Die Pandemie führt uns viele Dinge vor Augen. Auch viele unschöne Dinge aus unseren Krankenhäusern. Unter anderem, dass es doch nicht die beste Idee war dem Gesundheitswesen das Diktat der Ökonomie überzustülpen. Kliniken werden, wie kürzlich im Essener Norden, geschlossen. Lokal wird dies häufig von vielen Protesten begleitet, im Endeffekt sind diese aber sinnlos. Unrentable Krankenhäuser oder Abteilungen werden geschlossen, mit der Gesundheit der Bürger muss Geld verdient werden.
Kliniken sind Wirtschaftsunternehmen
In den Klinken entscheiden schon lange nicht mehr Mediziner und Pflegende was das Beste für die Klinik, ihre Mitarbeiter und ihre Patienten ist, sondern Wirtschaftswissenschaftler leiten die Geschicke. Diese drängen auch immer mehr in den Bereich der medizinischen Entscheidungen. Blicken unsere Nachbarländer auf uns könnten sie denken Deutschland bestünde nur aus hinkenden, herzkranken Menschen. Nirgends sind die Zahlen an Gelenksersatzoperationen und Herzkatheteruntersuchungen höher als in Deutschland. Die Erklärung ist einfach: höhere Fallzahlen (von Patienten wird kaum mehr gesprochen) bedeuten höhere Erlöse. Eine einfache wirtschaftliche Rechnung. Ob das für die Patienten und die Mitarbeitern gut ist steht auf einem anderen Blatt und darf bezweifelt werden. Nur was gibt es für Alternativen?
Privat = böse, konfessionell = gut?
Es ist beileibe nicht so, dass nur die privaten Klinikkonzerne so agieren. Wer Betreiber einer Klinik ist, ist eigentlich unerheblich. „Gewinne“ müssen alle machen, die einen nennen es nur nicht so. Dementsprechend ist es mittlerweile eigentlich egal, ob es ein kommunales, ein konfessionelles oder ein Krankenhaus in privater Trägerschaft ist. Was sich nicht lohnt wird „outgesourcet“ und im Endeffekt geschlossen. Bestes Beispiel ist die oben bereits erwähnte Schließung zweier von drei Kliniken im Essener Norden. Betrieben durch die Contilia GmbH. Laut Selbstbild auf eine „eine lange und christliche Tradition“ aufbauend und Betreiber von Kliniken und Pflegeeinrichtungen im Ruhrgebiet. Doch was kann man tun?
Ganz Gallien ist von den Römern besetzt… Ganz Gallien? Nein!
Im brandenburgischen Spremberg gibt es ein kleines Krankenhaus. Soweit nichts besonders, außer der Tatsache, dass ein Krankenhaus dieser Größe in vielen anderen Gegenden Deutschlands schon lange geschlossen worden wäre. Weiterhin ist auffällig, dass bei einer Recherche auf den üblichen Klinikbewertungsportalen deutlich überdurchschnittlich gute Bewertungen vorzufinden sind. Das ist insofern erstaunlich, als dass quasi jedes Krankenhaus auch immer (mehr oder weniger) berechtigte Kritik über sich ergehen lassen muss. Zu jeder Klinik gibt es „Schauergeschichten“, welche sich nicht selten in Bewertungsportalen niederschlagen.
Wem gehört die Fabrik? Uns!
Das wirklich Besondere am Spremberger Krankenhaus sind die Besitzverhältnisse. Mehrheitsgesellschafter der Klinik ist der 1997 gegründete Förderverein, welcher 1998 51% der Anteile übernahm. Gegründet wurde der Förderverein auf Betreiben des Betriebsrates und der Mitarbeiter. Und das ist das Bemerkenswerte: über 90% der Mitglieder sind Mitarbeiter des Krankenhauses. Mehrheitsgesellschafter der Klinik sind also die Mitarbeiter selbst. Die Mitarbeiter gestalten ihr Krankenhaus und ihren Arbeitsplatz aktiv mit.
Lokale Partner, statt Investoren
Die übrigen 49% am Spremberger Krankenhaus hält die Stadt Spremberg, die damit auch die medizinische Versorgung ihrer Bürger sicherstellt. Und genau das kann ein mögliches Zukunftsmodell sein. Warum müssen Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen von großen Gesundheitskonzernen – gleich ob privat oder konfessionell – betrieben werden? Das Spremberger Beispiel zeigt, dass lokale Trägerschaft und Entscheidungen vor Ort, statt in einer weit entfernten Konzernzentrale erheblich zur Patienten- und auch Mitarbeiterzufriedenheit beitragen. Neben den überdurchschnittlichen Bewertungen seitens der Patienten, äußern auch die Mitarbeiter eine hohe Zufriedenheit. Die geringer Fluktuation trotz etwas geringerer Bezahlen spricht für sich.
Das ist doch Sozialismus, ittigitt!
Die haben auch so fiese sachen wie Ärztehäuser gehabt, bei der sich mehrere Ärzte z. B. ein Rötgengerät geteilt haben. Dafür war dann mehr Geld für den Patienten übrig, um z. B. mal mit ihm zu Reden. "Welch eine ekelhafte Zumutung", werden die Leute in den westlichen Ärzteverbänden gedacht haben, und so wurde dieses sozialistische Teufelswerk zunächst erbittert bekämpft, bis man irgendwann ein Konzept entwickelt hatte, die Idee für das freie Kapital der etablierten Ärzte nutzbar zu machen.