Deutschland gilt ja allgemein hin als das Land der großen Dichter und Denker. Nun, darüber mag man diskutieren. Fest steht im Jahre 2019 aus meiner Sicht jedoch, dass es zumindest nicht das Land der herausragenden Ingenieursleistungen sein kann, in dem wir hier leben. Woher ich das zu wissen glaube?
Nun, das Desaster rund um den einfach irgendwie nicht fertig werden wollenden Hauptstadtflughafen BER haben wir ja alle gemeinsam vor Augen. Es geht aber auch etliche Stufen lokaler, wenn man solche Dramen beobachten möchte.
Bereits im vergangenen Sommer habe ich hier im Blog von der harmlos erscheinenden Brücke über den Dortmund-Ems-Kanal erzählt, die einfach nicht fertig werden will. Ursprünglich auf eine Bauzeit von knapp drei Monaten geschätzt, ist die Brücke vor dem Schiffshebewerk im Drei-Städte-Eck von Datteln, Castrop-Rauxel und Waltrop auch zwei Jahre nach Beginn der Bauarbeiten noch immer nicht fertig.
In den vergangenen Tagen rühmten sich die zuständigen Herrschaften vom Wasser und Schifffahrtsamt in Duisburg (WSA) zumindest damit eine provisorische Fußgängerbrücke über den Kanal errichtet zu haben. Diese habe ich mir heute einmal näher angesehen. Leider wusste ich nach der Inaugenscheinnahme dann nicht, ob ich über das vorgefundene Bauwerk lachen oder weinen sollte.
An einer völlig abgelegenen Stelle positioniert befindet sich seit ein paar Tagen diese klapprige Brücke, über die sich unser Hund trotz guten Zuredens nicht einmal zu gehen traute. Für Radfahrer ist sie aufgrund der vorgefundenen Treppen ebenfalls nicht wirklich gut nutzbar.
Eine Beschilderung zum provisorischen Überweg über die Binnenschifffahrtsstraße habe ich vor Ort ebenfalls keine vorgefunden. Wäre ich nicht einigermaßen ortskundig, ich hätte sie vermutlich gar nicht gefunden.
Man konnte sich zwei Jahre nach dem Baubeginn der ‚richtigen‘ Brücke des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich um ein reines Ablenkungsmanöver handelt. Eine ursprünglich auf eine Bauzeit von drei Monaten geschätzte Brücke jetzt durch so eine ‚Mogelpackung‘ zu ersetzen, das lässt nichts Gutes im Hinblick auf die Fertigstellung der eigentlichen Brücke auf der anderen Seite des Hebewerks vermuten. Und wenn schon, warum hat man dieses klapprige Provisorium so eigentlich nicht schon viel früher eingerichtet?
Deutschland, ein Land der Ingenieure und Experten? Diese traurigen Vorgänge im Kreis Recklinghausen lassen eher auf den vielbeschworenen Fachkräftemangel schließen….
Vielleicht wenigstens was für den "Realen Irrsinn" von extra 3.
Liegt es an den Ingenieuren? Oder Verwaltung/Rechtswissenschaften?
Für das Chaos auf deutschen Baustellen gibt es eine ganze Reihe von Gründen, ein wichtiger ist m. E. dass die Firma auf dem Baustellenschild nur noch den Baustellenleiter stellt. Die Beauftragung von Nachunternehmern – die ihrerseits Nachunternehmer haben, die wiederum Nachunternehmer beauftragen – ist völlig aus dem Ruder gelaufen. Vor allem wenn man bedenkt, dass natürlich bei jeder Weitergabe der Preis gedrückt wird (schließlich will jeder verdienen!), so dass die am Ende tatsächlich ausführende Firma die Arbeiten oftmals für einen Preis machen muss, der legal nicht mehr darzustellen ist. Die Folge: Schwarzarbeit, Abrechnung von Arbeiten, die gar nicht durchgeführt wurden (es wird ja mysteriöserweise auch immer teurer als veranschlagt!), und vor allem Pfusch, Pfusch, Pfusch…
Das Problem sind nicht die Ingenieure, es sind die Politiker, die nie in ihrem Leben gearbeitet haben(Andrea), vielleicht nicht mal ein Studium abgeschlossen haben(Kevin) und dennoch der Meinung sind, sie würden es besser wissen als die Fachleute und diesen deswegen unsinnige Vorschriften machen.
Es sind nicht die Ingenieure, es ist meist das Ergebnisse von diversen Einflußgrößen die Dinge verschleppen oder verzögern wie z.B.:
– Fehleinschätzung des Umfangs und Kosten der Maßnahme,
– fehlerhafte Planung,
– Kostendruck,
– Limitierungen durch das Vergaberecht,
– sich widersprechende technische Regeln und sonstige Vorgaben,
– Planänderungen laufender Maßnahmen aus diversen Gründen,
– Insolvenz der Auftragnehmer,
– kreative Ideen der Politik zur Maßnahme nach Baubeginn,
usw. usw.
Dieser Irrsinn wird durch manche Entscheidungen der Politik noch verstärkt, wo manche unsinnige Vorschrift noch drauf gesetzt werden, entweder weil sie auf EU, Bundes- oder Landesebene erdacht wurden.
@Gerd: Richtig, es sind die "politischen Bürger", die schon immer genöhlt haben, dass Studium schei.e ist, dass Studenten nur linke Zecken sind und dass man doch bitte einen vernünftigen Lehrhauer-Job ins eigene Leben einplanen sollte anstatt Grün zu wählen – also typische AfD-Wähler.
Selbst ein Troll namens Gerd kann doch nicht so dämlich sein und glauben, dass in den Kommunalparlamenten, also auf Stadt-,Kreis- und Landschaftsverbandsebene Menschen tätig sind, die noch nie in ihrem Leben gearbeitet haben. Das Gegenteil ist der Fall.
Es ist das dumme Gewäsch eines rechtsradikalen Trolls, der wahrscheinlich noch nicht mal Gerd heißt.
Und dieser angebliche Gerd hat auch keinerlei Ahnung wie Politik auf den verschiedenen Ebenen funktioniert, wer für was wo zuständig ist.
Das Problem auf den von mir genannten Ebenen, und ich rede nur von diesen, da ich auf allen drei Ebenen tätig war, ist, dass die Anforderungen an die "Freizeitpolitiker" immer höher werden, d.h. man muss als Mandatsträger immer mehr seiner Freizeit für diese Ehrenämter aufwenden, um zu verstehen, was in den Vorlagen der Verwaltung steht. Die europaweite Ausschreibung für kommunale Projekte ist auch nicht das Gelbe vom Ei. Und dann kommt das hinzu, was @Puck oben beschrieben hat.
Weiterhin hakt es z.Zt auch daran, dass zu viel gebaut wird, so dass einfach nicht genügend Firmen und Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.
Es kommt hinzu, dass die Verwaltungen, die ja für die Ausarbeitung von was auch immer zuständig sind, in den letzten Jahrzehnten enorm verschlankt worden sind. Also mehr Arbeit für die einzelnen Abteilungen bei gestiegenen Anforderungen.
Denen mit dem großen Mund rate ich, doch mal Verwaltungsvorlagen zu größeren Bauprojekten oder gar den aktuellen Haushaltsentwurf zur Hand zu nehmen.Da wird sich mancher einen Bruch heben.
Fakt ist auch, dass es rechte Politiker und Adelige waren, die für zwei Weltkriege und zwei heftige Inflationen verantwortlich zeichneten und eben nicht demokratische Politiker.Die durften dann die Trümmer beseitigen und müssen sich heute den Schmähungen, Drohungen und Gewalttaten von Rechten stellen, die aus der Geschichte nichts gelernt haben. Aber warum auch auf den Ruhrbarone? Ich finde, solche Äußerungen sollten nur mit nachgewiesenen Klarnamen gepostet werden, wenn überhaupt.
Wie man in 5 und 6 deutlich erkennen kann, macht Hass blind.
Blind für die Tatsache, dass über die Rechtsgrundlagen für Bau- und andere Projekte nicht etwa in den Kommunalparlamenten entscheiden wird, sondern in solchen, in denen sog. Berufspolitiker sitzen, die oft nie was außer Politik (oder Verwaltung) gemacht haben*. Wie zum Beispiel die ex-Arbeitsministerin oder der mögliche nächste SPD Vorsitzende. Stattdessen schwingen sie munter die Nazikeule.
Derzeit sind nur ca. 120 Freiberufler im BT vs. über 300 aus dem Verwaltung, Parteien und politischen Organisationen.
Jau, Gerd… 92 Rechtsanwälte, Wirtschafts- und Steuerberater sind richtig erfahrene Praktiker aus dem echten, prallen Bauprojekt-Leben. Wer ist hier wohl blind?
Zur Information über politische Zuständigkeiten bei öffentlichen Investitionen z.B. im Masterplan "Stadtumbau West" siehe: https://www.staedtebaufoerderung.info/StBauF/DE/Programm/Stadtumbau/StadtumbauWest/Praxis/Kommunale_Praxisbeispiele/Massnahmen/Hinterland/IZHinterland_node.html
Die Rechtsgrundlagen entscheiden in keinster Form über die Praxis in den Kommunen, da macht Ihr Ideologiewahn Sie mal wieder doppelblind.
Zum Wesen der Demokratien gehört nun mal das aktive und passive Wahlrecht, das nicht von der Berufsausübung eingeschränkt ist. Darüber kann man nicht sinnvoll diskutieren.
Aber daß dadurch die eine oder andere Pflaume bis ganz nach oben kommt, ist auch klar.
Der Wähler wählt sie ja, also sollen sie auch da rein! Sie können sich, zumindest im BT letztlich immer beraten lassen. Die Kommunalpolitiker haben es viel schwerer. Da hat sich schon so manch ein Ideologe nicht vorstellen können, was da auf ihn oder auch sie zukommt. Die öffnen zwar manchmal die Drucksachenumschläge mit den Beschlußvorlagen, aber lesen sie nicht, oder nur quer, ob da nicht irgendwas ideologisch verwertbares drinsteht. Die großen Geldprojekte gehen meist so durch. Manchmal wird gefragt, ob die Firma, die den Aufrag kriegen soll, auch Azubis ausbildet. Aber damit hat es sich meist. Entscheidend ist m.E. ob die Verwaltungen ihre Aufgabe gut macht. Wenn nicht, merkt es nur, wer sich richtig in die Vorlagen reinkniet. Aber dabei fallen die Ideologen von Links bis Rechts komplett aus. Und sind die gerade mal Wortführer in ihren Fraktionen, dann fallen alle aus. Dazu könnte ich einiges erzählen, was aber den Rahmen meiner Freizeit sprengen würde.
[…] im vergangenen Sommer erreicht, im Jahresverlauf 2019 irgendwann an dieser Stelle aber zumindest eine provisorische Fußgängerbrücke über den Kanal […]
[…] rund um den Neubau der Kanalbrücke vor dem Schiffshebewerk in Waltrop aufmerksam gemacht, wo ein auf drei Monate ausgelegter Brückenschlag über den Kanal am Ende drei Jahre Bauzeit in Anspruch genommen […]