Die B3E-Story 19 – Urbanität geht nicht ohne Konflikte

Zur damaligen Jugendbewegung gehörten in Bochum Anfang der 80er Jahre auch die Besetzter des Heusnerviertels, das zwecks Bau der neuen Autobahnumgehung zum Abriss leer gezogen worden war. Diese waren insgesamt zum eher gewaltbereiten Teil der Protestbewegung der 80er Jahre zu zählen und suchten aggressiver als andere den öffentlichen Raum, um ihren Protesten Ausdruck zu verleihen. Zu ihrem Treffpunkt hatten sie Anfang der achtziger Jahre den Konrad-Adenauer-Platz auserkoren, auf dem es dann immer wieder auch zu Auseinandersetzungen mit den Ordnungsbehörden und der Polizei kam. Ab und zu mischten sich auch mal ein paar Rocker unter die Hausbesetzter, die den zusätzlichen Vorteil sahen, an deren Treffpunkt auch ihre Motorräder unbehelligt abstellen zu können.

Sie alle nahmen diesen Ort nicht ein, weil sich dort mit dem Mandragora die erste Blüte des neuen Kneipenviertels zeigte, sondern weil sie nach einer Fläche suchten, die relativ zentral und zugleich so abgelegen war, dass ihr Aufenthalt dort erst einmal niemanden störte. Im Kern war diese Gruppierung jedoch, wie viele andere Jugendliche dieser Zeit, auf der Suche nach einem nicht-kommerziellen Treffpunkt, nach dem, was man später als Jugendzentrum oder besser alternatives Jugendzentrum bezeichnete, das es wenige Jahre später dann auch mit Unterstützung und in Zusammenarbeit mit der innerparteilichen jungen Linken in einem ganz anderen Stadtteil geben sollte. Im Jahre 1986, als das erste Bochum-Total-Festival im Bermudadreieck stattfindet und das Heusnerviertel  endgültig abgerissen wurde, eröffnet dort das alternative Jugend und Kulturzentrum „Bahnhof-Langendreer“.

Ende der 90er Jahre tauchte allerdings eine neue städtische Jugendbewegung auf, die zu einem Teil beratend von der alten städtischen Linken geführt wurde, die sich mittlerweile im und um den Bahnhof Langendreer etabliert hatte. Sie mischte sich allerdings zeitweise auch mit weniger politisierten Jugendlichen und der Punkszene. Das fast parallele Entstehen einer neuen, rechtsradikalen Jugendbewegung sowie das Erstarken neonazistischer Parteien, die obendrein eines ihrer regionalen Zentren in der Stadt Bochum aufschlugen, ließ die Forderung nach einem „Antifaschistischen Zentrum“ entstehen und führt zur Besetzung einer seit längerer Zeit leer stehenden städtischen Feuerwache.

Mit der Räumung dieses Hauses begab sich diese Szene auf den Konrad-Adenauer-Platz, auf dem einige der Punks die Bühne schon als unbestuhlten Sitzplatz entdeckt  hatten und von Dirk Steinbrecher geduldet wurden, sofern dort keine Veranstaltungen stattfanden. Das galt auch für einige andere Jugendliche, die, wie die Punks, ihr Bier mitbrachten und dort tranken. Als die Jugendlichen jedoch immer mehr wurden und es zunehmend zu Streitereien untereinander und  vor allem mit den Gästen kam, blieb Steinbrecher nichts anderes übrig, als sie des Platzes zu verweisen, was den Konflikt natürlich schürte.

Um die Jahrhundertwende eskalierte der Konflikt soweit, dass sich über 100 Jugendliche regelmäßig im Zwickel zwischen Kortumstraße und Viktoriastraße, also unmittelbar am schmalen Kopfende des Platzes versammelten, und häufig unter starkem Alkoholkonsum so zu randalieren begannen, dass sowohl Passanten als auch Platzbesucher diesen Teil des Bermudadreiecks zu meiden begannen. Zusätzlich mischten sich regelmäßig Drogenabhängige aus der nahe gelegenen Beratungsstelle, sowie Dealer unter die jungen Leute.

Ein hochbrisante Situation war entstanden die nur durch verstärkte soziale Aktivitäten der Stadt und durch eine größere Präsenz der Polizei in den Griff zu bekommen war. Die selben Leute, die lauthals gegen die zunehmende kommerzielle Besetzung des öffentlichen Raums protestierten sorgten zeitweise dafür, dass der Konrad Adenauerplatz für niemanden außer ihnen selbst nutzbar war und zwar mit einer Aggressivität und einem Vandalismus der sie ihre hehren Ziele immer wieder Lügen strafte. Punk war hier nicht einmal mehr Protesthaltung sondern nichts anderes als der Vorläufer des heutigen Komasaufens getarnt als kulturelle Antiattitüde.

Die Schönredner und politischen Strategen im Hintergrund sahen das aus gutem Grund ganz anders, benutzen defakto aber die Jugendlichen als Spielball ihrer lokalen Interessen. Eine bornierte Stadtführung sorgte ihrerseits durch ihr stures und stellenweise sogar verlogenes Verhalten ins Sachen „Feuerwache“ dafür ,dass der Konflikt imm weiter eskalierte. Am Ende musste ein neutraler Moderator her um die Konfliktparteien einigermaßen zu beruhigen. Zu einer besseren Verständigung haben diese Bemühungen aber nicht geführt. Am Ende lösste wie so oft die Zeit das Problem. Die emotionale Luft war einfach raus und die Strategen wandten sich anderen Themen zu.

Ich selber hatte zu diesem Zeitpunkt als freiberuflicher Stadtplaner im Auftrage des Initiativkreises Bermunda-Dreieck und der IHK zusammen mit einem befreundetetn Berliner Architekten ein städtebauliches und sozialräumliches Entwicklungskonzept für das Quartier erarbeitet und deswegen als Berater an der damals vereinbarten Moderation teilgenommen. Schon deswegen hatten mich die Ursachen und die Geschichte dieses Konfliktes besonders interessiert.

Das unter meiner Leitung erstellte Entwicklungsgutachten wurde dann nach einer ausführlichen Debatte im Rat der Stadt zur Grundlage der städtebaulichen Veränderungsmaßnahmen im Dreieck, die mit der gerade fertiggestellten Umgestaltung des Konrad-Adenauerplatzes, nach insgesamt gut 10 Jahren weiterer Planungs- und Umsetzungsarbeit der zuständigen Verwaltungsabteilungen, vor dem Abschluss stehen. Ich selber hatte mit dem Realisierungsprozess beruflich nichts mehr zu tun, war aber später imme wieder beratend für den Initiavkreis und die spätere Immobilien- und Standortgemeinschaft des Dreiecks tätig.

Mehr zu dem Thema:

Teil 1: Die B3E-Story – oder wie das Bochumer Szeneviertel namens Bermudadreieck entstanden ist

Teil 2: Die B3E-Story 2: Entstanden aus dem Nichts?

Teil 3: Die B3E-Story Teil 3- Vom proletarischen Moltkeviertel zur Bochumer Studentenbewegung

Teil 6: Die B3E-Story 6 – Vom Club Liberitas zum Mandragora

Teil 7: Die B3E-Story Teil 7: Vom Appel zum Sachs

Teil 8: Die B3E-Story 8 – Die 80ger Jahre und die Entstehung der Szenemagazine

Teil 9: Die B3E Story 9 – Die Rolle der Bochumer Stadtverwaltung

Teil 10: Die B3E-Story Teil 10 – Die Entstehung des „Bauer-Imperiums“

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
24 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Wolfgang Wendland
12 Jahre zuvor

Ich habe selten einen größeren Blödsinn gelesen.

DH
DH
12 Jahre zuvor

„Ein gewisser Arnold Voss“ ist halt Teil der B3E-Story (und kein unbeteiligter Chronist), insofern ist es seine Sicht der Dinge, die hier erzählt wird. Das macht sie nicht weniger wertvoll, aber sie ist – wie in diesem Abschnitt – nur eine unter mehreren möglichen Sichtweisen.

Wirklich interessant (und weniger „Heimatkunde“ eines Szeneviertels) wäre diese Reihe allerdings nur, wenn Wendland (oder andere, zu anderen Kapiteln) ihren Dissens auch tatsächlich ausformulieren und ihre abweichende Sichtweise darlegen würden.

Helmut Junge
Helmut Junge
12 Jahre zuvor

@DH
Wenn man es nicht hinkriegt, dass sich mehrere Zeitzeugen zusammentun, um eine gemeinsame Sicht aus dem Blickwinkel aller zu beschreiben, muß man halt das nehmen, was da ist, und zufrieden sein.
Ja, man muß dankbar sein, dass es überhaupt einer macht.
Außerdem glaube ich nicht, dass es jemals möglich ist, jeden Blickwinkel zu berücksichtigen.
Wer das versucht, kommt vielleicht sogar nie zum ersten Satz.
Die anderen „gewissen“ Persönlichkeiten können doch selber schreiben, oder nicht?
Dann gibt es noch den berühmten Satz von Karl Valentin, der sagt, dass zwar schon alles gesagt worden ist, aber noch nicht von allen.
Übrigens habe ich auch schon gelegentlich erlebt, dass alle warten, niemand sich äußert, bis sich endlich einer äußert, um dann dessen Vorstellungen zu zerbröseln.

Wolfgang Wendland
12 Jahre zuvor

Lieber Arnold Voss,
die Geschichte -und nicht nur Teil 19- ist insgesammt schlecht recherchiert und sachlich falsch. Hättest Du vor Veröffentlichung ein paar andere Leute gefragt und nicht nur deine Helden, die Gastronomen, so wäre sicher etwas brauchbares dabei rausgekommen. So ist es halt Müll.
Dies scheint aber für die Geschichtsschreibung im Engelbertviertel symptomatisch zu sein. So steht am Union-Kino ein Schild mit dem Text „Ab 1963 wurde der große, hohe Saal zu kleineren Sälen umgebaut, um gleichzeitig verschiedene Filme ins Programm nehmen zu können. “ richtig ist aber, dass das Kino in der Zeit nur renoviert wurde (z. B. Sitze mit beigem Kunstleder) und dann 1965 mit dem Film „Lord Jim“ wieder eröffnet wurde. Die erste Aufteilung erfolgte Anfang der 70er aber auch nur insoweit, dass in einem Teilbereichs des Foyers ein Kino, genannt „Kleines Haus“ eingerichtet wurde. Hierzu verwendete der Betreiber einen Ernemann 8 Projektor den er aus einem aufgegebenen Kino aus Bielefeld hatte und ließ dort zur Automatisierung einen Revolverkopf und einen Vorführautomaten vom Type „Ernemat III“ anbauen. Der dort verwendete Filmteller namens „Ernowind“ war natürlich in Wirklichkeit von der Firma Kinoton und nur von Zeiss/Ernemann umettiketiert.
Der Große Saal blieb bis in die 80er Jahre erhalten. Lediglich auf den Bühnenbereich wurden 1978/1979 vier Kinos gebaut. (Die Projektoren waren Kinoton FP 30)
Genau so Detailverliebt könnte ich auch deinen Geschichte übers Bermudadreieck kritisieren, aber ich machs nicht. Vielmehr habe ich auch manchmal sehr viel Spass daran, die Dinge so zu lassen wie sie sind. Ab und zu gehe ich sogar ins Bermuda-Dreieck in Bochum , um nachzusehen ob dieses Schield noch da hängt und erfreue mich daran.
Und: Nein, deine Sichtweise auf die Punk-Szene provoziert mich nicht, sie interessiert mich auch nicht. Da ich aber gerne alles an Beispielen aus der Filmtechnik festmache, hab ich mal meine Sichtweise dargelegt, und zwar im Jahr 1992. Nachzulesen in Film & TV Kameramann Nr. 2/ Jahrgang 41 unter dem Titel „Wie kaufen Punker HMI-Scheinwerfer“ Da die eine oder andere Bibliothek diese Zeitschrift sammelt wird es Dir als großer Chronist ein leichtes sein dies Nachzulesen, wenn Dich meine Sichtweise auf Punk interessiert.

Arnold Voss
Arnold Voss
12 Jahre zuvor

@ Wolfgang Wendland

„die Geschichte -und nicht nur Teil 19- ist insgesammt schlecht recherchiert und sachlich falsch. Hättest Du vor Veröffentlichung ein paar andere Leute gefragt und nicht nur deine Helden, die Gastronomen, so wäre sicher etwas brauchbares dabei rausgekommen. So ist es halt Müll.“

Wenn du damit sagen willst, dass ich dich hätte befragen sollen, dann musst du das auch schreiben, lieber Wolfgand Wendland. Das Gebiet dessen Geschichte ich zu beschreiben versucht habe, ist aber, wie jeder Besucher gut sehen kann, ein Gastronomieviertel geworden und da spielen nun mal die Gastronomen die Hauptrollen, und auf die habe ich mich konzentriert.

Ich danke dir, dass du hier noch was zur Geschichte des Lueghauses und seines Kinos beiträgst. Wo ich jedoch nach deiner Ansicht genau falsch recheriert habe und welche Angaben in meiner Geschichte nicht stimmen, weiß ich aber leider jetzt immer noch nicht.

Arnold Voss
Arnold Voss
12 Jahre zuvor

@ all

Aus gegebenem Anlass zitiere ich mich hier noch mal selbst aus der ersten Folge:

„Ich konnte natürlich in unserer B3E-Story weder aller Fakten noch alle Personen berücksichtigen, die zu der von mir beschriebenen Entwicklung beigetragen haben, bzw. haben ich mich auf die wesentlichen beschränkt. Ich habe jedoch versucht, der historischen Komplexität gerecht zu werden, die die Geschichte eines ganzen Stadtviertels nun mal mit sich bringt. Die wird vielen Lesern wohlmöglich schon zu groß erscheinen, aber sie war notwendig und spannend zugleich, denn das sogenannte B3E war nicht geplant sondern entstand von unten, quasi aus dem Nichts.

Meine Story wird auch nicht jedem gefallen, denn ich sah meine Aufgabe darin, so weit als möglich der Wahrheit gerecht zu werden. Aber davon gibt es bekanntlich bei einem solchen Thema nicht nur eine, und die Frage, wie und vor allem wo genau das B3E seinen Ursprung hatte, erregt bis heute die Gemüter der Betroffenen und der mehr oder weniger selbstberufener Experten. Aber die Entstehung oder Veränderung von Stadtvierteln ist nun mal nicht ganz so genau und unzweideutig zu erklären wie die einer technischen Erfindung. Ich habe mich trotzdem darum bemüht, und es ist letztlich die Aufgabe der Leser zu entscheiden, ob mir das gelungen ist oder nicht.“

DH
DH
12 Jahre zuvor

@#5, Wolfgang Wendland, sich mit „Blödsinn!“ und „Müll!“ zu Wort melden, weitreiche Detailkenntnis andeuten, aber sich dann doch damit be- und vergnügen, andere wissen zu lassen, dass man an deren Fehlern und Unzulänglichkeiten seinen individuellen Spaß hat: „Punk“ hin oder her, das ist leeres Distinktionsgedöns, Snobismus.

@#4, Helmut, ein gemeinsamer Blickwinkel interessiert mich ja nicht, sondern der Konflikt, der sich in unterschiedlichen Sichtweisen äußert. Weil ich die Geschichte des so genannten Bermudadreiecks nur sehr bruchstückhaft kenne, könnte ich Arnolds Texte nur eher allgemein, entlang seiner politischen, sozialen, planerischen Schlussfolgerungen problematisieren. Das will ich aber nicht (weil es ganz schnell zum Zwiegespräch würde, auf das niemand Lust hat). Nein, es soll schon um die konkrete Geschichte dieses Viertels gehen, und da ist mir Arnolds Darstellung einfach viel zu gefällig, zu eindimensional, zu selbstverliebt, zu sehr Legendenbildung, als dass sie so unwidersprochen vollständig und „wahr“ sein könnte. Widersprechen müssen aber andere, nämlich diejenigen, die dort im Viertel auch agieren bzw. agiert haben.

Arnold Voss
Arnold Voss
12 Jahre zuvor

@ DH # 3

Ich bin erst Teil der Story in den letzten 10 Jahren. Sie geht allerdings über fast 50 Jahre, und ich denke, dass ich sie auch mit genügender Distanz zu meinen „Helden“, wie sie Wolfgang ganz treffend benennt, beschrieben habe. Geschichte, auch Stadtgeschichte, wird nun mal von Menschen gemacht und von einigen ganz besonders.

Wolfgang Wendland
12 Jahre zuvor

Lieber Arnold,
lass mich das was ichz sagen wollte an einem kleinen Beispiel klar machen:
Im Intemes Theater, dem Kino, das heute Casblanca heißt gab es zwei Projektoren, einen Ernemann 10 und einen FH 66. Letzterer war bei Vorführern nicht ganz so beliebt, weil er die Filme beim projizieren allmählich zerstörte. Nach 3 Wochen war eine Kopie hin. Dies lag insbesondere daran dass die Bildstrichverstellung durch einen Umlenkrolle zwischen Bildfenster und Schaltrolle realisiert wurde. Dennoch musste man -wie z. B. bei der Erstaufführung des Film Fitzcarraldo- die FH66 benutzen um den Ganzen Film zu zeigen, da ein Film mit Überlänge nicht auf den der Ernmann 10 zugeordneten Hasso-Vorsatz passte. Ohne FH 66 hätte der Zuschauer den ganzen Film nicht ohne Unterbrechung sehen können, also war er hilfreich obwohl er algemein für Scheiße gehalten wurde.
Und nein, Du hättest mich nichts fragen sollen, was ich zu sagen habe nur eben besser recherchieren. Sicher, ich hätte DIr Zeitzeugen benennen können, die die Geschichte zu einer besseren gemacht hätten, angefangen von einem der ersten Filmvorführer aus dem Union (es ist übrigens dort sehr schwierig gewesen die Edgar-Wallace-Filme vorzuführen, die schwarzweiß und Cinemascope waren, weil die Beckkohlenlampen das Bild mit einem Farbstich versahen) uber KellnerInnen aus dem Club Liberitas, Menschen, die beim Arsch-Drucken dabei waren, Menschen, die ihre Jugend auf der Wiese vor dem Treffpunkt verbracht haben bis hin zu Leuten die heute dort ihren Junggesellen-Abschied feiren.

@DH genau so ist es gemeint ;

DH
DH
12 Jahre zuvor

@#10, Arnold, ich will Dir Deine Geschichte nicht kaputtschreiben, wirklich nicht. Dafür ist sie, ich schrieb es schon, viel zu wertvoll, aber sie hat dann doch einige Stellen, die auf denjenigen, der zumindest einige Bruchstücke (also nicht nichts) kennt, arg schönfärberisch wirken. Dein Resümee etwa (in Folge 20), in dem Du vom „dynamischen Kern eines äußerst vielfältigen Kultur- und Kreativviertels“ schreibst (eine Formulierung, die ich so auch auf Eurem Konkurrenzsender labkultur.tv erwarten würde), das wohl im Ruhrgebiet nicht wiederholbar wäre: Vergangenen Freitag führte mich ein wanderndes Symposium („Urbane Künste Ruhr“) zum Rottstraßentheater, zur Marienkirche, zum Schauspielhaus, zur Rotunde (und dann noch zum Kunstmuseum, hab’ ich mir dieses Mal geschenkt). Mein Eindruck: das sind alles längst etablierte Orte, ob nun als städtische Kulturinstitutionen oder als sexy-abgerockte Szene-Orte, die ja auch auf die immer gleiche Weise ihre Connaisseure finden. Es sind ohne Zweifel charmante Orte, aber eben Orte, die keine wirklichen Fragen mehr aufwerfen, keine Ratlosigkeit oder gar Verzweiflung mehr auslösen. Alles so vorhersehbar. Umso mehr gilt dies, für das Bermudadreieck im engeren Sinne, Deinen so „dynamischen Kern“. Am Samstagabend, zum Ende des Symposiums, hatten Prossek und ich noch eine kleine Debatte mit ein paar versprengten Berliner und Hamburger Künstlern, die noch was zum Hingehen suchten. Wir haben ihnen guten Gewissens nur Orte empfehlen wollen, die nicht im Bermudadreieck liegen. (-:

Wolfgang Wendland
12 Jahre zuvor

@Arnold
Ich versuche es mal an einem anderen Beispiel klar zu machen. Dein Versuch die Geschichte des Bochumer Kneipenviertels, das ähnlich wie in z. B. Leipzig, Gratz und vermutlich noch vielen anderen Städten „Bermuda Dreieck“ genannt wird ausschließlich aus Erzählungen der Gastronomen herauszudestillieren ist ebenso zum Scheitern verurteilt wie der Versuch die Geschichte der 68er Bewegung zu schreiben und als Quelle nur polizeiberichte zu haben. Die Perspektive wäre sicher für Eingeweihte lustig, würde aber auf den uninformierten Leser wenig erhellend wirken. Im Zuge einer wie immer gearteten Recherche hätte ich dir sicher gerne gehölfen, aber wenn der Kuchen erstmal gebacken ist bin ich nur nur noch bereit schmeckt oder schmeckt nicht zu sagen und dein Kuchen schmeckt mir nicht.
Im Nachgang kann ich da leider nichts mehr machen, schon weil ich mich zusehr der Gefahr aussetzen würde, dass mir zum Vorwurf gemacht wird aus einer persönlichen Betroffenheit zu schreiben. Schon deine Frage „Oder passt dir nur nicht, was ich über die Punks geschrieben habe?“ ging in diese Richtung.

Wolfgang Wendland
12 Jahre zuvor

„Wenn ich nur die Gastronomen befragt und nur die Polizeibericht über die Konflikte auf dem Konrad Adenauer Platz gelesen hätte, wäre die Story eine ganz andere geworden, Wolfgang. “

Vermutlich hast Du auch noch mit dem Ordnungsamt gesprochen 😉

Arnold Voß
Arnold Voß
12 Jahre zuvor

@ Wolfgang

Ich glaube nicht, das wir so weiterkommen. Lassen wir es dabei. 🙂

@ all

Ich kann in den bisher zu diesem Kapitel geschriebenen Kommentaren weder einen konkreten Anhaltspunkt finden noch einen sachlichen Grund erkennen, den Text dieses oder eines anderes Kapitels in der Endfassung zu ändern.

Es wird dort aber ein paar Ergänzungen/Veränderungen geben, die sich aus den Kommentaren zu anderen Kapitel und anderen Hinweisen die ich per email bekommen habe, ergeben haben. Insbesondere zum Intershop aber nicht nur. Es wird obendrein ein weiteres Kapitel zur Geschichte des Fahrradladens Balance geben.

Was die Konflikte auf dem Konrad-Adenauerplatz betrifft wird es aus der Natur der Sache immer verschiedene Auffassungen geben. Ich war allerdings bei der Konfliktmoderation die ganze Zeit anwesend und konnte so die Position aller Konfiktparteien erfahren. Aus dem Wissen über diese unterschiedlichen Sichtweisen, der mir zugänglichen Fakten und Dokumente und der Einschätzung der gesamten politischen Rahmenbedingungen ist das obige Kapitel entstanden.

DH
DH
12 Jahre zuvor

@#19, Arnold, ein Kommentar ist kein (unbezahltes) Fachlektorat, insofern solltest Du natürlich an Deinem eigenen Text auch nichts ändern. Dein Text wurde hier lediglich ein bisschen … eingeordnet.

Wolfgang Wendland
12 Jahre zuvor

@Arnold
trozdem Danke für deine krude Weltsicht.

Arnold Voß
Arnold Voß
12 Jahre zuvor

@ Wolfgang Wendland # 21

Ich gehe davon aus, das du darauf keine Antwort erwartest.

@ DH 21

Einordnung hin, Einordnung her, es war der Sinn dieser Vorveröffentlichung in 20 Teilen, dass der Endtext zumindest in Teilen anders sein könnte. Das zu meiner kruden Weltsicht.

Wolfgang Wendland
12 Jahre zuvor

@ Arnold Voss #22
ich denke das Spiel heißt nur noch „Wer hat das letzte Wort. Würde proponieren, dass wir uns am Freitag im B3E treffen um das Duell verbal weiterzuführen. 😉

trackback

[…] Urbanität geht nicht ohne Konflikte […]

Werbung