Deutsche Listen zur Erfassung psychischer Kranker – what could possibly go wrong?

Wenn der Staat sich anschickt, sich die Psyche des Menschen gläsern zu wünschen. (Symboildbild: Sebastian Bartoschek/ Midjourney)

Ein Register für psychisch kranke Gewalttäter? CDU-General Linnemann erklärte im Deutschlandfunk, dass es zwar Register für Rechtsextremisten und Islamisten gebe, nicht aber für psychisch kranke Gewalttäter. Zur Erkenntnis, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen so in der öffentlichen Wahrnehmung als potenzielle Straftäter stigmatisiert werden, gelangt man in der Merz-CDU nicht.

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN) kritisierte den Vorschlag Linnemanns deutlich. Die DGPPN, die als größte psychiatrische Fachgesellschaft in Deutschland über 10.000 Mitglieder aus Wissenschaft, Therapie und ärztlicher Praxis vereint, betonte in einer Stellungnahme, dass psychische Erkrankungen kein besonderes Sicherheitsrisiko darstellen. Ein zentrales Register für psychisch Kranke sei daher nicht nur sinnlos, sondern fördere auch die Diskriminierung und Isolation von Betroffenen.

Laut DGPPN gibt es keine wissenschaftliche Grundlage dafür, dass ein solches Register helfen könnte, Gewalt zu verhindern. Vielmehr sei bekannt, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen häufiger Opfer von Gewalt werden, statt selbst Gewalttäter zu sein. Die Gesellschaft warnte eindringlich davor, Betroffene pauschal unter Generalverdacht zu stellen, da dies das Vertrauen in medizinische und therapeutische Angebote gefährden könnte. Stattdessen müssten Präventions- und Behandlungsangebote ausgebaut werden, um Gewalt effektiv zu verhindern.

Eigentlich braucht es nicht die Fachgesellschaften, um in Linnemanns Vorstoß eine gefährliche Tendenz zur Stigmatisierung zu erkennen. Aber in einer gesellschaftlichen alarmistischen Stimmung tut es dann doch gut, wenn es wissenschaftsbasierte Stimmen gibt, auch wenn sie in großen Bereich der Politik kaum gehört werden wollen; zu unangenehm ist doch, dass Wissenschaft Populismus nicht unterstützt.

Offenbar nimmt Linnemann mit seiner Idee in Kauf, das auch in Deutschland traditionelle Bild des potenziell gefährlichen „Irren“ in der Gesellschaft wieder hervorzuholen und zu verfestigen. Oder wie man andernorts sagt: Linnemann nimmt die Sorgen der Menschen Ernst – oder erzeugt sie erst.

CDU-Kanzler-in-Wartestellung Friedrich Merz hat bisher keine klare Stellungnahme zu Linnemanns Vorschlag abgegeben hat.

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