Die Gewerkschaften wachen endlich aus dem grünen Traum auf

Yasmin Fahimi, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes Foto: Susi Knoll


Die Gewerkschaften gehen auf Distanz zur  grünen Transformation.

Auf den Demonstrationen der IG Metall um den Erhalt der Arbeitsplätze in der Stahlindustrie kam man sich in den vergangenen Jahren oft vor, als sei man aus Versehen bei einer Kundgebung von Fridays for Future gelandet. Mit Sprüchen wie „Unser Herz aus Stahl hat eine grüne Zukunft“ zog die Gewerkschaft, was die Verleugnung der Wirklichkeit betraf, mit den hysterischen Bürgern gleich. Dabei war jedem klar, dass die Industrie, vor allem die Grundstoffindustrie, der Verlierer der grünen Transformation sein würde.

Das war auch kein Geheimnis, sondern wurde von Mitgliedern der Ampel auch offen gesagt. Der mittlerweile in den Ruhestand getretene Patrick Graichen (Grüne) sagte 2022 im Gespräch mit dem Öko-Lobbyisten Michael Liebreich auf die Frage, ob er nicht Angst hätte, dass die Energiewende dazu führen würde, dass die deutsche Industrie durch die hohen Kosten des grünen Wasserstoffs einfach weniger wettbewerbsfähig wäre: „Nun, das ist in der Tat eine große Herausforderung, und zwar nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa“, sagt er. Natürlich gäbe es Orte auf der Welt, wo man Strom für ein bis zwei Cent pro Kilowattstunde bekomme. Und damit ließe sich dann preiswert Wasserstoff erzeugen. Aber Deutschland, das ist klar, ist keiner dieser Orte. „Was bedeutet das nun für uns? Im Wesentlichen wird es wahrscheinlich bedeuten, dass energieintensive Industriezweige die Produkte, die man auch an anderen Orten einfach herstellen könnte, dorthin gehen, wo es den Strom für ein bis zwei Cent gibt.“

Verspätet ist die Botschaft nun auch bei den Gewerkschaften angekommen. Yasmin Fahimi (SPD), die Chefin des DGB, sagte nun im Interview mit der Welt am Sonntag, es sei ein „offenes Geheimnis“, dass durch die grüne Transformation Arbeitsplätze in Gefahr seien. „Deshalb müssen wir in der Tat darüber sprechen, ob das Transformationstempo in jedem Fall realistisch und durchzuhalten ist.“ Fahimi ist sich auch sicher, dass es in absehbarer Zeit keine Kraftwerke geben wird, die mit Wasserstoff betrieben werden und fordert auch eine Anpassung des Green Deal auf europäischer Ebene: „Man kann nicht nur grüne Endprodukte fördern.“
Die Gewerkschaften wachen endlich aus dem grünen Traum auf.

Mehr zu dem Thema:

Bundesregierung will 500.000 Industriearbeitsplätze auf dem Altar der Energiewende opfern

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