„We Talk, you Listen“ ist ein eindrucksvolles Buch über beeindruckende Initiativen der Ureinwohner Nordamerikas, in dem es um ihre Bürgerechte geht. Erworben hatte ich das mein heutiges Denken bestimmende Buch in den 90er Jahren im „National Museum of the American Indian“ auf Manhattan/New York. Ich war schwer von dem von Indigenen geleiteten Museum angetan. So gab es eine Replik des Tomahawks von Chief Sitting Bull zu bewundern, das man in die Hand nehmen konnte, um zu erleben wie sich eine Streitaxt der Sioux anfühlt. Schon als Kind hatte ich ein Tomahawk von meinem Vater erhalten. Ein „Indianer“ verkaufte es zusammen mit anderen indianischen Spielsachen in einem von uns besuchten Kaufhaus und überreichte es mir würdevoll und mit großer Ernsthaftigkeit. Ich fühlte mich mit dieser Geste den Indianern damals zugehörig und liebte das Kriegsbeil. Jetzt aber hielt ich tatsächlich ein echtes in der Hand!
Das Museum heißt immer noch Nationalmuseum der amerikanischen Indianer. Einer der wichtigsten Organisationen der indigenen Völker der USA heißt American Indian Movement, die vor allem in den 70ern mit militanten Aktionen auf sich aufmerksam machten. Ich saß damals fasziniert als 9jähriger vor dem Fernseher, als sie 1972 die indianische Gedenkstätte Wounded Knee besetzten und dabei Waffen trugen. Winnetou schien es wirklich zu geben. Die Lakota hatten damals wohl eher Sitting Bull im Sinn.
Mein Museumsbesuch hing mit meiner Liebe vor allem zu Prärieindianern zusammen, die mit ihren Ponys für mich Freiheit und Widerstand verkörperten, gegen Unterdrückung und Ausbeutung. Ich vermute das korrespondierte wiederum mit Karl May, obwohl ich Winnetou nie gelesen habe, sondern die Geschichten von Hadschi Halef Omar im Nahen Osten. Irgendwie muss mir das als Junge spannender als Winnetou erschienen sein. Ich hatte die klassische Jugendgesamtausgabe von May geschenkt bekommen. Die bunten Hardcover Bücher mit den interessanten Bildern und Buchrücken, die bei jungen Menschen damals die Fantasie anregten, denn PCs gab es noch nicht.
Dafür gab es Sammelbändchen der Sparkasse zur Weltgeschichte. Je nach dem wieviel Geld ich dort als junger Kunde zurücklegte, bekam ich die Hefte samt Bögen mit Bildchen zum Ausscheiden und aufkleben. Den Klebstoff und die Schere musste ich mir selbst organisieren, dass waren keine Abziehbilder. Natürlich war der Band mit den Indianern Nordamerikas mein Favorit. Dabei war ich besonders von den Irokesen und ihrem Ballspiel Lacrosse beeindruckt. Noch vor einiger Zeit boomte das Spiel bei progressiv eingestellten jungen Frauen. Mittlerweile hört man von Lacrosse nichts mehr. Vielleicht ist es wegen kultureller Aneignung wieder verschwunden. In Kanada ist das es ein Nationalsport. Die Irokesen wiederum hatten sich eine Konstitution gegeben, die Vorbild für die amerikanische Verfassung wurde.
Die Filme mit Winnetou und Old Shatterhand, die natürlich irgendwann im Fernsehen liefen, fand ich eigentlich ziemlich langweilig. Ständig fragte ich mich warum der Typ Old Shatterhand hieß. Schließlich war der ja gar nicht alt, sondern recht sportlich. Gott sei Dank entdeckte ich später die Italo-Western und die rissen alles raus. Diesmal ging es allerdings nicht um Indianer, sondern meistens um Mexikaner, den Nachfahren der Indigenen, die von US Amerikanern, Kapitalisten und anderen Schurken unterdrückt wurden. Eigentlich gar nicht unähnlich den Geschichten von Karl May, in denen es immer um Recht und Gerechtigkeit geht, die man zur Not auch mit der Waffe durchsetzen musste.
Natürlich war ich Fan dieser italienischen Western, auch Spaghetti-Filme genannt. Lex Barker und John Wayne waren von Gestern. Karl May war irgendwo in den ewigen Jagdgründen verschwunden, nach dem ich den Festspielen von Bad Segeberg beiwohnen durfte. Es war eher was zum Fremdschämen, in jedweder Hinsicht: Schauspiel, Dramaturgie, Ausstattung, Bühnenbild, Kostüme, Effekte – ein einziges Desaster. Irgendwie lieblos und ziemlich langweilig, beliebig und laienhaft. Keine Ahnung warum da überhaupt Leute hingingen und dafür viel Geld bezahlten. Übrigens hat damals noch Pierre Brice die Hauptrolle gespielt. Ich glaube, der hat irgendwann geglaubt er sei Winnetou, so wie sich vermutlich Karl May eingebildet hat, er sei die Alte Schmetterhand gewesen. Pierre Brice machte auf mich einen abgehalfterten Eindruck. Ich vermute aber, dass das heute in Segeberg anders zugeht.
Auch die linke Szene Westdeutschlands war solidarisch mit den „Indianern“ Nord- und Südamerikas, was sich beispielsweise in den Solidaritätsgruppen für Lateinamerika zeigte, die unter anderem Geld für den Kampf der Guerilla sammelte, zur Befreiung ihrer Länder von den Faschisten und Großgrundbesitzern. Ich selbst habe mich für Guatemala und die Mayas engagiert. Die Begeisterung für die Nordamerikaner spiegelte sich unter anderem in der Gründung der sogenannten Indianerkommune durch extreme Linke wieder, die sich unter anderen um davon gelaufene Kinder und Jugendliche kümmerte und ein antipädagogisches Konzept hatte. Irgendwann flog die pädophile Truppe auf und die Grünen hatten ihren ersten Skandal.
Die „Kommunarden“ und Pseudoindianer hatten die Kinder mit Indianerabenteuertum angelockt. Ich hatte das unangenehme Vergnügen so jemanden kennen zu lernen. Er machte einen auf Prärieindianer, Rebell und Jugendfreund und war sehr aufdringlich. Er hatte etwas missionarisches und Falsches an sich. Interessant in diesem Zusammenhang die Mescalero Affäre (Winnetou war laut May Mescalero-Apatsche). Ein unbekannter, aber offensichtlich linker Autor, hatte sich diesen Namen gegeben und einen etwas unglücklich formulierten Nachruf zu Buback’s Ermordung durch die RAF geschrieben. Irgendwann geriet Jürgen Trittin in den Verdacht damit zu tun gehabt zu haben.
Eine wichtige Rolle spielte in dieser Zeit der Apache Geronimo, der mit Hilfe eines Guerillakrieges gegen die US Armee kämpfte und lange Zeit nicht besiegt werden konnte. Für viele deutsche Linke ein Vorbild. Sogar eine deutsche Rockband hatte sich nach ihm benannt, die sein Foto, bei dem er mit einem Gewehr posierte, auf ihrem Plattencover veröffentlichte. Populär wurde die Band namens Jeronimo mit „Heya“. Ein peinliches Lied über tanzende Indianerkinder in den Südstaaten. Und auch der Liedermacher Franz Josef Degenhardt widmete dem „Apachen P.T.“, der in Deutschland aus der US Armee desertiert war, ein Protestlied. Richtig berühmt wurde der Kanadier Neil Young, der mit seiner Band Namens „Crazy Horse“ durch die Welt tingelte und sich für die kanadische First Nation einsetzte. Verbrechen der katholischen Kirche in ihren Umerziehungsanstalten kamen erst später ans Licht. Allerdings waren diese Schulen selbst schon ein Verbrechen, sollten sie doch die Sprache und Kultur der Ureinwohner Kanadas zerstören. Die „Wilden zivilisieren“ nannte sich das.
Hinzu kamen unzählige Produktionen der „World Music“, bei denen man sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, sie wären für ein bestimmtes weißes Publikum hergestellt worden. In den entsprechenden Katalogen war ständig die Sprache von Authentizität. Dritte Welt Kitsch nannten das einige, nicht zu unrecht. Das Genre ist heute quasi tot und das Funkhaus Europa des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks, das diese Musik gefördert hatte, existiert so nicht mehr.
Vermutlich angefangen hatte mein verstärktes Interesse für Indianer, als eines Tages mein Vater, seines Zeichens Karl May Fan, zu mir kam und begeistert verkündete: „Thomas, wir müssen gleich den Fernseher anschalten. Da kommt im Dritten eine neue Serie aus der DDR mit Indianern, da sind die die Guten und die Cowboys die Bösen“. In den USA jedenfalls war das umgekehrt. Ich weiß allerdings nicht, ob man das heute noch gucken kann. Auf jeden Fall haben die Indianer ständig die Weißen reingelegt und am Ende gesiegt. Indigene Nordamerikaner haben da nicht mitgespielt, wie sollte das auch gehen? Ich fand die Serie toll, weil die Unterdrückten immer gewannen und die Unterdrücker immer verloren.
Sicherlich steckte dahinter, den Hauptfeind der Sowjetunion, die USA, mit Hilfe eines populistischen Themas zu diskreditieren. Das war mir damals völlig egal und meine Haare wurden immer länger. Allerdings hinterließ diese Serie, natürlich auch im Verbund mit Karl May, tiefe Spuren bei den Ostdeutschen, die mit dieser Art Spirit überall Indianervereine gründeten, um indigenes Brauchtum zu pflegen, wie sie es verstanden. Da scheute sich auch niemand wie Winnetou oder Chingachgook herumzulaufen, dem in einem DEFA Film die Ehre erwiesen wurde.
Und die DDR Bürger erhielten ihr von der SED geschlossenes Karl May Museum in Radebeul, das nicht dem „sozialistischen Bildungsideal“ entsprach, wieder zurück
Der letzte Mohikaner war ein weiterer beliebter Indianer, der es zudem zu internationalen Ruhm brachte. Geschrieben von dem weißen Abenteurer und Schriftsteller James Cooper, der immerhin in den Nordstaaten lebte und sich ein wenig besser mit dem Sujet auskannte, als Karl May. Die Geschichten von Lederstrumpf habe ich quasi verschlungen, weil es spannend und authentisch war. Ich vermute, dass die Punks die Idee aus diesem englischsprachigen Roman hatten, sich, wie die Engländer sagten, Mohawks zu schneiden. Die Deutschen Punks sagten zu der auffälligen Frisur Irokese (Iro). Fest steht, Punks waren fasziniert von Indianern, wie es in der wunderschönen Szene in Liquid Sky, einem 80er Kunstfilm aus New York, zum Ausdruck kommt, als die Hauptdarstellerin von Außerirdischen entführt wird, die sie für Indianer hält. Erinnert sei an dieser Stelle an die englische Punkband „Siouxsie and the Banshees“.
Eigentlich war das ja alles auch ziemliche Romantisiererei. Als dann der Film, „Der mit dem Wolf tanzt“, erschien, änderte sich das ein wenig. Zum ersten Mal war ein „Western“ erschienen, der sich in realistischer Weise mit den Problemen der Indianer der Vereinigten Staaten beschäftigte. Und die Darsteller der Indianer waren Indigene und keine angemalten und perückten weißen „Rothäute“. Besonders ein Detail des Films fand meine Aufmerksamkeit. Als der Hauptdarsteller einen alten spanischen Helm eines Conquistador im Tipi des Häuptlings der Lakota entdeckte. Was den Chief dazu bewegte zu erzählen wie sein Stamm in die Great Plains geraten war. Es waren nämlich die Spanier, die das möglich gemacht haben. Denn die hatten Pferde, die man reiten konnte.
Und somit waren die Indianer zum ersten Mal fähig große Strecken zurückzulegen, um Bisons in ausreichender Zahl zu jagen und um überhaupt in der Prärie leben zu können. Unter damaligen Gesichtspunkten ein glückliches Leben. Einige Anthropologen und Archäologen gehen heute davon aus, dass die Ureinwohner Nordamerikas nicht ganz unschuldig am Verschwinden der Pferde vor ein paar tausend Jahren in der neuen Welt waren. Diese sollen lediglich als Beute betrachtet und ausgerottet worden sein. Starker Tobak für Indianerfreunde. Der Mythos vom Indianer als geborener Pferdemensch und Naturfreund war zerstört. Die Prärieindianer gab es nur, weil ihnen die Spanier die Pferde brachten und ihnen das Reiten zeigten. Ein klassischer Fall von kultureller Aneignung.
Eine wichtige Quelle der Indianerromantik waren natürlich die Hippies, die sich explizit auf die nordamerikanischen Natives beriefen und ihr Stammesleben und ihr Aussehen sogar zum Vorbild nahmen. Die Indianer, wollten sie ausgemacht haben, lebten kommunitaristisch und im Einklang mit der Natur als glückliche Menschen. Selbst die Rocker beriefen sich auf sie. Schon die Vorläufer der Hippies, die deutschen Aussteiger zu Begin des 20. Jahrhunderts auf dem Monte Verità in Ascona kleideten sich wie die Indianer. Quasi Höhepunkt dieser Entwicklung war die sogenannte Weissagung der Cree: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ Der dystopische Spruch, umrandet mit irgendwelchen pseudoindianischen Symbolen, klebte meist auf den Autos von grünen Linken, die damit zu Antiatomkraftdemos fuhren. Wie sich später herausstellte war das Ganze ein Fake. Natürlich im Sinne der „guten Sache“.
In dieser Zeit schossen Bauchläden und Läden aus dem Boden, die allerlei Indianerschmuck verkauften, echten und unechten. Und auch die in Deutschland so beliebte Esoterik beschäftigte sich mit den Indianern, von denen die Esoteriker glaubten sie besäßen irgendein Geheimwissen und eine besondere Beziehung zur „Mutter Erde“. Es waren vor allem die Pueblo Indianer namens Hopies, die dafür herhalten mussten, aber auch ganz gut daran verdienten. Die Mayas beuteten sie für ihre Zwecke ebenso aus. Ich selbst beschäftigte mich mit Don Juan, einem Yaqui-Indianer, den der Ethnologe Carlos Castaneda erfunden hatte, um den Menschen den Peyote Kult näher zu bringen und der sich großer Beliebtheit bei der New Age Bewegung erfreute. Irgendwann tauchten dann die schwarz gekleideten und mit Totenkopf versehenen Sea Sheperds auf, die auf militante Weise für die Wale kämpften und sich nicht scheuten sich mit den Ureinwohnern der amerikanischen Westküste anzulegen und ihnen den für sie so wichtigen Walfang zu verbieten und ihre Bote anzugreifen, was ihre Popularität vor allem bei links eingestellten jungen, weißen Männern nicht schmälerte. Dann wurde es lange Zeit wieder ruhig um die Indianer.
Bis Karl May und Winnetou in Form eines Kinofilms für Kinder und der dazugehörigen Begleitbücher auftauchte. Der von einer Gruppe US-Soldaten indigener Herkunft gegründete Verein hatte sich über die ihrer Ansicht nach stereotypen Darstellungen von Indianern in den Büchern für Kinder beschwert. Sie waren der Meinung, dass hier eine ungerechtfertigte Aneignung ihrer Kultur statt findet. Besonders die Benutzung des Wortes Squaw war ihnen ein Dorn im Auge, dass ihrer Ansicht nach ein abwertender Begriff für Frauen sei. Was allerdings sehr umstritten ist. Was Ravensburger trotzdem dazu veranlasste seine Bücher zurück zu ziehen und dies öffentlich zu machen, vermutlich stolz auf ihre Wokeness und in der Hoffnung dafür mächtig gelobt zu werden, denn sie entschuldigten sich auch noch. Der Verein „Native American Association of Germany“ betonte, dass sie allerdings nie vor gehabt hätten Winnetou zu canceln oder das Wort Indianer zu ächten.
Zeitungen fingen an über diese für einen Buchverlag ungewöhnliche Mitteilung zu berichten. Ein Sturm der Entrüstung brach los, orchestriert von der Bild. Das wollten sich die deutschen Bürger nicht gefallen lassen, denn sie waren schließlich die Freunde der nordamerikanischen Indianer, die eine ganz besondere Beziehung zu den ursprünglichen Völkern Amerikas hatten. Angefangen mit Winnetou und Lederstrumpf über Geronimo und Zapata bis zu den Umweltbewegungen. Und natürlich gab es auch die woken Aktivisten und ihre naiven linksliberalen Follower und Zeitgeistjünger, die auf den Zug sprangen, um die ihrer Ansicht nach rassistischen Indianermanie der Deutschen den Garaus zu machen.
Karl May, der sich seinerzeit für die als „wilde Bestien“ verrufenen Apachen eingesetzt und für Verständigung zwischen den „Weißen“ und „Roten“ geworben hatte, wurde zum Reaktionär und Kolonialist, der sich ungerechtfertigterweise indigene Kultur angeeignet hätte. Selbst das Ritual der versöhnenden und solidarisch gemeinten Blutsbrüderschaft wurde angefeindet. Man stelle sich vor welchen Ekel das damals bei deutschen Rassisten hervorgerufen hat. Den American Natives hat das am Ende nicht geholfen. Bild titelte „Winnetou darf nicht sterben“. Die Nation war wieder mal gespalten und die AfD hatte ihr Thema.
Wir sehen, dass die meisten Deutschen und insbesondere die Linke, vor allem in der jüngeren Geschichte, immer wieder in Beziehung zu den ursprünglichen Völkern Amerikas standen, vor allem die des Nordens. Sie alle malten sich mehr oder weniger die Indianer so, wie sie es brauchten. Je nach dem welche Motive sie hatten und wie grade der Zeitgeist wehte, natürlich aber auch über welche Informationen sie verfügten, und die waren verständlicherweise schon immer etwas rar. Anders war es auch nicht bei Karl May.
Der entscheidende Unterschied ist der Kontext und die Intention. Ging es darum die Indianer für ihre Lebensweise zu bewundern, von ihnen zu lernen und mit ihnen zusammen für mehr Gerechtigkeit zu kämpfen wie Neil Young das tat, oder geht es darum ihre Würde zu nehmen und sie zu erniedrigen oder zu bevormunden. Und natürlich geht es auch um die Frage der Ausnutzung. Klaue ich bestimmte kulturelle Eigenheiten, nur um damit Geld zu verdienen oder Menschen auszunutzen (z.B. Fakeschmuck, Indianerkommune und Esoterik) oder achte ich die Kultur der anderen. Es ist ein Unterschied, ob ich etwas wertschätze oder ob ich es verachte. Es gibt eben auch eine wertschätzende Aneignung anderer Kulturen. Die postmodernen Aktivisten machen den Unterschied nicht und unterstellen Karl May, der sich unter massiven und existenzbedrohenden Anfeidungen für die indigenen Völker Amerikas und gegen Kolonialismus eingesetzt hat, Rassismus.
Aber auch den Deutschen heute, obwohl in diesem Land – dank Karl May – eine Indianerfreundlichkeit vorherrscht, wie in keinem anderen. Sie unterstellen, die Bundesbürger würden American Natives nur in negativen Stereotypen wahr nehmen und sich ihre Kultur einfach aneignen. Dabei sind es überwiegend positive Stereotypen und eine gewisse Liebe zu den widerständigen Menschen und ihrer Geschichte. Kein Deutscher, der nicht wissenschaftlich mit dem Thema beschäftigt ist, kann die autochthonen Kulturen Amerikas in ihrer Komplexität verstehen.
Keine anderen ethnischen Gruppen hatten soviel Bedeutung wie die nordamerikanischen Indianer in Deutschland und auch Europa. Die Indianer selbst hatten nie einen eigenen Gesamtbegriff für ihre Gruppen, wie denn auch? Auch die Völker und Stämme Nordeuropas hatten keine Idee von sich selbst als Nation. Dafür mussten erst die Römer kommen und sie wegen ihrer Sperre Germanen nennen. Die Amerikaner zur Zeit Columbus bekamen wegen eines Missverständnis dieses Mannes ihren Namen. Die Inder sollen sich nicht beschwert haben, aber vielleicht kommt das noch. Everything goes.
Mittlerweile scheint es nicht mehr probat zu sein, dass selbst Kinder sich als Indianer verkleiden. Und das ZDF wies die User ihrer Kommentarspalten an das Wort Indianer nicht mehr zu benutzen. Sie sollten doch stattdessen „I-Wort“ schreiben. Darin kommt die Kaltherzigkeit der postmodernen Ideologie zum Ausdruck. In Wirklichkeit interessiert sie sich gar nicht für die Situation der Völker Amerikas, es geht darum ein Regime durchzusetzen in dem Aktivisten dieser postmodernen Theorien im Namen der Antidiskriminierung bestimmen, was man denken und sagen darf. Tugendwächter, die die Sprache kontrollieren wollen. Und wer die Sprache kontrolliert, bestimmt auch das Denken. Universelle Humanität und Verständigung war dagegen die Leitfigur Karl Mays und nicht das Interesse einzelner Gruppen, die glauben über dem Recht zu stehen. Niemand muss sich wundern, wenn die Aufregung im Lande groß ist. Wir reden, ihr hört zu.
„Winnetou war fortschrittlich“..
Das sagt Flores, 53, traditioneller Heiler des Lipan Apache Tribe of Texas, eines amerikanischen indigenenstamms. *)
Ein lesens- ,weil nachdenkenswertes Kurzinterview.
Immer wieder. ,so auch hier, ist es hilfreich, wenn in einem Meinungsbildungsprozess aus unmittelbar Betroffenen Beteiligte werden.
*)
DER SPIEGEL Nr. 36/3.9.2o22 S, 81
Den amerikanischen Indianern gehen solche Diskurse, wie sie in DE geführt werden ziemlich vorbei, trifft überhaupt nicht ihre realen Probleme, sondern lenkt davon ab. M.e. wird das von Verbänden vorgebracht, deren einziger Grund darin besteht, auf solche Themen aufmerksam zu machen, also komplett selbstreferentiell.
Karl Mays Erzählungen waren fürmeine Kumpels und mich in der Unterstufe damals ziemlich klar von einem homoerotischen Touch geprägt. Eine Erkenntnis, die in den 70’ern auf einer katholischen Jungenschule einiges zu Grübeln gab. Wenn hier etwa gecancelt werden sollte, dann vielleicht doch nur die Darstellung einer homoerotische Beziehung zwischen einem „Teutschen“ und einem „Indianer“?
Bezeichnender Weise ist mir in keinem der überregionalen Medien der originäre Standpunkt der American Natives in Deutschland untergekommen. In neubrauner, angeblicher „woker“ Manier, in Wirklichkeit in bevormundender und schlampiger Weise vorgehend, beuten die neuen Blockwarte das berechtigte Interesse einer Minderheit für ihren Geltungsdrang aus. Wie schlampig und übergriffig da (hüben wie drüben) vorgegangen wird, kann man hier
https://www.naaog.de/Deutsch-German/Soll-Winnetou-abgeschafft-werden/index.php/
https://www.naaog.de/Winnetou-und-kein-Ende/index.php/
eindrucksvoll nachlesen.
Ravensburger wird sich nichtsdestoweniger den Schuh anziehen müssen, in mit schon peinlich stereotypen Bildern aus der Klamottenkiste mit einem Klassiker allzu billig umgegangen zu sein. Karl May Fans können die Empörung einiger Vertreter der NAAOG über diese Verwurstung über weite Strecken gut teilen.
Ich mache mir das Textverständnis der Autorin dort im Übrighen nicht zu 100% zu eigen. Für mich waren May’s Stories schon immer queer. Der schon groteske Heldenmut, Anstand und Überlegenheit der Helden in allen Lebenslagen war schon für den 10 jährigen Wolfram häfig zum fremdschämen. Die Indianer oder Orientalen hätten für meine Freunde und mich auch Marsianer sein können.
Demgemäß werden wir, falls wir jemals intelligentes extraterristisch Leben finden werden, viel zu entschuldigen haben. Vielleicht lacht man aber auch manchmal zusammen.
Die Indianer waren währeend meiner Kindheit die edelsten Mwnschen überhaupt. Welche Bücher über welche Stämme geschrieben wurden, war egal. Das Empfinden war in Deutschland allgemein so. Wer andere Auffassungen zitiert, beruft sich nicht auf deutsche Wertungen.
Ich würde allerdings auch gerne statt „Indianer“ im gewüschtem Sinne „indigene Völker Amerika“s sagen., aber leider sind die Inuit dann nicht mitgemeint. Die sind auch indigen, aber keine Indianer. Niemand hat die Inuit jemals Indianer genannt. Dazu neigen einigeStämme diese Ethnien dazu, sich lieber Eskimo zu nennen als Inuit, weil der Name Inuit eine Eigenbezeichnung eines der östlichen Stämme ist. Für die westlichen Stämme ist dieser Name unbekannt.
In meiner Kindheit waren-jenseits von K:M -Indianer eher böse und hinterhältig. Von „Stagecoach“ an über die diversen Wildwestfilme,die isonntags im Kino Glock um 14.30 liefen bis hin zu den zahllosen Westernheftchen, die ich bis etw zum 12. Lebensjahr mit Begeisterung las.
Helmut -4- , Thomas -5-
Zustimmung zum Inhalt des ersten Satzes unter 4-. Das gilt nach meiner Erinnerung vor allem für die sog.Lederstrumpf-Geschichten. Die zudem stets kriegerische Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen „Indianer-Stämmen“ beinhalten.. Das führte bei mir in Jugendjahren zu der Erkenntnis von Gemeinsamkeiten mit den stets kriegführenden Völkern Europas. Gemeinsamkeiten habe ich auch wahrgenommen, da diese „Inidianer-Geschichten“ – sh. auch Karl-May- stets von „guten“ und von „bösen“ Indianern zu erzählen hatten unf zugleich von „guten“ und „bösen“ weißen Eroberern. Erkenntnisse, die mir – vermute ich- geholfen haben könnten im Prozess der Wahrnehmung von Gemeinsamkeiten aller Menschen und Völker weltweit.
Zukustimmung zum Inhalt der Anmerkungen zu -5-.
Thomas Weigle, ich habe in Deinem Sinne und diesem Kontext hier bei den Ruhrbaronen an anderer Stelle .namentlich John Wayne genannt. An die „Indianer-Westen“ mit ihm in der Hauptrolle wurde stets (!!) in radialer Vereinfachung dem „bösen indianer, “ bzw. dem dem „böse Inidianer Stamm der „guten weißen Mann“ gegenübergestellt -oftmals als Mitglied/Anführer einer Militäreinehit – mit dem regelmäßgen Erfolgsergebnis für den „weißen Mann“. John Wayne war im übrigen auch privat ein Verfechter des Glaubens an eine gottgegebene Überlegenheit des „weißen Mannes“ gegenüber allen Nichtweißen!! Ich erwähne das nicht, weil ich Johan-Wayne-Filme verboten wissen will, sondern nur, weil ich auch in diesem Kontext weder das Tun des betr. Verlages bezüglich des „Winnetou-Buches“ verstehe, noch die Aufgeregtheiten über de Indianer-Geschichten Karl Mays,
Also…..
„Graben “ wir unsere Indianer-Bücher wieder aus und lesen sie!
Sinnvoller wäre es m.E. , sich die Zeit zu nehmen für die Lektüre von:
Lewis u. Clark TAGEBUCH der ersten Expedition zu Quellen des Missouri , sodann über…..“ mit umfangreichem Anhang, Anmerkungen, Biographie und Lexikon nebst Kartenbeiwerk ; erschienen im Zweitausendeins-Verlag im Jahre……????