Für morgen hat die Palästinensische Gemeinde zu Dortmund eine antiisraelischen Demonstration angemeldet. Sie rechnet mit bis zu 700 Teilnehmern. 2014, als es zuletzt in Deutschland zu zahlreichen Hassdemonstrationen gegen Israel und Juden kam, gingen in der Stadt Islamisten, Politiker der Linkspartei und Neonazis gemeinsam auf die Straße. Wir werden sehen, ob sich diese Szenen an diesem Samstag wiederholen. Außergewöhnlich an der Palästinensische Gemeinde zu Dortmund ist allerdings ihr Vorsitzender Hisham Hammad. Der gehörte Mitte der 90er Jahre zu den prominentesten Politikern der Grünen in Nordrhein-Westfalen, zog 1995 für die Partei in den Landtag ein und war dann der migrationspolitische Sprecher der Fraktion. Doch die steile politische Karriere des Dortmunder Kieferorthopäden endete schon zwei Jahre später: 1997 legte Hammad sein Mandat nieder. Die Grünen waren nach einem Bericht der taz schockiert und bedauerten diesen Schritt: „Man respektiere jedoch Hammads Entscheidung, „aus beruflichen Gründen“ abzutreten, und wünsche „ihm weiterhin viel Erfolg“.
Doch bei der taz wusste man um die Hintergründe des Rücktritts: Wegen Bigamievorwürfen sei „der gebürtige Palästinenser (…) als mirgrationspolitischer Sprecher nicht mehr tragbar gewesen.“ Der Dortmunder Richard Kelber hatte damals Vorwürfe gegen Hammad öffentlich gemacht, die wohl schon kursierten: Der soll, während er noch mit einer Frau in Deutschland verheiratet gewesen sei in den Palästinensergebieten ein weiteres Mal geheiratet haben. In der taz stritt Hammad dies damals ab: „Ein Fall von Bigamie? Nein, sagt Hammad heute: „Es gab keine rechtliche Bigamie“, denn es habe sich in Palästina „nur um eine religiöse Hochzeit gehandelt“.“
Hammad kämpfte um sein Mandat: „Von seiner palästinensichen Ehefrau ist Hammad inzwischen per Eheauflösungsvertrag wieder getrennt. Im Zusammenhang mit diesem für ihn sehr teuren Vertrag steht ein Dokument, das inzwischen ebenfalls die Staatsanwälte interessiert. Darin bestätigen der Vater der Palästinenserin und sechs weitere Zeugen, daß die Heirat eine rein religiöse („religious marriage“) gewesen sei und daß sie im September 1996 stattgefunden habe – also nach Hammads Scheidung in Deutschland. Zumindestens das Datum ist nach den der taz vorliegenden Dokumenten eindeutig falsch.“
Doch alles war am Ende vergebens. Seine politische Karriere war beendet. Heute nimmt Hammad nur noch an Demonstrationen teil. Auf einer Demonstration von arabischen Ärzten in Essen nannte er am vergangenen Wochenende noch die Antwort Israels auf die antisemitischen Massaker der Hamas einen Genozid. Das wird er morgen nicht können: Die Dortmunder Polizei hat solche Vergleiche untersagt,
Sein Nachfolger im Amt des migrationspolitischen Sprechers der Grünen-Fraktion wurde damals ein gewisser Jamal Karsli, der sich mit den Grünen später wegen ihrer Nahostpolitik überwarf, einen Antisemitismusskandal auslöste und zum Niedergang des FDP-Politikers Jürgen Möllemann beitrug.