Die Macher der Simpsons haben sich nun nach Protesten und Rassismusvorwürfen entschieden, den beliebten Charakter Apu Nahasapeemapetilon aus der Serie zu schreiben. Der Umgang mit dem Thema offenbart aber auch eine Schwäche der Produzenten und des Senders FOX mit der Kritik umzugehen.
Ich bin ziemlich genau so alt wie die Simpsons, also mit der Serie aufgewachsen und da ich lange Zeit ein großer Fan war, mehr oder minder auch davon geprägt. Obwohl ich seit einigen Jahren kaum noch eine neuere Folge gesehen habe, da die Serie für mich viel von ihrer satirischen Schlagkraft, und damit einen Großteil ihres Reizes, eingebüßt hat.
Dennoch interessieren mich solche Meldungen wie eben die Apu Kontroverse, schon allein aus nostalgischen Gründen.
2017 veröffentlichte der indisch-amerikanische Comedian Hari Kondabolu die Dokumentation „The Problem with Apu„, die die Kontroverse mehr oder minder ausgelöst hat.
Ich halte Apu für einen sehr interessanten Charakter, der ein typisches Migrantenschicksal verkörpert. Er ist ein brillanter, tiefgründiger Charakter, war in Indien der beste Student seines Jahrgangs und bekam ein Stipendium fürs MIT, an dem er auch seine Doktorarbeit verfasste und trotzdem war er gezwungen im Kwik-E Mart zu arbeiten. Er musste erleben, wie ihn seine Freunde und Nachbarn als illegalen Einwanderer abschieben wollten und erkämpfte sich seine US Staatsbürgerschaft. Apu verkörpert den American Dream, im guten wie im schlechten.
Dennoch kommt seine Beliebtheit nicht von eben dieser Tiefgründigkeit, sondern weil die Leute seinen Akzent und seine Catchphrases („thank you, come again“) witzig finden. Und hier zeigt sich das Problem mit Apu. Zwar lebt Satire von klischeehafter Darstellung und Überspitzung, diese Darstellung kann sogar helfen Klischees aufzubrechen. Allerdings verliert eine solche Darstellung auch einiges an Schlagkraft, wenn der Inhalt in eben diesen Klischees untergeht. Apus Darstellung ist ja nicht nur in seinem Akzent klischeehaft, sondern auch in seinem Verhalten, seinem Kinderreichtum, seiner arrangierten Ehe etc.
Als weiteres Problem wird der Synchronsprecher Hank Azaria dabei selbst wahrgenommen, der den Charakter Apu in seiner jetzigen Form mehr oder minder so erschaffen hat. In einem der ersten Skripte, stand lediglich „Clerk“ und neben dem Text war ein „not Indian“ vermerkt, was Azaria aber nicht davon abhielt, einen Witz mit indischem Akzent zu machen, was daraufhin alle so witzig fanden, dass schließlich Apu entstand. Der Charakter wurde damit zum Zerrbild dessen, wie sich eine Mehrheitsgesellschaft indische Migranten vorstellt.
Natürlich ist die Frage berechtigt, warum es über 25 Jahre gebraucht hat, bis diese Kontroverse losbricht. Dafür lassen sich mehrere Gründe anführen:
Zum einen das höhere Selbstbewusstsein der zweiten und dritten Generation indisch-amerikanischer Migranten, die ebenfalls mit dieser Serie aufgewachsen sind.
Zum anderen, musste die Serie erstmal selber Popkultur werden und im gesellschaftlichen Mainstream ankommen, damit eine Darstellung wie Apu überhaupt die Relevanz bekommt, dass Migranten eben mit Apu Referenzen belegt und auf dieses Klischee reduziert werden.
Natürlich trägt der veränderte Zeitgeist auch seinen Teil dazu bei.
Der Umgang von Seiten der Produzenten offenbart aber auch eine ziemliche Unfähigkeit mit dieser Kritik umzugehen. Enttäuschend ist dabei sowohl Groenings lapidares „People love to pretend they’re offended“, als auch die Entscheidung den Charakter einfach rauszuschreiben. Überzogen und zu bequem ist beides, zumal sich mittlerweile sogar Azaria bereit erklärt an der Weiterentwicklung des Charakters mitzuwirken.
Apu ist eigentlich einer der tiefgründigsten und intelligentesten Charaktere der Serie und es würde ausreichen ihn einfach weiter zu entwickeln, den Akzent abzuschwächen, bzw komplett rauszunehmen. Grade letzteres lässt sich recht gut in die Storyline einbauen und mit Apus jahrelangem Aufenthalt in den Staaten erklären. So gehen die Macher einfach nur der Kontroverse und dem kritischen Umgang mit ihren Charakteren aus dem Weg.
Das ganze ist peinlich für unsere Gesellschaft. In der Serie wird(bzw. Wurde) alles überspitzt dargestellt. Auch AKW-Mitarbeiter, Polizisten, Autisten, Hausfrauen Alkoholiker und Kapitalisten könnten sich beschweren.
Die Zensur aller unerwünschten Beschreibungen führt zu einer sterilen Gesellschaft. Ich möchte nicht in ihr leben.
Aber natürlich, wenn heute ins Serie konzipiert würde, sollte man es anders machen. Insofern wäre der Wechsel in der Figur eine elegante Lösung.
Apu hatte schon mal seinen Akzent abgelegt, kam aber zu dem Schluss seine Wurzeln nicht zu verleugnen. Und er spielte Bowling in der Gruppe "The Stereotypes". Die anderen Charaktere werden wohl auch noch rausgeschrieben werden müssen. Eigentlich sollten alle Charaktere rausgeschrieben werden. Die Menschen heute verstehen ja nichts mehr.
Carl und Zahnfleischbluter- murphy sind aber auch sehr stereotyp angelegt…. gibt also bald dann nu4 noch alte weiße Männer da.
Der Irrsinn wird eigentlich in dieser Aussage deutlich:
Terry Gilliam: „Einmal wurde mir ein Vertrag vorgelegt, der eine sehr weit gefasste "Moralklausel" enthielt: Sie sollte mich dazu verpflichten, nichts zu sagen oder zu tun, was irgendjemanden beleidigen könnte. Es hatte nichts mit kreativen Fragen zu tun; es ging nur darum, dass die Produktionsfirma per Vertrag sicherstellen wollte, dass ich "politisch korrekt" bleibe.“
Wir haben ja sonst keine Probleme…
@Daniel
Ich habe nur selten Simpson geguckt, gibt es da überhaupt Weiße? Die meisten sind doch gelb.
Ich bin im Gegensatz zum Autor eigentlich zu alt für die Simpsons gewesen, als sie erstmals zu sehen waren. Hatte sie aber trotzdem geguckt. Mein damaliger erster Eindruck war, daß alles viel schneller ablief, als in allen anderen Serien. Für mich Oldie sogar etwas zu schnell.
Das war für Jugendliche gemacht, die mit Computerspielen aufgewachsen waren, und die wollten es so schnell haben. Das war eben eine neue Zeit. Heute habe ich mich an diese Geschwindigkeit gewöhnt.
Aber darin waren die Simpsons zuerst .
Jetzt sind aber zwei Jahrzehnte vergangen. Vieles in der Welt hat sich verändert. Diesen Veränderungen müssen sich Filmproduzenten stellen, wenn sie nicht in der Versenkung landen wollen. Leute wie Apu haben sich auch verändert. Das muß man zeigen, weil das dem Bild derer entspricht, die heute Jugendliche sind. Und wenn die Simpsons für die damaligen Jugendlichen genau richtig war, kann es durchaus sein, daß es für die heutigen Jugendlichen nicht mehr paßt. Dann wird die Serie langweilig für die Zielgruppe. Auch die anderen Personen müßten eigentlich umgeschrieben werden.
Gegen jeden Antiindionismus!
Simpsons? Sind das nicht diese gelben Schlümpfe, die Donald Trump in das Amt des US-Präsidenten gehievt haben?