Die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Österreich (KdFSMÖ) verlautbart die Gründung des feministischen Frauenordens „Les Femmes Farfalles“. Es ist, heutzutage, nicht unüblich, dass auf einem Piratenschiff auch Piratinnen ihren Dienst leisten. Unser Nudeliges Monster hat unserem Propheten Bobby, dem Physiker außerdem folgendes mitgeteilt:
„Am liebsten wäre mir, wenn ihr die Leute nicht danach beurteilen würdet, wie sie aussehen oder wie sie sich anziehen oder wie sie reden. Seid einfach nett zueinander, okay? Ach, und kriegt es endlich in eure Dickschädel: Frau = Mensch. Mann = Mensch. Gehüpft wie gehoppelt. Das eine ist nicht besser als das andere. Es sei denn, es geht um Mode, denn die habe ich exklusiv den Frauen sowie ein paar Männern überlassen, die den Unterschied zwischen Veilchenblau und Violett kennen.“
Und: „Am liebsten wäre mir, wenn ihr euch die verklemmten, frauenfeindlichen Vorstellungen anderer nicht auf nüchternen Magen anhören würdet. Esst etwas, dann macht euch über die Idioten her“.
Ich habe die feministischen Piratenschwestern interviewt.
Als pastafarianischer Prieser freue ich mich sehr, die Gründung des feministischen Frauenordens „Les Femmes Farfalles“ bekanntgeben zu können. Zu diesem Anlass hat die Fast Oberste Maccherona (FOM) meiner Kirche ein äußerst schönes und sehr spirituelles Foto (siehe Bild links) samt einem aussagekräftigen Text veröffentlicht:
Monsterseidank gibt es mittlerweile den Pastafarianismus! In dieser Religionsgemeinschaft sind Frauen, Männer und alle anderen Geschlechter, sowie alle Menschen egal welcher sexuellen Orientierung, subsumiert unter LGBTIQA* laut Glaubenslehre absolut gleichberechtigt. Im Evangelium des Fliegenden Spaghettimonsters wird das ganz klar und präzise erläutert. Ganz besonders schön und erwähnenswert ist, dass die Pastafaris versuchen, das in der Praxis so zu leben und umzusetzen, auch wenn das nicht immer einfach ist.
Jener Blogartikel wurde dann auf den üblichen sozialen Netzwerken geteilt, um die Welt zu erleuchten und zu erretten. Jedoch gefiel dieses sexpositive Bild dem Zensurcomputer bei Instagram nicht.
Daraufhin wurde von der KdFSMÖ das Bild rechts veröffentlicht:
Sichtlich überrascht zeigt sich unsere FOM über die Löschung des Beitrages „Sex, Gender, and Pastafarianism“ von Instagram. „Les Femmes Farfalles“ sprechen sich im Rahmen des Pride Month für Sexpositivity und gegen die Diskriminierung von LGBTIQA*-Personen und Frauen aus. Im Beitrag wird festgehalten, dass sich die „Benachteiligung der Frauen wie ein roter Faden durch die Geschichte fast aller Religionen zieht“ und dass die Befriedigung der eigenen sexuellen Bedürfnisse unter Voraussetzung von Konsens im Pastafarianismus ausdrücklich erwünscht ist.
Nicht nur deswegen, sondern auch weil wir gerade das Pride Month feierten, habe ich meine Schwestern vom eher anhermetischen Orden der Piratinnen gebeten, mir einige Fragen zu beantworten.
MJ: Wie kam es, dass ihr den pastafarianischen Glauben angenommen habt?
Eva: Also, bei mir war das so, dass ich in den Medien von den Kämpfen um religiöse Gleichberechtigung des Pastafarianismus mitbekommen hab. Ich glaub, das war 2017, als das mit dem Führerscheinfoto und der Anerkennung öfters in den Zeitungen vorgekommen ist. Ich war vorher Atheistin, aber das Fliegende Spaghettimonster hat sofort meine wissenschaftliche Seite angesprochen. Auch das Argument mit dem Zusammenhang zwischen Klimawandel und Pirat*innen hab ich großartig gefunden. Der Pastafarianismus ist die einzige Religion, die wirklich zeitgemäß ist, das hab ich sofort gemerkt. Und seitdem fühle ich mich immer von den langen Nudeln des Monsters gehalten. Ich bin sofort online Mitglied geworden und hab auch meine Katzen pastafarisch getauft und großgezogen.
MJ: Eben. Jeder muss an etwas glauben. Als ich jund und dumm war, war ich auch Atheist. Und mit Korrelation kann man alles beweisen. Aber ich wusste nicht, dass wir auch Tiere spirituell betreuen. Bis du aktiv geworden bist, hat es noch ein bisschen gedauert, oder?
Eva: Ja, lange haben nur meine engsten Familienmitglieder und Freund*innen von meiner Religion gewusst. Ich hatte Angst davor, ausgelacht zu werden, oder mich ständig rechtfertigen zu müssen, was ich unfair finde. Wie oft werden Katholikinnen denn aufgefordert, zu erklären, wie genau ihr Gott Eva aus Adams Rippe geformt hat, oder was es da alles gibt? Ich glaube, dass viele Frauen durch diese Diskriminierungen abgeschreckt werden. Ich bin durch meine Schulpraktika im Lehramtsstudium zum aktiven Mitglied geworden. Überall Kreuze, an den Wänden, an den Kettchen von Kolleg*innen… Ich hab mich richtig provoziert gefühlt und mir noch am selben Tag die nächste Versammlung in den Kalender eingetragen und mir ein Kettchen mit dem FSM-Symbol bestellt.
Nadja: Im Jahr 2011 habe ich „Das Evangelium des Fliegenden Spaghettimonsters” gelesen. Danach war ich von tiefem Glauben erfüllt und wollte von nun an unbedingt Pastafari sein und die frohe Botschaft des FSM verbreiten. Daraufhin habe ich versucht, weitere Pastafari in Österreich zu suchen und wurde erfreulicherweise fündig. Insgeheim glaube ich sogar, dass ich schon in meiner Kindheit ganz unbewusst eine echte Piratin war. Ich nehme an, dass das Fliegende Spaghettimonster schon damals Seine Nudeligen Tentakel im Spiel hatte, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch kein Mensch wusste, dass es den Pastafarianismus überhaupt gibt. Ich deute das als wahres Wunder und als eindeutiges Zeichen dafür, dass es das FSM tatsächlich geben könnte. Hier ist ein Beweisfoto von mir im Piraten-Outfit aus dem Jahre 1988.
MJ: Wahnsinn! Gepriesen sei das Nudelige Moster! Wie kam es zur Gründung des Frauenordens Les Femmes Farfalle?
Eva: Bei der ersten Versammlung, bei der ich teilnahm, wurden die Mitgliederzahlen nach Geschlecht vorgestellt, und ich habe mich gewundert, warum der Frauenanteil so klein war, auch bei der Versammlung selber, und hab das angesprochen. Den ganzen Rest der Arbeit mit der Gründung haben unsere tolle FOM und die anderen länger Aktiven gemacht. Das musst du dann erzählen, Nadja. Ich hab ursprünglich an eine gezielte Werbekampagne für weibliche Mitglieder oder so gedacht. Dass es jetzt einen ganzen Orden gibt, übertrifft alle Erwartungen. Feminismus und LGBTIQA*-Rechte spielen in meinem Leben grundsätzlich eine große Rolle, und dass die Themen in meiner Religion so super aufgenommen werden, freut mich extrem. Ich bin sicher, in keiner anderen Religion fühlt man sich als Frau so ernstgenommen.
MJ: Ja, unsere Religion ist schon sehr OK und modern; obwohl wir auch schon eine lange Tradition haben. Nadja, wie kamst du auf die Idee mit diesem Foto?
Nadja: Juni ist weltweit PRIDE Monat! PRIDE steht für Würde, Gleichheit und erhöhte Sichtbarkeit der LGBTIQA*-Community. Wir Pastafari möchten besonders diese Personengruppe und Frauen unterstützen und sprechen uns gegen die Diskriminierung dieser Menschen aus. Aus diesem Grund habe ich den Beitrag „Sex, Gender, und Pastafarianismus“ geschrieben. Die Idee mit dem Foto kam dann durch eine höhere Eingebung durch das Fliegende Spaghettimonster.
MJ: Ramen.
Nadja: Ramen.
MJ: Eva, du schreibst ja an einer feministischen Analyse unserer Gospel, …
Eva: Genau! Teil eins ist schon in unserer Online-Kirchenzeitung zu lesen. Es geht darum, dass ich unsere Nudelige Schrift von vorn bis hinten untersuche: Was steht da zu Frauenrechten? Zu Schwulen und Lesben? Zu Sex und Beziehungen? Welche Geschlechterklischees gibt es vielleicht? Das Gute dabei ist, dass es ein religiöser Text ist, da hat man gleich viel mehr Interpretationsmöglichkeiten …
MJ (lacht): Jaha, in der Tat …
Eva: Wenn da zum Beispiel steht, dass Frauen einen besseren Modegeschmack haben, dann denk ich mir: Was will uns das Monster wirklich damit sagen? Vielleicht mag es mich mal wieder daran erinnern, diese Kategorien zu hinterfragen. Eine Jüdin steinigt auch nicht ihren Nachbarn, der am Samstag arbeitet, nur weil das wörtlich in der Tora steht.
MJ: Und wie kann man beim Frauenorden Les Femmes Farfalle beitreten?
Nadja: Man schreibt einfach eine E-Mail an mich: (Kontakt siehe Link oben). Es dürfen übrigens auch Männer und überhaupt alle Menschen unserem Frauenorden beitreten, wenn sie das möchten. Auch in dieser Hinsicht sind wir sehr flexibel.
MJ: Gut, meine Lieben. Gibt es noch irgendwas, das ihr der Welt mitteilen müsst?
Nadja: Ich möchte nochmals auf die Vorzüge meiner Religion eingehen: Es gibt im Pastafarianismus keine Dogmen. Nach dem Tod kommen gläubige Piraten in den Bierhimmel. Dort befindet sich ein Biervulkan und eine StripperInnenfabrik. Der Pastafarianismus fördert wissenschaftliche Weltanschauungen. Pastafari befürworten alles was gut ist und lehnen alles ab, was nicht gut ist. Toleranz, Glaubensfreiheit, Gleichberechtigung sind Werte, die uns Pastafari sehr wichtig sind. Der Pastafarianismus ist die friedlichste Religion, die es gibt.
Eva: So ist es.
MJ: Ja, so ist es. Ramen.