Martina Schürmann hat heute anlässlich der Absage des September-Auftritts Dr. oec. Josef Ackermanns im Schauspielhaus Bochum auf Seite 1 der WAZ ihren Kommentar der Gefahr zunehmender „Denk- und Redeverbote“ in deutschen Stadttheatern gewidmet; Titel: „Die Kunst der freien Rede“. Mehr „Gesprächskultur“ fordert sie abschließend, damit „Kultur“ sich als „moralische Anstalt“ nicht selbst infrage stelle.
„Die Schaubühne als eine moralischen Anstalt betrachtet“: Schon Friedrich Schiller hatte einst geschrieben, dass der sittliche Einfluss der Bühne den Menschen erziehe und belehre, durch die Vorführung der mannigfaltigen menschlichen Tugenden, Torheiten, Leiden und Laster, dass sie sein Herz schütze gegen Schwächen und ihn belohne mit einem herrlichen Zuwachs an Mut und Erfahrung, Menschlichkeit und Duldung.
„Vorführung der mannigfaltigen menschlichen Tugenden, Torheiten, Leiden und Laster“ – doch, ja, das hätte auch mit einem Auftritt Dr. oec. Josef Ackermanns im Bochumer Schauspielhaus sehr gut gelingen können. Jetzt aber ließ er durch seinen Pressesprecher leider verkünden: „Uns geht es um ernsthafte Diskussionen. Wir machen kein Theater.“
Eben, das musste mal gesagt werden, was hätte Theater auch mit ernsthaften Diskussionen zu tun?
Fast naiv dagegen hatte das Bochumer Schauspielhaus in seinem Spielplan online noch angekündigt:
„Herausforderung Zukunft
Eine Veranstaltung der Hellen Medien Projekt GmbH
Das überparteiliche Projekt „Herausforderung Zukunft“ steht unter der Schirmherrschaft der Friedensnobelpreisträger Shimon Peres und Erzbischof Desmond Tutu sowie der Bochumer Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz. Die Redenreihe versteht sich als Bindeglied zwischen Zivilgesellschaft und Politik und hat zu ihrer sechsten Ausgabe Dr. Josef Ackermann eingeladen. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank wird unterstützt vom früheren bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber (Einführung) und dem Chefredakteur der WAZ Ulrich Reitz (Moderation).“
Nun also ist wieder eine Chance verpasst worden, dass der mittlerweile fast vollständig durchökonomisierte Kulturbetrieb selbst die Bühnen noch für Banker und ihre ‚Unterstützer‘ räumt. Schadeschade, zudem man sicher davon ausgehen durfte, dass im Rahmen der von Schürmann geforderten „Gesprächskultur“ immer mehr Künstlerinnen auch in den Vorstandsetagen globaler Banken und (WAZ-)Konzerne über die „Herausforderung Zukunft“ im Rahmen einer nicht an Kommerz sondern an Kunst orientierten Ästhetik des Widerstands hätten sprechen dürfen.
Aber nicht gleich die Flinte ins Korn werfen: Banker rein ins Schauspiel, Arme raus aus dem Scheinwerferlicht – Kultur als Schandortfaktor Standortfaktor, da müsste doch eigentlich mehr gehen: „Herausforderung Zukunft“.
Wie auch immer, zumindest Kultur als „Anstalt“, das möchte nun wirklich niemand infrage stellen. Deshalb hier ein kleiner Beitrag zur Förderung zukünftiger Gesprächs- und Anstaltskultur. Da Dr. Josef Ackermann bekanntlich nicht nur in Bochum sonst kaum Möglichkeiten hat, seine Positionen öffentlich darzustellen, setzen ‚wir‘ hier ein Zeichen für radikale Meinungsfreiheit und veröffentlichen unten einen Link zu und Auszüge aus Josef Ackermanns Rede auf der diesjährigen Hauptversammlung der Deutschen Bank (26. Mai 2011; es galt das gesprochene Wort).
Für sein Unternehmen führt Dr. Ackermann aus: „(…) ohne ein gesundes Umfeld können wir nicht gedeihen. Gerade als Bank sind wir auf das Vertrauen der Menschen angewiesen.“
Gesundes Umfeld, Vertrauen. Doch das hätte auf der Bochumer Bühne auch einmal gesagt werden müssen. Gesundes Umfeld: krankes geht da eben nicht.
http://www.deutsche-bank.de/medien/de/downloads/RedeACKERMANN_FINAL_deutsch.pdf
„Die aktuelle Krise ist die Folge hausgemachter Fehlentwicklungen in einigen Mitgliedsländern der Währungsunion, die jetzt gemeinsam entschlossen beseitigt werden müssen und, davon bin ich überzeugt, am Ende auch beseitigt werden.
(…)
Die Gesamterträge der Bank im Jahre 2010 betrugen 28,6 Milliarden Euro. Das sind mit die höchsten Erträge, die wir jemals erzielt haben. Wie bereits erwähnt, wurde das berichtete Jahresergebnis vor Steuern in Höhe von 4 Milliarden Euro durch Sondereffekte aus den drei Akquisitionen Postbank, ABN Amro und Sal. Oppenheim/BHF belastet. Ohne sie hätte es bei 6,5 Milliarden Euro gelegen – verglichen mit 5,2 Milliarden Euro im Jahr zuvor.
(…)
Der Konzernbereich Corporate and Investmentbank CIB erzielte einen Gewinn vor Steuern von 6 Milliarden Euro. Dies ist das zweitbeste Ergebnis des Bereichs in der Geschichte der Bank.
(…)
Unsere Investmentbank hat 2010 ihren Kundenstamm weiter vergrößert und viele bemerkenswerte Erfolge erzielt. Im Verkauf und Handel von Kapitalmarktprodukten liegen wir nun schon im achten Jahr in Folge besser als der Durchschnitt unserer Wettbewerber. Im Anleihegeschäft führen wir in Europa die Rangliste der besten Bondhäuser an. Weltweit stehen wir auf Platz 2; wir sind die einzige Bank in der Spitzengruppe der drei Besten, die ihren Marktanteil ausbauen konnte.
(…)
Sie wissen: Unser Motto lautet „Leistung aus Leidenschaft“. Für uns schließt Leistung nicht nur rechtlich, sondern auch ethisch einwandfreies Handeln und die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung ein. Wir sind uns bewusst, dass wir als eine weltweit führende Bank auch besondere Verantwortung tragen. Dieser Verantwortung gerecht zu werden, liegt in unserem ureigenen Interesse. Denn wir sind als Unternehmen Teil der Gesellschaft, ohne ein gesundes Umfeld können wir nicht gedeihen. Gerade als Bank sind wir auf das Vertrauen der Menschen angewiesen.
Als unsere wichtigste soziale Verantwortung betrachten wir es, international wettbewerbsfähig zu sein und entsprechende Gewinne zu erwirtschaften. Nur so können wir die Interessen unserer Kunden, Aktionäre und Mitarbeiter sowie der Gesellschaft, in der wir tätig sind, langfristig wahren. Nur so können wir dauerhaft Wert schaffen – für alle unsere Stakeholder: Als Anbieter von attraktiven Produkten und Dienstleistungen, als verlässlicher Partner für unsere Kunden, als sicherer Arbeitgeber für weltweit mehr als 100 Tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, als bedeutender Steuerzahler und auch als Förderer gesellschaftlich nützlicher Projekte. Allein im Jahr 2010 haben wir weltweit fast 100 Mio Euro – mehr als je zuvor – für solche Projekte aufgewendet, die letztlich auch der Bank selbst zugutekommen.
Frau Schürmann haut in ihrem Kommentar ja leider völlig daneben, wie auch einige andere vor ihr. Nicht die, die gegen den Auftritt von Ackermann sind, haben die demokratischen Werte beschädigt, sondern Ackermann selbst, als er absagte. Ein Zeichen für demokratische Kultur (und persönliche Größe) wäre es gewesen, die Kritiker auf die Bühne zu bitten. Aber Ackermann wollte nur seine Meinung äußern, sich nicht einer Diskussion stellen. Das Ausbreiten EINER Meinung ist aber noch lange kein demokratischer Prozess. Dann wäre nämlich jede Talkshow im Privatfernsehen eine Großtat der Demokratie.
#1 Rambow: Und es ging ja nie darum, den Abend wirklich nicht zuzulassen. Aber schon der Diskurs um den Abend reichte als Vorwand zur Absage Ackermann aus.
Da konnte man halt die Wünsche der Chefetagen nicht mehr ganz reibungslos ans Volk durchreichen (frei nach Walter van Rossum).
Ich empfehle überhaupt, weil’s trotz des Verschwindens der Christiansen Talk-Show immer noch hochaktuell ist:
Walter van Rossum:
Meine Sonntage mit „Sabine Christiansen“. Wie das Palaver uns regiert.
208 Seiten, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2004
„Allsonntäglich entfaltet sich ab 20 Uhr die neue deutsche TV-Dreifaltigkeit: Tagesschau, Tatort, Talk mit Sabine Christiansen. Nach den Mythen der Tagesschau (Staatsmänner, Kriege, Katastrophen, Sport) und den tröstlichen Gewissheiten des Tatorts (Alle haben Dreck am Stecken) sondiert Sabine Christiansen das Gesellschaftsterrain. Unerbittlich stellt sie Fragen, die in das Dunkel unserer Zukunft weisen.
Es treten auf: die Lobbyisten und ihre Statthalter im Parlament. Multimillionäre warnen davor, dass es kurz vor zwölf sei. Aber, bitte sehr, man könne ja auch ins Ausland gehen. Politiker führen entschlossen das Drama der Sachzwänge auf. Die große Koalition der Dauerreformer gibt sich die Ehre. Fast noch wichtiger als das, was gesagt wird, ist, was systematisch nicht gesagt wird. Komplexe Themen werden dramatisch vereinfacht und fortan in diese Richtung öffentlich diskutiert. Insofern eignet sich diese Sendung wie keine andere, um zu begreifen, wohin die Deutschland AG steuert.“
Und noch einmal sei angemerkt: Natürlich ist ein Auftritt von Ackermann kein Skandal – auch nicht auf der Bühne des Bochumer Schauspielhauses. Ein Skandal ist, wie sich viele Personen und Institutionen in Bochum dazu verhalten haben. Dass sich das Schauspielhaus nie klar von der Veranstaltung distanzierte, sondern die PR-Nummer zum Ausdruck der demokratischen Diskussionskultur zu stilisieren versuchte. Genauso etliche Personen in der Stadtverwaltung. Sie alle wurden jetzt durch die feige Absage von Ackermann Lügen gestraft. Sie müssen jetzt erklären, warum Ackermann so offensichtlich jede Kontroverse scheut. Ich möchte nicht in ihrer Haut stecken. Denn jetzt müssen Otilie Scholz und Herr Reitz auch noch erklären, warum sie bereit waren, sich mit einem Mann auf eine Bühne zu stellen, der so zynische, unsinnige und ekelhafte Sätze durch seine Presseabteilung verbreiten lässt wie: „Uns geht es um ernsthafte Diskussionen. Wir machen kein Theater.“
Wäre das Theater tatsächlich so blutleer, wie Herr Ackermann hier suggeriert, er hätte das angekündigte Volkstheater auf dem Vorplatz nicht scheuen müssen. Die ganzen lächerlichen Künstler hätte er doch locker diskursiv in die Tasche gesteckt.
[…] noch ein Satz zu Gerd Klage über die Ökonomisierung der Kunst: There ain’t no such thing as a free lunch. Nicht wirtschaften können und […]
Stefan Laurin: „Fast alles was PR-Profi Sascha Hellen macht ist oberflächlich und langweilig“.
Sollten wir nicht Steckel, dem Ensemble des Schauspielhauses und all den anderen dafür dankbar sein, dass sie uns vor ein bisschen Oberflächlichkeit und Langeweile in Bochum bewahrt haben?
@Rambow: Mich hat Steckel er vor nichts bewahrt: Ich wäre da nicht hingegangen. Ich brauche aber auch niemanden, der mich vor irgendwas „bewahrt“ – ich bin schon groß und kann auf mich alleine aufpassen 🙂
# 4 Stefan: Ich wende mich nie dagegen, dass Kulturbetriebe/Kulturvermittler und auch Künstler im wohlverstandenen Sinne die ökonomischen Seiten/das Wirtschaften in ihren Projekten/Institutionen sorgsam zu berücksichtigen, sich da immer wieder zu professionalisieren haben.
Einem schlecht wirtschaftenden Kultur-Schlendrian kaufe ich auch seine vermeintlich hohe Kunst nicht ab. Außerdem hätte er dann gar nicht die Kompetenz, sich dem Stoff ‚Wirtschaft‘ komplex zu nähern, wenn er schon die Micro-Ökonomie seines eigenen Hauses nicht im Griff hätte.
Aber darum geht’s nicht wirklich. Klug zu wirtschaften, das heißt noch lange nicht, sich dem allgegenwärtigen Primat der Ökonomie unterzuordnen.
Fakt ist: Die am stärksten (oft misswirtschaftenden oder umweltschädigenden) subventionierten Bereiche nicht nur in Deutschland sind Banken und Wirtschaft (von Waffenhandel, Müllkartellen, Energie, Umwelt, Pharma bis zu Fukushima, BP-Ölkatastrophen…).
Zu den offenen und versteckten Subventionen kommen Steuervorteile, Abschreibungsmöglichkeiten aller Art, Boni (und immer mal wieder auch Korruption, https://de.wikipedia.org/wiki/Korruption ) usw.usf.
Und der Finanz-Crash hat mehr als deutlich gezeigt: Gefährlicher und menschenverachtender wirtschaften als Finanzkapital&politische Lobby könnten alle Intendanten der Welt zusammen nicht einmal ansatzweise.
Und dennoch wird uns medial aus allen Kanälen tagtäglich die Welt von den Lobbyisten des großen Geldes erklärt. Wiese glaubst du noch, dass da in Bochum ein ‚Gespräch‘ geführt werden sollte. Wer denn mit wem über welche kleinen feinen neoliberalen Unterschiede? Gespräch? Quatsch: Repräsentation.
Wäre mir vorgekommen wie bei einem Sketch, bei einer Floskel aus ‚Loki und Smoky‘ in den „Mitternachtspitzen“ des WDR. Ackermann zu Reitz: Ulli, frag mich mal was, ich muss es ja wissen.
Wie ich unter Bezug auf Walter van Rossum schon zitierte: Das Spannendste wäre dabei noch gewesen, was in Bochum nicht thematisiert worden wäre.
Außerdem: Kritik an einem öffentlichen Auftritt Ackermanns muss möglich sein, zumal es nie um ein ‚Verbot‘ ging und gehen durfte. Also Kritik und Macht zu Verboten nie verwechseln, sonst gehen vollends alle Maßstäbe flöten.
Wenn Ackermann jetzt selbst absagt: So what? Ist Kritik unterschiedlichster Couleur, Qualität und Substanz jetzt untersagt, weil man vielleicht Ackermanns Leader-Gefühle verletzt haben könnte? Ist der jetzt auch schon unfehlbar?
Den Stuss kennen wir doch aus der religionenkritischen Debatte:
Kritik an einigen von Menschen für heilig erklärten Büchern/Dogmen/Wesen/Denkbereichen ist nicht erlaubt, weil religiöse Gefühle verletzt werden könnten. Wer sich jetzt also jeweils für ‚am-stärksten-beleidigt erklärt‘, hat das Recht auf seiner Seite?
Ackermann kann, soll und muss einfach nur nach Bochum kommen, Kritik aus unterschiedlichsten Blickwinkeln aushalten und souverän erwidern. Das kann ihm keiner abnehmen. Auch du nicht, tapfer wie du dich für diskriminierte Minderheiten einsetzt.
Der Mann verdient weit über 10 Mio € im Jahr, gilt als der große/größter Banker weltweit und lässt sich von ein bisschen Steckel- und Feldmann-Blabla umhauen?
Du schreibst oben, man müsse „Ackermann die Möglichkeit zu geben, seine Meinung zu sagen“. Ach du liebe Güte, ist der jetzt ein Verfolgter. Ich gewähre ihm sofort Asyl. Soll etwas Schampus mitbringen.
Ich denke, es müsste viel mehr darum gehen, Freiräume widerständiger Kunst zu verteidigen, statt sie an die Hellens dieser Welt zu verscherbeln. Dazu würde allerdings auch gehören, dass die Theater sie endlich ästhetisch wie politisch wieder besser nutzten.
Mir geht’s – wie Dir und Frau Schürmann – auch immer um die Kunst der freien Rede, aber allmählich sorge ich mich mehr um die letzten (Frei-)Räume für die wirklich freie Rede der Kunst.
Dein höchst lebendiger, intellektuell hoffentlich nicht auch schon untoter Zombie
Gerd
Zum Bluffer Ackermann habe ich gerade auf den Nachdenkseiten einen noch frischen spannenden Beitrag Jens Bergers vom 22. Juli gefunden. https://www.nachdenkseiten.de/?p=10194 .
Irre, wie Ackermann pokert und die Öffentlichkeit im Dunkeln tappen lässt.
„Ackermanns großer Bluff
‚Wir können mit der Lösung nicht unzufrieden sein, schließlich sitzt Josef Ackermann am Tisch‘ – mit diesem Satz zitiert die FAZ „’Reaktionen aus Bankerkreisen‘ zu den ersten Ergebnissen des Euro-Gipfels. Ackermann selbst stapelt jedoch lieber tief und beklagt im ZDF die angeblichen 21 Prozent Abschreibungen, die die Banken „hart treffen“ würden. Doch die Krokodilstränen des Deutschbankers sind unangebracht und zynisch. Wenn man sich das „freiwillige Angebot“ des Bankenverbandes IIF [PDF – 37.4 KB], dem Ackermann vorsteht, näher anschaut, stellt man schnell fest, dass die Banken nahezu ungeschoren bleiben. Von einer Beteiligung des privaten Sektors kann überhaupt keine Rede sein. …“
Dieser Artikel hat sicher Anstrengung beim Entstehen (Zahlennachprüfen, Recherche…) gekostet, also sollte man auch etwas Zeit und Anstrengung beim Verstehen investieren.
@ Gerd Herholz
Gerd, es geht doch beim sogenannten Rederecht für Ackermann nicht darum wie er sich jetzt verhält. Seine Reaktion erscheint auch mir nicht sonderlich souverän sondern eher beleidigt.
Nichtsdestotrotz sollte ein Mensch in seiner Funktion und mit seiner politischen und ökonomischen Meinung in einem Schauspielhaus eine Rede halten dürfen. Auch eine der keine Diskussion folgt, was ich natürlich besser fände. Auch bei den sonstigen Veranstaltungen, auch die des unmittelbaren Theaters, folgt nur in Ausnahmefällen eine Diskussion mit den Autoren und den Schauspielern.
Ich wiederhole es nochmal: Ackermann hat sich nicht um die zukünftige Intendantur im Bochumer Schauspielhaus beworben sondern ist von einem Veranstalter der schon länger das Schauspielhaus ohne öffentliche Widerrede benutzt um einen Vortrag gebeten worden.
Man hat ihn also gefragt, ob er kommen will. Er hat nicht darum gebeten. Jetzt zeigt ihm aber die öffentliche Debatte, dass er in Bochum und erst Recht nicht im dortigen Schauspielhaus willkommen ist. Warum sollte er dann kommen, Gerd? Um zu diskutieren? Z.B. darüber, ob er überhaupt in einem Theater reden darf?
Ich denke, dass ihm seine PR-Abteilung schlicht abgeraten und sich auch den Satz mit dem Theater ausgedacht hat. Als bewussten Affront. Um zu zeigen, dass er es als Konzernchef nicht nötig hat, sich in Bochum von Irgendjemanden vorführen zu lassen. Wie gesagt, nicht sehr souverän. Aber nachvollziehbar.
Ich wusste gar nicht, dass es ein Rederecht für die Bühne des Bochumer Schauspielhauses gibt. Wo kann man das einfordern?
Ackermann war sicher sehr deprimiert als er erstmals erfahren hat, dass ihn nicht alle lieben. Logisch, dass er deshalb sein Recht nicht wahrnahm. Pöse Kritikaster.
# 9 Lieber Arnold, ich versteh’s nicht mehr (im Übrigen auch nicht die Debatten-Härte in Wortwahl und Stil unter Stefans Beitrag). Ackermann hat doch jedes Rederecht, er muss wirklich nur antreten. Ansonsten finde ich Spekulationen über seine vermeintliche „Bochum-bleib-weg-von-mir“-Allergie (frei nach Grönemeyer) vollkommen müßig.
Es hat nie auch nur eine Art Verbot durch Mächtige gegeben, gegen dass man furios kämpfen könnte. Die Diskussion um seinen Auftritt muss Ackermann allerdings aushalten (auch das ist Teil der Meinungsfreiheit), ohne wegen Majestätsbeleidigung abzusagen. Hier wird zum Teil diskutiert, als ob
sich verschwörende Riesenmächte einem regimekritischen Oppositionellen die Meinungsfreiheit per Verbot, Meinungsterror genommen hätten; selbst Vergleiche zu stalinistischen Richtern werden gezogen. Jesses.
Ist wirklich die temporäre/lokale Redefreiheit Ackermanns auch nur ansatzweise in Gefahr oder sind’s nicht die Möglichkeiten von immer mehr Underdogs, ihre Lebensverhältnisse zu diskutieren und – über Bildung – überhaupt erst einmal formulieren zu können?
Was ich mehr und mehr in meinem Umfeld sehe und erlebe, ist allerdings die erdrückende Tristesse des zunehmenden Elends hinter und unter dem sogenannten „Bankenschirm“, der versteckte-offene, schleichend & drastische Sozial- und sowieso Kulturabbbau. Beispiel hätte ich en masse. Weil Reichtum immer sichtbarer privatisiert wird und so der Staat, die Städte, die Kommunen oft dabei helfen, sich selbst auszutrocknen oder austrocknen zu lassen. Und das wird nicht besser. Ganz im Gegenteil. Selbst, wenn sie die Ausgabenseiten in den Griff kriegen würden, das Problem bleiben ausbleibende Einnahmen.
Die euphemistisch sogenannten „Spar“-Diskussionen mit Bezug auf die Leere bei der öffentlichen Hand verschleiern da nur, dass viele ‚private Hände‘ anderswo voller Geld sind, das aber einer solidarischen Gesellschaft entzogen oder verweigert wird. Benefiz, Charity und Sponsoring von oben statt gesichertem Anspruch auf ein menschenwürdiges Leben. (Genug Geld, Gold, Grips wäre da.)
Dafür ganz ursächlich mitverantwortlich weltweit: Banken und Spulanten. Hierzu etwa der Aufsatz von Moewes: „Die Reichen, nicht die Griechen“.
https://www.humane-wirtschaft.de/wp-content/uploads/2010/04/HW_2010_04_S07-13.pdf
Das nenne ich mal: Herausforderung Gegenwart!
Wir können natürlich auch alle und jede Freiheit für Josef Ackermann fordern. Mach ich. Der Mann soll auch gut leben. Ja, möge er sich weiterhin alle Freiheiten herausnehmen! Auch auf Bochumer Bühnen. Man gönnt sich ja sonst nix.
Genau der Mann & Co. & Lobby beeinflusst nun aber vor und hinter den Kulissen einen immens großen Teil der öffentlichen (auch als veröffentlichter) Meinung in Deutschland und darüber hinaus. Dass er daneben übers Bewegen von Geld auch noch große Macht hat: Nicht nur das unterscheidet ihn von seinen Bochum-Kritikern unterschiedlichster Provenienz (und von mir sowieso).
Ansonsten habe ich meine Argumente, soweit ich sie vorbringen wollte, bereits in meinen Beiträgen und Kommentaren hier oben oder unter
https://www.ruhrbarone.de/vom-citoyen-zum-unternehmensbuerger/
entfaltet. Zu ironisch, zu süffisant, wie die von mir bewunderte Britta Heidemann in der WAZ heute schreibt? Immer noch besser als der harte Ton und die überzogene Wortwahl, mit der das Debättchen sonst geführt wird.
Arnold, vielleicht müssen wir, auch in den Nuancen dieser Debatte wieder sagen: Let’s agree to disagree.
Es grüßt der Fast-Urlauber-auf-Balkonien
Gerd
Gerd, deine soziale Analyse teile ich im Wesentlichen. Und was die Ironie betrifft so habe ich sie bezüglich des Ackermann-Auftritts selber sehr deutlich werden lassen. Du erinnerst dich, Ackermann als Magier des Geldes usw.
Das alles hat allerdings nichts mit meiner politischen und kulturellen Position bezüglich des Auftritts eines Bankenchefs in einem Theater, und da steht sowohl Ackermann als auch Bochum nur als Beispiel, zu tun.
Nach deiner und nicht nur nach deiner Logik sollen mächtige Menschen wie z.B. Ackermann in einem Theater nicht reden weil sie doch ansonsten jedes Rederecht haben. Andere haben sich hier sogar dazu verstiegen, dass er so reich sein, dass er sich doch einen eigenen Auftrittsort bauen könnte.
Tut mir leid Gerd, aber das Recht zu reden ist politisch weder daran gebunden ob man reich oder arm noch wie mächtig man ist. Es geht dabei auch nicht darum wer die Mehrheit hat oder ob man vom Inhalt einer Rede begeistert ist oder nicht, geschweige denn von der Person die redet. Auch nicht darum ob diese Person woanderes reden könnte oder wie oft sie sonst schon wo auch immer geredet hat.
Niemand ist gezwungen einer Rede zuzuhören. Weder im Theater noch im Fernsehen. Das eine muss man nicht betreten, wenn dort jemand auftritt der einem nicht zusagt, das andere kann man einfach abschalten. Man kann auch niemanden zwingen zu diskutieren, nachdem er redet. Wenn jemand das nicht will, dann muss er das auch nicht. Zumindest nicht in einer Demokratie.
Du und andere vermengen hier andauernd ihr Gesellschaftskritik bzw. die Kritik an Ackermanns Rolle und Position mit dem grundsätzliche Recht der Redefreiheit. Gerade ein Theater kann aber von dieser Redefreiheit nicht ausgenommen werden.
Hinzu kommt, dass der Titel deines obigen Postings, das ich übrigens wie deine anderen zum Thema sehr gelungen finde, den Eindruck zu erwecken sucht, als würden andauernd Banker in Theatern als Redner auftreten. Wann ist denn je in Bochum ein realer Banker im Stadtheater aufgetreten? Die Kritiker tun so als wäre das deutsche Theater schon lange dramaturgisch und inhaltlich in den Händen der Neoliberalen. Das ist doch Unsinn. Die Ackermanns dieser Welt dominieren eine Menge in dieser Welt, aber nicht die Welt des Theaters.
Gerade deswegen wäre diesbezüglich gerade in Bochum Gelassenheit angebracht gewesen. Ganz im Sinne deines: Let´s agree to disagree. Geäußert habe ich mich erst, als einige Leute meinten sie müssen das Theater in Bochum und als solches vor Menschen wie Ackermann schützen. Nach dem Motto: Was hat ein Kapitalist bzw.ein führender Funktionär des Kapitalismus auf der Bühne eines Theaters zu suchen?
Wieso er da was zu suchen hat, dazu habe ich mich sachlich wie ironisch ausführlich geäußert. Es gibt allerdings hier Leute, die sich schlicht weigern zu lesen, bevor sie schreiben, weil sie hier ihre Vorurteile loswerden wollen. Leute die dabei einen äußerst aggressiven Ton anschlagen und sich dann wundern wenn man sie zurecht weißt oder ganz abschaltet.
Man bekämpft ein System das einem politisch oder sozial oder ökonomisch nicht zusagt nicht in dem man bestimmten Menschen an bestimmten Orten das Reden verbietet, Gerd. Darum ging und geht es mir. Nicht um Herrn Ackermann persönlich. Ich teile weder seine ökonomischen noch seine politischen Meinungen. Ich verteidige nur sein Recht zu reden. Auch dann, wenn er am Ende darauf verzichtet hat.
Ansonsten einen schönen Restsommer auf dem Balkon.
Arnold
@ Arnold Voss
Jetzt zum letzten Mal, danach bin auch ich hier weg, versprochen.
Sowohl Herr Herholz als auch ich und alle anderen haben Ihnen zig Mal gesagt, dass Ackermann jederzeit seine Meinung sagen kann, niemand ihm das verboten hat, er auch im Theater hätte sprechen können und dürfen, dass er es aber eben selber nicht gewollt hat.
Ferner wurden Sie mehrfach darauf aufmerksam gemacht, dass die freie Meinungsäußerung auch für Ackermanns Kritiker gilt. Sie hingegen geben vor, die freie Meinungsäußerung schützen zu wollen und verteufeln wieder und wieder den öffentlichen Diskurs als illegitimes Unterfangen. Diejenigen, die im Unterschied zu Ihnen für eine öffentliche Diskussion eintreten, beschimpfen Sie als Stalinisten.
Das kann in dem Thread zu Laurins Text, wie ebenfalls schon angemerkt, jeder schwarz auf weiß nachlesen. Dabei wird dann zugleich deutlich, dass niemand in den Stellungnahmen auch nur annährend so derb andere beschimpft hat wie Laurin in seinem redaktionellen Beitrag und Sie im Kommentarteil.
Alles Gute, Max
Max, es tut mir leid dass ich jetzt etwas heftiger werde. Aber mir platzt langsam der Kragen.
Sie können nicht mal zwei Worte in Folge lesen. Ich habe vom sogenannten Rederecht geschrieben und sie verkürzen es zum Rederecht (#10). Die ganze Zeit picken sie sich das aus meiner Argumentation raus was ihnen in ihre Vorurteile passt.
Genauso bescheuert ist es mir zu unterstellen, ich verteufele die freie Meinungsäußerung von Ackermanns Kritikern. Ich habe seine Aktionen hier selber schon öfter kritisiert als sie und ich diskutiere die ganze Zeit mit ihnen und anderen Kritikern über ihre Meinung.
Geradzu dummdreist ist es, zu behaupten, dass Ackermann im Bochumer Schauspielhaus nicht reden wollte. Wenn er es nicht gewollt hätte, hätte er nicht zugesagt. Bevor man nämlich absagt, muss man erst mal zugesagt haben. Kapiert?
Sie halten sich offensichtlich für einen großartigen Argumentator, sind aber nur ein mieser kleiner Agitator, Max, und unter Stalin wären sie damit natürlich ganz groß rausgekommen.
Trotzdem alles Gute!
P.S. Sie können sich auch gerne wieder hier melden. Aber, wie man im Ruhrgebiet so schön sagt: hier wird sie geantwortet.
@ Arnold Voß
„sind aber nur ein mieser kleiner Agitator, Max, und unter Stalin wären sie damit natürlich ganz groß rausgekommen“
Arnold, das ist oberpeinlich.
@Max
Lassen Sie sich von Vossibär und Stefan-Renate nicht provozieren.
@ A.
Nennen sie mich bitte nicht bei meinem Vornamen, wenn sie sich hier hinter einem einzelnen Buchstaben verstecken. Mit meinem Vornamen reden mich hier nur Leute an, die ich kenne. Und sollte ich sie doch persönlich kennen, dann fände ich es noch schräger, dass sie mich hier auf diese verdeckte Weise so distanzlos angehen. Auf jeden Fall sind sie genauso feige wie Max, der hier besonders große Töne spuckt aber sich nicht traut unter seinem richtigen bzw. vollen Namen zu schreiben.
Und nun zur Sache. Was ist oberpeinlich? Dass ihnen keine Argumente einfallen? Werden sie inhaltlich. Ich bin es satt mich hier von Leuten anmachen zu lassen die meine Argumente nicht zur Kenntnis nehmen, sich aber trotzdem ein Urteil erlauben und sich nachher wundern, dass ich ihnen an die Karre fahre.
@ Galama
Wer provoziert hier wen, Galama? Auch sie werden hier mir gegenüber gleich ziemlich persönlich ohne auch nur ein Argument vorzutragen. Genauso wie Max der hier auch in diesem Ton eingestiegen ist und sich dann gewundert hat, dass es aus dem Wald genauso heraussschallt wie man hineinruft. Oder wie A. der gleich meint, er müsste mich wie einen alten Kumpel anquatschen.
Sie sind es offensichtlich alle drei nicht gewohnt mit offenem Visier zu streiten, nicht wahr? Sie haben nur eine große Klappe, wenn sie dabei anonym bleiben können. Sie kämpfen hier alle großspurig für die freie Meinungsäußerung, haben aber nicht den Mut das unter ihrem vollen und richtigen Namen zu tun.Das nenne Ich oberpeinlich.
Warum geben sie sich hier nicht einfach zu erkennen und wir treffen uns öffentlich und streiten vor Live-Publikum weiter? Vielleicht im Bochumer Theater? Auf der Bühne?
Sie sind doch alle für den Dialog. Für die kontroverse öffentliche Diskussion. Dazu muss man dann aber auch als Person antreten. Mit Gesicht und Namen. Wie wäre es? Ich hätte Spaß dran. Sie können natürlich auch kneifen wie Ackermann. 😉
Das zielt jetzt NICHT nur auf diese Diskussion ab, sondern leider münden viele interessante Debatten in niveaulose Streitereien, deren Inhalt ungefähr immer folgender ist: A unterstellt B Inkompetenz aufgrund von mangelnder Argumentationsfähigkeit. Das kann B nicht auf sich sitzen lassen, schließlich gilt es die vermeintlich intellektuelle Argumentationsehre zu verteidigen, also wird zum Gegenschlag ausgeholt. Darauf folgt ein ausgedehntes Kommentar-Ping-Pong, wahlweise befeuert von den jeweiligen Getreuen. Ende vom Lied: Die Kontrahenten steigen irgendwann nach gefühlten 1000 Kommentaren aus, beide mit dem Gefühl, das Gegenüber besitze nicht ansatzweise die intellektuelle Durchschlagkraft wie man selbst.
Mag sein, dass ich schlichtes Gemüt den Mehrwert dieses in meinen Augen zähen, ewig gleich ablaufenden Unterfangens, das vor Langeweile kaum zu überbieten ist, einfach nicht erkennen konnte. Falls ja, so möge man mir den tiefgründigeren Sinn hinter diesem Procedere erklären. Ansonsten …. einfach mal ein bisschen mehr GELASSENHEIT und GLEICHMUT.
Sie haben wahrscheinlich Recht, Urmelinchen. Tut mir leid. Aber ist nicht mehr zu ändern, wie ich das sehe.
Hoch verehrter Herr Voß,
ich hatte gedacht, Parchimer Tankstellenpächter, oder wer immer Sie sind, hätten ein wenig mehr Humor oder Geschichtskenntnisse, und würden meine zugegeben niveaulose aber doch eher harmlose Namens-Verballhornung gelassen wegstecken.
Wer einen unbekannten Poster mal mir nichts dir nichts mit den Richtern stalinistischer Schauprozesse vergleicht (die z.B. bei den „Moskauer Prozessen“ von 66 Angeklagten 50 zum Tode verurteilt haben),
https://de.wikipedia.org/wiki/Moskauer_Prozesse
aber bei läppischen Scherzen oder der Ansprache mit dem Vornamen gleich in die Luft geht, sollte vielleicht doch auf das Galama-Nachfolgeprodukt mit der „Kraft der zwei Herzen“ zurückgreifen.
http://www.galama.de
Dies vor allem wenn man glaubt nach solch einer Entgleisung – ohne vorherige Entschuldigung – noch als Diskussionspartner in Frage zu kommen.
„Bei Risiken oder Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder erschlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“
Ihr untertänigster Galama
@ Galama
Danke für den Tip, Galama. Aber so ist das nun mal bei Schauprozessen. Das Urteil ist fertig bevor die Verhandlung stattfindet. Und nur das habe ich gemeint, wenn ich Max die Fähigkeit zugeschrieben habe, ein prima Richter in einem stalinistischen Schauprozess sein zu können. Seine hämisch-herrische Argumentationsweise passt allerdings auch prima dazu.
Wer ich bin kann man leicht rausbekommen, wenn man an meiner Person wirklich interessiert ist, Galama. Eine email an meine Ruhrbaroneadresse und schon hätte ich ihnen persönlich ihre diesbezüglichen Fragen beantwortet. Selbst mit diesem Statement zeigen sie mir nur, dass es ihnen hier nicht um eine ernsthafte Auseinandersetzung geht.
Warum versuchen sie es immer noch mit, wie sie selbst sagen, läppischen Scherzen, Galama, anstatt sich mit meinen Argumenten auseinanderzusetzen? Warum nehmen sie nicht mein Angebot an, mit mir von Angesicht zu Angesicht öffentlich zu diskutieren? Danach wüssten sie auch genau wer ich bin.
Warum meinen sie, nimmt auch Max dieses Angebot nicht an? Er war es, der mich hier zuerst als Agitator bezeichnet hat. Der diesen aggressiven Ton hier reingebracht hat. Solche Leute sind immer ganz verwundert, wenn man ihnen den Spiegel vorhält, und mehr habe ich hier auch nicht getan.
Es bleibt ihnen überlassen, mir wenig Humor und wenige Geschichtskenntnisse zu unterstellen. Sie sind der erste der das in den nun schon langen Jahren meines Mitwirkens hier gemacht hat. Von daher berührt mich das nicht so sehr. Aber sie sollten wenigstens den Mut haben, dass mit ihrem richtigen Namen zu tun.
Ach ja,noch ein kleiner Buchtip der ihnen ihr Wikipedia-Wissen erheblich erweitern wird: Orlando Figes: Die Flüsterer – Leben in Stalins Russland.
„Nach deiner und nicht nur nach deiner Logik sollen mächtige Menschen wie z.B. Ackermann in einem Theater nicht reden weil sie doch ansonsten jedes Rederecht haben. Andere haben sich hier sogar dazu verstiegen, dass er so reich sein, dass er sich doch einen eigenen Auftrittsort bauen könnte. “
@Arnold Voss
Das ist der Punkt und ich bin wirklich besorgt, dass ich hier feststellen muss, dass Bürger einfach nicht sehen, dass dieses Prinzip durch ihr Verhalten ausgehöhlt wird. Dass die Annahme, man könne gezielt dem Vertreter einer politischen Strömung auch nur ein örtlich beschränktes Redeverbot auferlegen ohne dabei Prinzipien insgesamt zu negieren, also die Grundpfeiler unseres Systems zu beschädigen, hier tatsächlich vertreten wird.
Gleiches Recht für alle. Entweder darf dort jeder reden im tatsächlich möglichen Rahmen oder eben keiner. Aber zu sagen, ein Vertreter einer bestimmten politischen Strömung darf nicht ist nichts anderes, als eben dieser Strömung nicht die vollen Bürgerrechte zuzubilligen. Dass dies nicht verstanden wird, ist mir einfach ein Rätsel. Das ist doch unser freiheitliches System. Wie kann es sein, dass Menschen denken, es ist kompatibel mit unserem System, einzelne von Rechten auszuschließen. Es ist dabei völlig unerheblich, ob die woanders reden könnten. Denn der Staat darf nicht sagen, Du darfst hier Du aber nicht. Bei einem ähnlichen Sachverhalt müssen überall alle gleich behandelt werden.
Streiten kann man darüber, ob der Staat dann diese Rechte einschränken kann, wenn es um Personen geht, die eben gegen unser System kämpfen. Ob der Staat ein Recht zur Selbstverteidigung hat, wenn es um Personen geht, die unseren Staat mit den freiheitlichen Prinzipien abschaffen wollen. Also um die Gruppen, bei denen der Verfassungsschutz festgestellt hat, es sind Verfassungsfeinde. Deutschland hat sich dazu entschieden, in der Öffentlichkeit dürfen diese Personen dennoch agieren, wenn sie Verfassunsgfeindliches unterlassen und im Privaten können sie im Grunde wie sie wollen, solange keine Straftatbestände erfüllt sind und auffliegen.
Ackermann ist aber niemand, der ein Verfassungsfeind ist. Es gibt auch nichts Strafbares von sich. Dennoch soll er behandelt schlimmer behandelt werden als ein Verfassungsfeind, indem ihm einzelne absprechen, auf einer städtischen Bühne reden zu dürfen.
Es ist aber DAS PRINZIP schlechthin unserer Verfassung, alle sind gleich zu behandeln. Es kann daher nicht sein, dass vom Staat respektive der Stadt hier, gefordert wird, dass diesem kein Rederecht erteilt wird – es wurde nicht gefordert, dass keiner dort sprechen soll außerhalb von Aufführungen, sondern gezielt dem Repräsentanten einer bestimmten Richtung abgesprochen, dass er dieses Recht habe. Er habe es quasi verwirkt durch seine Unternehmensführung.
Eine solche Denke ist stramm antidemokratisch und wer das nicht sieht, hat, mit Verlaub, in meinen Augen, unsere Verfassungssystem nicht verstanden. Solange sich an Gesetze gehalten wird und unser freiheitlicher Staat nicht abgeschafft werden soll, hat jeder die gleichen Rechte gewährt zu bekommen. Wer das nicht einsieht, denkt, bestimmte Gruppen oder Personen, dürfen nicht mehr, weil ihnen das Handeln bei denen nicht passt obwohl alle gesetzlichen Rahmen eingehalten werden, verhalten sich zutiefst undemokratisch und sind es, die eben unser System nicht verteidigen, sondern unterlaufen wollen.
Und noch mal, diese Rechte gelten überall und die Aussage, der kann doch woanders reden, ändert rein gar nichts daran, dass es derjenige nicht verstanden hat, denn diese Rechte haben überall zu gelten.
Ich habe in meinem Post oben falsch zitiert. Das wollte ich zitieren und darauf nahm ich Bezug:
„Tut mir leid Gerd, aber das Recht zu reden ist politisch weder daran gebunden ob man reich oder arm noch wie mächtig man ist. Es geht dabei auch nicht darum wer die Mehrheit hat oder ob man vom Inhalt einer Rede begeistert ist oder nicht, geschweige denn von der Person die redet. Auch nicht darum ob diese Person woanderes reden könnte oder wie oft sie sonst schon wo auch immer geredet hat.
Niemand ist gezwungen einer Rede zuzuhören. Weder im Theater noch im Fernsehen. Das eine muss man nicht betreten, wenn dort jemand auftritt der einem nicht zusagt, das andere kann man einfach abschalten. Man kann auch niemanden zwingen zu diskutieren, nachdem er redet. Wenn jemand das nicht will, dann muss er das auch nicht. Zumindest nicht in einer Demokratie.
Du und andere vermengen hier andauernd ihr Gesellschaftskritik bzw. die Kritik an Ackermanns Rolle und Position mit dem grundsätzliche Recht der Redefreiheit. Gerade ein Theater kann aber von dieser Redefreiheit nicht ausgenommen werden.“
@Steff
Als Hausherr kann ich sagen diese Person hat hier kein Rederecht. Auch das ist Demokratie. Sie brauchen hier nicht mit Verfassungsrechten ankommen. Sowas von Biederei. Sie stehen hier nicht vor dem obersten Verf.gericht sondern im Theater.
Ich hätte es zwar spannender gefunden wenn man Ackermann eine spannende Person wie zum Beispiel den leider zu früh verstorbenen Schlingensief gegenübergestellt hätte, da wäre ich sogar hingegangen und hätte mir die Vorstellungen angehört. Nun denn. Wer hat nochmal abgesagt, und zwar nicht wegen Verletzung von Verf.rechten, sondern einfach lapidar ‚dann komme ich nicht‘.
@MIR
Das Theater wird von öffentlichen Mitteln, sprich dem Steuerzahler finanziert, ist eines staatliche Einrichtung, indem die Stadt dieses betreibt und von daher haben hier sowohl vertikal als auch horizontal sämtliche Grundrechte uneingeschränkt Geltung.
Sie als Privatperson können bei sich zu Hause von dem von Ihnen angeführten Hausrecht Gebrauch machen, aber eine staatliche Einrichtung darf dies nicht in der Form. Es erstaunt, dass Sie dem Staat hier durch die Staat das Recht einräumen wollen, nicht jeden gleich zu behandeln und Grundrechte damit außer Kraft zu setzen.
Die Grundrechte binden den Staat. Er ist der Adressat. Der Bürger nur mittelbar. Die Grundrechte sollen den Bürger vor Willkür schützen. Und eben diese Willkür billigen Sie, dem Staat zu, indem sie sagen, er darf als Hausherr Gruppen bzw. Personen ausschließen, nicht weil sie nicht an Gesetze halten, sondern weil sie dem Staat hier dem Theater nicht passen.
Die ganzen Errungenschaften des freiheitlichen Rechtsstaates wischen Sie damit einfach mal so vom Tisch. Mir Verlaub, das finde ich unfassbar.
@Steff
Es gibt derzeit niemanden den sie verteidigen müssen. Ihre theoretische Verteidigung ist nur heisse Luft.
Die Demokratie gerät aus den Fugen, wenn sich ein Steuerzahler berufen fühlt die Grundrechte eines Mannes der Elite zu verteidigen, weil ihm kein Raum zu narzistischen Darstellung gegeben wird.
Der Staat ist verpflichtet Menschen ohne Ansehen der politischen Meinung, Religion etc. zu behandeln. Das ist eine der wertvollsten Errungenschaften und schützt den Bürger nicht nur vor Willkür vor dem Staat, sondern die Gesellschaft insgesamt vor einem totalitären Staat.
Und Sie sagen nun, es sie Biederei, wenn man darauf besteht, dass der Staat – hier die Stadt, welche das Theater unterhält – diesen Grundpfeiler unserer Verfassung einhält?
Dann haben Sie sicher auch nichts dagegen, dass Schüler mit unliebsamen politischen Meinungen der Schule verwiesen werden. Denn die macht ja nur von ihrem Hausrecht gebraucht.
Selbstverständlich hat eine Schule und auch ein Theater Gestaltungsspielraum. Die haben aber nicht das Recht, willkürlich nach politischen Ansichten Bürger zu behandeln.
Es ist wirklich erstaunlicher, dass hier die Grundfeste unserer Gesellschaft als verfassungsrechtliche Biederei abgetan werden. Das sind für mich Werte, für die es sich zu kämpfen lohnt. Die Generationen vor uns haben das errungen und Sie wischen es als Biederei vom Tisch. Da kann man nur noch mit dem Kopf schütteln.
@ MIR # 25
1. Ackermann ist kein Politiker, er muss also mit niemanden seine Meinung diskutieren.
2. Ackermann wurde eingeladen, er hat sich nicht um eine Rede im Bochumer Stadttheater beworben.
3. Ackermann hat abgesagt nachdem in der Bochumer Lokalpolitik und darüber hinaus darüber diskutiert wurde, ob so Jemand wie er überhaupt in einem Theater reden dürfte.
Ich hätte übrigens auch besser gefunden, wenn er trotzdem geredet und eine Diskussion zugelassen hätte. Z.B. mit dem ehemaligen Finanzminister und Linken-Politiker Oskar Lafontaine anstatt einer Einführungsrede von Edmund Stoiber.
Da wäre ich dann auch hingegangen. Aber wie gesagt, Ackermann ist kein Politiker und die Stadt Bochum interessiert ihn sehr wahrscheinlich genauso wenig wie die lokalpolitische Diskussion um seine Person. Ich denke, dass nicht er sich blamiert hat, sondern die Stadt Bochum.
Aber letztlich ist mir egal, was Ackermann motiviert hat abzusagen. Mir ging es hier bei meiner Argumentation nicht um die konkrete Person sondern um das demokratische Prinzip.
Bleiben sie auf dem Teppich, sie übertreiben die Situation maßlos. Ackermann hat seine Meinung schon geäußert, ob mit oder ohne ihre Verteidigung. Die Verfassung steht auch noch.
Einzige KRitikpunkt von mir aus ist, dass man daraus was spannendes hätte machen können als so ideenlos Reden verbieten. Dass es aber ausgesprochen wird ist auch kein Problem, man muss das Geschwätz nicht von jeden unterstützen. Auch ich bin Bürger und finde die REaktion noch angemessen.
@ MIR # 27
„Die Demokratie gerät aus den Fugen, wenn sich ein Steuerzahler berufen fühlt die Grundrechte eines Mannes der Elite zu verteidigen, weil ihm kein Raum zu narzistischen Darstellung gegeben wird.“
Was machen sie eigentlich, wenn sie hier vor Publikum schreiben MIR. Keine Selbstdarstellung? Denken sie, dass andere die wesentlich weniger Bildung als sie genossen und viel weniger Geld haben als sie – die soll es in Deutschand übrigens geben – sie nicht auch relativ zu sich selbst für die Elite halten?
Grundrechte gehören verteidigt, MIR. Es sind nämlich auch die ihrigen. Schon mal drüber nachgedacht anstatt hier so einen elitär herablassenden Satz abzulassen?
Ach, und nochwas: Theorie ist keine heiße Luft. Fragen sie mal einen Wissenschaftler in ihrer näheren Umgebung.
@ MIR # 30
Das Problem ist, dass das von ihnen zurecht so genannte ideenlose Geschwätz Wirkung gezeigt hat und zwar eine, die nicht gut für die Stadt Bochum ist.
Das soll nicht heißen dass ich das Verhalten von Ackermann für richtig halte bzw. dass es keine Kritik an dieser Veranstaltung geben darf. Ganz im Gegenteil. Aber die Kritik selbst war mindestens so borniert wie die Reaktion Ackermanns auf sie.
Ich bin unbedingt dafür, dass führende Vertreter der Deutschen Bank auch einmal ihre besten Bühnen, beispielsweise anlässlich einer Aktionärsversammlung, Kabarettisten zur Verfügung stellt. Als ersten Redner schlage ich Herrn Volker Pispers vor…
Ich versteh‘ es auch nicht.
#14 Was ist ein „sogenanntes Rederecht“ im Unterschied zu einem tatsächlichen Rederecht?
#23. Welches Recht wurde von wem mit Füßen getreten?
#32 Welcher Schaden ist für Bochum entstanden – und wie hätte der vermieden werden sollen?
Ich hoffe diese Fragen sind legitim und sie lassen sich kurz und KONKRET beantworten.
@ Tobias David
Das sogenannte bezog sich auf die öffentliche Debatte. Dort wurde von eben diesem Rederecht für Josef Ackermann geschrieben und gesprochen. Da ich weiß, dass es kein natürliches Rederecht in einem Schaupielhaus gibt, habe ich von einem sogenannten Rederecht gesprochen.
Der Schaden für Bochum ist, das diese Gemeinde sich nun endgültig als Provinzstädtchen geoutet hat. Mag sein, dass das der Mehrheit der Bochumer nichts ausmacht. Ich findes es schade.
Ich weiß allerdings nicht, wie der Schaden hätte vermieden werden sollen, Tobias. Öffentliche Diskussionen sind ein wichtiger Teil der Demokratie. Auch dann wenn man die dort vorgebrachte Kritik nicht teilt.
Aber Ackermann ist kein Politiker, geschweige denn ist er Stadt Bochum persönlich verbunden. Er ist ein Global Player. Genau deswegen nimmt er auch keinen Schaden, wenn er absagt um sich keiner Debatte auszusetzen.
Darüber kann man sich empören, aber es nützt nichts. Den schwarzen Peter hat nicht er sondern Bochum.
Aber man kann das natürlich auch ganz anders sehen. Z.B. als Sieg der Demokratie über einen Global Player. Oder als Beweis, dass Ackermann kein Demokrat, bzw. feige oder was auch immer ist oder nicht ist.Das überlasse ich ganz ihnen, Tobias.
Ansonsten empfehle ich ihnen die Videos die ich im Comment Nr. 6 zum Posting „Mich mangeln die Wörter“ (5) – Heute: RESPEKT! von Gerd Herholz zusammengestellt habe.
#35
Mir ist der Begriff „sogenanntes Rederecht“ nach wie vor unklar und in keiner öffentlichen Debatte aufgefallen. Eine Quellenangabe wäre sehr angebracht.
Woran machen Sie welchen Schaden fest und wen dafür verantwortlich?
(Youtube ist keine Antwort auf an Sie gestellte Fragen, die Sie natürlich nicht beantworten müssen)
Tobias, es ging bei der öffentlichen Debatte darum mit welchem Recht der Chef der Deutschen Bank im Bochumer Stadttheater bzw. überhaupt in einem Theater reden darf. Das nenne ich ein sogenanntes Rederecht, weil es kein juristisch einklagbares Recht ist.
Schon mal was von einem Imageschaden gehört, Tobias? Soll ich ihnen den jetzt auch noch erklären?
Nochmal zum Schluss:
1. Provinz ist wenn die Öffentlichkeit in einer Stadt diskutiert, ob der Chef der größten Bank des Landes in ihrem Theater reden darf oder nicht, und zwar weil er ein Banker ist.
2. Provinz kann man nicht verhindern.
3. Provinz ist keine Frage von Schuld bzw. Verantwortung sondern ein bestimmtes Verhältnis zur Welt außerhalb des eigenen Erlebnishorizontes.
Wenn ihnen das jetzt immer noch unklar ist, kann ich ihnen nicht mehr helfen bzw. empfehle ich ihnen eine virtuelle oder reale Bibliothek aufzusuchen.
(Ach ja, haben sie irgendwo gelesen, dass die von mir empfohlenen Videos als Beantwortung ihrer Frage gedacht waren? Oder muss ich ihnen jetzt auch noch das Wort „ansonsten“ erklären?)
#37: Ach, ein Imageschaden existiert nur für diejenigen, die das Ergebnis der Debatte stört. Und „provinziell“ ist in diesen Zeiten, wo alles mindestens global zu sein hat, ohnehin nur ein anderes Wort für Widerspenstigkeit.
Man kann es naiv finden, wie Steckel und Co. das Theater als (letzten?) Schonraum begreifen, als einen Ort, der vor dem Zugriff und den kulturellen Zumutungen des so genannten Finanzkapitalismus verteidigt werden muss – undemokratisch ist das nicht. Wenn ein Ackermann am Schauspielhaus nicht willkommen ist (ein Verbot hat Steckel nicht gefordert), dann ist das eher ein Zeichen dafür, dass in Bochum noch nicht alle postdemokratisch weggedöst sind.
#37
Nein Danke, Sie müssen mir nicht noch weiter helfen und das Wort „ansonsten“ erklären. Ich habe jetzt verstanden, dass die Metropole Bochum durch einen offenen Brief von Frank Patrick-Steckel zu einer stalinistischen Provinz gemacht wurde. Vielen Dank für Ihre freundlichen Bemühungen.
@ Mimi Müller
Ich finde ihrer Vorschlag gleichzeitig vsionär und klasse. Wir wären mit der Demokratie in diesem Lande ein ganzes Stück weiter wenn z.B. Ackermann in einem Theater vorträgt und anschließend mit dem Publikum diskutiert während z.B. Volker Pispers vor einer Aktionärsversammelung z.B der Deutschen bank auftritt und anschließend mit den Aktionären und dem Vorstand diskutiert. Und das alles ohne große Debatte darüber ob das überhaupt so sein darf.
P.S. Sie glauben garnicht wieviel Leute jetzt schon bei Volker Pispers klatschen die als Aktionäre ihr Geld genau da anlegen wo es die höchste Rendite gibt.
@ DH 38
Natürlich kann man das so sehen. Ich dagegen finde das Ergebnis der Debatte undemokratisch und für mich äußert sich Widerspenstigkeit nicht dadurch, dass man darüber Debattiert ob ein Banker in einem Theater überhaupt reden darf. Redeverbote sind eben keine Widerspenstigkeit sondern Borniertheit.
Statt ein Debatte darüber zu führen wer wo reden darf oder nicht hätte man auch parallel zu Ackermanns Auftritt, egal ob mit oder ohne Diskusion mit dem Publikum, ein kritische Debatte über das Bankenwesen und die Banker führen können. Einschließlich eines entsprechenden Beitrags der Schaupieler.
Patrick Steckel ist übrigens nicht gerade für eine demokratische Ensembelführung bekannt und hat während seiner Zeit als Intendedant in Bochum ein Vielfaches des Durschnittseinkommen der Bochumer Bürger verdient. Er hat es später woanders getan und ist auch ansonsten bestens ökonomisch abgesichert. Da sei ihm gegönnt den er hat dafür mehr oder weniger erfolgreich gearbeitet.
Wieso Sojemand aber jetzt berufen ist das Theater gegen die Reichen und Mächtigen in Schutz zu nehmen erschließt sich mir leider nicht auf den ersten Blick. Reichtum und Macht ist nämlich immer relativ. Und beides ist prinzipiell kein Grund Jemanden wo auch immer das Reden zu verbieten.
Im übrigen hat sich das Ruhrgebiet im letzten Jahr als sehr weltoffen darzustellen versucht. Übrigens auch mit Hilfe von Sponsorengeldern aus privaten in der Mehrzahl von Managern geleiteten Unternehmern die am Weltmarkt operieren. Auch das kann man kritisieren. Aber eben nicht in dem man darüber diskutiert wer von den Reichen und Mächtigen wo reden darf sondern in dem man darüber diskutiert wie Macht und Reichtum entsteht und wie es sich auf eine Gesellschaft auswirkt.
@ Tobias David
Wahrscheinlich ist auch meine zweite Antwort für sie unbefriedigend. Aber sie wollten sie nun mal nicht lang und ausführlich sondern kurz. Nichtsdestotrotz würde ich ihnen nun gerne auch ein paar Fragen stellen. Und zwar so, dass wir das Dilemma des sogeannten Rederechtes umgehen in dem ich sie in der Rolle des Hausherren des Bochumer Theaters befrage.
Also nach dem Motto, wenn sie der Intendant des Bochumer Theaters wären, was würden sie tun bzw. was hätten sie getan. Sie würden sozusagen als nur vorgestellter Intendant auf meine Fragen antworten. Ich würde ihre Antworten natürlich ohne weiteres Nachfragen akzeptieren. Wären sie unter diesen Bedingungen dazu bereit? Wenn nicht, würde ich mir natürlich die Mühe sparen wollen, meine Fragen überhaupt zu stellen.
#42
Sparen Sie sich weitere Anstrengungen. Ich möchte hier nicht weiter Zeit vergeuden.
Zu Ihren etwaigen Fragen ganz kurz: Ein Theater ist ein Theater. Es ist keine Parteizentrale oder Public-Relations-Agentur, keine Turnhalle und kein Bahnhof. Ein Intendant sollte versuchen, dem Zweck seines Hauses gerecht zu werden und Aufführungen von möglichst hohem künstlerischen Rang zu realisieren. Er sollte sich dagegen verwahren, seine Einrichtung von anderen Zwecken als der Schauspielkunst in Dienst nehmen zu lassen.
@Tobias David: Als die Waldorf nahe GLS-Bank eine Veranstaltung im Schauspielhaus durchführte gab es in Bochum keinen Aufschrei. Dabei ist die GLS Bank durch die Finanzierung privater Waldorfschulen massiv an der Spaltung der Bildungslandschaft in Deutschland beteiligt.
@ Stefan Laurin #44
beim nächsten Mal – „GLS-Bank eine Veranstaltung im Schauspielhaus“ – machen die Ruhrbarone dann hoffentlich einen „Aufschrei“ … hier bietest du ja schon mal erstklassige Urschrei-Therapie mit Rudolf Steiner an:
https://www.ruhrbarone.de/sommerlachen-rudolf-steiner-detmold-und-die-mission-einzelner-volksseelen/
„Sommerlachen: Rudolf Steiner, Detmold und die Mission einzelner Volksseelen“
#44
Aus meiner Sicht ist es wie gesagt falsch, das Theater für solche Veranstaltungen instrumentalisieren zu lassen. Aus Ihrer Sicht wäre ein „Aufschrei“ gegen die GLS-Veranstaltung doch wohl der reinste Meinungsterror gewesen.
@Tobias: David: Nö, ich finde es ok wenn sich das Schauspielhaus auf diesem Weg neue Einnahmemöglichkeiten erschließt. Ich fand es allerdings albern Ackermann zum Buhmann zu machen, aber die Praktiken und die Ausrichtung der Waldi-Bank nicht zu thematisieren.
#47
Dann hätten Sie das vielleicht auch schreiben sollen. Sie haben sich aber sehr energisch anders positioniert.
Dass ein Theater sich ferner neue Einnahmemöglichkeiten erschließen sollte, indem es sich prostituiert und den Begehrlichkeiten diverser Interessensvertreter hingibt, ist eben Ihre Auffassung von angemessener Finanzierung kultureller Einrichtungen, die ich nicht teile.
#41 Arnold, für eine kritische Debatte zum Bankenwesen brauche ich kein Bankenwesen, das im Schauspielhaus eine Rede hält – das geht auch so. Insofern ist Ackermanns Absage auch kein Grund, am besagten Tag keine kritische Veranstaltung zu machen.
Was Du mir mit Steckels Durchschnittseinkommen und dem Ausflug ins Boulevard („die Reichen und Mächtigen“) sagen willst, erschließt sich auf den ersten Blick, aber auf dem Niveau diskutiere ich nicht.
Noch einmal: Es geht um gesellschaftliche Auseinandersetzungen, und da gibt es Territorien (im übertragenden und im unmittelbaren Sinn), die man beherrscht, erobert, verliert oder verteidigt. Und es gibt nicht nur eine (abstrakte) Öffentlichkeit, sondern deren viele. Die Hellen-Events sind eine davon, die Tradition des Schauspielhauses ist eine ganz andere.
@Tobias David: Solange es keinen Einfluss auf das Programm gibt, sehe ich da kein Problem. Ein Theater ist zumeist eine attraktive, innerstädtische Immobilie die sich in spielfreien Zeiten auch vermarkten lässt. Und da die Politik die Steuergelder lieber dafür ausgibt, überflüssige Beschäftige in den Rathäusern, kommunalen Unternehmen (Nahverkehr), Regierungsbezirken und Behörden durchzufüttern, ist die angemessene Finanzierung nun einmal nicht sichergestellt.