Die Kosten der Intransparenz

Uhlenberg. Foto: nrw.de

Die Geschichte hier ist kurz und reicht weit zurück. Es geht um eine geschönte Tabelle aus dem nordrhein-westfälischen Umweltministerium, frisierte Daten und viel Geld gegen die Öffentlichkeit.

Wir müssen wirklich lange zurück. Seit fast drei Jahren berichte über einem Giftskandal an der Ruhr. Hier gelangen nach wie vor Perflourierte Tenside, PFT, in den wichtigsten Trinkwasserfluss der Region. PFT  stehen im Verdacht, Krebs zu erregen. Das Gift reichert sich im Körper des Menschen an. Bei zwei Kindern aus dem Sauerland wurden Werte von über 200.000 Nanogramm je Liter Blut gemessen. Das Gift war nach Ansicht von Wissenschaftlern sehr wahrscheinlich über das Ruhrtrinkwasser geschluckt worden. Aber auch über die Umwelt kommt das Gift in die Menschen. Bei einem Angler, der regelmäßig Fische aus der Möhne gegessen hat, wurde ein Wert von über 100.000 Nannogramm je Liter Blut gemessen. Seine Frau hatte noch 67.000 Nannogramm je Liter im Blut. Zum Vergleich: Im Trinkwasser gilt derzeit eine Konzentration von 100 Nanogramm als unbedenklich.

Im vergangenen Januar konnte ich berichteten, dass Umweltminister Eckhard Minister (CDU) in der Tabelle „komkas.pdf“ aktuelle Daten nicht berücksichtigt und in Klärwerken den Anstieg der PFT-Emissionen auf Null gesetzt hatte. Meine Recherchen zeigten außerdem, dass das Ministerium Zahlen offensichtlich frisiert hatte. So fielen die Anstiegs-Daten von Klärwerken, in denen sich die Situation verschlechtert hatte, unter den Tisch. Das Landgericht Berlin bestätigte später meine Ergebnisse. Es hieß: Uhlenberg habe die komkas.pdf "geschönt".

Der Kern meiner Berichterstattung war, dass täglich mehr als 200 Gramm PFT aus den Klärwerken in die Ruhr gelangen. Dies stellt keine Verbesserung der Situation dar – entgegen der Behauptung des Ministers, die Klärwerke würden dank seiner Mühen erheblich weniger PFT in die Ruhr ausscheiden.

Meine Recherchen stützten sich auf Messdaten der Bezirksregierung Arnsberg, die mit den Angaben des Ministeriums verglichen wurden.

Die Daten der Bezirksregierung musste ich mit einer Auskunftsklage vor dem Verwaltungsgericht Arnsberg erstreiten. Ich hatte die Nase voll von den Vertröstungen und Heimlichtuereien.

Interessant ist nun zu sehen, wieviel Geld der Steuerzahler im Zuge des Verfahrens verschleudert wurde, um die Auskunft im letzten Augenblick zu verhindern – zum Glück erfolglos. Nach einem Bericht aus dem Umweltministerium bekam Professor Martin Beckmann von der Kanzlei Baumeister und Partner aus Münster 14.000 Euro für ein Gutachten, um Minister Uhlenberg dabei zu helfen, die Daten geheim zu halten. Hier der Bericht. klack

Ich sag es nochmal klar: Anstatt umgehend im PFT-Skandal für Transparenz zu sorgen, gab Minister Uhlenberg lieber 14.000 Euro aus, um Gründe zu finden, die Daten zum Gift in der Ruhr möglichst lange unter dem Tisch halten zu können.

Zum Glück konnte auch Professor Beckmann keine Gründe gegen die Offenlegung finden und die Daten mussten veröffentlicht werden.

Eine einfache, ehrliche Auskunft durch den Minister wäre umsonst gewesen.

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truetigger
15 Jahre zuvor

Eine ehrliche, einfache Auskunft hätte aber die politischen Entscheidungsträger genötigt, einen Plan zur Unterbindung der PFT-Einleitung zu entwerfen – wohingegen das Unter-Den-Tisch-Kehren eine gewisse Chance bietet, weiter passiv dem Gift zuzuschauen.

Krasse Geschichte – da ist man als Laie einigermaßen überzeugt, deutsche Umweltbestimmungen wären extrem hart – und dann gehen Kernkraftwerke durch Notabschaltungen vom Netz (keiner weiss, wie es zum neuen Kurzschluss in Krümmel kam), dann wird über Jahre unter Mithilfe der Landesregierung Gift im Trinkwasser entsorgt und und und. Irgendwie hatte ich bisher das Gefühl, solche Geschichten wären mit dem Ende der DDR dahin, da ja in einem Rechtsstaat so etwas nicht möglich sein sollte.

Bleibt dran!

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