Von Oktober bis Juni beschäftige ich mich seit Jahren tagtäglich mit NHL-Eishockey aus Nordamerika. Im Frühsommer freue ich mich dann seit Jahren regelmäßig auf die Sommerpause. Aber kaum sind dann ein paar Wochen vergangen, dann setzt der ‚Entzug‘ ein. So auch dieses Jahr. Was liegt also näher als sich eine Art ‚Ersatzbefriedigung‘ zu suchen… Und da bot es sich in diesem Jahr für mich und einen ähnlich veranlagten Freund prima an doch kurz mal die Feldhockey-Europameisterschaft in Mönchengladbach zu besuchen, welche ja, fast unbemerkt von der Öffentlichkeit übrigens, in unserer direkten Nachbarschaft stattfand. Von unserem Gastautor Robin Patzwaldt
So verbrachten wir nun kurzerhand das letzte Wochenende im dortigen Hockeypark und sammelten neue Eindrücke in einer unserem Eishockey recht ähnlichen Sportart.
Leider hielt sich der Zuschauerandrang in Mönchengladbach dann aber doch arg in Grenzen. Lediglich der Finaltag bei den Herren war mit gut 9.500 Besuchern ausverkauft, und das wohl auch nur weil das Deutsche Team am Freitag das Finale erreichte (und dann sogar mit 4:2 gegen die Niederlande gewann).
Bei den Damen reichte selbst dies nicht um die knapp 10.000 zur Verfügung stehenden Tickets, bei gleich lautender Finalpaarung übrigens, an den Mann bzw. an die Frau zu bringen.
Zu Vorrundenbegegnungen war der Gladbacher Hockeypark übrigens nur sehr unwesentlich gefüllt. Selbst zu den Halbfinals fanden sich dort kaum mehr als 3.000 Zuschauer in der Arena ein. Das war schade und der Stimmung etwas abträglich, natürlich.
Was bei den Finaltagen aber zumindest sehr angenehm auffiel war die familiäre Atmosphäre und die sehr freundschaftliche Stimmung unter den Fans und Sportlern. Man hatte das Gefühl zu Besuch bei einer Fangemeinde zu sein, die sich seit Jahren schon persönlich kennt und sehr schätzt. Das kenne ich beispielsweise vom hiesigen Profifußball auch ganz anders.
Spieler und Fans gehörten offenkundig irgendwie zusammen, und das nicht nur weil viele Spieler offenkundig Freunde und Familie auf der Tribüne sitzen hatten. Große Abgrenzungen gab es nicht. Man konnte direkt mit Spielern fachsimpeln und Kontakt suchen, ganz ohne Sicherheitsmaßnahmen und abgrenzende Zäune und Ordner. Sehr angenehm.
Als die Deutschen Damen am Samstag ihr Finale gegen die Niederlande klar mit 0:3 verloren, da öffnete der Himmel allerdings ausgerechnet in den Schlussminuten zudem seine Pforten, so wie ich es bisher nur sehr selten erlebt hatte. Das war sehr schade und sorgte natürlich dafür, dass sich das ohnehin nur etwas halb gefüllte Stadion sehr rasch panikartig leerte.
Bei den Herren war das nach Ihrem 4:2-Sieg gegen den Gegner aus dem Nachbarland dagegen sehr viel Stimmungsvoller bei der Siegerehrung. Natürlich nicht ganz überraschend bei siegreichem Ausgang, besserem Wetter und ausverkaufter Arena. Das hat selbst mich als ‚sportartfremden‘ und eher unpatriotischen Besucher sehr angenehm berührt und mitvereinnahmt. Ich erlebte dort eine sehr angenehme ganz und gar nicht über die Maßen nationalistische Siegerehrung mit den drei medaillengewinnenden Nationen Deutschland, Niederlande und England. Die anschließenden Feierlichkeiten auf dem Feld und auch bei den Fans auf den Tribünen begeisterte die versammelte Hockeygemeinde über fast eine halbe Stunde lang. Anschließend mischten sich dann auch noch die Spieler unter die vielen verbliebenden Fans und Freunde auf den Tribünen. Sehr angenehm, Spitzensport mal ganz ohne großen Medienhype, ‚Public Viewing‘ und Millionengagen zu erleben. Dafür gab es hier nette Leute, Sportler zum Anfassen und eine prima organisierte Veranstaltung. Schön, dass es so etwas noch gibt.
Aber eines gebe ich auch ganz offen zu: Ich freue mich trotzdem schon riesig auf den Beginn der neuen Eishockeysaison in der NHL. Aber das Wochenende beim Feldhockey in Mönchengladbach war wirklich eine sehr angenehme Art für mich die eishockeyfreie Zeit etwas zu verkürzen. Wenn auch Sie einmal wieder Spitzensport zum Anfassen erleben möchten, dann kann ich Ihnen ein Besuch beim Feldhockey nach meinen Erlebnissen vom Wochenende hierzu durchaus auch an Herz legen…
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