unerträglich zurück. Sie sei stolz darauf, dass er ihr Gast gewesen sei, der sich für einen politischen Diskurs sowie Meinungsfreiheit jederzeit eingesetzt hat, so der DIG-Vorsitzende Axel Holst. Das gelte ebenso für Dr. Ralph Giordano und die Laudatorin Vera Lengsfeld.

Anders als Oberbürgermeister Marcel Philipp, der in den Redebeiträgen zur Preisverleihung keine Hetze erkennen konnte, sprach Bürgermeisterin Hilde Scheidt von „übler Hetze“. Der kleine Unterschied: Philipp nahm am Festakt teil, Scheidt nicht.

„Dass der Ehrenpreisträger Broder und der Holocaust-Überlebende Giordano mit „rechtsradikaler Hetze“ in Verbindung gebracht werden, ist an Absurdität nicht zu überbieten“, lässt Holst an der klaren Haltung des Aachener Kreises der Freunde des Staates Israel keinen Zweifel aufkommen.

Ein klares Votum für die Existenz des Staates Israel in Frieden und Freiheit in gesicherten Grenzen sei keineswegs eine Absage an eine Aussöhnung mit den Palästinensern, zu der auch eine Zweistaatenlösung gehöre, so Holst weiter.

Schon für den verstorbenen Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, sei Kritik an der israelischen Regierungspolitik kein Sakrileg gewesen. „Wenn aber sachliche Argumente durch antisemitische Klischees ersetzt werden, dann ist die Grenze zum Antisemitismus überschritten“, zitiert Holst Paul Spiegel. Dem schließe sich die DIG vorbehaltlos an.

Als grenzüberschreitend werte die DIG-Aachen in diesem Zusammenhang auch die populistische Äußerung, dass Broder die Gesellschaft spalte. Dieser Vergleich sei im Zusammenhang mit dem Judentum historisch eindeutig vorbelastet, stellt Holst klar.

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Stefanie
Stefanie
12 Jahre zuvor

Erstaunlich an dieser Geschichte ist auch, dass die Aachener Zeitung und die Aachener Nachrichten, zig Texte darüber brachte – ich weiss nicht, ob ich alle kenne -, die nicht nur Scheids Meinung 1 zu 1 wiedergaben, sondern in denen Sie alle Anschuldigen platzieren konnte und sich die Blätter bei alle dem aufs Hören sagen der Frau Scheidt verließ. Beide Zeitungen gehören wohl zusammen und scheinen so etwas wie das Hilde Scheidt Sprachrohr zu sein. Glücklich kann sich ein Lokal-Politiker schätzen, wenn sich ihm die lokale Zeitung bzw. die gesamte lokale Medienlandschar, weil in einer Hand, in der Form als Sprachrohre zur Verfügung stellt.

allemachtdendrähten
allemachtdendrähten
12 Jahre zuvor

Obwohl ich zu Broder bei der Palästina Debatte ein gespaltenes Verhältnis habe, sehe ich trotzdem in ihm einen guten Journalisten und lese und höre weder rechte noch linke Hetze. Ich kann mir die Meinung von Frau Scheid nur so erklären, das sie entweder den Knall nicht gehört hat, oder zuviele E-Zigaretten konsumiert hat.

Iche
Iche
12 Jahre zuvor

Broder der alte Sausack! Schon wieder ein Preis. Hatter noch nicht genung?

Broder provoziert praktisch alle und jeden und das ist doch auch gut so. „Spalter“ sehe ich in diesem Zusammanhang eher als Lob. Das wiederspricht der deutschen Liebe zur Harmonie. Wenn die DIG-Aachen daraus sich einen feinen Antisemitismus backt, dann ist das doch irgendwie ziemlich … Deutsch.

Überigens, sehr zu empfehlen: https://en.wikipedia.org/wiki/Defamation_(film)

werner müller
werner müller
12 Jahre zuvor

Dass Vera Lengsfeld sich immer für die Meinungsfreiheit einsetze, halte ich aber eher für ein Gerücht. Bei allem Verständnis, dass sie wirklich übel von der Stasi verfolgt wurde, ihr kruder völlig übertreter Antikommunismus, der ja eben längst nicht nur gegen alte Stalinisten gerichtet ist, ist schon ein Problem. Der endet bei ihr eben grade in entsprechenden Aufrufen zur Einschränkung von Meinungsfreiheit.

Galumpine
12 Jahre zuvor

„Unerträglich“ ist so ein Wort mit dem Herr Broder mit Sicherheit nicht verteidigt werden möchte. Sowas sagen doch die fiesen Gutmenschen. Ich halte ihn nicht für rechtstradikal, sondern für einen Pionier neokonservativer Positionen in Deutschand. Dass er dabei eine geheimnisvolle Gutmenschendiktatur und eine drohende Islamisierung herbeiphantasiert, rassistisch gegen das „System Islam“ polemisiert und bisweilen auch Rassenlehre und Antisemitismus verharmlost hat sollte man allerdings nicht unerwähnt lassen.
Die Kritik, die ich bisher ergoogeln konnte, ist allerdings scheinbar nur der übliche Anti-Israel-Quatsch…

(Belege z.B. hier https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-73600019.html
„Der Islam ist ein autoritäres, archaisches System, das sich der Mittel der Moderne bedient, ohne deren Geist zu übernehmen. Er ist mit demokratischen Werten und Strukturen nicht kompatibel: Gewaltenteilung, Trennung von Staat und Kirche, Selbstbestimmung des Individuums, Glaubens- und Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung und freie Partnerwahl.“
(…)
„Wenn Aussehen und Krankheiten vererbt werden, was niemand bezweifelt, dann muss auch die Frage erlaubt sein, warum Juden – von Ausnahmen abgesehen – schlechte Sportler und gute Schachspieler sind; warum die meisten Blues-Musiker schwarz sind und warum Kenianer so oft Marathonrennen gewinnen; warum Asiaten an amerikanischen Universitäten überproportional vertreten sind. Niemand hat etwas dagegen, positiv diskriminiert zu werden.“)

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[…] Die Deutsch-Israelische-Gesellschaft Aachen steht uneingeschränkt hinter ihrem Ehrenpreisträger 2011, dem Publizisten Henryk M. Broder  (via Ruhrbarone). […]

Walter Stach
Walter Stach
12 Jahre zuvor

Ich teile sehr oft nicht die Inhalte der Meinungsäußerungen von Broder und Giordano und oft auch nicht deren „Stil“, aber sie sind für mich stets höchst interessant, manchmal auch amüsant.Und das sollte es doch sein, was Publizisten/Journalisten auszeichnet. Kleingeister(in)in Aachen?

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[…] Deutsch-Israelische Gesellschaft Aachen weist unerträgliche … Die Deutsch-Israelische-Gesellschaft Aachen steht uneingeschränkt hinter ihrem … Meinungsfreiheit jederzeit eingesetzt hat, so der DIG-Vorsitzende Axel Holst. http://www.ruhrbarone.de/deutsch-israelische-gesellschaft-aachen-w… […]

paule t.
paule t.
12 Jahre zuvor

Die Behauptung, Broder spalte die Gesellschaft, ist also „grenzüberschreitend“, ja, „dieser Vergleich sei im Zusammenhang mit dem Judentum historisch eindeutig vorbelastet“, insgesamt sei die Kritik „unerträglich“?
Wenn das mal nicht eine klassisch politischkorrekte Gutmenschenverteidigung ist … aber so was ist ja nur beim Gegner nicht in Ordnung. Lächerlich.

Natürlich spaltet Broder mit seinen Anti-Islam-Tiraden die Gesellschaft. Was denn sonst? Ich versteh im Übrigen noch nicht mal, in welchem Zusammenhang dieser Vorwurf überhaupt zum Judentum stehen soll.

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[…] Deutsch-Israelische Gesellschaft Aachen: weist Angriffe gegen Broder zurück … ruhrbarone […]

anti3anti
12 Jahre zuvor

Den Artikel hat doch nicht Broder geschrieben?

Stefan Laurin
Admin
12 Jahre zuvor
Reply to  anti3anti

@anti3anti: Nein, das ist wohl offensichtlich… Der Artikel ist von der DIG Aachen. Haben wir auch geschrieben. Broder hat sein eigenes Blog.

anti3anti
12 Jahre zuvor

Ja, offensichtlich.

Der Text ist weder provozierend, noch bösartig, einfach langweilig.

Spaltpilz
Spaltpilz
12 Jahre zuvor

Klar ist der Text langweilig! Mut wächst auch nicht auf Bäumen. Schon einmal gegen die gesamte Journaille angeschrieben, wobei jeder „Fehler“ oder jede „falsche“ Formulierung gegen einen verwendet wird? Hinter der DIG Aachen stehen auch nur Menschen, die ihr Brot leider nicht mit ihren Texten und der Provokation verdienen, die ich bei Broder liebe (ist wie Urlaub des Verstands), sondern mit einer Arbeit, die bei so genannter „Rechtsradikalität“ – sprich: „Nicht-Linksextremismus“ – verloren gehen könnte.
Bei aller berechtigten Kritik an der DIG Aachen wird doch übersehen, dass sie immerhin Herrn Broder geehrt hat (oder eher er sie mit seinem Besuch), weil sie seine Deutlichkeit und Scharfsichtigkeit liebt. Und nun stehen die Leute der DIG wie A***löcher da, nur weil sie nicht über die Medienbeziehungen einer Bürgermeisterin Hilde Scheidt verfügen und sich nicht annähernd so viel erlauben können wie diese.
Und so geht Frau Scheidts Rechnung auf…die DIG sind die Idioten.
gez.: Spaltpilz

anti3anti
12 Jahre zuvor

@Spaltpilz
Klare Worte. Bitte melden.

paule t.
paule t.
12 Jahre zuvor

Broders Provokationen sind wie „Urlaub des Verstandes“ … ja, da ist in der Tat was dran. Nur dass es mir nicht recht gelingen will, darin etwas zu sehen, was mit einem ehrenden Preis zu versehen wäre.

Spaltpilz
Spaltpilz
12 Jahre zuvor

@anti3anti
Ich weiß nicht, wie ich mich bei Ihnen melden kann.

Stefanie
Stefanie
12 Jahre zuvor

@Spaltpilz

Auf den Namen anti klicken, dann kommen Sie auf die Seite und dort werden Sie dann vermutlich eine Adresse finden.

Wenn man Broder einlädt, muss sich im klaren darüber sein, dass man angegriffen wird. Das ist unschwer zu erahnen, wenn man sich nur an Medienberichte erinnerte darüber, wie auf Veranstalter Druck ausgeübt wurde, dass Broder nicht sprechen soll.

Wer also Broder einlädt, weiss worauf er sich einlässt. Wenn man dann eine Ehrenpreis vergibt an ihn, darf man sich einfach nicht wundern, wenn Wind entgegenbläst und dieser nicht nur gegen Broder, sondern dann auch gegen einen selbst.

Sich wegducken zu wollen und zu hoffen, nur Broder bekommt es ab und man selbst nicht, kann außen vor bleiben, funktioniert nicht. Kann man sich hinter Bäumen verstecken wie man will, der Schlamm wird auf einen geworfen werden.

Ist man nicht bereit dazu, sich dem zu stellen – was nachvollziehbar ist – , sollte man Brodererst gar nicht einladen und vor allem keine Ehrenpreise an ihn verleihen. Denn, wenn man Ehrenpreisträger dann im Regen stechen läßt, steht man natürlich wie ein Idiot ein, ein feiger.

Ich kann nachvollziehen, dass man Angst hat in die Schusslinie zu geraten, dann sollte man nur so ehrlich zu sich selbst sein, Broder ist eine Nummer zu groß für einen.

Die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem, was im Nachgang zu der Preisverleihung stattfand, wäre wichtig. Das ist die Aufgabe einer DIG, sich hier dann zu äußern und für Israel einzutreten. Zu erklären, man dürfe Israel kritisieren, ist ohnehin klar und offensichtlich, denn es gschieht täglich unzählige Male ohne dass es Konsequenten hätte. Und eben diese Behauptung, man dürfe das nicht, ist Antisemitismus, der sogenannte sekundäre, zumindest ein Aspekt des sekundären. Israel ist nicht gedient damit, dass man sagt, das dürfe man, denn das ist ohnehin selbstverständlich. Israel wäre damit gedient gewesen zu erklären, welch Geistes Kind dahinter steckt, wenn man sich darauf beruft, das dürfe man nicht.

Dies ist nur einer der Punkte, den die DIG in einer – meiner Meinung nach – erforderlichen Auseinandersetzung zu den Vorfällen im Nachgang der Preisverleihung, ansprechen sollte. Denn wenn nicht die DIG, wer dann? Broder wieder? Der macht das, hat es gemacht und wird es unermüdlich weiter machen. Als Preisverleiher sollte man seine Unterstützung aber nicht darauf beschränken, dass man sagt, ich finde Deinen Einsatz gut, wir wollen uns aber lieber öffentlich nicht einmischen, weil es ist uns zu heiss und war so unschön, wie man uns anging.

Weil er den Finger in die Funde legt, wurde er geehrt. Das ist ein schönes Zeichen. Dem gemeinsamen Anliegen wäre aber mehr gedient, wenn man nicht nur Broder die Drecksarbeit machen ließe, ihn dafür ehrt, sondern mit zusammen die Auseinandersetzung in der Debatte führt.

Stefanie
Stefanie
12 Jahre zuvor

Nachtrag: Die DIG Aachene.V. ist ja nicht mehr im Verbund, der DIGs Deutschland. Sieht man sich die Reaktion der DIG Deutschlands auf die Vorfälle durch eine Vertreterin von denen an, wurde in einem Text der Aachener Zeitung oder Nachrichten zitiert, in dem die Aachner sinngemäß als Hartliner dargestellt werden und Wechselwillige bei DIG Deutschland willkommen sein, dann fragt man sich schon, worin die DIGs Deutschland eigentlich ihre Aufgabe sehen und ob der Name Deutsch-Israelische Gesellschaften der passende ist….wenn man konkludent durch die Distanzierung der Bürgermeisterin Scheidt den Rücken stärkt.

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[…] Deutsch-Israelische Gesellschaft Aachen weist unerträgliche Angriffe gegen Broder zurück […]

paule t.
paule t.
12 Jahre zuvor

@ #19 Stefanie:
Ist Henryk Broder neuerdings ein Staatsssymbol Israels, sodass Akzeptanz für Kritik an ihm es in Frage stellt, ob die Deutsch-Israelische Gesellschaft ihre Aufgabe angemessen erfüllt? (Ich setze voraus, dass ihre Darstellung korrekt ist.)

@ #18 Stefanie:
Wer hat denn, wie sie es andeuten, im Nachgang der Broder-Ehrung behauptet, man dürfe Israel nicht kritisieren?

anti3anti
12 Jahre zuvor

Henryk Broder ist ein Staatsssymbol Israels für diejenigen in Deutschland, die Israel, die Juden (und Broder) nicht verstehen.

Puck
Puck
12 Jahre zuvor

@Paule T. #9
Sie verstehen das also nicht? Sie haben vermutlich auch noch nie die gängigen Vorurteile gegen Juden gehört? Und der Titel „Die Protokolle der Weisen von Zion“ sagt Ihnen selbstverständlich auch nichts? Dort wird das Argument des „Spaltens der Gesellschaft“ als „Kunstgriff“ benutzt, um den Juden gleichzeitig die sich normalerweise widersprechenden Vorwürfe der Verbreitung des Kommunismus als auch ausbeuterischen Kapitalismus vorzuwerfen.

Übrigens – auch das wußten Sie vermutlich nicht – zählt dieses Ende des 19. Jh. (sehr wahrscheinlich in zaristisch-russischen Geheimdienstkreisen) aus trivialen Romanvorlagen, antisemitischen Pamphleten und idiotischen Esotherikpostillen zusammengestoppelte Machwerk heute zu den beliebtesten Lektüren „moderner“ Islamisten.
Um nur die wichtigeste Klientel zu erwähnen. Es gibt selbstverständlich noch mehr Leute, die die „Protokolle“ bis heute für authentisch halten.

Noch Fragen?

Puck
Puck
12 Jahre zuvor

Woran liegt es nur, daß allein die Nennung des Namens Henryk M. Broder in Deutschland regelmäßig zu wüsten Reaktionen führt?

Könnte es sein, daß es in D an soetwas wie Streitkultur mangelt?
Bekanntlich hat sich schon Heinrich Heine darüber beklagt, daß das „politisch Lied“ in Deutschland das „garstig Lied“ genannt wird.

In dem Zusammenhant
@iche #3
„Harmonieliebe“ trifft es ziemlich gut. Wenn der Ausdruck nicht zu schwach ist…

Spaltpilz
Spaltpilz
12 Jahre zuvor

@Puck: Absolute Zustimmung! zu #23

Zu #24: Man ersetze „Harmonieliebe“ durch „Uniformität“ und man hat das Erfolgsrezept für den Buntgesellschaftler.

paule t.
paule t.
12 Jahre zuvor

Zitat Puck Nr. 23
„Sie verstehen das also nicht? Sie haben vermutlich auch noch nie die gängigen Vorurteile gegen Juden gehört? Und der Titel “Die Protokolle der Weisen von Zion” sagt Ihnen selbstverständlich auch nichts? Dort wird das Argument des “Spaltens der Gesellschaft” als “Kunstgriff” benutzt, um den Juden gleichzeitig die sich normalerweise widersprechenden Vorwürfe der Verbreitung des Kommunismus als auch ausbeuterischen Kapitalismus vorzuwerfen.“

In der Tat – dass der Vorwurf der „Spaltung der Gesellschafts“ in diesem Sinne Ende des 19. Jh. in den Protokollen (die mir dem Namen nach natürlich bekannt sind) so erhoben wurde, wusste ich nicht (ich recherchiere das jetzt allerdings auch trotz Restzweifel nicht nach). Nur: In diesem verschwörungstheoretischen Sinne ist es hier ja gar nicht gemeint (da wäre ein Vorwurf vergleichbar, hinter Islamisten und Rechtspopulisten stecke dieselbe Verschwörung), sondern in dem ganz konkreten Sinne, dass Broder mit seinen Aussagen Teile der Gesellschaft ausgrenzt. Und der Vorwirf richtet sich auch nicht gegen „die Juden“, sondern gegen einen ganz bestimmten Publizisten für das, was er so von sich gibt.

Ich bestreite einfach, dass die Vorwürfe gegen Henryk Broder irgendetwas damit zu tun haben, dass er Jude ist. Und dass er (und seine Verteidiger) das so darstellen wollen und damit jeden Kritiker Broders als Antisemiten abstempeln wollen, halte ich für eine kaum zu steigernde Kritikunfähigkeit – die mit seiner Lust am Austeilen scharf kontratsiert.

Zitat Puck Nr. 23
„Woran liegt es nur, daß allein die Nennung des Namens Henryk M. Broder in Deutschland regelmäßig zu wüsten Reaktionen führt?“

Wie wär’s mit: An Broder? Wer kräftig austeilt, kriegt halt auch kräftige Reaktionen. Wobei meine eigenen Reaktionen nicht immer wüst sind, sondern meistens eher ungläubig-fremdschämig. Ich halte den Mann vor allem für einen Hanswurst. Allerdings in der Tat, bei den Emotionen, die er schürt, für einen zum Teil auch gefährlichen Hanswurst.

paule t.
paule t.
12 Jahre zuvor

Nachtrag: Zur Untersuchung der Behauptung, der Vorwurf der „Spaltung der Gesellschaft“ habe einen antisemitischen Beiklang, habe ich nach den Phrasen „spaltet die Gesellschaft“ und „Spaltung der Gesellschaft“ gegoogelt. Wer interessiert ist, kann das ja nachmachen. Er wird dabei herausfinden, dass das Phrasen sind, die oft und gerne und auf alle möglichen Themen angewendet werden, und auch auf Handlungen oder Aussagen konkreter Personen. Nur: Irgendeinen antisemitischen Bezug, überhaupt ein Vorkommen von Juden hat es auf den Ergebnisseiten, die ich überflogen habe, nicht gegeben (es sei denn, einer der auftauchenden wäre Jude, ohne dass ich es weiß; Broder tauchte auf den ersten fünf Ergebnisseiten nicht auf); einzige Ausnahme: der israelische Religionsminister, der eine Spaltung der Gesellschaft durch die Ultraorthodoxen befürchtet.

Die Behauptung, dieser Vorwurf habe einen antisemitischen Touch, ist also mE eine leicht durchschaubare Kritikimmunisierung.

Puck
Puck
12 Jahre zuvor

@Paule T.
Wenn ich Sie mal zitieren dürft:
#9 „(…)Natürlich spaltet Broder mit seinen Anti-Islam-Tiraden die Gesellschaft. Was denn sonst? Ich versteh im Übrigen noch nicht mal, in welchem Zusammenhang dieser Vorwurf überhaupt zum Judentum stehen soll.“
Darauf bezog sich meine Antwort.

Natürlich wird der Vorwurf der „Spaltung“ auch anderen Personen bzw. Personengruppen gemacht, zu Recht oder zu Unrecht.
Aber in der Geschichte des Antisemitismus spielt dieser Topos eine herausragende Rolle.

Und wieso Sie zum Thema „Spaltung“ als einziges konkretes Beispiel beim „Überfliegen“ der Ergebnisse in Google den israelischen Religionsminister erwähnen, der sich über Ultraorthodoxe beschwert, wäre eine für Psychologen auch ganz interessante Frage, besonders wenn Sie damit untermauern wollen, daß der Begriff „Spaltung“ auf alle möglichen Leute zutrifft.
Wie man hört wird z. B. auch den Kardinälen Meißner und Mixa, ganz zu schweigen von Gott hab ihn seelig Fulda, kein übertriebenes Integrationsbemühen vorgeworfen…
ABer eigenartigerweise wird der Vorwurft der „Spaltung“, sozusagen als Gewohnheitsdelikt, hier nur den betreffenden Personen angelastet – nicht dem Christentum als Ganzes. Obwohl die Geschichtsbücher da durchaus anderes zu erzählen haben.

Puck
Puck
12 Jahre zuvor

@Paule T. #26
„(…)Wie wär’s mit: An Broder? Wer kräftig austeilt, kriegt halt auch kräftige Reaktionen. Wobei meine eigenen Reaktionen nicht immer wüst sind, sondern meistens eher ungläubig-fremdschämig. Ich halte den Mann vor allem für einen Hanswurst. Allerdings in der Tat, bei den Emotionen, die er schürt, für einen zum Teil auch gefährlichen Hanswurst.(…)

Nur leider beziehen sich die „kräftigen Reaktionen“ zu 90% nicht auf seine kräftigen Texte, sondern erschöpfen sich in persönlichen Beleidigungen.

Natürlich nicht bei Ihnen. Dazu sind Sie offenbar zu sehr „fürs Feine“, sie schämen sich lieber fremd…
Was Sie an diesem „peinlichen Hanswurst“ jetzt genau so gefährlich finden, müssen Sie in diesem Zusammenhang allerdings erklären.

paule t.
paule t.
12 Jahre zuvor

@ Puck #28
„Natürlich wird der Vorwurf der “Spaltung” auch anderen Personen bzw. Personengruppen gemacht, zu Recht oder zu Unrecht.
Aber in der Geschichte des Antisemitismus spielt dieser Topos eine herausragende Rolle.“

Gut, welche Rolle dieser Vorwurf in der Geschichte des Antisemitismus spielt, habe ich jetzt von Ihnen gelernt. Nur: Spielt diese Geschichte des Vorwurfs, die sich auf eine angebliche „jüdische Verschwörung“ bezieht, eine Rolle, wenn man einer ganz bestimmten Person den gänzlich unverschwörungstheoretischen Vorwurf macht, mit seinem konkreten, öffentlichen Äußerungen die Gesellschaft zuspalten?

Und da meine ich nun: Wenn a) die Redewendung in letzterem Sinne auch sonst massenhaft in Gebrauch ist ohne jeden antisemitischen Bezug, und wenn b) der Vorwurf gegenüber Broder auch keinen Bezug nimmt auf irgendeinen verschwörunstheoretischen Mist, sondern sich nur ganz konkret auf ihn und seine Äußerungen selbst bezieht, die Redewendung also etwas ganz anderes bezeichnet, und wenn c) die Tatsache, dass er Jude ist, bei dem Vorwurf auch überhaupt keine Rolle spielt – dann spielt diese Geschichte des Vorwurfs hier eben keine Rolle. Vielmehr ist der Verweis darauf mE reine Kritikimmunisierung.

Bei meiner Google-Suche ist zB auch – wenig überraschend – Thilo Sarrazin mehrfach aufgetaucht. Auf den finde ich den Vorwurf in sehr ähnlicher Weise angebracht wie auf Henryk Broder. Sarrazin ist meines Wissens nun aber kein Jude (ich hab extra nochmal gesucht und zu seiner Religionszugehörigkeit nichts gefunden). Darf ich den Vorwurf, den ich beiden ganz gleichermaßen machen würde, bei beiden ohne irgendeinen Bezug auf ihre Religion oder Abstammung, jetzt Sarrazin gegenüber erheben, und bei Broder muss ich Bedenken habe? Das kann’s ja wohl nicht sein.

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@ Puck #28
„Und wieso Sie zum Thema “Spaltung” als einziges konkretes Beispiel beim “Überfliegen” der Ergebnisse in Google den israelischen Religionsminister erwähnen, der sich über Ultraorthodoxe beschwert, wäre eine für Psychologen auch ganz interessante Frage, besonders wenn Sie damit untermauern wollen, daß der Begriff “Spaltung” auf alle möglichen Leute zutrifft.“

Das ist nicht für Psychologen interessant, sondern nur für Leute, die das Argument nicht verstanden haben (und einen Hang zu Verdachtsrhetorik haben). Mein Argument war, dass ich unter Dutzenden Beispielen für die Verwendung der Redewendung keinen einzigen Beleg gefunden habe, in dem die Redewendung irgendeinen antisemitischen Inhalt hat, und das damit untermauere, dass in meinen Belegen nirgendwo ein Bezug zu Juden/Judentum/usw. überhaupt vorkommt. Für letzteres gab es aber nun mal doch eine Ausnahme; die muss ich dann der Redlichkeit halber nennen, um zu zeigen, dass auch bei der einen Ausnahme die Redewendung offensichtlich keinen antisemitischen Bezug hat, mein Grundargument also richtig ist.

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@ Puck #28
„Wie man hört wird z. B. auch den Kardinälen Meißner und Mixa, ganz zu schweigen von Gott hab ihn seelig Fulda, kein übertriebenes Integrationsbemühen vorgeworfen…
ABer eigenartigerweise wird der Vorwurft der “Spaltung”, sozusagen als Gewohnheitsdelikt, hier nur den betreffenden Personen angelastet – nicht dem Christentum als Ganzes.“

Genau das ist ja der Punkt: Auch hier wird der Vorwurf der Spaltung ganz genau der einen Person Henryk Broder gemacht. Niemand sonst.

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@ Puck #29
„Nur leider beziehen sich die “kräftigen Reaktionen” zu 90% nicht auf seine kräftigen Texte, sondern erschöpfen sich in persönlichen Beleidigungen.“

Naja, also Prozentzahlen traue ich mich nicht anzugeben, ich habe nicht durchgezählt. Aber höher als die Prozentzahl der persönlichen Beleidigungen in Broders Texten selbst kann’s kaum sein. Wie schon gesagt: Wer kräftig austeilt, kriegt halt auch kräftige Reaktionen.

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@ Puck #29
„Was Sie an diesem “peinlichen Hanswurst” jetzt genau so gefährlich finden, müssen Sie in diesem Zusammenhang allerdings erklären.“

Vor allem seine ausdrückliche Absage an Toleranz. Das Toleranz logische Grenzen hat, bestreitet niemand, sie aber so aktiv zu verwerfen, wie Broder es tut, finde ich gefährlich. Zumal, wenn es mit Alarmismus a la „Hurra wir kapitulieren“ gepaart ist und sich vor allem gegen eine bestimmte Bevölkerungsgruppe richtet.

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