Die Energiewende verursacht bislang vor allem explodierende Kosten

Geschlossene Solarzellenfabrik in Gelsenkirchen


Aktuelle Studien zeigen die Schwächen der deutschen Energiewende auf. Um Wege aus der Sackgasse zu finden, müssen wir Denkverbote aufgeben und von anderen Ländern lernen. Von unserem Gastautor  Kolja Zydatiss.

Seit 2012 analysiert die Unternehmensberatung McKinsey im Halbjahresrhythmus den Status der deutschen Energiewende. Die aktuellen Daten sind ernüchternd. Bei 9 von 14 Kennzahlen aus den Bereichen Klima- und Umweltschutz, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit erteilt die Beratungsgesellschaft der Regierung eine schlechte Note. Auch die bundeseigene Deutsche Energieagentur (Dena) zeigt sich in einer aktuellen Studie besorgt. Die Energiewende verursacht bislang vor allem explodierende Kosten. Zum Klimaschutz trägt sie kaum bei.

Die hohen Kosten sollten niemanden überraschen. Um neben konventionellen Energiequellen wirtschaftlich bestehen zu können, müssen die „Erneuerbaren“ in Milliardenhöhe subventioniert werden. Hinzu kommen die Folgen der Volatilität von Wind- und Solarenergie. Die Kosten für netzstabilisierende Eingriffe haben sich laut der aktuellen McKinsey-Analyseseit 2014 verdoppelt. Die Zeche zahlen die privaten und gewerblichen Nutzer über die EEG-Umlage (nur fünf Prozent der deutschen Industrieunternehmen sind von der Umlage befreit).

Es ist nicht gelungen, die Strompreise für Privathaushalte zu stabilisieren. Deutschland hat bereits die zweithöchsten Strompreise in Europa. Während die Stromkosten im europäischen Ausland sinken, sind sie in Deutschland in den letzten Monaten noch einmal um 1,4 Prozent gestiegen. „Der Preisabstand zum europäischen Durchschnitt hat sich […] seit Beginn der Index-Erhebung nahezu verdoppelt“, schreibt das Autorenteam von McKinsey.

„Die Energiewende verursacht bislang vor allem explodierende Kosten. Zum Klimaschutz trägt sie kaum bei.“

Auch das Versprechen der Bundesregierung, die Industriestrompreise nicht über 8,5 Cent pro Kilowattstunde steigen zu lassen, wurde nicht eingehalten. Der Wert liegt heute bei 13,4 Cent. Auf die hohe Belastung hatte vor einigen Wochen bereits der Deutsche Industrie- und Handelskammer Tag (DIHK) hingewiesen. Für den DIHK-Präsidenten Eric Schweitzer ist die Energiewende ein „echter Standortnachteil“. Jedes zwanzigste Mitgliedsunternehmen habe bereits aufgrund der Energiewende die Produktion in Deutschland eingeschränkt.

Das zentrale Ziel der Energiewende, den CO2-Ausstoß zu senken, wird verfehlt. Seit 2009 stagnieren die Emissionen bei ca. 900 Millionen Tonnen pro Jahr. Das Ziel der Politik, den deutschen CO2-Ausstoß bis 2020 auf 750 Millionen Tonnen zu reduzieren, halten die Autoren von McKinsey für unrealistisch. Entwarnung gibt der Bericht lediglich bei der Versorgungssicherheit. Bislang habe es nur wenige Stromausfälle gegeben. Die gesicherte Reservemarge im Kraftwerkspark sei weiterhin hoch.

Um zu verstehen, warum die Energiewende kaum Fortschritte bei den CO2-Emissionen bringen kann, muss man sich mit den Eigenschaften des Stromnetzes und der Energiequellen Wind und Sonne beschäftigen. In einem stabilen Stromnetz müssen Energiezufuhr und Energieentnahme genau aufeinander abgestimmt sein. Ohne Kraftwerke, die innerhalb von Minuten die Balance zwischen Angebot und Nachfrage nachregeln, gäbe es permanent Blackouts.

„Windräder und Solarzellen haben bisher kein einziges konventionelles Kraftwerk ersetzt.“

Die Windkraft kann die Netzstabilität nicht gewährleisten. Sie ist nicht nur volatil, sondern auch hochgradig korreliert. Wenn im Norden Deutschlands kein Wind weht, ist das meist auch im Süden der Fall (selbst innerhalb Europas kommen flächendeckende Flauten vor). Egal wie viele Windräder man aufstellt, die gesicherte Leistung ist gleich Null. Am 13. März 2014 fiel die Windstromerzeugung in Deutschland z.B. auf 0,1 Prozent (!) der installierten Nennleistung. Dasselbe gilt für Solarzellen. Wolken bedecken große Flächen und nachts scheint die Sonne nirgendwo.

Fortgeschrittene Speichertechnologien lassen auf sich warten. Daher können bislang nur konventionelle Kraftwerke (fossile oder Kernenergie) eine stabile Versorgung gewährleisten. Windräder und Solarzellen haben bisher kein einziges konventionelles Kraftwerk wirklich „ersetzt“. Fossile Kraftwerke bilden weiterhin die Basis unserer Stromversorgung. Ihre Gesamtkapazität beträgt heute 90 Gigawatt, genau wie zu Beginn der 1990er-Jahre. Um die Schwankungen der Erneuerbaren auszugleichen, müssen die konventionellen Kraftwerke ständig rauf- und runtergeregelt werden, werden also ineffizient betrieben. Seit dem schweren Reaktorunfall im japanischen Fukushima 2011 wurden zudem neun Gigawatt CO2-armer Kernenergie vom Netz genommen. Kein Wunder also, dass die Emissionen nicht sinken.

Dass die Energiewende in der jetzigen Form scheitern würde, stand von Anfang an fest. Die Probleme werden immer offensichtlicher. Trotzdem bleibt die Energiewende das liebste Kind von Politik und Medien. Sie wird als alternativlos präsentiert und als großartiges Gemeinschaftsprojekt und Modell für den Rest der Welt moralisch überhöht (was sie real nicht ist: Laut einer Umfrage des Weltenergierates in 42 Ländern sieht das Ausland die Energiewende durchweg skeptisch und will sie nicht kopieren). Um die Energiewende ist eine regelrechte Schweigespirale entstanden. Kritiker werden moralisch abgewertet. Sie werden nicht selten mit Labels wie „rechtspopulistisch“, „neoliberal“, „rückständig“ oder „Klimaleugner“ etikettiert, anstatt auf ihre Argumente einzugehen.

„Deutschland muss schleunigst Denkverbote aufgeben und bereit sein, von anderen Ländern zu lernen.“

Auf internationaler Ebene setzt man auf einen überheblich belehrenden Öko-Nationalismus. Obwohl Deutschland in Sachen Klimaschutz überhaupt nichts vorweisen kann, jettet Bundeskanzlerin Angela Merkel um die Welt und inszeniert sich als Weltretterin und politisch-moralischer Gegenpol zum amerikanischen Präsidenten (und bekannten ‚Klimaskeptiker‘) Donald Trump.

Deutschland braucht dringend eine sachliche Diskussion über die Energiewende. Es muss erlaubt sein zu fragen, ob Privatverbraucher und Unternehmen nicht letztlich umsonst belastet werden. Auch die Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt sollten debattiert werden. Neben der Deutschen Wildtier Stiftung gibt es kaum Stimmen, die auf die massive Zerstörung von Naturflächen für Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen, Leitungstrassen und Zufahrtsstraßen aufmerksam machen.

Es gibt viele gute Gründe, die Warnungen der Klimaforschung ernst zu nehmen und unsere CO2-Emissionen zu reduzieren. Um hier erfolgreich zu sein, muss Deutschland jedoch schleunigst Denkverbote aufgeben und bereit sein, von anderen Ländern zu lernen. Im Vergleich zu Deutschland produziert etwa unser Nachbar Frankreich pro Kilowattstunde erzeugter Elektrizität nur ca. ein Zehntel (!) des CO2-Ausstoßes. Warum? Die Franzosen setzen seit den 1970er-Jahren vor allem auf die weitestgehend emissionsfreie Kernenergie.

In vielen Teilen der Welt bricht ohnehin ein neues Atomzeitalter an. Aktuell befinden sich weltweit 51 neue Atomkraftwerke im Bau. Die neuen Reaktoren werden sicherer, kompakter und effizienter sein, und bestehenden Atommüll als Brennstoff nutzen können. Deutschland sollte offen bleiben für diese Entwicklungen. Die Zukunft der Energieversorgung ist nicht so eindimensional, wie die Anhänger der Erneuerbaren behaupten. Aktuell ist die Energiewende kaum mehr als eine symbolische Wohlfühlaktion, die Bürgern, Wirtschaft und der Umwelt schadet.

Der Artikel erschien bereist auf Novo

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Gerd
Gerd
7 Jahre zuvor

„Deutschland muss schleunigst Denkverbote aufgeben und bereit sein, von anderen Ländern zu lernen.“

Was im höchsten Maße unwahrscheinlich ist. Dazu müsste die politische Klasse erkennen dass sie Mist gebaut hat und den Mut haben ihre Fehler zuzugeben.

Dafür kann ich kein Anzeichen erkennen. Ganz im Gegenteil.

ke
ke
7 Jahre zuvor

CO2 Ausstoß hat auch etwas mit der Wirtschaftsleistung etc. zu tun. Im Osten der Republik hatten wir bspw. unseren CO2 Ausstoß nach 1990 massiv reduziert.

Wenn ich mir viele Länder anschaue, so werden gigantischen Solarparks installiert. Bei der aktuellen Wettervorhersagequalität sind die Werte auch berechenbar.

Wenn schon die Japaner Atomkraftwerke in einer Erdbebenzone bauen, möchte ich nicht wissen, was sonst noch alles verschiegen wird. Wir hatten ja auch ein AKW bei Andernach an der Erdspalte gebaut.

Die Wahrheit liegt irgendwo im grauen Bereich zwischen Ökos, die den Strom als Einnahmequelle entdecken (Verteilung von unten nach oben), und Kohlefans.
Glauben wir wirklich, dass wir 80 Mio Erdenbürger den Planeten retten?

abraxasrgb
abraxasrgb
7 Jahre zuvor

Die beiden gefährlichsten Gegner der Energiewende? Physik und Technik 😉

teekay
teekay
7 Jahre zuvor

Gut, Novo-Argumente als Lobbyist der Atom-Industrie ist natuerlich nicht gerade novo…Ist denn Atom-Energie wirklich ein 'Denkverbot'? Die Schrott-Reaktoren in Belgien, Frankreich und teilweise auch in Deutschland sind halt keine gute Werbung und das Milliarden-Grab Endlagerung will sich auch keiner aufhalsen. Und Atom-Konzerne gehören auch zu den absoluten Industrie-Sympathieträgern. Die Liste mit den aktuellen Projekten zeigt, dass es in westlichen Demokratien eher nicht voran geht-trotz verschiedener Regierungskoalition und -kulturen. Das sind nicht nur 'Ökos' schuld. Das Risiko ist gross-und die Unfälle, die natuerlich passieren werden, kann man in Russland, Indien oder China eben besser vertuschen…

Stefan Laurin
Admin
7 Jahre zuvor
Reply to  teekay

@teekay; Es gibt in Deutschland keine nennenswerte Atomindustrie mehr.

thomas weigle
thomas weigle
7 Jahre zuvor

@ Stefan Laurin 5 Gott sei Dank. Mülheim-Kärlich, Wackersdorf, Jülich sind Milliardengräber, die der fehlerhaften Planung von Industrie und Politik geschuldet sind. Von den Kosten der Polizeieinsätzen und der Überwachung der AKW-Gegner, sowie der Verletzung rechtsstaatlicher Prinzipien, für die der Fall Traube steht, nicht zu reden.

ke
ke
7 Jahre zuvor

#7:
Sollte nicht mal aus Kohle Öl mit dem AKW Hamm produziert werden?
Das klingt zu Zeiten einer Ölschwemme schon absurd.

Arnold Voss
7 Jahre zuvor

Es gibt einen kurzen Nebensatz im Artikel, der eigentlich die Überschrift hätte sein müssen: "Fortgeschrittene Speichertechnologien lassen auf sich warten." Er erklärt nämlich das zentrale Problem der Energiewende. Sie ist nämlich nicht falsch, sondern ihr fehlt bislang eine entscheidende Voraussetzung um wirklich effizient und kostenrational zu sein: Die dazu passende Speicher- und Verteiltechnik.

Genau die dem entsprechenden Forschungs-, Experimentier und Erprobungszeit ist die Zeit, die der ganzen Sache von vorneherein gefehlt hat. Die läuft jetzt parallel zur praktischen Energiewende die entsprechend teuer wird. Denn spätestens wenn diese Speicher und Verteil Technik wirklich funktioniert wird es eine weitere Umbauphase geben, die eigentlich am Anfang der Energiewende hätte stehen müssen.

Aber so läuft Politik nun mal nicht. Zumindest nicht in Deutschland. Hier wurde die Energiewende quasi vom Zaun gebrochen. Andererseits wäre sie ohne Fukushima und Merkels hemdsärmeliger Abschaltaktion wohlmöglich nie ernsthaft vorangekommen. So hat das Land zu Zeit eine fortschrittliche Energieproduktion so mit einer rückwärtsgewandten kombiniert, dass sie entsprechend ihre Klima- und Versorgungsleistug viel zu teurer ist. Das ist ein Strukturfehler der auch so schnell nicht behoben werden kann, egal wieviel Mc Kinsey Gutachten es dazu noch geben wird.

Wer allerdings in diesem Zusammenhang wieder von der Atomenergie schwärmt und was von einer neuen Sicherheit diese Art der Energieproduktion faselt, hat schlicht den Schuss immer noch nicht gehört. Spätestens beim nächsten ernst zu nehmenden Atomunfall, sei es bei der Produktion oder der Entsorgung dieses mindestens 25.000 Jahre haltbaren Strahlenbrennstoffs, ist der Fisch auch für die gegessen, die immer noch dran glauben, das diese Form der Energie nur eine wie jede andere ist.

Das die, die das verdrängen, die Mehrzahl sind, erst recht wenn sie in der Nähe eines Atomeilers wohnen, ist menschlich verständlich. Dass viele Länder keinen anderen Weg gehen wollen schon weniger, aber häufig den dort vorfindlichen politischen und ökonomischen Bedingungen geschuldet. Daraus allerdings mehr als eine Übergangsstrategie abzuleiten, ist schlicht Dummheit, die man als Experte nur dann als zukunftsweisend verkauft, wenn man dafür auch entsprechend belohnt wird.

teekay
teekay
7 Jahre zuvor

Die Engfuehrung von 'Atom-Strom = kein CO2" vegisst eben die extrem hohen Kosten, die die Gesellschaft fuer Atomkraftwerke bezahlen muss. Das war in Europa immer ein Grab fuer Subventionsmilliarden. Das heisst nicht, dass man andere Energieträger nicht kritisch hinterfragen sollte-nur muss man eben nicht nur bei Solarstrom oder Windkraft die externen Kosten auflisten und dann so tun, als wäre Atomstrom viel preisguenstiger und umweltschonender zu bekommen.

Michael
Michael
7 Jahre zuvor

"Lobbyist der Atom-Industrie …"

Die Lobbyisten von Grünen & Co. – die uns das EEG auf den Hals geladen haben – sind tausendmal schlimmer.

1. Es gibt immer noch Atomkraftwerke.
2. Die Endlagerung wurde auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben.
3. Windkraft- & Solarkraftanlagen sind hoch subventioniert und zeigen allenfalls eine zu vernachlässigende Wirkung auf die Umwelt (siehe den steigen CO2-Ausstoß & die Verfehlung der "Klimaziele" Deutschlands).

Die Liste läßt sich ohne Probleme verlängern.

"Die Schrott-Reaktoren in …"

Schimpfen tut meine Kanarienvogel auch. Sie müssen schon technisch-wissenschaftliche Argumente hervorbringen – um zu überzeugen.

ke
ke
7 Jahre zuvor

Beim CO2 Ausstoß muss man einfach auf die Details achten. Es gibt hier einfach gegenläufige Bewegungen.

Pumpspeicher gibt es. Leider nicht genug.
Die Verteilung lässt auch auf sich warten, weil selbst der Bau einer Hochspannungsleitung in D eine Jahrhundertaufgabe ist, und die Strahlung der Kabel nur OK ist, wenn man die Kabel nicht sieht.

Zum Stromnetz gibt es hier einen interessanten Podcast:
http://omegataupodcast.net/253-hauptschaltleitung-und-umspannwerk-bei-transnetbw/

Es wird auch darauf eingegangen, wie Kapazitäten geplant werden und wie die Zu-/Abschaltungen erfolgen.

cyko
cyko
7 Jahre zuvor

Obgleich mit einer gewissen Zielsetzung geschrieben, ein interessanter Artikel. Aber vielleicht aufgrund der Zielsetzung, ein wenig mangelhaft.

So schreibt der Autor: "Um neben konventionellen Energiequellen wirtschaftlich bestehen zu können, müssen die „Erneuerbaren“ in Milliardenhöhe subventioniert werden."
Diese "Subventionen" sind im Wesentlichen festgesetzte Preise, die vom Energieversorger an die Energieproduzenten zu entrichten sind. Nun ist es aber so, dass dies selbstverständlich aber auch für Versorger gilt, die vollständig auf erneuerbare Energien setzen – und hier wird es interessant. Folgt man der vom Autor aufgestellten Behauptung, müssten alle Anbieter erneuerbarer Energie, deutlich höhere Tarife haben, als Anbieter konventionellen Stroms. Dies ist aber nicht der Fall, selbst wenn man unseriöse Billigheimer aus dem Vergleich lässt.

Letztens habe ich Preise verglichen und auch wenn mir die exakten Zahlen nun nicht vorliegen, lag der Preis der HardcoreÖkofreaks von Greenpeace Energy für 1000 kwh im Jahr, über 100 Euro (!) UNTER dem Ökostromangebot des Anbieters Yello. Der Onlinebilligtarif von Yello war etwas günstiger.
Und günstiger als JEDER Tarif der ELE Gmbh (Tochter von RWE), dem lokalen Grundversorger (Gelsenkirchen), war GPE tatsächlich auch.
Die Preisbildung ist mit dem EEG alleine also nicht zu erklären und eigentlich weiß das auch jeder.

Mittels Strompreisen zu Beurteilungen über die tatsächlichen Kosten von Energieträgern zu kommen, kann heute nur zu Äpfel und Birnen Vergleichen führen. Die Schwankungen in der Energieversorgung durch Wind oder Solarkraft sind selbstverständlich ein Kostenfaktor (Wasserkraft wurde in diesem Text ja aufgrund fehlender Schwankungen ausgespart). Ein im Vergleich jedoch wieder fehlender Kostenfaktor, ist der fehlende Transport von Primärenergieträgern wie auch die fehlende Notwendigkeit der Entsorgung von Abfallstoffen.
Problematisch ist auch die Verengung auf den Kostenfaktor EEG an sich. Bekanntlich gibt es kein Anti EEG, anhand dessen man die Kosten nicht regenerativer Energieträger festmachen kann. Trotzdem hat die EU dies 2013 versucht:
https://docs.google.com/file/d/0B9F6ub8wD7gqUVBPVEdvWG9WRWs/edit
Zusammen kam bekanntlich eine interessante Aufsummierung von Kosten, auch Subventionen, für konventionelle Energien in der Eurozone. Das Öttinger die entsprechenden Passagen streichen ließ (Presse berichtete z.B. SZ), diente sicher nicht der Versachlichung des Ganzen.

Fraglich ist auch, wie McKinsey den stromerzeugenden Anteil der CO2 Produktion gemessen hat. Erhöhte Belastungen durch Verkehr (SUVs) sind bekannt. Wurde Wirtschaftswachstum einbezogen?

Das neue Atomzeitalter ist auch so eine Sache. Es ist eigentlich ziemlich klar, dass nicht genügend Brennstoff existiert, um global den Energiebedarf mittels Atomkraftwerken zu sichern. Von Standorten in instabilen Regionen ganz zu schweigen. Wer heute also auf konventionelle Atomkraftwerke setzt, macht sich bald schon abhängig von einem Markt, dessen Handelsgut immer knapper und teurer wird. Der Autor verweist hier vorsorglich auf Meiler, welche radioaktive Abfälle als Brennstoff verwenden.
Davon wurde mir schon viel erzählt und ich schätze die Expertise von jülicher Radiochemikern. Diese Dinger sollen ja in der Theorie, radioaktiven Abfall bis zur Harmlosigkeit runterspalten können und es ist sicher Folge des politischen Klimas, dass man diese Technologie bisher nur ein wenig erforschen konnte.

Wobei hier das Gewicht auf "Erforschung" liegt. Und immerhin ein bißchen getan wurde. Und wenn man Deutschlands beliebtesten Physiker (und beileibe kein Atomfeind) Harald Lesch folgt, hat diese Technik bisher nicht funktioniert. Als SciFi Fan lasse ich mich da gerne korrigieren.
Haben diese Atommüllmeiler schon Serienreife erlangt? Wo stehen sie oder sollen errichtet werden?
Davon ist mir bisher nichts bekannt.

Ich kenne Plädoyers für Atomkraft und lasse ihre Argumente, übrigens gänzlich unideologisch, gerne gelten. Man muss sie aber nicht über das EEG herbei konstruieren. Das EEG hat u.A. auch zu einer interessanten Kapitalstreuung geführt und Innovationen voran getrieben. Gesetze, die eine technische Entwicklung befördern sollen, sind immer schwierig. Normalerweise rückt die Politik der Technik hinterher und das hat schon seinen Sinn. Man sollte aber auch darauf hinweisen, weswegen dieses Gesetz überhaupt nötig wurde.

Die Energieindustrie hat mit regenerativen Energien schon Anfang der 90er geworben – aber nichts getan. Das ist in etwa vergleichbar mit der Brennstoffzelle. Anscheinend ist es so, dass manche Entwicklungen manchmal angeschoben werden müssen. Das die Netze marode und "dumm" sind, dass Speicherinfrastruktur fehlt, ist nicht die Schuld des EEG oder der Produzenten von Wind oder Solarkraft. Man hat sogar, im Gegenteil, derzeit den Eindruck, dass diese sich noch am ehesten um Speichertechnologien bemühen (Schwarmbatterie, Elektrolyse). Wo sind derartige Innovationen durch die Schwergewichte der konventionellen Stromerzeugung?
Man sucht sie vergebens, während Jahr für Jahr lächerlich hohe Gewinne gefahren werden.

Doch auch wenn Vergangenheit und Gegenwart trennen, in die Zukunft gehen wir gemeinsam. Kernfusion wäre der Königsweg, Kernfusion bringt die Energieriesen mit dem nachhaltig gesinnten Verbraucher zusammen. Außer vielleicht einige Grüne.
Aber was sind das für lächerlich geringe Summen, welche die private Industrie in die Fusionsforschung investiert? Wer muss dafür gerade stehen?
Die öffentliche Hand. Unterfinanziert und andauernd den wechselnden Realitäten des politischen Geschäfts unterworfen, werkeln nun, eigentlich erst seit ein paar Jahren, Forscher an der Realisierung der Kernfusion.

Herr Zydatiss, wir sollten uns nicht an diesem Versuch beteiligen, ein altes und abgewirtschaftetes Produkt zu debattieren. Zur Endlagerthematik habe ich ja noch nicht einmal was gesagt.

Diejenigen, die in der Lage gewesen wären, die Kernfusion mit großen Summen zu fördern und zumindest zu einem definitiven Ergebnis zu entwickeln, preisen uns nun ihre alte Technologie wie Sauerbier an. Jetzt also das Klima schützen mittels Kernspaltung. Verstehe.

Kernkraft (Fusion) könnte die Zukunft sein. Aber anscheinend besteht für die Industrie immer noch kein Anlass, jene Kernkraft von der alle träumen, zu entwickeln. Es könnte daran liegen, dass sich immer noch Menschen wie Sie finden, die in ihnen die Hoffnung nährt, weiterhin eine alte Kuh melken zu können.

Am EEG liegt es jedenfalls nicht.

ke
ke
7 Jahre zuvor

#12:
Kernfusion sehe ich als Zukunft, die internationale Forschung in erheblichen Größenordnungen erfordern würde. (siehe http://omegataupodcast.net/157-fusion-at-iter/ https://de.wikipedia.org/wiki/ITER)

Dann gibt es noch die Bedenken:
Hier wird Wendelstein beschrieben inkl. der Bedenken.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wendelstein_7-X

Ich gehe davon aus, dass ich keinen Fusionsreaktor mehr erleben werde.
Ausnahme: Alle Industrienationen finanzieren unbegrenzt in einem abgelegenen Land ohne demokratischen Strukturen, die sonst Bauten verhindern könnten, die Forschung.

Arnold Voss
7 Jahre zuvor

Danke cyko (12). Hat mich gedanklich weitergebracht. 🙂

Helmut Junge
Helmut Junge
7 Jahre zuvor

Die erneuerbaren Energiequellen benötigen allesamt energetisch günstige Energiespeicher, die es noch nicht gibt! gäbes sie, würden wir nicht diskutieren, sondern machen.
Wir diskutieren aber.
Einzige Alternative zu den erneuerbaren Energien wäre aber er Fusionsreaktor, den es ebenfalls nicht gibt.
Es müßte also Geld in brauchbare Akkumulatorenforschung gesteckt werden UND in die Susionsforschung.
Das ist seit vielen, vielen Jahrzehnten bekannt und diese Erkenntnis ändert sich nicht.
Einen Stein des Weisen gibt es nicht, aber trotzdem behauptet, von der Öffentlichkeit immer vielbeachtet, jemand genau diesen Stein des Weisen gefunden zu haben.
Leider finden diese Stein des Weisen-Finder immer wieder Gehör. Politiker sind eben leichter zu überzeugen alsdie Realität. Ich habe enige Jahre, lang lang sit es her, in der Akkumulatorenforschung gearbeitet, um zu wissen, daß fast alle Sensationsmeldungen letztlich Luftblasen waren, au0er dem Lithiumakku. dessen Präsentation ich 1980 in Brighton erleben konnte. Seit dieser Zeit sind so viele Speichersysteme entdeckt worden, die sich allesamt als Blasen gezeigt haben, daß ich nur noch wenig Glauben an eine wirkliche Entdeckung habe. Aber ich würde weiter daran forschen und Ideen fördern, die noch nie gefördet wurden. Was die Fusionsforschung betrifft, benötigt die das 100.fache an Förermitteln als bisher.

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