Die Prognosen des Saarbrücker Covid-19-Simulators klangen für die abgelaufene Woche schon sehr düster. Panikmache war der naheliegende Vorwurf von Corona-Leugnern. Es kam aber schlimmer als befürchtet. In Deutschland stieg die Zahl aller Todesopfer auf über 18.500 – fast 7% mehr als vorausgesagt. Und die gemeldeten Fallzahlen stiegen auf insgesamt 1,15 Millionen seit Beginn der Pandemie. Hier lag der Simulator nur um 1% unter dem tatsächlichen Ist-Wert. Auch im Ruhrgebiet kam es vielerorts schlimmer als befürchtet.
Vorletzten Freitag, am 27. November, haben wir den Covid-19-Online-Simulator der Universität Saarbrücken abgefragt. Da es sich um ein Kurzfrist-Modell handelt, haben wir die Prognose-Daten bis zum 31. Dezember abgerufen und für die Freitage der kommenden fünf Wochen aufgeschrieben. Das Prognosemodell wird von seinen Machern zwar wöchentlich um die neuesten Zahlen aktualisiert, aber wir wollen jetzt einmal vergleichen, wie gut oder wie schlecht die Prognose Stand 27. November ausgefallen ist.
Todesfälle Prognose vs. Wirklichkeit
Wir betrachteten vor einer Woche insbesondere die Prognosen für die Großstädte des Ruhrgebiets sowie für NRW und Deutschland. Heraus kam ein düsteres Bild: Innerhalb von nur einer Woche, also bis zum 4. Dezember, würde es in den Ruhr-Großstädten zusammen 116 (+21%) Tote mehr geben, so die Voraussage vom 27. November. Die traurige Realität ist, dass tatsächlich 173 (+31%) mehr Covid-19-Infizierte als prognostiziert gestorben sind. Die Anzahl steigt damit auf 727 Tote seit Pandemiebeginn.
NRW-weit gab es 586 (+18%) mehr Tote als in der Vorwoche (insgesamt: knapp 3.900). Auch hier war der Online-Simulator zu vorsichtig in seiner Prognose mit einem Zuwachs von 384 (+12%) Toten.
Ein ähnliches Bild bundesweit: Die Prognose lautete 1.714 (+11%) Tote innerhalb der Woche vom 27. November bis zum 4. Dezember. Tatsächlich sind 2.931 (+19%) Menschen an/mit Covid-19 in dieser Woche verstorben. Die Zahl der Toten summiert sich bundesweit auf 18.517 seit Pandemiebeginn.
Die Fehlerabweichung des Saarbrücker Prognose-Modells liegt also zwischen 5% und 9% bei den Todesfällen für die Woche vom 27. November bis zum 4. Dezember.
Fallzahlen Prognose vs. Wirklichkeit
Die Zahl der seit Pandemiebeginn insgesamt gemeldeten Corona-Fälle schätze das Prognosemodell für die Ruhr-Großstädte sehr präzise ein. Per 4. Dezember lag es nur um 1% unter dem tatsächlich eingetretenen Wert von knapp 59.700. Ähnlich gut war die Prognose für die bundesweite Zahl. Auch hier lag das Modell nur um 1% daneben. Lediglich für NRW war die Prognosegüte deutlich schlechter, nämlich um 12% unter dem Ist-Wert.
Gutes Prognosemodell
Der Online-Simulator der Universität des Saarlandes ist ein Kurzfrist-Modell. Als wir im November zum ersten Mal über seine Prognosen berichteten, waren wir sehr erstaunt ob der großen Todeszahlen von 16.000 bis Weihnachten, die es voraussagte. In den Kommentaren wurden wir der Panikmache beschuldigt.
Das kurz nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel öffentlich ein exponentielles Wachstum der Fallzahlen und 19.000 tägliche Neuinfektionen bis Weihnachten auf uns zukommen sah. Corona-Leugner, auch bekannte Wissenschaftler wie der Bonner Professor Hendrik Streeck, verlachten sie.
Das Saarbrücker Modell war noch pessimistischer als die Kanzlerin. Inzwischen sind wir alle schlauer: Die Zahlen, die die Kanzlerin für Weihnachten voraussagte, haben wir jetzt schon. Und der Online-Simulator hat mit seinen Voraussagen eher unter- als übertrieben.
Prognose zum Jahresende
Bis Silvester prognostiziert der Online-Simulator einen Anstieg der Corona-Fallzahlen in den Ruhr-Großstädten auf insgesamt etwas über 77.000 (+18.000) Fälle. Für NRW sagt er eine Zunahme auf 380.000 (+100.000) und für Deutschland auf 1,6 Millionen (+450.000) voraus.
Die Covid-19-Todeszahlen werden in den Ruhr-Großstädten auf knapp 1.000 (+270), in NRW auf 5.130 (+1.240) und in ganz Deutschland auf knapp 25.000 (+6.500) steigen.