Umgangssprachlich ist ein Bewusstsein kein sachliches Problem, man hat es als Mensch, auch falls man nicht sagen kann, was es denn sei und worauf man sich sprachlich mit Worten ‚Bewusstsein‘ bezieht. Neurowissenschaftlich ließe sich vermuten, dass Bewusstsein eine Funktion des Gehirns und Nervensystems sei. Diese Antwort würde jedoch Menschen wenig befriedigen, die gewohnt sind, Bewusstsein als etwas a-körperliches zu erleben. Aus solchen inneren Erfahrungen entstand die Annahme einer Zweiteilung in Körper und Bewusstsein oder gar Geist, die heute noch steinzeitlich anmuten kann. Sie reicht bis in Zeiten zurück, in denen der Annahme und dem Glauben nach Geister die Körper belebten. Heute sind es überwiegend noch Menschenkörper, die von Bewusstsein und Geist befangen sind. In der steinzeitlichen Vergangenheit wurde jede Besonderheit auf das Wirken von Geistern zurückgeführt, z.B. das Glitzern des Wassers im Sonnenlicht.
Verzichtet man auf steinzeitliche Spekulationen, besonders weil die Methode der Innenschau (Introspektion) jede Fantasie einlässt, bliebe nichts anderes übrig, als für die Innenschau ein relativ beliebiges Erleben geltend zu machen. Es mag sich ungewohnt anfühlen, aber was Menschen introspektiv erleben, ist gleichgültig, also egal.
Wendet man sich dem menschlichen Gehirn zu, ist beachtenswert, dass es keine statische Aufgabenverteilung gibt. Sind Hirnregionen z.B. beschädigt worden, konnten andere Areale relevante Aufgaben übernehmen. Die neurowissenschaftlich erstellten Kartenbilder des Gehirns helfen wenig, die Funktionen zu verstehen. Und es gibt weitere Werkzeuge, nicht nur das Gehirn, die relevant sind: Mathematik, Sprache, Bilder, Noten / Klänge, vollführte Bewegungen. Mit all diesen Hilfsmitteln ist ein bewusstes Denken möglich, sofern man eine Ahnung von den Bedeutungen der Zeichen oder gar der sprachlichen Bezüge hat. Sieht man vom traditionell veranschlagten Denken ab, das in der Regel nur sprachliche Prozesse umfasst, ohne jedoch Sprache zu thematisieren, ließe sich von verschiedenen kognitiven Leistungen sprechen, mathematischen, bildnerischen, musikalischen, tänzerischen und sprachlichen. Gerade weil Hilfsmittel eingesetzt werden, lassen sie sich auch unabhängig von einer Frage nach kognitiven Prozessen thematisieren. Leider nehmen die Gesellschaften die Diskussionen über Zeichen und Sprachen nicht einmal zur Kenntnis. Bildungstheoretisch sind wir Letzte Welt!
"Neurowissenschaftlich ließe sich vermuten, dass Bewusstsein eine Funktion des Gehirns und Nervensystems sei."
Warum vermuten? Letztens habe ich irgendwo gelesen das Bewußtsein im Gehirn erzeugt wird und so wie es da stand dachte ich eigentlich das wäre wissenschaftlich bewiesen.
Was will uns der Autor sagen? Die Zeichen und die Sprache kommen mir sehr unklar vor. Oder ist meine esoterische Hirnregion gerade wieder ausgefallen?
Bei aller persönlicher Anerkennung, aber Reinhard ist ein Meister des Ungefähren mit starker Tendenz zur Eigen- und Fremdverwirrung. Aber als Denkimpulse sind seine Beiträge nicht zu unterschätzen. 🙂
@ # 1 Es ist im Konjunktiv von einer Vermutung die Rede, die sich zudem auf Gehirn und Nervensystem bezieht, nicht nur auf das Gehirn. Ich habe den Konjunktiv gewählt, weil auch andere Haltungen besprochen werden. Für Leute, die die anderen Positionen vertreten, ist schlicht Bewusstsein etwas anderes, gleichgültig was neurowissenschaftlich erkannt wird.
@ # 2: Es steht alles im Artikel, der sich übrigens gegen esoterische Richtungen ausspricht. Es mag sein, dass im Ruhrgebiet eine Liste von Fakten mehr Anklang findet. Für eine solche Liste benötigte man jedoch keinen Artikel.
[…] sondern auch in der neurowissenschaftlichen Forschung. Das war der Anlass für mich, in „Die Letzte Welt“ auf Zeichen und Sprachen auszuweichen, die kaum jemanden […]