Illja Richters legenderer Spruch Licht aus – Spot an! in der Kultsendung „Disco“ wird möglicherweise bald in zahlreichen Diskotheken nicht mehr gelten. Viele befürchten, dass mit der Einführung des neuen Tarifsystem 2013 das große Clubsterben beginnt. Neu ist die Berechnungsgrundlage der GEMA-Tarife allein nach Grundfläche und Eintrittsgeld. Gerade bei kleineren Clubs mit ca.100 qm könnten sich die Gebühren durch die pauschalisierte Berechnung um ein Vielfaches erhöhen. Von unserer Gastautorin Ulrike Märkel.
Der Konflikte führte Anfang September zu bundesweiten Demonstrationen unter anderem in Berlin, Frankfurt, Dortmund, Stuttgart und Leipzig. Die Unterstützerzahl der Petition gegen die neuen GEMA-Tarife wird in den nächsten Tagen die 300.000-Marke überschreiten.
Da die GEMA mit hervorragenden Geschäftszahlen und einem Ertrag von 825,5 Millionen Euro im bei Jahresabschluss 2011 glänzen konnte, ist die Gebührenerhöhung für viele nicht nachvollziehbar. Auch die hohen Verwaltungskosten und satten Jahresgehälter der Vorstände, die bei 501.000 Euro für den Vorsitzenden Harald Heker, 338 000 Euro für Rainer Hilpert und immerhin noch 289.000 Euro für den dritten Vorstandschef liegen, sorgen auch angesichts der eigenen erwarteten Gewinnschmälerung für Unmut. Kämpft also gerade David gegen den Riesen Goliath?
Darüber, dass der Tarif-Dinosaurier aus der Zeit als noch Peter Kraus Teenieherzen eroberte und Petticoats der letzte Schrei waren, reformiert werden sollte, herrscht Einigkeit. Dennoch stehen sich zur Zeit zwei Fronten im Moment ziemlich unversöhnlich gegenüber. Die viel zu emotional geführte Debatte und die Vorwürfe der Diskothekenbesitzer an die GEMA ein „Clubvernichter“ zu sein, kann Gaby Schilcher, Fachreferentin bei der GEMA Generaldirektion in München, nicht ganz verstehen. Gerade die intensiven Musiknutzer seien bisher mit lächerlich kleinen Beiträgen von teilweise nur 20 – 30 Euro pro Nacht an den Ausschüttungen an die Urheber beteiligt. Für die Clubs, die sich mit der pauschalisierten Abrechnung überfordert fühlen würden, gibt es bereits eine Lösung: Jeder könne, wenn er individuell abgerechnet werden möchte, die „Kasse öffnen“ und eine Angemessenheitsprüfung machen.
Auch die Kritik, dass man Urheber ungleich behandele, möchte sie so nicht stehen lassen: „Wir bilden nur den Musikmarkt ab. Wer viel gespielt wird, also kommerziell erfolgreiche Musik macht, verdient eben auch mehr. Wir sehen da keine Gerechtigkeitslücke, denn wir entscheiden nicht darüber, was der Konsument wertschätzt und welche Musik er hören möchte.“ Die Behauptung, dass nur einige wenige Künstler den Bärenanteil unter sich aufteilen würden und etwa 5% der ordentlichen GEMA-Mitglieder 60% der Ausschüttungen erhält, verweist Schilcher ins Reich der Märchen.
Im Grunde sei die GEMA eine Verwertungsgesellschaft, die die Urheberrechte ihrer Mitglieder wahrnimmt und die aus den Urheberwerken erzielten Erträge weiterreicht. Das Verteilungssystem, das nun mit zwei Tarifen endlich übersichtlicher und transparenter werden soll, verfährt nach einem einfachen Prinzip: „Die Nutzungsmeldung kommt bei der GEMA rein und das Geld geht 1:1 an den Urheber wieder raus.“ Daran ist aus Schilchers Sicht nichts Schlechtes zu entdecken, im Gegenteil – man handele im Sinne der Komponisten, Musikverleger und Textautoren und schütze deren geistiges Eigentum. Kurz gesagt: Man erfülle die gesetzliche Verpflichtung, die durch das Urheberrecht und das Urheberrechtswahrnehmungsgesetz gedeckt ist.
Doch andere sehen das nicht ganz so lässig. Für sie ist die Existenz von fast 50 % der Clubs durch das neue System bedroht. Till Hoppe ist geschäftsführender Gesellschafter der Panurama GmbH und Betreiber des Musik- und Konzertveranstaltungsortes FZW in Dortmund. Nachdem der umtriebige Gastronom bereits erfolgreich auf dem ehemaligen Thier-Gelände verschiedenen Diskotheken betrieben hatte, eröffnete er 2010 den beliebten Club VIEW im Dortmunder U-Turm. Er findet das neue Tarifsystem mit der Berechnung nach Quadratmetern, völlig unabhängig von der Anzahl der Besucher, nicht optimal. An schlecht laufenden Tagen z.B. unter der Woche, müsse man ohnehin Verluste verkraften – doch ungeachtet dessen kassiere die GEMA pauschal ab.
“Allein bei unseren relativ wenigen Öffnungstagen verfünffacht sich die GEMA-Zahllast für uns. Das ist in der heutigen Zeit kaum zu stemmen, wenn man ein hochwertiges Programm mit exzellenten Künstlern, VJs und DJs anbieten möchte. Wir werden alles daran setzen, dass die bereits um einige Monate nach hinten verzögerte Reform gestoppt wird.“ Kein Zufall also, dass im RUBY im Dortmunder U das ebenfalls zur Panurama GmbH gehört, vor drei Monaten ein bundesweites GEMA-Meeting stattfand – mit großer Resonanz bei den Teilnehmern und der Presse. Noch am Tag des Treffens wurde ein NRW-weiter Verband, das Network: Initiative für Club & Kultur e.V. (NICK), als Interessenverband gegründet.
Prof. Christian Bruhn war fast zwei Jahrzehnte lang Aufsichtsratsvorsitzender der GEMA und bis 2007 Präsident der CISAC, der Dachorganisation der Urheberrechtsgesellschaften. Er ist Komponist zahlreicher Hits von Stars wie Katja Ebstein und Mireille Mathieu und Produzent u.a. von Film- und Fernsehmusik und Musicals. Mindestens acht Millionenseller stammen aus seiner Feder. Fast jeder kann seine berühmten Kassenschlager mitsummen, ob Zwei kleine Italiener, Marmor, Stein und Eisen bricht oder Ein bisschen Spaß muss sein. Bei der aktuellen GEMA-Diskussion hört für Bruhn jedoch der Spaß auf. Er hält die Forderung der GEMA, die stellvertretend für die Komponisten, Textdichter und Musikverleger weltweit handelt, für berechtigt. Denn es handele es sich bei den Gebühren, die an die Urheber ausgeschüttet werden, lediglich um 10% vom Eintrittsgeld. Das sei durchaus angemessen, vor allem bei Veranstaltungen, bei denen die Musik die Hauptrolle spielt, wie z.B. in Diskotheken.
Bruhn schätzt, dass das Eintrittsgeld ca. 20% vom Gesamtumsatz einer Diskothek beträgt und macht eine einfache Rechnung auf: Wenn nun ein Diskothekenbesitzer behauptet, er solle nunmehr € 100.000 Euro an GEMA-Gebühren zahlen, dann sind das 10% von einer Million Euro Eintrittsgeld. Sein Gesamt-Umsatz beträgt demnach 5.000.000 Euro. Er fragt sich: „Sind dann die 100.000 (ein Fünfzigstel vom Gesamtumsatz) zuviel für die Geschäftsgrundlage Musik in der Disco? Gewiss nicht!“
Für ihn verbirgt sich hinter dem Unmut eine Nehmer-Mentalität: „Das E-Werk liefert den Strom nicht zum Nulltarif (auch nicht an Diskotheken), beim Bäcker gibt es keine Brötchen gratis, und Freibier wird ebenfalls höchst selten ausgeschenkt. Nur die Musik – die soll eigentlich umsonst sein. Wenn ich das Produkt eines Dritten für mein Geschäftsmodell benötige und nur Geld verdiene, wenn ich dieses Produkt nutze, dann muss ich halt den Preis zahlen, den dieses Produkt nun einmal wert ist. Sonst muss ich auf dieses Produkt verzichten.“
Hoppe sieht das anders und fordert keineswegs Freibier, nur bezahlbar solle es sein. Denn die Mehrbelastung, die teilweise die Gewinne übertreffen würde, könnten gerade kleinere Clubs nicht verkraften. Die einzige Möglichkeit, die zu erwartenden Verluste auszugleichen, wäre dann die Umverteilung zu Lasten der Gäste: Eintrittspreise und Getränkepreise müssten in Zukunft höher angesetzt werden. Und selbst dabei gibt es gerade in den Ruhrgebiets-Städten eindeutig Grenzen. „Die Leute zahlen hier nicht so hohe Preise und bleiben dann im Zweifelsfall lieber zu Hause. Schließlich sind wir nicht in München oder Düsseldorf und erst recht nicht Ibiza oder London.“
Hoppe vermutet, dass die Tariferhöhung, wenn sie in dieser Form bestehen bleibt, die Existenz der Mehrheit der Dortmunder Nightlife-Unternehmer zerstören wird – daher gehe man aktiv dagegen vor. Er baut auf die Anknüpfung an den Konzerttarif der GEMA, der mit einem fairen Faktor für Clubs und Diskotheken verknüpft werden sollte.
Man kann hoffen, das Hoppe mit diesem Vorschlag auf offene Ohren stösst, denn die GEMA sieht die Lösung des Konfliktes in weiteren Verhandlungen mit einzelnen Verbänden. Für sie ist das die Chance, aus dem Gesprächspatt mit der Bundesvereinigung der Musikveranstalter e.V. (in der zahlreiche Interessengruppen wie z.B. die DEHOGA, und der BDT vertreten sind) herauszukommen. Mit Erfolg wurde bereits eine Einigung mit den Karnevalsverbänden und den Schützenverbänden erzielt, die sich praktisch mit eigenen Verhandlungen vom gesprächsunwilligen „Mutterverband“ gelöst haben. Jüngstes Beispiel sind die Gespräche in der letzten Woche mit dem Verband der Musikspielstätten in Deutschland (LiveKomm), die laut aller Beteiligten konstruktiv waren. Und Gaby Schilcher versichert noch mal zum Schluss: „ Wir reden mit allen Verbänden!“
Doch genau dieses Gesprächsangebot der GEMA ruft Kritik auf den Plan. Man befürchtet durch das Herauslösen einzelner Gesprächspartner an gemeinsamer Schlagkraft zu verlieren. Stefan Deeken, Gründer des “ClubMeeting“ und treibende Kraft bei der Neugründung des NRW-Verbandes Network: Initiative für Club & Kultur e.V. sieht darin den Versuch der GEMA, die verschiedenen Interessengruppen gegeneinander auszuspielen: „Diese Taktik ist durchsichtig. Es werden zwar kleine Zugeständnisse z.B. an die Karnevalsvereine gemacht, aber in Wahrheit verteilt die GEMA kleine Beruhigungspillen an Einzelne, anstatt mit allen Beteiligten eine tragfähige und gerechte Lösung in gemeinsamen Gesprächen zu erarbeiten.“ Die Betonung liegt dabei auch auf „alle Verbände“, Deeken besteht darauf, dass man sich nicht teilen lässt – man kooperiere ohnehin eng und werde sich nur zusammen an den Verhandlungstisch setzen.
Daher ist eine der Forderungen an die GEMA, alle Interessen-Verbände der Diskotheken- und Clubbesitzer, also LiveKomm, die Clubkommission Berlin, den Münchner VDMK und die Network: Initiative für Club & Kultur e.V. (NICK), zu Gesprächen einzuladen. Verhandeln wolle man, weil das neue Tarifsystem kein großer Wurf sei. Es gehe weder auf die unterschiedlichen Bedürfnisse noch auf die individuellen Anforderungen der einzelnen Veranstalter ein. „Wir wehren uns entschieden dagegen, dass alle – vom Stehimbiss bis zur Großraumdisko – über einen Kamm geschoren werden. Und auch bei den Urhebern sehen wir Unterschiede: Künstler aus den 80iger Jahren erhalten noch heute mehr Tantieme als DJ’s aus diesem Jahrhundert. Gar nicht davon zu sprechen, was kleine Künstler – egal ob DJ oder Band, erhalten. Was soll denn daran gerecht sein?“
Die Haltung der Diskothekenbesitzer kann Karsten Schölermann, Inhaber des legendären Hamburger Livemusikclubs KNUST und 1.Vorsitzender der LiveKomm, nicht nachvollziehen. Er wehrt sich dagegen, als Musikclubinhaber von den Diskothekenbesitzern in Protest gegen das neue Tarifsystem hinein gezogen zu werden. Denn schließlich unterscheide man sich in Konzept und Ausrichtung deutlich voneinander. „Wir transportieren künstlerische Inhalte und wollen nicht in der Debatte von Großraumdiskothekenbesitzer angesichts der Sorge um den kommerziellen Gewinnen, missbraucht werden. Denn dann muss man zunächst einmal überlegen, wo der Club aufhört und der Kommerz anfängt. Wir sehen uns an der Seite der Künstler und möchten die GEMA nicht als Gegner, sondern als Partner haben.”
Tatsächlich führt man in der Livemusikclubszene schon immer Gespräche mit der GEMA und kämpft seit 20 – 30 Jahren für eine angemessene Tarifstruktur – aus Schölermanns Sicht müssen nun auch die Diskotheken entsprechend Verhandlungsgeschick, Schweiß und Spucke aufbringen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Gar kein Verständnis hat er für das derzeitige „GEMA-Bashing“, das von der DEHOGA betrieben wird. Der deutsche Hotel- und Gaststättenverband habe sich auf einmal und völlig überraschend zum großen Interessenvertreter der Clubs in Deutschland berufen gefühlt.
„Was im Moment von der DEHOGA und von der GEMA inszeniert wird, ähnelt einem Kriegszustand – zwei Betonbrüder stehen sich gegenüber. Das hat nichts mit vernünftigen Verhandeln zu tun. In der Diskussion geht es doch längst mehr um den Erhalt künstlerischen Gutes oder um das Urheberrecht – man hört nur noch das Säbelrasseln der zerstrittenen Parteien. Wir Musikclubs sehen uns durch die DEHOGA jedenfalls nicht vertreten – wir sind Kulturbetriebe und haben keine Lust die Sau zu sein die man durchs Dorf treibt, nur weil das gerade manchen Leuten so prächtig ins Konzept passt!“
Schölermann sieht des Rätsels Lösung in einer Regelung, die für alle gleich ist. Unabhängig davon, ob 3-5% des Türumsatzes oder eine Pauschale berechnet wird. Für ihn ist ohnehin die Frage wesentlich interessanter, wo und für was die GEMA-Gewinne verwendet werden. Er wünscht sich eine Stiftung, in die die GEMA größere Summen investiert, um den musikalischen Nachwuchs zu fördern. Denn der werde meist in kleineren, nichtkommerziellen Szeneclubs entdeckt, die Newcomer würden aber häufig am Existenzminimum entlang hangeln oder einen ganz anderen Brotjob hat. „Die Musikvielfalt muss jenseits der GEMA-Diskussion gerade wegen der schwierigen Produktionsbedingungen der Künstler erhalten bleiben. Den Nachwuchs muss man nachhaltig fördern, wenn man nicht nur den Einheitsbrei der Charts haben will. Denn das, worum es eigentlich gehen sollte, ist doch – die Musik.“
Das Logo der GEMA zeigt das geflügelte Pferd Pegasos, Sinnbild für Kreativität und Dichtkunst. Im Moment scheint es aber so, dass sich das neue Tarifsystem als trojanisches Pferd für die Clubszene erweisen könnte. Niemand kann interessiert daran sein, dass sich die Vielfalt der Clublandschaft in Deutschland verringert und die Diskotheken, die nicht nur ein Wirtschaftsfaktor sind, sondern auch Arbeitplätze schaffen in finanzielle Schieflagen geraten. Verhandlungen und individuell auf die jeweiligen Veranstaltungsarten zugeschnittene Lösungen sind daher dringend notwendig.
Wer es genau wissen will, findet hier einen Tarifrechner:
Die GEMA ist eine völlig intransparent arbeitende… na jetzt hätte ich fast was Unflätiges geschrieben. Aber wer sich von deren Kredithai-Methoden mal ein Bild machen möchte, sollte sich DRINGEND den Podcast mit Bruno Kramm im „Krähennest“ der Piratenpartei anhören.
https://piratefeedlister.piraten-wagen-mehr-demokratie.de/ShowFeed.aspx?id=12184
Ich bin doch etwas verwundert über die Rechnung von Herrn Prof. Bruhn.
Er verwechselt Umsatz mit Gewinn, wohl nicht aus Zufall.
Musikveranstaltung egal welcher Art, können nur stattfinden, wenn vom eingenommen Geld ( Umsatz) zum Schluss nach bezahlen aller Kosten ein Gewinn überbleibt. Eine Umsatzrendite von 10 % ist für Veranstaltungen und auch für viele andere Geschäfte echt Granate und eigentlich nicht erreichbar.
Herr Ackermann hat für die Deutsche Bank mal 15 % Umsatzrendite gefordert und das schafft die Deutsche Bank auch nicht.
Wenn das die Messlatte ist, dann kann die Clubszene nur Pleite gehen. Was sie aus vielen anderen Gründe ja schon häufig tut ( Rauchverbot, demografischer Wandel etc). Die Clubs in die ich noch vor einigen Jahren gegangen bin gibt es alle nicht mehr….
Warum sollen die Clubs für 600 Gäste zahlen, wenn an einem Donnerstag nur 37 im Laden sind.
Warum überhaupt Zahlen, wenn bei den gespielten Gruppen, Corvus Corax, Letzte Instanz, Schandmaul, Tanzwut, nichts davon ankommt.
Warum Zahlen, wenn die GEMA das Geld an die falschen Künstern weiterleitet.
Fest steht, die Künster aus den Gruppen müssen bis zu 150 Auftritte haben, damit sie davon können. Mit Gelder von der GEMA können sie kaum rechnen.
@Alf: Vollkommen richtig – die Kritik vieler Leute ist, dass kleinere Bands und unbekanntere Künstler kaum von der GEMA profitieren – obwohl gerade sie Unterstützung brauchen könnten. Der Techno-Star Sven Väth schreibt auf seiner Homepage: „Deshalb begünstigt der Verteilungsschlüssel der GEMA die dicken Fische und benachteiligt dabei Tausende von Komponisten, insbesondere diejenigen aus unserer Musikszene.“ Daher finde ich Schölermanns Idee mit einer Stiftung für die Nachwuchsförderung sehr gut.
https://www.cocoon.net/de/news/statement_von_sven_vaeth_zur_geplanten_aenderung_der_gema_tarife
Für DJs gibt es noch zusätzlich das Problem, dass sie eigentlich fein säuberlich ihre Playlisten mitschreiben müssten, doch das geht nach Aussage der DJs an der Realität des Plattenauflegens und Mixens vorbei. Es muss also neben den Diskothekentarifen auch an einigen anderen Stellen etwas verbessert werden…
Prof. Bruhn macht hier – unwidersprochen – eine Milchmädchenrechnung auf!
Zunächst hat er sein Behauptung, daß das Eintrittsgeld ca. 20% vom Gesamtumsatz einer Diskothek ausmachen würde, aus einer Studie in der auch Bars und Musikkneipen, die gar keinen Eintritt verlangen, berücksichtigt werden. Logischerweise wird dadurch die Zahl verzerrt!
Zudem geht er davon aus, daß die Diskotheken ab 2013 tatsächlich 10% der Eintrittsgelder an die Gema zahlen sollen. Aber diese 10% vom Eintritt sind schlicht eine Lüge, denn die zu zahlende Gebühr ist aus einer Tabelle abzulesen auf deren Achsen Eintritt in Euro und Quadratmeterzahl angegeben sind. Letzteres in Hunderterschritten! Mit anderen Worten: Ein Club mit 101qm zahlt bei ansonsten gleichen Bedingungen genauso viel wie ein Club mit 199qm, der wiederum deutlich weniger als ein Club mit 201qm zahlt. Der Irrsinn liegt auf der Hand, und warum man hier überhaupten von *Prozenten* redet ist rätselhaft.
Irgendwelche Härtefall- oder Angemessenheitsregelungen, über deren Genehmigung dann die Gema zu entscheiden hat, sind sicherlich keine geeignete Grundlage für die Jahresplanung eines Unternehmens.
Im Übrigen stimmt es schlicht nicht, daß Musik die (einzige) Geschäftsgrundlage der Diskotheken ist. Atmosphäre, Publikumsstruktur, Getränke- und Speisenangebot, Qualität der technischen Ausstattung, Erreichbarkeit, soziale Kontakte u.v.m. sind ebenso ausschlaggebend.
Die Gema hat mit ihren geplanten, exorbitanten Tariferhöhungen ab 2013 bereits jetzt Schäden in der Veranstaltungsbranche angerichtet. Einige fürs nächste Jahr geplante Veranstaltungen – auch Stadtfeste, Galas etc. – wurden bereits wegen der Unkalkulierbarkeit abgesagt oder auf ein Minimum eingedampft, einige Clubbetreiber haben aus dem selben Grund Pachtverträge nicht mehr verlängert oder bereits ihre Läden geschlossen. Die Gema gibt sich dabei als Robin Hood der Urheber, aber abgesehen davon daß Auftritssmöglichkeiten gerade für kleinere Künstler vernichtet werden kommt bei denen von den Gemazahlungen kaum etwas oder gar nichts an. Daß Herr Prof. Bruhn sich daran wenig stört ist klar, denn als Komponist jahrzehntealter Schlager wird zwar wohl kaum noch in Diskotheken des 21. Jahrhunderts gespielt, bekommt aber aus deren Gebührenzahlungen sicher immer noch einen fetten Anteil – schließlich verweigert(!) die Gema die Annahme von Titelspiellisten von DJs, so daß die Gebühren der Clubs in einem großen anonymen Topf wandern, die nach einem komplizierten Schlüssel v.a. an die dicken alteingesessenen Fische im Musikteich ausgeschüttet werden.
Leute, Leute, wollen wir doch mal ein wenig intensiver in die Materie eintauchen. OK, die Clubs haben früher deutlich weniger an die GEMA gezahlt, als es ab dem 1.4.2013 sein wird.
Fakt ist: Clubs zahlen bis 5 Stunden Musik 10% der Eintrittsgelder, darüber hinaus einen Zuschlag pro 3 Stunden von 50%, bei einer durchschnittlichen Diskonacht also ca. 15%. Jetzt versuchen die Clubbetreiber ja einem weiszumachen, dass sie sich das nicht leisten können, da lache ich, wenn man sich einmal anschaut, aus welchen Quellen Clubs ihre Umsätze erwirtschaften. Eine Studie zur BErliner Clubszene legt eindeutig dar: Demnach erwirtschafteten die Berliner Clubs kulminiert ca. 170 Mio. Euro – durchschnittlich 567.000 Euro. Dabei stammten 65 Prozent der Erlöse aus der Gastronomie, 18 Prozent aus Sponsoring und nur 17 Prozent aus Eintrittsgeldern!
17 Prozent!!! Von diesen 17 Prozent müssen 15 Prozent an die GEMA abgeführt werden, damit bleiben – durchschnittlich – 2,55 Prozent!!! Sieht doch schon ein wenig anders aus, oder?
Wer es nicht glaubt und nachlesen möchte, hier der Link: https://www.berlin.de/projektzukunft/fileadmin/user_upload/pdf/studien/musikwirtschaft_studie_clubs_2008.pdf
@Wawa: Man sollte überhaupt nicht von Prozenten reden wenn die Gematarife sich *nicht* anteilig an den tatsächlichen(!) Einnahmen orientieren sondern irgendeine spekulative Auslastung anhand des höchsten(!) Eintrittspreises und der Quadratmeterzahl in Hunderterschritten(!) angenommen wird. Siehe dazu auch meinen vorherigen Kommentar.
Und: Keine Ahnung wie das in Berlin wirklich aussieht, aber selbst wenn: Nicht überall ist Berlin! Die Clubs im Ruhrgebiet und in ländlichen Gebieten haben ganz andere Rahmenbedingungen (und Probleme) als die Diskotheken der Hauptstadt.
Ich habe für einen der Clubs für die ich arbeite das Ganze mal ausgerechnet. Bis jetzt zahlt der Club (eher ein Rock/Alternative-Laden) gut 14.000€ pro Jahr, ab 2013 wären es dann fast 57.000€!
Daß solche Kostenexplosionen nicht jede Diskothek verkraften wird, dürfte auf der Hand liegen.
Man muss auch bedenken, daß vom Eintritt bereits Umsatzsteuer und Vergnügungssteuer abgehen. Bei obigem Beispiel wären das 41 Cent von jedem eingenommen Euro Eintritt.
[…] aktuellen Streit um die Anhebung der GEMA-Gebühren wird auch um Definitionen gerungen. Zum Beispiel: Wo ist der Unterschied zwischen einer […]