Schon der Titel der Ausstellung: „200 Jahre Krupp – ein Mythos wird besichtigt“ macht mich wahnsinnig. Bislang ging ich davon aus, dass Mythen, die nüchtern besichtigt werden, zur Schau gestellt werden also, ihre Aura in dem Moment verlieren. Revolutionäre kennen sich da aus, weshalb sie nach erfolgreicher Machtübernahme tote Diktatoren präsentieren oder zum Tag der offenen Tür in ehemals hermetisch verschlossene Herrscherpaläste einladen. Besichtigt ist der Mythos tot.
Bei der am Wochenende gestarteten Krupp-Ausstellung im Essener Ruhrmuseum scheint es komplizierter. Denn Krupp war wohl nie ein einziger Mythos, er war polymythologisch, falls es dieses Wort geben sollte. Große Erfindungen wie der nahtlose Radreifen, der Mitte des 19. Jahrhunderts das Eisenbahnwesen und parallel das Essener Unternehmen anschob, der Nirosta-Stahl, das sagenhafte Sozialwesen, der Rüstungskonzern mit seinen Wunderwaffen, der dicken Bertha, die Nähe zu Kaiser Wilhelm II ebenso wie zu Hitler, all das ist vielschichtig und kaum trennscharf zu betrachten.
Mein flaches Kruppbild aus der Zeit des politischen Erwachens wurde von Bernt Engelmann geprägt, wir wussten es doch nicht besser. Es war der Negativmythos. Krupp stand für die übelste Form des Kapitalismus, kassierte in Kriegszeiten sowohl von der Reichswehr als auch auf der Gegenseite, über Lizenzgebühren für Waffentechnologien. Das festigte mein Bild vom Gangsterkonzern, dem scheißegal war, wer da gerade in imperialistischen Feldzügen krepierte, solange die eigene Kasse klingelte. Ach. Zum Glück habe ich die Kurve gekriegt, bevor ich endgültig in der DKP verrottet wäre.
Wenn es um Krupp geht, dreht Essen immer noch durch. Als der Konzern neulich in der Villa Hügel Geburtstag feierte, kamen 150 000 Besucher, um sich ein paar olle Fotos anzugucken. Was man so nur als Außenstehender denken kann. Die Schau wird hervorragend gewesen sein, denn schließlich erfand Krupp schon vor dem hundertsten Geburtstag die Firmengeschichtsschreibung, legte sich ein Archiv zu, beschäftigte die besten Fotografen, Grafiker und Filmleute, um am eigenen Mythos zu stricken.
Nur ist der Krupp-Mythos ein kaum fassbarer. Museumschef Theodor Grütter merkte, wie er in der Vorbereitung jedes Klischee bestätigt fand, gleichzeitig aber auch das Gegenteil davon.
Grütter, schon lange der genialste Ausstellungsmacher des Ruhrgebiets, ist erst seit dem Jahresende als Chef Nachfolger von Ulrich Borsdorf, der Anfang der 80-er Jahre mit einer neuen Ausstellungsidee im Vorläufer-Ruhrlandmuseum Maßstäbe setzte. Das war die Zeit, als der WDR mit dem Mehrteiler „Rote Erde“ dem Ruhrgebiet half, sich seiner selbst bewusst zu werden.
Zur Presskonferenz am Donnerstag erschienen schon rund 50 Journalisten. Bei der Eröffnungsfeier am Freitag war der größte Saal auf Zollverein überfüllt. Tout Essen war da. Natürlich der Oberbürgermeister, natürlich Berthold Beitz, auch Gerhard Cromme. Und in den hinteren Reihen der geschätzte Kabarettkollege Hagen Rether, geschätzte 900 weitere Besucher.
Das ist Essen. Als ich in Dortmund jetzt von Berthold Beitz erzählte, wurde ich von gar nicht so Dummen verschämt gefragt, wer denn, äh… den Namen habe ich schon gehört, hilf mir doch mal, dieser Beitz sei. Bei Cromme hätten alteingesessene Dortmunder reagiert, heftig, da ist der Aufsichtsratsvorsitzende von ThyssenKrupp (und nebenbei Siemens) nicht einer der mächtigsten Industriemanager des Landes, sondern wegen der feindlichen Übernahme von Hoesch 1992 immer noch eines der größten Arschlöcher des Landes.
Krupp ist im östlichen Revier nie angekommen, egal wie groß der Konzern weltweit gerade war. Ich erinnere mich an eine Szene vor ein paar Jahren. Das Ruhrgebiet wollte sich gerade mal wieder weltweit lächerlich machen, indem es sich um die olympischen Spiele bewarb. Das war ein prima Thema für den Geierabend. Ich schwenkte ein Stück Stoff mit dem ThyssenKrupp-Logo, den berühmten Ringen unter dem Rheinstahlbogen und frohlockte: „Prima, die offizielle Olympiafahne. Jetzt nur noch mit drei Ringen“. Der größte Teil des Publikums glotzte mich verständnislos an. Darauf fragte ich den Regisseur, einen Dortmunder, ob er denn wenigstens das Logo erkannt habe. „Klar“, sagte er, zögerte, „das sind doch die Audi-Ringe“.
Bei der Ausstellungseröffnung brachte man Berthold Beitz selbstverständlich und zu Recht Sympathie entgegen und auch Ehrfurcht. Natürlich wird „Mythos Krupp“ nicht vom Konzern oder der Kruppstiftung finanziert oder beeinflusst. Obwohl mehr als die Hälfte der 1500 Exponate aus diesen Quellen stammt. Aber jeder weiß um die Macht des bald hundertjährigen Beitz. Hebt der Senior den Daumen, fließen 50 Millionen in den Neubau des Folkwangmuseums, senkt er ihn, leitest du demnächst nicht mehr das Ruhrmuseum, sondern kannst dich als Aufseher im Heimatmuseum Breckerfeld bewerben.
Eingeknickt sind die Ausstellungsmacher nicht. Sie wählen den Weg der Vieldeutigkeit. Im Zweifelsfall kloppen sie den Mythos klein, indem sie herunter brechen bis auf den Taschenrechner von Arndt von Bohlen und Halbach. Der letzte in der Dynastie, von der Erbfolge ausgeschlossen und mit üppiger Apanage auf die Yacht geschickt, musste dennoch rechnen, „malträtierte“, so steht es tatsächlich im Ausstellungskatalog, malträtierte seinen Canonrechner, „denn auch ich muss haushalten“, wie er einer Bittstellerin mitteilte.
Überhaupt die Familienmitglieder. Arndts Vater, Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, bewohnte, vom amerikanischen Hohen Kommissar Mc Cloy Anfang 1951 amnestiert, nicht mehr in jener pompösen Villa Hügel, sondern in einem Bungalow am Rande des Parks. Dort saß er, nach zwei Scheidungen vereinsamt, und archivierte Schallplatten. Alle Langspielplatten, jede, die in Deutschland erschien zwischen 1954 und 1967. Das Aufkommen war damals überschaubar, es waren nur unwesentlich mehr als 4000. Aber die Buchhandlung Baedeker lieferte. Krupp von Bohlen und Halbach spielte sie einmal ab, nahm sie mit einem Tonbandgerät auf und fertigte Karteikarten an, mit unterschiedlichen Farben für E-Musik, U-Musik und Wortaufnahmen. Titel, Interpret, Spieldauer, Anmerkungen. Sten Getz, afghanische Folklore, Jürgen von Manger. Das hat etwas Zwangsneurotisches. Kleine Verwunderung nach vorsichtiger Internet-Recherche. Das ausgestellte Tonbandgerät Braun TG 1000 kam wohl erst 1970, also drei Jahre nach Alfrieds Tod auf den Markt. Dafür hat es der Architekt der Ausstellung, Hannes Bierkämper, persönlich von zuhause in die Kohlenwäsche geschleppt.
Jedes Ausstellungsobjekt lässt die Kruppgeschichte gleichzeitig erkennen und kippen. Täuschungen und Enttäuschungen gehören zusammen. Die Erfolgsgeschichte des 200 Jahre alten Konzerns lässt sich dabei auch als Geschichte des immer wieder verhinderten Scheiterns lesen. Offiziell ist die Kruppstory die des Tellerwäschers, der Milliardär wurde. Krupp pflegt in der Hagiographie den Mythos vom Stammhaus auf dem Werksgelände, einer armseligen Kate, sozusagen dem „Rosebud“ der Unternehmensgeschichte, von den vier Arbeitern, mit denen alles begann, 1811. Das ist, wie so oft bei Krupp, nur die halbe Wahrheit. Denn die Krupps, ehrgeizige protestantische Glaubensflüchtlinge aus den Niederlanden, sind schon seit 1587 in Essen nachweisbar. Sie kamen rasch zu Einfluss und Geld, bewohnten prächtige Häuser im Stadtzentrum Essens. Als Friedrich Krupp anfing, mit Tiegelstahl herumzuprutschen, hatte seine Großmutter, eine Kolonialwarenhändlerin, schon die Gute-Hoffnungshütte in Sterkrade besessen. Man verfügte über Geld, dass Friedrich systematisch verbrannte bei seinen Versuchen, brauchbaren Stahl zu erzeugen. Er ließ sich mit Scharlatanen ein, holte Teilhaber ins Boot, kam nicht voran und starb hochverschuldet, hatte aber genügend Erfahrungswissen hinterlassen, um die nächste Generation auf den Erfolgsweg zu führen.
Immer wieder gab es Krisen, in der Gründerzeit, nach dem ersten Weltkrieg, als die dominierende Waffenproduktion offiziell verschwand. Krupp baute LKW, Lokomotiven und Schreibmaschinen. Andere Krisen folgten, in den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts. Nach dem Tanz mit den Nationalsozialisten ward das Vermögen beschlagnahmt, wurden Ehrenbürgerschaften aberkannt und Denkmäler vom Sockel gekippt. Es schlingerte weiter. In den 70-ern musste das persische Schah-Regime den Laden mit einer Kapitalspritze und Beteiligung retten. das hat für Furore gesorgt damals. Still haben sich die Ayatollahs nach den Anschlägen vom 11. September 2001 nahezu komplett zurückgezogen, das ist weniger präsent. Krupp ist Stahl, eines der berühmtesten Produkte ist Nirosta. Ausgerechnet diese Sparte soll zum Jubiläum an die finnische Konkurrenz verkauft werden. Eng betrachtet existiert Krupp nicht mehr, ist aufgegangen in ThyssenKrupp. Das glauben aber nur die härtesten Thyssenanhänger. Tatsächlich wurde die Konzernzentrale von Düsseldorf nach Essen zurückgeholt, und der Aufsichtsratsvorsitzende, der einen ehemaligen Thyssenmann an der Vorstandsspitze absägt, heißt immer noch Gerhard Cromme, hat nie für Thyssen gearbeitet und dürfte bald als Chef der Kruppstiftung eine Sperrminorität kreativ nutzen.
Überhaupt der Krupp-Stahl. „Hart wie Kruppstahl“ sollten die Mitglieder der Hitlerjugend nach dem Wunsch des „Führers“ bekanntlich sein. Nun gibt es über 2000 Stahlsorten. Der aus Essen ist zwar notfalls stabil, vor allem aber ist er formbar, flexibel. Manches Objekt in der 12-Meter-Ebene der Ausstellung zeigt das eindrucksvoll.
Die Ausstellungsmacher spielen auf raffinierte Weise mit scheinbar sicherem Wissen. So werden die Besucher begrüßt mit einer Stahlbramme, das ist so ein Monolith, wie man ihn kennt durch Richard Serras Bramme auf der Schurenbachhalde, kleiner zwar, nur 160 cm hoch, aber immer noch 1500 Kilogramm schwer. Er erinnert an Krupps Stahlblock von der Pariser Expo 1855. Unter seiner Last brach seinerzeit der Fußboden des Ausstellungspavillons ein. Krupp schlug aus dem Unfall Kapital und schaffte zur nächsten Weltausstellung einen noch größeren Klotz heran. Die Presse reagierte auf diese Gigantomanie wie erhofft und jazzte die Sorge um die Statik der Ausstellung hoch.
In Essen musste für die Ausstellungsbramme der Boden verstärkt werden. Ironische Wendung: Der präsentierte Stahlblock stammt mitnichten von Krupp. Gegossen wurde er in Dortmund von der Hoesch AG, in den 1950-er Jahren, da hat man sich im östlichen Teil des Ruhrgebiets über Krupp noch kaputtgelacht.
Am anderen Ende der Ausstellungsflucht steht scheinbar ein Coil, das ist ein riesiges zusammengerolltes Stahlblech, wie es beim Walzen in der Warmbreitbandstraße entsteht. So ein Coil wiegt um die 25 Tonnen. Auf einen Quadratmeter Ausstellungsfläche verteilt, würde dieses Gewicht auch ein robustes Industriedenkmal zusammenkrachen lassen. Der Museums-Coil ist deshalb ein Fake, das Gegenteil von authentisch. Das verrät offenherzig der Katalog: „Stahlcoil – Messeobjekt, Standhaft Messebau GmbH, Neuss, 2011, Stahl, Kunststoff“.
Mit der Ausstellung „200 Jahre Krupp – Ein Mythos wird besichtigt“ ist das Ruhrmuseum nach dem Eröffnungstrubel im Kulturhauptstadtjahr angekommen im Ruhrgebiet. Die Ausstellung ist absolut sehenswert, auch für Dortmunder Hoeschianer. Dringend empfohlen wird der schwere, preiswerte Ausstellungskatalog (Klartext, 456 Seiten, 24,80 Euro, 1,7 kg). Das umfangreiche Begleitprogramm sollte man sich auch einmal angucken. Ach ja, und Theo Grütter wird sich nicht in Breckerfeld bewerben müssen.
Bis 4. November 2012. Ruhr Museum Zollverein A 14 (Schacht XII, Kohlenwäsche)
Gelsenkirchener Straße 181
45309 Essen
Martin, ich ziehe den Hut. Besser kann eine Ausstellungsankündigung nicht sein.Ankündigung … welch lächerliches Wort
Wow.
Stimmt, große Klasse! Wie wohltuend hebt sich das ab von den üblichen Ankündigungen, wo vergeblich zu beschreiben versucht wird, was nicht verstanden wurde. Hier kennt einer den Gegenstand und die Umstände und kann beides bei einer Ausstellungsbesprechung auch noch denen vermitteln, denen es bis dahin anders ging.
Ähm, vielen Dank für die Blumen. Ich gehe da erst mal ganz unverkrampft dran, und dann auf Entdeckung. Und in so einer Ausstellung der Dinge gibt es eine Menge zu entdecken, auch wenn man meint, über Krupp schon (fast) alles gelesen zu haben. Aber die Museumsleute helfen auch, mit einem guten katalog, nicht so ein Ding, wie Du es oft bei Kunstmuseen bekommst. War mal in der Gursky-Ausstellung in München, da ließen sich irgendwelche Theoretiker über Zeichentheorie, Semioti und so was aus. Ich wollte eigentlich nur möglichst viele von den Gursky-Bildern mit nach Hause nehmen. Pustekuchen. Die gab es kaum in dem Buch.
Lustige Anekdote am Rande. Nein, zwei Sachen finde ich in dem Katalog lustig.
Über die offizielle Krupp-Geburtstagsfeier 2011 heißt es: „Der eigentliche Festakt fand in Anwesenheit des Bundespräsidenten am Gründungstag der Firma, dem 20. November, vor 200 Gästen in der Villa Hügel statt.“ Den Namen des Präsidenten nennt man gar nicht erst. Der Mann wird still aus der Geschichte gestrichen.
Und dann ist den Museumsleuten ein sympathischer Fehler unterlaufen.
„Stahl entsteht im Feuer, in der Hitze des Hochofens“, heißt es bei Theo Grütter in der Einleitung des Katalogs. So sagte es der Museumschef auch in der Pressekonferenz. Ich habe ihn für den Quatsch liebevoll gerüffelt. Bei der Feier vor den ganzen Promis hielt Grütter sich in der Rede weitestgehend an diesen Text. Nur den Satz korrigierte er. „Stahl entsteht im Feuer, in der Hitze des … Konverters.“ D
Da musste ich dann doch lächeln.
[…] Die Herren der Ringe – Krupp im Ruhr Museum (Ruhrbarone) – […]
Hmm die Ausstellung macht Lust auf mehr, ich werde sie bestimmt besuchen 🙂
@ Martin Kaysh:
Du schreibst: „Und dann ist den Museumsleuten ein sympathischer Fehler unterlaufen. “Stahl entsteht im Feuer, in der Hitze des Hochofens”, heißt es bei Theo Grütter in der Einleitung des Katalogs.“
Stahl ist doch eine Eisenverbindung mit einem bestimmten C-Gehalt (so bis 2% , wenn ich mich nicht irre). Und so ein Gemisch kommt doch wohl aus dem Hochofen raus, oder nicht? Es wird ja wohl nicht umsonst „Stahlabstich“ heissen.
Wo ist da der Fehler?
@Genervter Leser. Wie soll ich sagen? Aus der Kuh kommt auch kein Käse raus. Glaube es mir, oder schau bei Wikipedia nach. Genau verstehe ich die Produktion und die Organisation auch nicht. Aber Roheisenerzeugung und Stahlwerke gehören nicht zwangsläufig zusammen. Das war in Hörde so. Auf der Westfalenhütte wurde das frische Roheisen teilweise in riesigen Konvertern auf Schienen quer durchs Ruhrgebiet transportiert, um in Duisburg zu Stahl weiterverarbeitet zu werden.
Nein, Stahl kommt nicht aus dem Hochofen. Der C-Gehalt ist höher, und die Zusätze, die erst so etwas wie Nirosta entstehen lassen, sind auch noch nicht drin. Es gibt, ohne zu goggeln geschätzt, rund 2000 verschiedene Stahlsorten. Das schafft so ein Hochofen nicht.
@ Martin Kaysh:
Wie soll ich sagen? Nur weil man bei den Ruhrbaronen Artikel reinsetzen darf, ist man noch lange kein Journalist mit Ahnung. Aber gut dass Du zugibst, die Stahlproduktion nicht genau zu verstehen. Das lässt hoffen.
Ich habe bei Wikipedia nachgeschaut und genau deswegen nachgefragt. Natürlich ist Wikipedia nicht fehlerfrei, allerdings steht dort bei Stahl: „Als Stahl […] werden metallische Legierungen bezeichnet, deren Hauptbestandteil Eisen ist und deren Kohlenstoffgehalt zwischen 0,01 % und 2,06 % liegt.“
Um bei der Eisenschmelze keine zusätzlichen unerwünschten Elemente hineinzubringen wird ja auch Koks – und nicht Steinkohle – verwendet. Um die unerwünschten Substanzen aus dem Eisenerz zu bekommen, wird Kalk (je nach Eisenerz und Verfahren) und Koks verwendet.
Es zeigt, dass wir beide noch dazulernen können, was die Stahlerzeugung angeht.
Für einfachen Stahl benötige ich nur Fe und C. Es ist also ein Unterschied ob man von Stahl im Allgemeinen redet oder von Spezialstählen (wie Nirosta) im Besonderen.
Deine Anekdote mit Theo Grütter zeigt in der Tat, dass der RuMu-Leiter nicht allzuviel Ahnung von Stahl hat. Aber das gilt auch für uns beide.
Mh, lieber @ genervter Leser. Auch Lesen und Nichtverstehen wollen geübt sein. Wenn Du mir schon mit Wikipedia kommst, dann LIES! bitte doch einfach mal den ersten Satz des entsprechenden Eintrags zum Thema „Hochofen“.
„Ein Hochofen ist eine großtechnische Anlage, mit der aus aufbereiteten Eisenerzen (meist Oxiden) in einem kontinuierlichen Reduktions- und Schmelzprozess flüssiges Roheisen erzeugt wird.“
(aufgerufen am 01.06.2012, 1.11 Uhr)
Im übrigen hat man jahrhundertelang Roheisen mit Holzkohle erschmolzen. So auch in der Urstätte der Ruhrindustrie, in der St.-Antony-Hütte. Holzkohle und Raseneisenerz, das hat mich wirklich erstaunt, als ich vor ein paar Jahren davon las.
Koks, tja Koks, hat mit Sicherheit keinen geringeren Kohlenstoffgehalt als Steinkohle. Also, noch mal: Deine Zweifel ist ja richtig. Stahl hat einen geringeren Kohlenstoffgehalt als Eisen. Ja. So wie Käse einen geringeren Wassergehalt hat als Milch.
Ach, LIES! einfach noch mal bei Wiki nach oder frage, aber bitte nicht mich. Das Hoeschmuseum fällt mir da ein.
P.S.: Zechen fördern übrigens auch keinen Koks, sondern Kohle.
@ Martin Kaysh:
Wie ich schon schrieb, wir haben beide Nachholbedarf bei diesem Thema.
Das LIES kann ich auch nur Dir empfehlen. Alles was Du nach dem Wiki-Zitat geschrieben hast, hat ja wohl kaum noch etws mit meinem Kommentar zu tun.
Wie kommst du eigentlich jetzt zu dem Nachtrag mit Zechen, Koks und Kohle?
Vielleicht sollten wir uns mal eine Kokereiführung und eine Besichtigung eines Stahlwerkes gönnen. Das könnte vermutlich einige Zweifel, Unwissenheiten und Missverständnisse beseitigen.
P.S.: Das „genervter Leser“ bezieht sich übrigens in keinster Weise auf Dich oder deinen Artikel. Ich habe diesen Namen beibehalten, weil ich ihn bei meinen ersten Kommentaren auf dieser Plattform gewählt hatte – und zwar wegen eines richtig miesen Artikels.
@genervter Leser. Im Wikipedia-Artikel steht, Objekt, was kommt aus einem Hochofen? „Flüssiges ROHEISEN“. Eisen. Keine Stahl.
So wie aus der Zeche Kohle kommt, kein Koks.
So wie Koks ein Weiterverarbeitungsprodukt von Kohle,
ist Stahl ein Weiterverarbeitungsprodukt von ROHEISEN.
Roheisen enthält hauptsächlich das Element Fe und ein paar Sachen, die unerwünscht sind.
Stahl enthält auch viel Fe, wenig unerwünschte andere Bestandteile, dafür oft bewusst zugesetzte Stoffe.
Nein, das meine Beiträge Dich so nerven, dass Du Dir gleich diesen Nick zulegst, habe ich nicht geglaubt.
Ansonsten sollten wir vielleicht kein Stahlwerk besichtigen, sondern eine Hochofen. Besser noch: Eine Hütte.