Die Durstigen im Prinz Regent Theater Bochum

Die Durtsigen Foto: Prinz Regent Theater

Wenn Figuren, die es nicht (mehr) gibt, Leben eingehaucht wird. Von unserer Gastautorin Carola Osburg)

Sehen

Ich sehe einen Mann auf dem grauen Teppich liegen, grünes Hemd, die Ärmel aufgekrempelt, graue Hose, nackte Füße. Ich sehe Frau auf die Bühne stürmen, Langhaarperücke, ein Kostüm in Schweinchenrosa, rote flache Schuhe. Ich sehe ein Elternpaar als Schattenspiel. Väter tragen kurze Hosen und Hut! Mütter haben eine ordentlich geschnittene Frisur! Ein weiterer Mann taucht auf. Blaugrauer Strickpullover, dunkle Stoffhose, nackte Füsse. Manchmal sind die Männer mit den nackten Füßen und die Frau mit den Schuhen gleichzeitig auf der Bühne. Es dauert aber bis sie miteinander agieren dürfen. Und irgendwann trägt auch die Frau keine Schuhe mehr.

 

Hören

Ich höre, beinahe zu Beginn: „Jede Zelle in mir …“, die Frau singt und das Publikum klatscht. Ich höre einen Schüler, der sich fragt, wie man das was man nicht kennt darstellen kann. Ich höre einen Mann, der davon berichtet wie er sich eines Traums entledigt hat. Ich höre ein Mädchen, dass die Vermutung anstellt, Erwachsene hätten das Schöne in sich nicht mehr gefüttert und alle leben mit einem Monster in sich. Ich höre Passanten, denen es schwerfällt „Schön“ und „Hässlich“ zu erklären. Ich höre den Beginn von Fever Rays „If I had a Heart“, immer und immer wieder.

Denken

Hoppla, bei den vielen Ebenen im Geschehen komme ich nicht mehr mit. Gegenwart, Vergangenheit, Fiktion, Traum, Wunsch, Zukunft  Die Bühne ist groß genug für so viele Konstrukte. Aber die parallele Aufnahmekapazität einer durchschnittlichen Theaterbesucherin ist begrenzt. Zumal die  Darstellerin Marion Bott und ihre Kollegen Alexander Ritter und Felix Lampert in ihren wortlosen Szenen nicht sprachlos sind. Ich denke: Schöner Einfall, die Einmal-Handschuhe. Ich denke, dass Johnny Thunders „Can’t put your arms around a memory“ am Schluss gut gepasst hätte und wünsche gute Besserung des „Lampert-Fieber“!

 

Empfehlen

Hingehen, klar. Aber unbedingt jemanden unter zwanzig Jahren mitnehmen, um im Nachgang den Wahrheitsgehalt der aufgeworfenen These zu diskutieren.

 

Nächsten Termine
9., 29. Und 30. November

 

Weitere Infos

www.prinzregenttheater.de

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