Deutschland sollte es als Privileg auffassen, die Ukraine in ihrem Kampf unterstützen zu dürfen

Zivilsten bereiten sich in Kiew auf den Kampf gegen den russische Armee vor Foto: Yan Boechat/VOA Lizenz: Gemeinfrei


Vor sechs Monaten überfiel Russland die Ukraine.

Am 24. Februar kehrte die Wirklichkeit zurück nach Europa: Russische Truppen überfielen am frühen Morgen die Ukraine. Seit dem Ende des zweiten Weltkriegs hatte es auf dem Kontinent keine militärische Auseinandersetzung in einer solchen Größenordnung mehr gegeben. Die Ukrainer unter Führung ihres Präsidenten Wolodymyr Selenskyj überraschten die Welt mit ihrem Willen, mit allen Mitteln um ihre Freiheit zu kämpfen. Und das taten sie bislang mit einem Erfolg, den ihnen kaum jemand zugetraut hätte: Russlands Versuch, Kiew einzunehmen, scheiterte. Zwar gelang es Putins Truppen, große Gebiete zu erobern, aber auch gegen Ende des Sommers halten die Ukrainer ihre Linie und überraschen immer wieder mit erfolgreichen Angriffen auf Munitionslager und Brücken.

Der Traum vom Frieden in Europa war vorbei.

Dass der Westen der Ukraine hilft, liegt in seinem Interesse und ist seiner Mitverantwortung an diesem Krieg geschuldet: Seit der Eroberung der Krim durch Russland 2014 wurden Putin keine Grenze aufgezeigt. Man schützte die Ukraine weder durch die Aussicht auf die Aufnahme in die Europäische Union noch die NATO und machte sie so zu einem scheinbar einfachen Ziel für den russischen Imperialismus. Nun halten ukrainische Truppen die Stellung und schützen damit die nächsten Ziele, die Russland ins Visier genommen hat: Die baltischen Staaten, Polen und die Republik Moldau.

Während die USA, Großbritannien, Tschechien, Polen und die baltischen Staaten die Ukraine massiv mit Waffen unterstützen, hält sich Deutschland zurück. Die Politik, vor allem Olaf Scholz und die SPD, fremdeln mit dem Kampf der Ukrainer: Man hatte wirtschaftlich und politisch seit Jahrzehnten auf Russland gesetzt. Schon in Ostblockzeiten stand die SPD den Herrschenden im Osten näher als den Freiheitskämpfern, die sich gegen die Diktatur stellten.

Der Bundeskanzler und die SPD stehen mit dieser fatalen Haltung leider nicht allein: Freiheit hat für die meisten Deutschen traditionell keinen hohen Stellenwert. Nicht nur die beiden undemokratischen Parteien im Bundestag, AfD und Linke, plädieren für einen Unterwerfungsfrieden, auch zahlreiche Prominente können es gar nicht abwarten, dass die Ukrainer um des lieben Friedens Willen versklavt werden. In mehreren offenen Briefen belegten sie, dass die Werte des Westens ihnen nichts bedeuten.

Ich hoffe inständig, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnt und sich gegen Russland behaupten kann. Wenn es ihr gelingt, ist das in erster Linie der Verdienst ihrer Truppen. In zweiter läge es an der Unterstützung und Solidarität der Staaten, die wissen welchen Wert die Freiheit hat. Und zu diesen gehört Deutschland nicht.

In ein paar Wochen werden Putin-Anhänger auf die Straße gehen, gegen die Sanktionen und für die Öffnung von Nordstream II demonstrieren. Sie werden gegen die Solidarität mit der Ukraine sein. Dass der Hauptgrund für die aktuelle Energiekrise eine von Wunschdenken und Ideologie geprägte Energiewende ist, die Deutschland in Abhängigkeit des russischen Gases geführt hat, wird sie so wenig interessieren wie die Bundesregierung, die sich die Fortführung eben dieser Politik auf die Fahnen geschrieben hat. Setzt die Ampel weiter auf Ideologie und nicht auf Versorgungssicherheit fällt sie der Ukraine in den Rücken.

Es besteht zu befürchten, dass Deutschland die Ukraine noch mehr als schon bisher im Stich lassen wird, und sich für seine beiden großen nationalen Träume, die Zusammenarbeit mit Russland und die Energiewende entscheiden wird.

Leider ist die hierzulande Bereitschaft gering, von der Ukraine zu lernen: Das Freiheit, Marktwirtschaft, Wohlstand und das Recht auf ein individuelles Glück Dinge sind, für die es sich zu kämpfen lohnt. Deutschland sollte es als Privileg auffassen, die Ukraine in ihrem Kampf unterstützen zu dürfen. Es sollte froh sein, Teil der Alliierten und des Westens zu sein und alles tun, um sich in diesem Augenblick als würdig zu erweisen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Heribert Wasserberg
Heribert Wasserberg
2 Jahre zuvor

Russland muss besiegt werden, und am Ende auch die Krim durch nukleare NATO-Abschreckung geschützt werden. Da stimmen wir wohl vollständig überein.
Aber dass Sie nicht sehen, dass Putin den Krieg auch deshalb führt, um die EU als Absatzmarkt für die russische fossile und Uranindustrie zu erhalten, ist wohl nur Ihrer Verblendung zuzuschreiben. Und dass Sie und Putin dasselbe Feindbild haben: Die Grünen.
Geben Sie Ihr Feindbild auf.
Steigt Deutschland erfolgreich auf die EE um, ist Russlands Geschäftsmodell tot. Zur Umsetzbarkeit des Umstiegs: Schauen Sie mal auf der Website des Bundesverbands der deutschen Industrie nach (Klimapfade 2.0)

Angelika, die usw.
Angelika, die usw.
2 Jahre zuvor

#1 „…Steigt Deutschland erfolgreich auf die EE um, ist Russlands Geschäftsmodell tot…“

Genau!

Aimee
Aimee
2 Jahre zuvor

Was viele Menschen wohl immer noch nicht verstanden haben, die Ukraine; ein souveränes Land wurde von einem anderen Land; Russland angegriffen!

Die Ukraine kämpft nicht um Unabhängigkeit, sondern verteidigt ihr angegriffenes Land. Sie war, ist und wird es auch bleiben wollen: unabhängig!

Jeder Straftäter wird in einem Rechtsstaat verfolgt, es gibt eine Verhandlung und dann eine Strafe. Dies zahlt auch der Bürger mit seinen Steuern.
Duldet man Straftaten, dann kommt der Straftäter selten bis gar nicht zu der Kenntnis „is doch blöd“! Im Gegenteil, die Grenzen verschieben sich und die Dreistigkeit nimmt zu, was doch vortrefflich an den Clans u.a. in Berlin sehen kann.

Der Westen und dies bedeutet auch viele seiner Bürger haben geschwiegen zum Tschetschenienkrieg, Kaukasuskrieg, Annexion der Krim, Russisch-Ukrainischer Krieg 2014, etc. und wie Russland Städte in Trümmer gelegt hat, Menschen ermordet hat. Man hat geschwiegen zu den Morden an Anna Politkowskaja, Nikolai Andruschtschenko, etc..

Freiheit war nie billig, schon gar nicht kostenlos und viele (?) Menschen in DE haben sich offensichtlich keine Gedanken gemacht, woher „Blut-Gas“, etc. kommt, unabhängig davon, dass man mit fossilen Schätzen nicht aasen sollte.
Nachdenken, oftmals gerade von Putin-Fans als „ ich denke selbstständig“ formuliert, ist da Fehl am Platz. Parolen dumpf nachrufen.

Ve im lo achshaw, emataj? Und wenn nicht jetzt, wann dann?

Jeder sollte sich einschränken, nicht auf andere schielen und verstehen; „Putin“ ist Diktatur.

Die SPD ist eine Schande in Bezug auf die Ukraine, allen voran die Fehlbesetzung von Bundesverteidigungsministerin Lambrecht, Putin-Knechte(innen) Schröder, Schwesig, Mützenich, Bundespräsident Steinmeier und Bundeskanzler Scholz.

@#1 Heribert Wasserberg,

woher wissen Sie, dass Stefan Laurin ein Feind der Grünen ist? Im Artikel wird die SPD erwähnt!
Bei Putin liegen Sie wohl richtig, er ist wohl der beste Babo der AfD, SPD und der LINKEN.

Heribert Wasserberg
Heribert Wasserberg
2 Jahre zuvor

@#3 Aimée
Weil Stefan Laurin beständig den Klimawandel zu einem bestenfalls technischen Problem herunterredet, und er anstelle des Umstiegs auf EE, sofern ich ihn nicht ganz falsch verstehe, das Hochfahren sämtlicher Kraftwerke fordert, insbesondere sämtlicher AKW. Wenn man derartige Ansichten äußert und Forderungen erhebt, muss man nicht durchs ganze Ruhrgebiet toben, brüllend: „Ich hasse die Grünen“, um doch als ein Grünenhasser aufzufallen.

Aimee
Aimee
2 Jahre zuvor

@ #4 Heribert Wasserberg

ich kenne Stefan Laurin persönlich und ich bin „Fan“ der EE, d.h. ich habe schon ewig Ökostrom, ausschließlich aus erneuerbaren Quellen. Das war bisher immer teurer und ich habe keinen unnötigen Stromverbrauch. Ebenfalls verwende ich Fernwärme aus EE und auch wenn ich verfroren bin, sind es bei mir in den Wohnräumen und im Bad immer nur 17 ° C.

Bisher war Stefan immer „nett“ zu mir und ich kann ziemlich ruppig sein.

SO, aber was hat Ihr Eintrag mit dem Thema gemeinsam?

@Stefan Laurin,

wenn du mal wieder in der Gegend bist…. es besteht wohl Redebedarf ? 😜

Michael Salbinger
Michael Salbinger
2 Jahre zuvor

Zitat: Die Wurzelseepideologie hat uns in die Abhängigkeit von Putin gebracht und ruiniert gerade Millionen Menschen.

Achso, es gab keine 16 Jahre CDU in D. von 2005 bis 2021.
Wieder etwas gelernt.
Danke.

Thomas Baader
Thomas Baader
2 Jahre zuvor

Ich habe mehrfach erlebt (erst heute wieder), dass die Putin-Anhänger sich antisemitisch in Foren oder Kommentarbereichen äußern (ironischerweise hält sie das nicht davon ab, die Ukraine als faschistisch zu diffamieren). Von einigen judenfeindlichen Aussagen habe ich Screenshots gemacht. Wir müssen das der Öffentlichkeit noch viel stärker klar machen.

Berthold Grabe
Berthold Grabe
2 Jahre zuvor

Fakt ist je schneller Russland militärisch den Krieg verliert desto weniger Menschen sterben!
Die Abhängigkeit von fossiler Energie wird sinken in Deutschland , aber nicht die Abhängigkeit von importierter Energie, weil wir keine ausreichenden Kapazitäten für Wasserstoffproduktion im Inland erzeugen können.
Der größere Teil des benötigten Wasserstoffes wird immer importiert werden und er wird nur zu geringen Teil grün produziert werden.
Der meiste Wasserstoff wird mit Atomenergie produziert werden, weil die billiger und verlässlicher produziert und weniger Fläche verbraucht.
Der deutsche Weg eröffnete Putin die Möglichkeit noch relativ lange sein Gas zu verkaufen, mit dem Krieg hat er sich diese Möglichkeit deutlich beschränkt und zeitlich verkürzt.
Es kann also keine Rede sein davon, das es Putin um den Gasverkauf ginge.
Und die Energiewende wird auf Atomenergie beruhen, wenn auch in Deutschland nur mittelbar.

Walter Stach
Walter Stach
2 Jahre zuvor

Ein Privileg (ein Sonderrecht), Partei zu sein -sein zu müssen- in einem Krieg?

Heribert Wasserberg
Heribert Wasserberg
2 Jahre zuvor

@#6 Aimée

Kriegspolitisch stimmen Stefan Laurin und ich voll überein, das nur zur Erinnerung und Versachlichung vorab. Meine Kritik bezog sich auf diesen Satz:

„Dass der Hauptgrund für die aktuelle Energiekrise eine von Wunschdenken und Ideologie geprägte Energiewende ist, die Deutschland in Abhängigkeit des russischen Gases geführt hat, wird sie so wenig interessieren wie die Bundesregierung, die sich die Fortführung eben dieser Politik auf die Fahnen geschrieben hat. “

Nicht Putin, sondern die Energiewende sei an Deutschlands Energiekrise schuld. Ein klassischer Verschwörungsmythos, finden Sie nicht auch?

@Stefan Laurin
Mein Millieu sterbe aus, Wurzelseepideologie etc. Das wirkt auf mich nicht gerade vernunftgeleitet, sondern wütend, arrogant, böse.

Vielleicht, weil die Dinge etwas komplizierter sind? Vgl. z.B. aktuell https://verfassungsblog.de/atomausstieg-nein-danke/

Aimee
Aimee
2 Jahre zuvor

@#11 Heribert Wasserberg
„….@#6 Aimée..Meine Kritik bezog sich auf diesen Satz:„Dass der Hauptgrund für die aktuelle Energiekrise eine von Wunschdenken und Ideologie geprägte Energiewende ist, die Deutschland in Abhängigkeit des russischen Gases geführt hat, wird sie so wenig interessieren wie die Bundesregierung, die sich die Fortführung eben dieser Politik auf die Fahnen geschrieben hat. “ „…Nicht Putin, sondern die Energiewende sei an Deutschlands Energiekrise schuld. Ein klassischer Verschwörungsmythos, finden Sie nicht auch?..“
Nö!
Hätte Putin in 10 Jahren das Gas abgestellt, dann wäre DE wahrscheinlich in keine Energiekrise gekommen. Die Energiewende wurde nicht konsequent betrieben und daran haben ALLE Schuld, inkl. fast allen Bürger.
Es wäre extrem verkürzt, was gerne gemacht wird, Frau Merkel die Schuld zu geben. Sie war keine Alleinherrscherin, sondern die erforderlichen Ministerien inkl. der Staatssekretäre haben offensichtlich wenig gemacht, die Opposition, eben auch die Grünen haben blockiert und viele Bürger woll/ten BILLIGE Energie und eben aasen auf Teufel kaum raus.
Ich habe in Israel gelebt und auch da kann es kalt werden, die meisten Häuser sind schlecht isoliert, Wasser zum Duschen und Waschen kommt über Solar. Ist im Winter keine Sonne da, dann muss man über Elektro heizen und das wird teuer.
DE hat so die Eigenart, dass ziemlich viele nach dem Staat rufen und…. der reagiert auch, zumindest für viele. Eigenverantwortung wie sparen an Ressourcen oder Einschränken ist hier wenig vorhanden.
Ich könnte jetzt mal über die Lockdownzeit in IL schreiben und welche Hilfe die Bürger bekommen haben, dazu die Einschränkungen, etc. und Querdenker, die nörgeln, jammern, etc. gibt es nicht.
Die Parteien in DE verteilen gerne, überall und bezahlen müssen es oftmals Menschen, die hart und fleißig arbeiten.
Zwei Welten eben!

Heribert Wasserberg
Heribert Wasserberg
2 Jahre zuvor

@Stefan Laurin
Na dann …🙃


Was die berichteten Erfahrungen aus IL mir sagen sollten, habe ich nicht verstanden.
Was DE anbelangt, haben Sie Recht. Wir alle sind Mitschuld an der entstandenen Malaise, auch die in zehn BL mitregierenden Grünen. Deshalb trat ich 2018 nach 27 Jahren Mitgliedschaft aus der grünen Partei aus, und könnte es mühelos mit Stefan Laurin in sarkastischen Kommentierungen zu den Grünen aufnehmen. Auch glaube ich wie er an die Leistungsfähigkeit von Technik, allerdings nur der grünen Technik der Gegenwart. Bin halt, anders als er, nicht irgendwie im 19. Jh. hängen geblieben, sondern auch mit der Großhirnrinde in der Gegenwart angekommen.
Und deshalb: Was gar nicht geht, ist, die Folgen der blockierten EE-Wende den Grünen in die Schuhe zu schieben, unddie Industriepolitik von Otto von Bismarck neu aufzurollen. Und also so zu tun, als käme alles in Ordnung, wenn denn nur nur alle Großkraftwerke ratterten, gefrackt wird, dass die Schwarte kracht, und der Erdball mit CO2 aufgepumpt wird.

Aimee
Aimee
2 Jahre zuvor

@#14 Heribert Wasserberg,
 „…Was die berichteten Erfahrungen aus IL mir sagen sollten, habe ich nicht verstanden…“
War eigentlich ganz einfach zu verstehen, da Sie doch den Teil über DE verstanden haben. Egal wie man in DE gepampert wird, es wird immer gejammert und schuld ist immer -die Politik-.
Da Sie jetzt von „grüner Technik“ schreiben, passt es sogar noch besser. Ohne das Label „grüne Technik“ ist man dort schon von Anbeginn darauf angewiesen, da die Ressourcen wie z.B. Wasser beschränkt sind und waren. Als Bsp. die Tröpfchenbewässerung oder die Anpflanzungen zumYatir-Wald.

Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
2 Jahre zuvor

„Privileg“
Öh, nee.
Schwein gehabt, andere Nachbarn zu haben, trifft es für mich besser.
An die um ihren ökonomischen Status bangenden gewandt möchte ich festhalten
– Putins Träume reichen weiter als bis Kiew,
– um so früher Putin gestoppt wird, um so billiger
– Putin hat erfolgreich Russland nordkoreanisiert (Lebenserwartung, Prosperität etc.), außer Stoppen gibt es keine Alternative zur Wahrung des ökonomischen Status Quo.
– Hinhalten um Zeit zu gewinnen, wie es Chamberlain seiner Zeit machen musste, funktioniert nicht. Putins Zeit läuft ab (s.o.), er kann nicht nachlassen.
Wer sich um seinen Wohlstand sorgt sollte darum für konsequentere Unterstützung der Ukraine werben und sein Erspartes in Rüstungsaktien investieren, alles Andere ist strategisch töricht.

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