Die Braunkohlekraftwerke im Rheinland werden noch lange laufen, denn die Chance, dass sie durch mit Wasserstoff betriebene Gaskraftwerke ersetzt werden können, ist geringer als Habecks Chance auf einen Wirtschaftsnobelpreis.
2030 sollte das letzte Kohlekraftwerk in Nordrhein-Westfalen abgeschaltet werden. Von da an, so hatten es CDU und Grüne im Koalitionsvertrag vereinbart, sollten Erneuerbare Energien den Strom liefern. Und wenn das nicht reicht, weil gerade Flaute, Nacht oder sogar Dunkelflaute ist, so der Plan, würden Gaskraftwerke einspringen und dafür sorgen, dass der Strom weiter aus der Steckdose kommt. In einem Sachstandsbericht zum Thema „Energiewende und Energieversorgung in NRW“ räumte das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium und Ministerin Mona Neubaur (Grüne) nun ein, dass daraus nichts wird: Weil das von ihrem Parteifreund Robert Habeck geleitete Bundeswirtschaftsministerium nicht in der Lage war, das lange geplante Kraftwerksgesetz, das den schnellen und finanziell abgesicherten Bau von Gaskraftwerken ermöglichte, vor dem Ende der Ampel umzusetzen, ist nun offen, wann die benötigten Gaskraftwerke gebaut werden können. Zeit genug hatte Habeck. Schon Anfang 2022 war klar, dass schnell mit ihrem Bau begonnen werden müsste. Und schon damals war es eng, denn acht Jahre dauert es im Durchschnitt, bis ein Gaskraftwerk nach Beginn der Planung ans Netz gehen kann. Es war also schon vor fast drei Jahren eng, was für Habeck kein Grund war, nicht zu schludern. Und da die Ampel auch den Ausstieg aus den letzten Kernkraftwerken durchzog, bleiben nun die mit Braunkohle betriebenen CO2-Schleudern weiter am Netz. Für die Verbraucher wird das teuer, denn durch die politisch beschlossene Steigerung der CO2-Preise wird Strom dadurch noch teurer werden.
Neubaur hofft nun, dass die Kraftwerke doch noch irgendwann, irgendwie und irgendwo gebaut werden. Und dabei setzt sie weiterhin darauf, dass die irgendwann nach einer Umrüstung nicht mehr mit Gas, sondern mit Wasserstoff betrieben werden. Von dem gibt es jede Menge: Wasserstoff ist das häufigste Element im Universum. Es macht etwa 75 Prozent der sichtbaren Materie des Universums aus. Trotzdem sind die Chancen, dass in NRW zukünftig mit Wasserstoff Kraftwerke betrieben werden, geringer als die Aussicht, dass Robert Habeck einen Wirtschaftsnobelpreis bekommt. Denn um ihn zu gewinnen, muss Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten werden. Bei diesem Prozess geht mindestens 50 Prozent der Energie verloren. Soll es grüner Wasserstoff sein, muss das mit Strom aus Erneuerbaren Energien geschehen. Und hier betritt man erneut das grüne Phantasialand: Es gibt nicht genug Grünstrom, um Wasserstoff herzustellen, es mangelt an Elektrolyseuren, mit denen Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten werden kann, es gibt noch kein Pipeline-Netz, um ihn zu transportieren, und technisch ist es bislang nicht möglich, Wasserstoff in Kraftwerken so effektiv einzusetzen wie Erdgas. Der Spiegel beschrieb die Probleme bereits 2022: „Aber warum können die auf Erdgas ausgelegten Turbinen nicht mit Wasserstoff betrieben werden? Das liegt daran, dass das Brennverhalten der beiden Gase stark voneinander abweicht“, erläutert Christian Fleing vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). „Die Dichte, Verbrennungstemperatur und die Flammengeschwindigkeit von Erdgas und Wasserstoff unterscheiden sich enorm“, erklärt der Experte. So könnte es beim Einsatz von Wasserstoff in einer Erdgasturbine passieren, dass Flammen aus der Brennkammer in den Brenner selbst zurückschlagen. „Das führt dann schnell zu Materialversagen“, sagt Fleing. Daher arbeiten Forscher aus Wissenschaft und Industrie, auch vom DLR, daran, auf Wasserstoff ausgelegte Brennertechnologien und -geometrien zu entwickeln.“ Die Forscher arbeiten noch immer, Neubaur ist das egal. Sie will ihren grünen Traum weiterleben, koste es, was es wolle.
Die Braunkohlekraftwerke im Rheinland werden noch lange laufen.
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