Die Energiekrise könnte Scholz Kosovokrieg werden

Olaf Scholz (SPD), Foto: Roland W. Waniek

Gerhard Schröder (SPD) war noch nicht als Bundeskanzler vereidigt worden, als die von ihm geführte rot-grüne Bundesregierung bereits ihre erste Krise zu bewältigen hatte. Am 12. Oktober 1998 stimmten Schröder, der designierte Außenminister Joschka Fischer (Grüne) und Rudolf Scharping (SPD, der Verteidigungsminister in spe mit dem noch amtierenden Kanzler Helmut Kohl (CDU), und den scheidenden Ministern Volker Rühe (CDU/Verteidigung) und Klaus Kinkel (FDP, Außen) bei einem Treffen im Kanzleramt dem Einsatzbefehl „Activation Order“ (ACTORD) der NATO zu.  Von da an entschied nur noch der NATO-Generalsekretär Javier Solana über den Beginn der Luftangriffe auf Serbien, dass Krieg in seiner Provinz Kosovo führte. Im Koalitionsvertrag hatten sich SPD und Grüne auf eine dem Frieden verpflichtete Außenpolitik geeinigt. Ihre Arbeit begannen sie mit der ersten Kriegsbeteiligung in der Geschichte der Bundesrepublik. Die Geschichte meinte es nicht gut mit Schröder und Fischer.

Es sieht nicht so aus, dass sie mit dem künftigen Kanzler, wahrscheinlich wird er Olaf Scholz heißen, besser meint. Noch während der Sondierungsgespräche zeichnet sich eine Energiekrise ab, die einem perfekten Sturm gleicht: Weil die Windkraft in der ersten Jahreshälfte weniger Energie als erwartet lieferte, griffen die Versorger auf ihre Energiespeicher zurück. Die sind nun leer und müssen mit Gas zu hohen Preisen gefüllt werden. Zum Jahreswechsel gehen drei Kernkraftwerke vom Netz. Damit fallen dann ungefähr weitere 4000 Megawatt Strom weg. Thomas L. Friedman bringt die Situation in Deutschland in der New York Times auf den Punkt: „Sadly, in an overreaction to the Fukushima nuclear accident, Germany decided in 2011 to phase out all of its nuclear power by 2022 — nuclear power stations that in the year 2000 generated 29.5 percent of Germany’s power generation mix. All of that has to be replaced by wind, solar, hydro and natural gas, and there is just not enough now.“ („Leider hat Deutschland 2011 in einer Überreaktion auf den Atomunfall in Fukushima beschlossen, bis 2022 aus der Kernenergie auszusteigen – Kernkraftwerke, die im Jahr 2000 29,5 Prozent des deutschen Stromerzeugungsmixes erzeugten. All das muss durch Wind-, Solar-, Wasser- und Erdgaskraftwerke ersetzt werden, und davon gibt es derzeit einfach nicht genug.“ Übersetzt mit DeepL)

Da Deutschland gleichzeitig beim Ausbau der Erneuerbaren Energien hinterherhinkt, Stromtrassen fehlen, aber sich immer klagefreudige Bürgerinitiativen finden und es auch zu wenig Gaskraftwerke gibt, wird es langsam eng.

Dass Öl knapp ist und gleichzeitig die CO2-Abgabe auf Diesel und Benzin steigt, macht die Sache nicht einfacher.

Kurzum: Energie wird viel teurer und die Energieversorgung unsicherer. Und wie lange werden die Energiepreis hoch bleiben? Henrik Müller wagte im Spiegel unlängst eine Prognose: „Erst Mitte der 2040er-Jahre werde sich die Entwicklung umkehren, so das Szenario. Erst wenn die vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien geschafft ist, macht sich bemerkbar, dass die Stromerzeugung durch Wind und Sonne eigentlich extrem billig ist…“

Nun wird auch eine Von einem Bundeskanzler Olaf Scholz unter Beteiligung der Grünen geführte Regierung die Menschen nicht damit trösten können, dass in 25 Jahren alles besser wird. Viele Menschen werden sich Strom und Heizung bald nicht mehr leisten können und nicht wissen, wie sie zur Arbeit kommen sollen. Denn auch der Nahverkehr soll ja erst noch ausgebaut werden wobei auch hier gilt: Sobald gebaut werden soll, tauchen klagefreudige Aktivisten auf.

Die Kosten für Unternehmen aller Art, und das fängt bei der Backstube im Stadtteil an und betrifft natürlich auch die Industrie, werden steigen. Und klar, dass wird Arbeitskräfte kosten.

Eine schnelle, technische Lösung gibt es nicht: Egal was man bauen will, ob Gaskraftwerke oder Windräder, wird Jahre dauern. Auch wenn man, was Scholz vorhat, die Genehmigungszeiten verkürzen will, wie er das machen will ist allerdings vollkommen offen, wird sich dadurch die Lage auf absehbare Zeit nicht entschärfen.

Der Staat kann Energie subventionieren, wie es Italien macht, oder Energiesteuern massiv senken. Er kann Strom importieren und die Abhängigkeit von Russland vergrößern. Aber irgendwas muss er tun, denn die Bevölkerung wird sehr schnell ungehalten werden. Das Energieversorgungsproblem, an dem alle Parteien mitgewirkt haben, wird nun wahrscheinlich von einer Ampel-Koalition gelöst werden müssen. Schnell. Es könnte Scholz´ Kosovokrieg werden.

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ccarlton
ccarlton
3 Jahre zuvor

Der Ausbau der Erneuerbaren Energien und Stromtrassen lösen das Problem nicht. Der Strom muss produziert werden, wenn er gebraucht wird und nicht wenn es das Wetter ermöglicht. Wenn der Wind zu wenig oder zu viel weht, ist es egal wie viele Windräder installiert sind.

Bochumer
Bochumer
3 Jahre zuvor

Gähn. Die Welt geht unter, weil wir aus dem Atomstrom aussteigen. Wie wäre es Mal, ein paar Zahlen zu liefern?
Wie viel Strom fehlt?
Wann steht zu viel, wann zu wenig Strom zur Verfügung?
Warum funktioniert der Handel über die Strombörse schlecht? Bzw. wie funktioniert der überhaupt? Der Markt regelt doch alles und das europäisch…
Wie sind die Entwicklungen über die Zeit?

Fakten, Fakten, Fakten und an der Leser denken.

der, der auszog
der, der auszog
3 Jahre zuvor

Strom wird mal wieder teuerer. Das ist für alle ärgerlich. Aber so geht das schon seit Jahren. Ob man als Vergleich für dieses Dilemma einen Krieg mit zigtausend Toten bemühen muss, nur weil die nächste Regierung von einem Sozialdemokraten mit tatkräftiger Unterstützung u.a. der Grünen angeführt wird, wage ich allerdings zu bezweifeln, zeigt es doch vielmehr, dass das Phänomen des Schüren von "German Angst" ein nicht nur unter Grünen beliebtes Stilmittel ist, um die eigene Ansicht mit einer dramatischen, lebensbedrohenden Komponente zu untermauern. In den wenigen Jahren, in denen der Autor Mitglied dieser Partei war, haben ihre Funktionäre zumindest diesbezüglich ganze Arbeit geleistet…

Das es die Geschichte – wie im Text behauptet – nicht gut mit Schröder und Fischer meinte, ist ebenfalls Ansichtssache. Die Grünen zeigten damals das, was die Linke gegenwärtig nicht auf die Kette kriegt, nämlich ein uneingeschränktes Bekenntnis zur Nato, was ihnen wiederum die Wähler 2002 mit einem Stimmengewinn von fast 2 Prozent im Vergleich zur Wahl 1998 quittierten. Für mich persönlich war die Haltung der Grünen damals Grund genug, sie zu wählen, was erst zweimal bei Bundestagswahlen der Fall war. Von der CDU war ich aufgrund des Spendenskandals maßlos enttäuscht und in der FDP, der ich bislang am häufigsten meine Stimme gab, steckte mir damals zuviel Antisemitismus, verkörpert in der Person Jürgen W. Möllemanns.
Sowohl den Kosovokrieg als auch Jürgen W. Möllemann haben wir in Deutschland recht schadlos überlebt. Und an den zukünftigen Strompreiserhöhungen, seien sie auch noch so ärgerlich, werden wir auch nicht sterben.

Berthold Grabe
Berthold Grabe
3 Jahre zuvor

#2
Die Welt wird nicht untergehen, nur das Wohlstandsniveau wird sich schleichend weiterverändern und immer stärker von der Substanz leben.
Einen Staat so reich zu machen wie es Deutschland bislang noch ist, erfordert viel mehr, als eine simple CO2 Politik.
Seit 30 Jahren zehren wir schon unsere Reichtumsgrundlagen auf, ein Reichtum der Dank der pax americana erstaunlich lange ohne dahinterstehende Substanz überlebt hat.
Aber ähnlich wie Erdogan Maas vorgeführt hat, gehen immer mehr Staaten mit unseren Abgesandten, und damit unseren Interessen um.
Was sich in zunehmenden Rohstoffmängeln und Lieferengpässen niederschlägt.
Davon kann ähnlich wie in GB nach dem Verlust des Empire unser Land noch eine ganze Generation mit dann zunehmenden Vertelungskämpfen leben.
Erst hier ein Ausfall, da ein organisatorisches Wahldesaster aufgrund Unfähigkeit wie in Berlin, oder den dortigen Flughafen, Wohnungsnot, den größten Niedriglohnsektors Europas etc. immer mehr lähmende Vorschriften und Aufwände.
Nein die Katastrophe bleibt sicher aus, aber das Ergebnis ist am Ende das Gleiche.

Albert Rech
Albert Rech
3 Jahre zuvor

Nicht der Ausstieg aus der Kernenergie treibt die Preise, sondern die Tatsache das Kohlestrom die Netze verstopft. Die Energieökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung hat dazu geforscht.
Ein weiteres Problem sind die hohen Renditen die von Konzernen wie RWE auf Kosten der Stromkunden erzielt werden. Strom ist wie Wohnen ein Grundbedürfniss und sollte nicht der Profitgier der Konzern überlassen werden.
Inzwischen gibt es eine Intitiative die sich zum Ziel gesetzt hat die Stromproduktion zu vergesellschaften:
https://rwe-enteignen.de/

ccarlton
ccarlton
3 Jahre zuvor

@6: Unbezahlbare Komik!

??

Klaus V.
Klaus V.
3 Jahre zuvor

die Kommentare des rechten Querdenkers "ccarlton" werden immer gehaltvoller:

NEU: jetzt mit 2 Smileys!

DAVBUB
DAVBUB
3 Jahre zuvor

@6,Albert Rech: Trinken und Essen sind auch Grundbedürfnisse. Deshalb fordere ich die Enteignung der Brauereikonzerne und Dönerläden.

ccarlton
ccarlton
3 Jahre zuvor

@8

Kempfert erzählt Unsinn. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Ohne Kohle hätten wir schon die ersten Blackouts gehabt, da es bei Windstille egal ist wie viele Windräder installiert sind. Und wir hatten viele Monate mit wenig Wind. Kam überall groß in den Nachrichten:

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/strom-kohle-statt-windkraft-101.html

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