Deutsche Welle: Der Fisch stinkt vom Kopf

Bonn, Deutsche Welle, Luftaufnahme (2017) Foto: Wolkenkratzer Lizenz: CC BY-SA 4.0

Nach mehreren antisemitischen Vorfällen hat die Deutsche Welle nach einem Bericht der Bild beschlossen, sich von fünf Mitarbeitern der arabischen Redaktion zu trennen. Eine Mitarbeiterin hatte Israel als „Krebs, der herausgeschnitten gehört“ bezeichnet.

Weitere acht Fälle werden noch untersucht. Ausschlaggebend für diese Personalentscheidung war ein Prüfbericht, der unter anderem von der NRW-Antisemitismusbeauftragten Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) und dem Psychologen Ahmad Mansour erstellt wurde. Der Bericht kam zu dem Ergebnis „Es gibt bei der DW kein Problem mit strukturellem Antisemitismus, sondern es handelt sich um punktuelle Fälle von Antisemitismus.“

Der Geschäftsführer des  Tikvah Instituts  und ehemaliger Bundestagsabgeordnete der Grünen, Volker Beck sieht das anders. Beck schrieb auf Twitter:

Beck hat Recht. Mehr noch: Nicht nur die Deutschen Welle hat ein Problem mit Antisemitismus. Die Vorfälle um Nemi El-Hassan beim WDR, Feyza-Yasmin Ayhan beim ZDF zeigen, dass das Problem eines der Chefetagen der Anstalten ist, in denen über Programm und Personal entschieden wird. Hier haben offenbar viele ein Problem mit der westlichen, aufgeklärten Gesellschaft. Und suchen sich unter dem Banner der Diversität Migranten aus, die dann den Hass auf Israel und die Verachtung gegenüber demokratischen und aufgeklärten Gesellschaften formulieren, die sie selbst empfinden aber sich nicht trauen auszusprechen. Es wäre kein Problem, Moderatoren und Autorinnen mit Migrationshintergrund zu finden, die sich gegen Antisemitismus, für Demokratie und gegen Judenhass oder die Propagierung des Hijabs aussprechen. Aber die sind offenbar nicht gefragt. Man greift lieber auf jene zurück, die von postkolonialem Furor erfüllt sind und der mit öffentlichen Mitteln üppig finanzierten Führungsetage helfen, ihre ideologischen Fantasien auszuleben. Und so reicht es auch nicht, dann und wann einen Mitarbeiter rauszuwerfen, der so dumm war, sich erwischen zu lassen. Das Problem ist strukturell. Es besteht aus den Personen und ihren Werten und Haltungen, die in den Sendern das Sagen haben. Solange sie ihre Poistionen  behalten, wird sich nichts ändern. Der Fisch stinkt vom Kopf.

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Peter Finkelgruen
Peter Finkelgruen
2 Jahre zuvor

Die Geschichte der der "Gründergeneration" der DW ist gerade im Bereich Nahost eine Geschichte der Fortsetzung von NS Karrieren. Wenn diese und ihre Folgen nicht aufgearbeitet werde, werden der AS Hydra weitere Köpfe wachsen.

Thomas Schweighäuser
Thomas Schweighäuser
2 Jahre zuvor

Wenn ich den Text richtig interpretiere, leben die Bosse der öffentlich-rechtlichen Sender ihre antisemitischen Fantasien und postkolonialen Ideen aus, indem sie unter dem Deckmantel der Diversität entsprechende Journalist*innen mit Migrationshintergrund engagieren, richtig? Ich bin froh, dass dieses Gedankengebilde nicht den Anhauch einer Verschwörungstheorie hat. (Und während ich dies schreibe, ziehen durch die Straße, in der ich lebe, Hunderte Mitglieder der "westlichen, aufgeklärten Gesellschaft", die das Simon Wiesenthal Center auf Platz 4 der antisemitischen Ausfälle platziert hat. Keiner von denen sah sonderlich divers aus, keiner nach einem Anhänger postkolonialer Theorien.)

Kai
Kai
2 Jahre zuvor

#2:
Machmal wünschte ich mir ja doch, daß statt unbeholfenem Sarkasmus und vagem Geschwurbel greifbare Aussagen zu lesen wären.

Bebbi
Bebbi
2 Jahre zuvor

Hast du Belege oder wenigstens Indizien für diese sehr pauschalen Aussagen über die Führungsetage und die Mehrheit (aller?) ÖR-Mitarbeiter mit Migrationshintergrund?

nussknacker56
nussknacker56
2 Jahre zuvor

#5

Bebbi, interessante These, die Sie da äußern.
Sie können sicher mit ein paar namentlich benannten Gegenbeispielen unter den vielen kritischen ÖR-Mitarbeitern dienen?

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