Die Angst des Tormannes vor demselben ist zum geflügelten Wort geworden. Aber wie ist das eigentlich mit der Angst dessen, der frei vor dem Tor steht und einen ruhenden Ball nur noch irgendwie reinsemmeln muss? Ein Geschichtchen zum Bild.
Traditionell stellt man diese Frage natürlich einem Engländer, Stuart Pearce zum Beispiel… aber ich will nicht hämisch sein, nicht nach dem gestrigen Tag. O.K. es geht hier nicht wirklich um Fußball, wenn überhaupt, dann irgendwie um Radsport.
Gestern soll in Bochum der Sparkassen-Giro unter dem Wetter gelitten haben. Was soll ich sagen, mir war es ziemlich recht so, zuerst ersparte mir der Regen einen nachmittäglichen Spaziergang durch die Wallachei und tat mir dann noch den Gefallen, früh genug aufzuhören, um doch noch das Finale des Rennens mitzubekommen.
Wenn man ehrlich ist, dann sind Radrennen auf größeren Runden, ohne Werbekarawane und ordentlich Kamelle, direkt an der Strecke ziemlich langweilig. Es macht ein paar mal „Wusch“, das Feld knistert vorbei und das war es dann für lange Zeit. Am besten verfolgt man eine solche Veranstaltung am Fernsehgerät. Da reicht es in der Regel echt, wenn man zum Finale erscheint.
Interessanter und spektakulärer für den Zuschauer an der Strecke ist eh ein Kriterium, wie es am Vorabend des Hauptrennens von Amateuren der C-Klasse durchgeführt wurde. Enthusiasten und hoffnungsvolle Amateure knechten für die Ehre ca. 50 mal im Kreis, bieten spektakulären Sport, während man selbst von Bierstand zu Bierstand schlendert und das Rennen von jeder Ecke aus erleben kann. Vom nachfolgenden Derny-Rennen ganz zu schweigen, das allein wäre schon fast eine Geschichte für sich wert. Das machte sogar der vom Radsport unbeleckten angenehmen Begleitung Spaß, auch weil sie dem Drittplatzierten der Raserei hinterm Mopped, Michael Schweizer, die Hand zur Gratulation schütteln durfte. Hochklassiger Sport zum Anfassen. Gewonnen hat das C-Klasse Rennen übrigens ein Fahrer aus Essen, Franz Labbé.
Ausgestattet mit einem Equipment, gegen daß eine Ritsch-Ratsch-Klick Kamera professionell ist, pimperte ich in angenehmer Begleitung um den innerstädtischen Kurs.
Eindrücke und Bilder von der Strecke sind ja ganz nett und auch eindrucksvoll, aber eigentlich will man dann ja doch mal dorthin, wo es schmerzhaft ist, in den Strafraum, in den Zielbereich, wenn schon, denn schon. Wie schon gesagt, bis kurz vor Schluss sind solche Rennen irgendwie ziemlich langweilig, wenn man dann noch das Stundenmittel falsch einschätzt oder mit der Rundenzahl durcheinanderkommt (also mal ehrlich, der Teufelslappen gehört echt erst in der letzten Runde ausgerollt), tscha, dann hat man schon mal ein Stündchen oder so zu überbrücken…
Wenn man nicht gerade die angenehme Begleitung vertrösten muß, daß es bestimmt gleich vorbei ist und man echt auch gar nicht mehr lange rumstehen und Karsten Migel zuzuhören braucht (ich mag mich ja echt gerne über drei Wochen stundenlang von ihm durch Frankreich quatschen lassen, ich bewundere ihn geradezu dafür, aber aus einer schräpigen Lautsprecheranlage direkt am Ohr… das ist echt nicht vergnügungssteuerpflichtig), dann kann man einiges tun. Leute gucken zum Beispiel. Oder man lässt sich organisiert bespaßen.
Am besten ist es natürlich, man tut das, was Knipser auch im Training tun, einfach mal vom Punkt aus den Ball auf das Tor dreschen…
Klappt doch, wenn die falsche Rundenzahl nicht wäre und würde der Fahrer sich wenigstens im Ansatz freuen, dann ginge das glatt als Siegerphoto durch.
Ich will hier gar nicht die Geschichte erzählen, daß gut drei Viertel der Fahrer wegen etwas aus dem Rennen genommen wurden, was ein Typ im grünen Parka neben mir als „Arbeitsverweigerung“ bezeichnet hat. Irgendwann kommt der Moment, da pfeift der Schiri Elfmeter, äh… ne… falsch, das Rennen geht auf die letzten Meter… Ball… also in diesem Fall natürlich die Kamera nehmen, konzentrieren, ein Blick, hat im Training doch auch geklappt… Anlauf… Klick…
… und die Erkenntnis, daß der Kerl im grünen Parka nicht nur Radsportkenner und Fan ist… sondern auch mein ganz persönlicher Torwart! Nun weiß ich, wie Pearce sich gefühlt haben könnte.
Der Artikel ist mir leider fürchterlich cheauvinistisch geraten, denn natürlich sind auch die Elite-Damen gefahren und haben bestimmt dollen Sport gezeigt, gar nicht zu reden von den Jugendlichen. Schulligung, kann ich echt nix zu, in der Zeit habe ich für die angenehme Begleitung am Herd gestanden oder Einkäufe geschleppt, kann man nix machen.
Bleiben für mich noch ein paar Erkenntnisse. Schade ist, daß von ursprünglich mehr als 50 solcher Veranstaltungen in der Region nur noch eine Hand voll übriggeblieben sind (bekannt dürften z.B. die Six-days sein, die es nicht mehr gibt), da ist mehr als nur ein Stück Kultur und Tradition verlorengegangen und das sogar überregional, aber das ist ja gerade in diesem Jahr nix neues. Ich halte solche Dinge für erhaltenswert, deshalb am 5. September, ab nach Dortmund… ich krieg mein Zielphoto, diesmal mach ich ihn rein
Herrlicher Artikel. Eine gesonderte Betrachtung ist auch das Doping der Heimbewohner am Beckenrand mit Bier und Bratwurst wert. Quäl dich du…
Hatte das Vergnügen am Pfingstsonntag den Großen Preis der Möbelstadt Rück zu sehen. Zum 56. Mal: Weltklasse wieder in Dümpten am Start https://goo.gl/QZj3