In den kommenden Wochen veröffentlichen wir jeden Sonntag Aphorismen von unserem Gastautor
i
De mortuis nihil nisi bene heißt es. Aber wenn ich eines Tages das Zeitliche segne, soll sich bitte niemand verstellen. Ein Nachruf falscher Freunde, dem es an Originalität fehlt, ist beleidigender als jede Lästerei. Dann lieber offener Sarkasmus. Ich werde von irgendeinem Limbus aus zuhören, mich über die besseren Pointen auf meine Kosten amüsieren und die Heuchler nach Möglichkeit heimsuchen.
ii
Die Sprüche in Glückskeksen haben etwas Bedrückendes. Denn sie erwecken den Eindruck einer Welt, in der das Schicksal allenfalls aufmunternde, industriell gefertigte Plattitüden bereithält.
iii
Heute war wieder ein guter Tag, um Äußerungen von AfD-Funktionären zu ignorieren. Wie haben diese Pappnasen es nur bewerkstelligt, ins Zentrum einer ganzen, antifaschistisch-ptolemäischen Kosmologie zu rücken?
iv
Das Mitgefühl ist dieser Tage sehr ungleich verteilt. Paris und Brüssel liegen dem deutschen Empfinden näher als Istanbul oder Jakarta. Aber es ist ein Trugschluss, von einer Ungleichverteilung auf eine Ungerechtigkeit zu schließen. Wer denkt, man könne eine Mitgefühls-Proportionalität einfordern, glaubt vielleicht auch, er habe einen Anspruch darauf, geliebt zu werden.
v
Ziemlich viele postheroische, thymosüberregulierte Lappen in der Gegend, die nach jedem neuen Terroranschlag zu Besonnenheit raten. Die bittere Wahrheit ist, dass Freiheitsräume gelegentlich durch Abschreckung und Vergeltung stabilisiert werden müssen.
vi
Der moderne Staat: Früher Soldat. Später Polizist. Heute Sozialarbeiter.
§ 7
Es zählt zu den perfidesten Tricks der Herrschenden, sich öffentlich auf die Seite der Schwächsten zu stellen.
viii
Kontrollfrage für Humor: Würdest du auch darüber lachen, wenn es nicht deiner Meinung entspräche?
ix
Heutzutage ist wohl jeder Honk mit einem DSL-Anschluss ein investigativer Journalist.
x
Was ist ein Antideutscher? Ein Neocon, geboren im Körper eines Linken. Ein Trans-Neocon.
xi
Der Burschenschafter: Schlimmstenfalls ein verschwitzter und verlotterter Saufbruder, bestenfalls ein Pommer’scher Zuchtochse.
xii
Geschlechtsreif, geschäftsfähig und wahlberechtigt ist das neue wehrfähig.
xiii
Empört euch! schrieb Hessel. Aber eigentlich er wollte nicht sagen, dass wir uns empören sollen, sondern worüber.
xiv
Sicher ist, dass die Gegenwart an die Zeit des Untergangs des römischen Reiches erinnert. Unsicher ist, wer das römische Reich der Gegenwart ist.
xv
Ein guter politischer Künstler sollte von einem Troll kaum noch zu unterscheiden sein.
xvi
Wer Fortschritt durch Vorschriften ersetzen will, befindet sich auf der Verliererseite der Geschichte.
xvii
Es waren nicht die Trümmerfrauen. Es waren nicht die Gastarbeiter. Es war das US-Kapital, du Schmutzfuß!
xviii
Das Internet ist selbstverständlich kein rechtsfreier Raum. Aber der sichtbare Genuss der Empöreria am Kampf gegen straflose Irrtümer und hässliche Dummheiten ist gefährlich. Zu gern will sich eine Regierung, die in den maßgeblichen, politischen Fragen die Kontrolle verliert, mit neuen Überwachungsbefugnissen als scheinbare Ordnungsmacht profilieren. Die einzig angemessene Antwort auf jede hate-speech-Debatte ist: Nein Danke, Herr Maas. Die Teilnehmer am öffentlichen Diskurs regeln das lieber unter sich.
xix
Es ist aufschlussreich, dass reaktionär und schlüpfrig so oft Hand in Hand gehen.
xx
Der einzig denkbare Revolutionär auf deutschem Boden: Michael Kohlhas.
xxi
Wer sich über Sozialdemokraten aufregt, hat etwas Entscheidendes nicht begriffen: Die sind halt so.
xxii
Einer der schönsten Jungennamen: Monsanto. Nur mal so als Tipp.
xxiii
Einige sagen: Er ist ein Steuerhinterzieher! Andere sagen: Er lebt den Traum von einem einfachen, niedrigen und gerechten Steuersystem.
§ 24
Genderismus ist übrigens eines der Wörter, an denen man Honks erkennt.
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